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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Diskussionen um 3/4-Punktwertung im Fernschach gehen weiter
- - By Arno Nickel Date 2015-08-26 19:44
Vor ein paar Tagen brachte ChessBase meinen Abschlussbericht in Sachen Offener Brief an den Weltfernschachbund (ICCF) einschließlich der Auswertung meiner im Juni gestarteten Umfrage zum Thema.

Die von ChessBase veröffentlichte englische Version (zusätzlich bebildert und ein wenig redigiert) steht hier:
http://en.chessbase.com/post/how-many-points-should-you-get-for-a-draw

Die deutsche Version kann von meiner Dropbox heruntergeladen werden:
- Abschlussbericht zum Problem steigender Remisquoten (Offener Brief an ICCF): PDF
- Fragebogenauswertung (Offener Brief an ICCF/Umfrage): Excel  (Datei öffnen, um sie mit Excel anzusehen)

Das Feedback auf den Offenen Brief und die Teilnahme an der Umfrage (172 Einträge) waren beachtlich. In dem Bericht wurden so gut wie alle Erweiterungs- und Alternativvorschläge diskutiert. (Es ist auch der hier im CSS-Forum - vor allem von Michael Scheidl vertretene - Vorschlag enthalten, die 3/4-Punktwertung auf das Tiebreak bzw. die Feinwertung zu begrenzen. Ferner sind auch einige neue Ideen dabei.)

Trotz Zurückhaltung, was eine grundsätzliche Einführung der 3/4-Punktwertung (für Pattsieg oder Mehrfigur gegen den blanken König) betrifft, gibt es doch eine klare Mehrheitsströmung unter den Teilnehmern der Umfrage für die Durchführung eines Pilotversuchs.

Kleine Korrektur bzw. Ergänzung zum ChessBase-Artikel:
Die Übersichten zu den Prozentwerten bei den Antworten auf Frage 1-5 bezieht sich im oberen Teil auf die ICCF-Mitglieder (123) und im unteren Teil auf alle Teilnehmer (172). Diese Information ist dort leider verlorengegangen.
Parent - - By Michael Scheidl Date 2015-08-26 23:02 Upvotes 2
Zitat:
Es ist auch der hier im CSS-Forum - vor allem von Michael Scheidl vertretene - Vorschlag enthalten, die 3/4-Punktwertung auf das Tiebreak bzw. die Feinwertung zu begrenzen.

Zwar fühle ich mich geehrt, muß aber zugeben daß ich mich überhaupt nicht erinnere Der Vorschlag klingt so gut, daß ich bezweifle daß er von mir stammt. Die Suchfunktion förderte nichts zu Tage. Ich möchte keine fremden Lorbeeren ernten. Vom Fernschach habe ich allerdings eh praktisch keine Ahnung und somit auch keine Meinung und mein Geschwafel ist nichts wert.

Wie dem auch sei, weiterhin viel Erfolg bei den Bemühungen! Es ist sehr wünschenswert daß Fernschach attraktiv bleibt, was möglicherweise solche radikalen Maßnahmen erfordert. Im Nahschach hingegen möchte ich nichts dergleichen sehen; dieses muß als geschütztes Kulturerbe absolut tabu bleiben.
Parent - - By ? Date 2015-08-27 10:46
Zitat:
Von Michael Scheidl Datum 2012-04-20 15:41
Man könnte die (Haupt-)Punktevergabe unverändert lassen, aber bei einer Feinwertung á la Sonneborn-Berger ein Partieende durch Patt, oder sogar auch wenn eine "Beraubungssituation" remis wurde, für den einen Spieler wie einen Sieg werten. Wobei ich aber f.d. Feinwertung des anderen nichts ändern, also das wie bisher als remis mitrechnen würde.

Klar, daß das bei Buchholz nichts bringt; ich weiß nicht ob letzteres im Fernschach eine Rolle spielt. Jedenfalls, wenn es in einem kompletten Rundenturnier sehr knapp zugeht, könnte obiges bestimmt mitunter über Platzierungen mitentscheiden. Das ganze hängt natürlich vom jeweiligen Reglement an sich ab, d.h. ob und welche Feinwertung, oder werden Tiebreak-Partien benötigt (im Fernschach vermutlich unüblich?).

Wobei ich diesen Vorschlag als eine allgemeine Option sehe, welche ein Turnierveranstalter umsetzen könnte oder auch nicht, nicht nur beim Fernschach sondern z.B. auch beim Freestyle, oder überhaupt überall. Denn da sich an der wesentlichen Punktevergabe nichts änderte, rechne ich damit daß das "Spiel an sich" wie bisher geführt wird und die ganze Endspieltheorie, Studien und sämtliche Engines, Tablebases usw. ihre "Gültigkeit" behalten, was mir ehrlich gesagt sehr angenehm wäre...
Parent - - By Michael Scheidl Date 2015-08-27 16:56 Upvotes 2
Aha, danke. Ich bin ganz meiner Meinung.
Parent - By Kurt Utzinger Date 2015-08-27 20:48
   
- - By Peter Schneider Date 2015-11-21 22:27 Upvotes 2
Hi, stoße heute erst auf das Posting.

Hab mir das mal ausführlich durchgelesen.
Auch ich habe hier schon vor längerer Zeit gepostet, dass nicht zuletzt der Einfluss der Engines zum Remis-Tod des Fernschachs führt.
Ich selbst plädiere ja immer noch dafür, das ein Sieg und eine Niederlage mehr "wert" sein sollten als zwei Remis. Mit der Hoffnung,
dass dadurch die Risikobereitschaft steigt.
Aber was will ich eigentlich sagen:
Die Idee, dass in einer Todremis-Stellung ein Materialvorteil zu einem Punktvorteil führen soll, halte ich für völlig kontraproduktiv,
wenn Risikobereitschaft belohnt werden soll. Denn der "Witz" des Schachs ist für mich immer noch Material zu opfern/riskieren um
dafür Angriffspotenzial zu erhalten. Also ganz im Gambit-Sinne.
Wenn jetzt bauernopfernde Spieler auch noch potentiell mit Punktverlust bestraft werden sollen, wenn sie schließlich mit "weniger" Material in eine Remisstellung geraten,
geht der strategische Sinn des Materialopfers, z.B. vieler Gambits, vollends verloren.
Der Sinn des Schachs darf es nicht sein mit Mehr-Material ein Remis zu erreichen.
Scherz am Rande: Vielleicht sollte eher der Spieler, der mit weniger Material ein Remis erreicht für seine Risikostrategie belohnt werden...
VlG
Peter
Parent - - By Hauke Lutz Date 2015-11-21 23:53
Ich würde ein Punktesystem wie beim Fußball (3 Remis = 1 Sieg) und 0,1 Bonuspunkte für eine Partie die aufgrund eines mittel/langfristigen Opfers besonders Interessant wurde befürworten.

Hauke
Parent - By U. Haug Date 2015-11-22 09:00
Hauke Lutz schrieb:

Ich würde ein Punktesystem wie beim Fußball (3 Remis = 1 Sieg) und 0,1 Bonuspunkte für eine Partie die aufgrund eines mittel/langfristigen Opfers besonders Interessant wurde befürworten.

Hauke


Die Frage dürfte allerdings sein, wer über die Vergabe des 0,1-Bonuspunkts gerecht entscheiden soll.
Parent - By Benno Hartwig Date 2015-11-22 06:27

> das ein Sieg und eine Niederlage mehr "wert" sein sollten als zwei Remis.


Bei Zweikämpfen wie jetzt dem TCEC-Finale hätte das aber keine Wirkung.
Benno
Parent - - By U. Haug Date 2015-11-22 08:58
Peter Schneider schrieb:

Ich selbst plädiere ja immer noch dafür, das ein Sieg und eine Niederlage mehr "wert" sein sollten als zwei Remis. Mit der Hoffnung, dass dadurch die Risikobereitschaft steigt.
Aber was will ich eigentlich sagen:
Die Idee, dass in einer Todremis-Stellung ein Materialvorteil zu einem Punktvorteil führen soll, halte ich für völlig kontraproduktiv,
wenn Risikobereitschaft belohnt werden soll. Denn der "Witz" des Schachs ist für mich immer noch Material zu opfern/riskieren um dafür Angriffspotenzial zu erhalten. Also ganz im Gambit-Sinne. Wenn jetzt bauernopfernde Spieler auch noch potentiell mit Punktverlust bestraft werden sollen, wenn sie schließlich mit "weniger" Material in eine Remisstellung geraten,
geht der strategische Sinn des Materialopfers, z.B. vieler Gambits, vollends verloren.
Der Sinn des Schachs darf es nicht sein mit Mehr-Material ein Remis zu erreichen.
Peter


Meine vollste Zustimmung, Peter!
Der Vorschlag, dass beispielsweise ein Mehrbauer ohne Gewinnaussichten einen Punktevorteil einbringen soll, würde unser Hobby Fernschach bestimmt nicht interessanter machen. Königsgambit oder Morra-Gambit o.ä. würden im Fernschach dann höchstens noch diejenigen spielen, denen die Turnierplatzierung gleichgültig ist.

Zahlen:
Nach 1. e4 e5 betragen die relativen Häufigkeiten für Sieg / Remis / Niederlage: 33% / 43% / 23%
Nach 1. e4 e5 2. f4 betragen die relativen Häufigkeiten für Sieg / Remis / Niederlage: 34% / 29% / 36%
Nach 1. e4 c5 2. d4 cxd4 3. c3 betragen die relativen Häufigkeiten für Sieg / Remis / Niederlage: 29% / 29% / 42%
(Alle Zahlen gemäß Chessbase Powerbook 2015)

Die Remiswahrscheinlichkeit sinkt erfreulicherweise bei Gambits, wobei das Remis häufig so zustande kommt, dass der Gambitspieler mit materiellem Nachteil verbleibt, der aber nicht entscheidend ist.

Und diese Überlegungen gelten ja nicht nur für die Eröffnungswahl, sondern auch fürs Mittelspiel.

Nein, bitte bleibt beim bewährten Wertungssystem. Der Anteil der Remispartien ist in den letzten Jahren zweifellos gestiegen, aber ein FernschachTURNIER zu gewinnen, ist dann doch nochmal was ganz anderes. In der Regel gewinnt der beste Spieler - so soll es sein.

Gruß

Ulrich

P.S.:
Lieber Peter, erinnerst du dich noch an unsere Fernpartie im Halbfinale der IECG-WM 2005?
Parent - By Peter Schneider Date 2015-11-22 17:18
Ja, ich erinnere mich gern, habe aber Fernschach nach Quasi-Auflösung der IECG aufgegeben.

(Nicht nur deswegen, auch Zeitmangel und spätestens seit Rybka3 dem Gefühl, dass eigener geistiger Input
bei der Zugauswahl in Relation zu Computer"vorschlägen" zu selten wurde).

Viele liebe Grüße
Peter
Parent - - By Arno Nickel Date 2015-11-22 14:12
Die Einschätzung, dass Materialopfer potentiell mit Punktverlusten (1/4 statt 1/2 Punkt) bestraft würden, trifft nach meinen Erkenntnissen im wesentlichen nicht zu. Fundierte Opfer bringen immer genügend Initiative ein, um einen Materialnachteil vollauf zu kompensieren. Der Gegner ist meistens gezwungen, Material zurückzugeben, um nicht zu verlieren, oder er muss sich in irgendeine Remisschaukel retten, in eine Blockadestellung oder sonst was. Diese Optionen bleiben auch bei Anwendung der 3/4-Punktregel voll erhalten. Verschiedene Fallbeispiele, wie vor allem die Philidorstellung im Turmendspiel, zeigen, dass die Überleitung in ein einfaches Bauernendspiel mit Materialvorteil nicht erzwingbar ist, wenn man nicht gleichzeitig über einen klaren Stellungsvorteil verfügt, der zu nachhaltigem Zugzwangspiel befähigt.

Also alles Fehlalarm... Und im übrigen - soweit hatten Lasker und Réti, die Hauptprotagonisten der geänderten Remisregel, auch schon gedacht, und noch ein bisschen weiter.

Als Beispiel für eine Opferpartie (Bauernopfer) hatte ich vor einiger Zeit mal eine Partie im ChessBase-Diskussionforum gepostet:
"ICCF Grandmaster 04.07.2015 12:32
Darf man noch opfern? - Natürlich. Man siehe als Beispiel die folgende Morra-Gambit-Partie zwischen Em. Berg (2539) und S. Rocha (Portugiesische Mannschaftsmeisterschaft 2013). Die Partie ist kommentiert in der MegaBase enthalten:
1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3 dxc3 4.Sxc3 Sc6 5.Sf3 d6 6.Lc4 a6 7.0–0 Sf6 8.Lf4 Lg4 9.h3 Lxf3 10.Dxf3 e6 11.Tfd1 Dc7 12.Tac1 Le7 13.Lb3 Tc8 14.Sd5 exd5 15.exd5 Se5 16.De3 Dd7 17.Txc8+ Dxc8 18.Lxe5 0–0 19.Lf4 Dd7 20.Tc1 Ld8 21.Dd4 Te8 22.Db4 Le7 23.La4 b5 24.Lb3 Tc8 25.Txc8+ Dxc8 26.a4 Dc5 27.De1 Kf8 28.Le3 Dc7 29.axb5 axb5 30.Db4 Db7 31.g4 h6 32.Dd4 Sd7 33.De4 Lf6 34.Db4 Da6 35.Lc2 Se5 36.Kg2 Sc4 37.Lc1 g5 38.Ld3 Da1 39.Lxc4 bxc4 40.Dxc4 Lxb2 41.Le3 Lf6 42.Dc8+ Kg7 43.Df5 Dc3 44.De4 Db2 45.Df5 Dc3 46.De4 Db2 47.h4 gxh4 48.Df4 De5 49.Dxh6+ Kg8 50.Kg1 h3 51.Dxh3 ½–½

Weiß opfert im 3. Zug einen Bauern, den er im 18. Zug durch ein typisches vorübergehendes Figurenopfer zurückerhält. Er macht fortan ziemlichen Druck, aber Schwarz hält gut dagegen. Kleine Ungenauigkeiten auf beiden Seiten. Im 38. Zug hätte Weiß - laut Berg - durch b2-b3 (statt 38.Ld3?) und die Folge 38...Da1 39.Lxg5 hxg5 40.bxc4 bxc4 41.Dxc4 einen Bauern gewinnen können mit guten praktischen Gewinnaussichten.

Diese Partie hätte genau so - ohne irgendeine Änderung - nach der 3/4-Punkt-Wertung stattfinden können und hätte dann vermutlich genau so remis geendet, da keine der beiden Seiten einen Vorteil erreichen konnte. Wenn nun Berg 38.b3 mit Bauerngewinn gespielt hätte, wäre es eine offene Frage gewesen, ob dieser zum vollen Punktgewinn, zum 3/4 Punkt oder zum 1/2 Punkt geführt hätte. Auch hier muss ja erst noch von beiden Seiten sehr genau gespielt werden und es ist nicht einfach eine Frage der vielzitierten "Technik", so als ob diese ein Kinderspiel wäre.
Doch zur Hauptaussage zurück: Dass man auf Angriff spielen und opfern kann, wird durch die 3/4-Punkt-Wertung nicht in Frage gestellt."

Wer natürlich irgendwelche spekulativen Opfer im Sinn hat, die letztlich auf Überrumpelung des Gegners abzielen, aber stellungsmäßig nicht fundiert sind, der verdient meines Erachtens zu Recht mit einem 1/4 Punkt wenn nicht gar mit 0 Punkten abgestraft zu werden. Warum sollte sich der ins Remis retten dürfen?
Parent - - By U. Haug Date 2015-11-22 14:46
Arno Nickel schrieb:

Die Einschätzung, dass Materialopfer potentiell mit Punktverlusten (1/4 statt 1/2 Punkt) bestraft würden, trifft nach meinen Erkenntnissen im wesentlichen nicht zu.
(...)
Also alles Fehlalarm...


sagen wir's so: Die Meinungen sind eben sehr geteilt. Ich habe kein Bedürfnis, dich von meinem Standpunkt zu überzeugen.

Ja, die Remisquote im Fernschach steigt wegen der zunehmenden Stärke der Engines. Würdest du mir wenigstens in meiner Einschätzung zustimmen, dass ein ganzes FernschachTURNIER in der Regel schon einen sehr verdienten Sieger findet?

Trotz unterschiedlicher Meinungen auf jeden Fall einen ganz freundlichen Gruß!

Ulrich
Parent - By Arno Nickel Date 2015-11-22 18:51
Auf die Breite aller Aktiven bezogen, mag es zutreffen, dass heute noch in aller Regel ein Turniersieger verdient zum Erfolg kommt. Bei Spitzenturnieren kiommt es häufig ein Kopf-Kopf-Rennen, wo durchaus jeder der Führenden den Sieg verdient hätte, aber das berühmte "Turnierglück" einen immer größeren Faktor bildet, zumal, wenn jeder weniger als 12 Partien spielt. Turnierglück kann zum Beispiel bedeuten, dass jemand in einer absoluten Remisstellung gegen jemanden gewinnt, der die Zeit überschreitet (gerade passiert in einem WM-Kandidatenturnier, in dem ich spiele: hier der Beleg), es kann auch bedeuten, welche Farbe ich gegen welchen Spieler habe. Gegen schwächere Gegner ist es wichtig, möglichst Weiß zu haben, gegen gleich starke oder stärkere ist es zunehmend egal.

Ebenfalls ganz freundliche Grüße
Arno
Parent - - By Peter Schneider Date 2015-11-22 17:13
Zitat:
Wer natürlich irgendwelche spekulativen Opfer im Sinn hat, die letztlich auf Überrumpelung des Gegners abzielen


Materialopfer für Initiative sind immer spekulativ. Den Begriff Überrumpelung halte ich da für eine tendenziöse Geringschätzung von Angriffsbemühungen.
Man sollte vielleicht auch mal untersuchen, welche Gambits in der Fernschachweltspitze überhaupt noch gespielt werden.
Und nicht nur die Remishäufigkeit im Fernschach, sondern auch den Verlust von Gambiteröffnungen beklagen.

Aber ich komme natürlich aus einer Zeit, in der Engines so schlecht waren, dass man sie für ihre (Material)-Gefräßigkeit/Verliebtheit bestrafen wollte.
Und ich bin mir sicher, dass vieler Computerschachinteressierte immer noch begeistert von Partien sind, bei denen sich Engines irrtümlicherweise lange
im Vorteil wähnen. 

Kurzum, mir ist es absolut unsympathisch, wenn ein bauernopfernder Spieler, der mit seinem Angriff aufgrund einer korrekten Verteidigung nicht "durchkommt" und am Ende
mit einem Minus-Bauern (oder gar Minus-Läufer) in einer Remis-Stellung dasteht, für seinen Angriff bestraft wird.

Meines Erachtens sollte eher Offensivgeist statt Material belohnt werden.
Lg
Peter
Parent - - By Ingo B. Date 2015-11-22 17:23
Man kann auch noch 5 oder 10 Jahre jammern und sich mit irgendwelchen Rückzugsgefechten ("Reformen") abmühen  ...

... oder man gibt zu, dass diese Spielart des Schachs von der Realität ein- und überholt wurde und die "guten, alten Zeiten" endgültig vorbei sind.

Gruß
Ingo
Parent - By GS Date 2015-11-22 18:03
+1.

Ich habe sehr lange recht erfolgreich bei der ICCF gespielt, es aber dann
aufgegeben, nach dem die Engines stark genug waren ohne jegliche
Eingriffe seitens des "Spielers" Punkte resp. halbe Punkte zu holen !
Diese "Spielart" unserer Leidenschaft ist längst gestorben ...
Parent - - By U. Haug Date 2015-11-23 08:18 Upvotes 1
Ingo B. schrieb:

Man kann auch noch 5 oder 10 Jahre jammern und sich mit irgendwelchen Rückzugsgefechten ("Reformen") abmühen  ...

... oder man gibt zu, dass diese Spielart des Schachs von der Realität ein- und überholt wurde und die "guten, alten Zeiten" endgültig vorbei sind.

Gruß
Ingo


Lieber Ingo B.,

zumindest ich jammere keinesfalls und habe nach wie vor große Freude am Fernschachspielen. Den "guten, alten Zeiten" nachtrauern - so ein unergibiger Quatsch.
Es ist fraglos schwieriger geworden, mit der Kombination (Eigenes Gehirn + eigener PC) Züge zu finden, die aus der Remisbreite herausführen, aber umso mehr Freude bereiten die seltenen Fälle, in denen es gelingt.

Zweierlei Wertungen für Remispartien einführen möchte ich nicht, das würde auf eine Neufestlegung der  Schachregeln hinauslaufen. Nein, danke.

Freundliche Grüße

Ulrich
Parent - By Ingo B. Date 2015-11-23 13:33
Lieber Ulrich H.

Es war auch nur an dein Posting angehängt weil es zu dem Zeitpunkt das letzte war. Es war und ist deutlich allgemeiner gemeint.
Ansonsten fallen mir da noch Windmühlen ein ...

Egal, ich bin hier raus, habe eigentlich nichts dazu zu sagen und hätte es auch nicht tun sollen, sorry.

Gruß
Ingo
Parent - - By Arno Nickel Date 2015-11-22 19:19 Edited 2015-11-22 19:22
Ich denke nicht, dass Materialopfer immer spekulativ sind. Wenn ich im Wolga-Gambit im 3. Zug einen Bauern opfere, wie übrigens in einer laufenden WM-Kandidatenpartie (1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5!?) weiß ich im Grunde, dass ich für diesen Bauern ausreichend Spiel erhalte. Das gilt so für einige Gambits, vor allem als Weißer (z.B. Damengambit, Königsgambit, Staunton-Gambit). Manche Schwarz-Gambits sind tatsächlich eher "spekulativ" wie z.B. das Englund-Gambit (1.d4 e5). HIer könnte es sein, dass ein Weiß-Spieler sich einen Vorteil erspielt, der am Ende mit einem 3/4-Punkt belohnt wird. Das ist aber drezeit noch völlig offen, abgesehen davon, dass es auf die Spieler und die Spielsituation ankommt.
Ich habe 1966 meine ersten Fernschachpartien als Jugendlicher gespielt, u.a. gegen Russen. Also ich glaube, ich weiß, wovon ich spreche... Ob "Überrumpelung" tendenziös ist? Es ist keine "Geringschätzung von Angriffsbemühungen", sondern kennzeichnet lediglich den psychologischen Ansatz, der in der Nahschachpraxis sehr häufig vorkommt: hoffen, dass der Gegner etwas nicht sieht oder nicht versteht. Da freut sich dann nicht nur der Sieger, sondern vielleicht auch noch dessen Mannschaft... Sicherlich allzu menschlich...
Geringschätzen würde ich vielleicht eine Haltung, die sich einem spekulativen Angriff hingibt, aber nicht bereit ist, das volle Risiko zu tragen, sondern gern noch ein sicheres Remis in der Tasche haben möchte.
Die 3/4-Punktregel belohnt nicht Material im Gegensatz zum Offensivspiel, sondern sie belohnt Offensivspiel an der Stelle, wo sonst mangels Verwertungsmöglichkeit ein Materialvorteil für null und nichtig erklärt wird. Das kommt viel häufiger vor, als dass jemand besser gespielt hat als der Gegner (und meinetwegen auch "mehr" angegriffen hat als der), aber am Ende mit Minusbauer oder Minusfigur und (!) schlechterer Stellung dasteht.
Parent - By Peter Schneider Date 2015-11-22 23:21 Upvotes 1
Naja, Herr Nickel,
ich glaub, da kommen wir nicht zusammen.
Ich bin weiterhin der Ansicht, dass ein Sieg + eine Niederlage in irgendeiner Weise "mehr Wert" sein sollten als zwei Remis, um dem Remistod des Fernschachs zu entrinnen.
Über die Art und Weise könnte man trefflich nachdenken. (Einfachstes Beispiel: Bei Gleichstand im Turnier gewinnt derjenige mit mehr Siegen).
Und nicht schlechtere und bessere Remis konstruiert werden sollten. 
Letzeres führt nur dazu, dass noch mehr den Computer-Einschätzungen gefolgt wird. Und der Zug, den z.B. Houdini mit +0,4 bewertet gezogen wird, und der Zug, den Houdini mit -0,2 bewertet
nicht erwogen wird. Und Fernschach somit noch mehr Computerschach wird als es heute schon ist. 
Wer spielt denn heutzutage mit Weiss im Fernschach noch Königsgambit? Ist das nicht allenfalls totremis?.
Und mit ihren Regelvorschlägen ist das auch noch ein Totremis, das nichteinmal einen halben Punkt einbringt, weil Materialnachteil.  
Insofern dürfte eine "Remisverfeinerung" den Remistod des Fernschachs eher beschleunigen als verhindern.
Bzw. den schnöden Materialgewinn als Ziel von Schach weiter zu verfestigen.
Was spricht denn dagegen sich eine verfeinerte Methode dazu auszudenken, die einem Sieg und einer Niederlage mehr Wert gibt als als zwei remis?
Einfachster Kurzgedanke: Für einen Sieg 1,1 Punkte, für eine Niederlage 0,1 Punkte. Remis weiterhin 0,5 Punkte.
Das wäre doch herrlich, wenn man eine Niederlage mit einem Sieg überkompensieren könnte.
Lg
Peter
Peter
Parent - - By Arno Nickel Date 2015-11-23 11:52
Die Bewertung "Sieg+Niederlage zählt mehr als zwei Remis" wird schon im Fernschach als Tiebreak-Regel (sog. Baumbach-Regel) praktiziert. Am Remisproblem dürfte sie dort allerdings kaum etwas ändern, weil Verluste bei Turniersiegern sehr selten sind. Die neue Form von Turniergleichständen sieht er so aus: 2 oder mehr Spieler liegen gleichauf mit +1 oder +2, Rest remis.
Parent - By Peter Schneider Date 2015-11-28 21:52
Hab mir das mal durchgelesen: http://www.edition-marco-shop.de/WebRoot/Store14/Shops/64079634/MediaGallery/Die_Unbesiegbaren_-_Dem_Fernschach_droht_der_Remistod.pdf
Klingt schon ziemlich überzeugend "pro Pattsieg" mit 3/4 Punkt.
Also, in Sachen "Pattsieg" haben sie mich überzeugt. Kann man gern ausprobieren.
In Sachen "Sieg durch Zählen von Material" eher nicht. Ein Patt sollte man schon "erzwingen" können, wenn man 0,75 Punkte möchte.
Insgesamt dürfte aber auch eine Pattsiegmöglichkeit dem Kleben an Material und dem Sammeln von Computer-Centi-Bauerneinheiten Vorschub leisten. 

Das Hauptargument gegen eine Wertung wie im Fussball (1,5 Punkte für einen Sieg), - was m.E. den Offensivgeist beförderte, schien mir im Artikel
die Möglichkeit "geheimer Absprachen" zu sein (Ich lasse dich gewinnen, dann läßt du mich gewinnen). Ich glaube a): So was kommt irgendwann raus.
Und b) könnte man es unterbinden, indem die 1,5 Punkte nur dann für einen Sieg gegeben werden, wenn die Partie mit vertauschter Farbe nicht verloren wird.

Lg
Peter
- By acht ung Date 2015-11-22 23:37
achtung diese leute, wollen nahschach und fernschach von einander trennen und sich mit ihren überflüssigen ideen nur in der öffentlichkeit wichtig machen.

ich werde immer nur das alte schach spielen

wenn diese leute neue schach regeln erfinden , dann sollen sie es vom alten schach trennen, neben einander bestehen, und es fischer chess version 2 nennen
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