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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Match Capablanca-Marshall (08), PGN, Kommentar
- By Kurt Utzinger Date 2012-05-06 17:51
Liebe Schachfreunde

Wie konnte es kommen, dass ein Neuling in der damaligen Schachszene,
nämlich José Raoul Capablanca, den stärksten und turniererfahrenen
Spieler der USA, Frank Marshall in einem Match des Jahres 1909 nicht
nur besiegen, sondern gar zerschmettern konnte. Die Beantwortung
dieser Frage hat mich schon lange gereizt. Deshalb habe ich alle
Partien genauer unter die Lupe genommen und auch kommentiert. Diese
kommentierten Partien werde ich sporadisch hier ins Forum stellen.
Wie immer wäre ich für  Anregungen und Verbesserungsvorschläge
aus der Community dankbar.

Bisher publizierte Partien

1) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=48825#pid48825
2) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=48905#pid48905
3) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=49078#pid49078
4) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=4595
5) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=49161#pid49161
6) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=49219#pid49219
7) http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=4627

Freundliche Grüsse
Kurt

Stellung bevor 4...a6?


Stellung nach 8...c5 und bevor 9.Sf3 (noch besser 9.Sf5!)


Stellung nach 25...Dc3 und bevor 26.Te3!!


Schluss-Stellung


7. Partie unkommentiert, nachspielbar

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


7. Partie kommentiert

[Event "m"]
[Site "New York"]
[Date "1909.05.03"]
[Round "8"]
[White "Capablanca, Jose"]
[Black "Marshall, Frank"]
[Result "1-0"]
[ECO "C62"]
[EventDate "1909.05.03"]
[PlyCount "61"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[Spielstand "5,5-2,5"]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 d6 4. O-O
    {Staerker ist natuerlich 4.d4}
4. ... a6
    {?! Die Antwort des Schwarzen bedeutet allerdings einen glatten
    Zeitverlust, ein sehr wichtiger Faktor in einem fruehen Stadium;
    entweder 4...Ld7 oder 4...Sf6 sind die Normalzuege (Golombek,H). Fuer
    mich schon erstaunlich, was sich Marshall hier freiwillig leistet.
    Wollte er einfach seinen angeblich noch unerfahrenen Gegner aus dem
    Konzept bringen (Utzinger,K). }
5. Bxc6+ bxc6 6. d4 exd4 7. Nxd4 Bd7 8. Re1
    {Ueblicher ist 8.Sc3}
8. ... c5
    {?! Solider ist 8...Le7 mit Entwicklung, zumal es in gewissen
    Varianten hilfreich ist fuer Schwarz, dass das Feld d5 den weissen
    Figuren verwehrt ist (Utzinger,K). }
9. Nf3
    {Weiss spielt positionell und zieht den Springer zurueck, damit die
    Drohung e4-e5 ueber dem Haupte des Schwarzen schweben bleibt. Noch
    besser war jedoch das kombinatorische 9.Sf5! (Golombek,H). Der
    Kommentator hat Recht und Schwarz haette sich nach dem vorgeschlagenen
    9.Sf5! bereits in einer schwierigen Lage befunden (Utzinger,K). }
9. ... Be7
    {Der Versuch eines verzoegerten Fianchettos mit 9...Se7, 10.Sc6 g6?,
    11.e5 fuehrt zu einem verlorenen Spiel fuer Schwarz (Golombek,H).}
10. Nc3
    {Schwarz hat es auch in dem von Capablanca gewaehlten Abspiel schwer,
    so folgt auf den normalen Entwicklungszug 10...Sf6 sehr unangenehm
    11.e5! und dieselbe laestige Riposte wuerde auf 10...Lf6 folgen
    (Utzinger,K). }
10. ... c6
    {Noch verhaeltnismaessig am besten, indem Schwarz den Vorstoss d6-d5
    plant.}
11. Bf4 Be6 12. Qd3 Nf6 13. Rad1 d5
    {So ist es Schwarz gelungen, seinen rückstaendigen Bauern nach vorn zu
    bringen; seine Damenfluegelbuaern erweisen sich aber noch immer als
    schwach und schutzbeduerftig. Der naechste Zug des Weissen erzwingt
    eine weitere Schwaeche am Koenigsfluegel (Golombek,H).}
14. Ng5
    {!}
14. ... d4
    {Das ist erzwungen, denn nach a) 14...0-0, 15.e5 geht ein Bauern
    verloren (und nicht eine Figur, wie Golembek schreibt) 15...c4,
    16.Sxe6 fxe6, 17.Dh3 usw.; nicht besser ist b) 14...dxe4, 15.Dg3 Ld5,
    16.Scxe4 steht Schwarz hilflos da; und schliesslich ist auch c)
    14...c4 nicht entlastend nach 15.De2 Dd7, 16.Sxe6 fxe6, 17.exd5 cxd5,
    18.Dxe6 }
15. Nxe6 fxe6 16. Na4
    {Dieser nirgends kritisierte Zug ist meines Erachtens nicht die beste
    Wahl, die in 16.Dh3! bestanden haette, wonach Schwarz baldigen
    Bauernverlust nicht mehr erhindern koennte (Utzinger,K). }
16. ... Qa5
    {? Schwarz kann seine Entwicklung nicht fortfuehren, weil 17.Dc4
    Bauerngewinn drohte. Zum Schutz des Bauern eilt die Dame herbei, die
    dafuer wieder in der Mitte und am Koenigsfluegel vermisst wird
    (Golombek,H). Das Fragezeichen stammt von mir, denn Schwarz haette
    hartnaeckigen Widerstand leisten koennen mit 16...Sd7, 17.Dc4 e5,
    18.Lg3 Db8, 19.b3 Dd6, denn trotz des Umstandes, dass Schwarz nicht
    mehr an die Rochade denken kann, ist es alles andere als einfach fuer
    Weiss, Fortschritte zu machen. Aber vielleicht war diese Spielweise
    dem Schwarzen nicht ganz geheuer (Utzinger,K). }
17. b3
    {Capablanca zieht diese positionelle Fortsetzung der ebenfalls sehr
    starken, mehr taktisch gefaerbten Variante mit 17.Db3 Kf7, 18.e5 usw.
    vor (Utzinger,K). }
17. ... Rd8
    {Hofft auf 18.Dc4 Kf7 gefolgt von Db5 (Golombek,H), doch mir scheint,
    dass auch hier 17...Sd7 den Vorzug verdiente.}
18. Nb2
    {! Stark und zu baldigem Bauerngewinn fuehrend. Fast gleichwertig war
    aber 18.Dh3. Nun verbietet sich das Schlagen 18...Dxa2??, 19.Sc4 und
    die schwarze Dame hat keinen Rueckzug mehr und ist machtlos gegen die
    Drohung Ta1 (Utzinger,K). }
18. ... Nh5
    {Mit Angriff auf den weissen Lf4, aber nutzlos wie alles andere auch.
    Einmal mehr ist es Capablanca gelungen, seinen erfahrenen Gegner zu
    ueberspielen.}
19. Be5 O-O 20. Nc4 Qb4
    {Die Alternative 20...Db5, 21.Dh3 ist nicht besser.}
21. Qh3 g6
    {Schwarz muss sich mit dem Verlust eines Bauern abfinden und obendrein
    mit einen neuen Schwaeche. Schwarz bereitet jedoch einen verzweifelten
    Gegenangriff vor, der eine aeusserst akkurate Behandlung von seiten
    des Weissen erfordert (Golombek,H).}
22. Qxe6+ Rf7 23. g4
    {?! Dieser zu starken Verwicklungen fuehrende Zug ist objektiv am
    staerksten, doch wundert es, dass sich Capablanca darauf einlaesst und
    er auf den einfachen, zweiten Bauerngewinn 23.Dxc6 verzichtet. Es muss
    wohl so sein, dass Weiss die schoene Verteidigung im 26.Zug bereits
    berechnet hatte (Utzinger,K). }
23. ... Bh4
    {!? Auch das bessere 23...Sg7 haette keine Rettung mehr gebracht. Mit
    dem Textzug packt Marshall die Chance fuer einen gegnerischen Fehler,
    den Capablanca allerdings nicht begeht (Utzinger,K).   }
24. gxh5 Bxf2+ 25. Kh1 Qc3
    {! Nun wird es wegen der fuerchterlichen Drohung Df3 Matt anscheinend
    brenzlig, aber Weiss findet eine wunderschoene Riposte. Verboten war
    natürlich 25...Lxe1, 26.hxg6! und Weiss gewinnt in wenigen Zuegen.}
26. Re3
    {!! Eine schoene Antwort, die alle gegnerischen Absichten zunichte
    macht (Golombek,H).}
26. ... Qxc2
    {Und nicht 26...Lxe3, 27.hxg6! und Matt in wenigen Zuegen.}
27. Red3 Qe2
    {Und nicht 27...Dxa2, 28.Tf3 +- (Utzinger,K). }
28. Nd6 Rxd6
    {Leider erzwungen, weil Alternativen schlechter sind.}
29. Bxd6
    {Schwarz koennte aufgeben, doch versucht er noch einen Trick.}
29. ... Be1
    {Gefaehrlich bis zum Schluss - dennoch kann die Mattdrohung mit einer
    gewinnbringenden Serie von Schachgeboten beantwortet werden
    (Golombek,H).}
30. Qe8+ Kg7 31. h6+
    {Ablenkung mit nachfolgender Eroberung des Tf7, falls der Bauer
    genommen wird oder Matt, sollte der schwarze Koenig nach f6 ziehen
    (Utzinger,K). }
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