Ludwig Buergin schrieb:
Die Neugierde des Alters.
Stockfish und ich haben den 11ten Weisszug als Schwachpunkt der Variante ausgemacht.
Gruß Ludwig
(Computerschächer)
Hallo Ludwig,
wer bin ich, daß ich mich mit Stocki oder Aronian messen kann? Wahrscheinlich sind wir beide zu sehr verhaftet in den Lehren von Tarrasch, Niemzowitsch und Co. Setzen aktuell auf Anand wie weiland die Opi´s damals für Steinitz mehr Chancen gegen Lasker ausrechneten.
Wir staunen über das heutige Computerschach genau wie über das heutige GM-Schach. Verstehen nur einen Teil der neuen Ideen, obwohl Watson es wirklich super hinbekommt in seinen Büchern...
Also, zurück zu dir: Ja 11. Sd2 scheint auch mir ein "gewagter Zug" - begründet in unserem alten konservativen Schachverständnis. Denn im Gegensatz zu den Programmen wissen wir Bios ja, daß nach der Rochade Schwarz den Marshall-Zug d7-d5 in Erwägung zieht. Man könnte mit Sc3 antworten oder mangels Furcht mit Mißachtung strafen ( Sd2 ) - Geschmacksfrage!
Im Anti-Marshall Kapitel des oben genannten Buches heißt es übrigens kurz und treffend nach Daniels Variante und dem letzten Zug daraus "9. d3"
9. ... d6 ( Mitunter läßt Schwarz den Bauern an seinem Platz, um nach
entsprechender Vorbereitung d7-d5 durchzusetzen und zieht 9. ... h6, z.B.
...
2) 10. Sc3 Unterbindet den Vorstoß d7-d5 .... [ 10. d6 ...(siehe Zugfolge Balaschow-Geller Moskau 1983) ... 17. Dxd3 Hier vermochte Schwarz mit dem Manöver 17. ...Lc8 nicht alle Probleme zu lösen, stärker konnte Schwarz sich mit 17. ...Dd7 18. Sf5 Tfd8 verteidigen - Assoziationen und Blackouts ( 17. ... Dd7 ), was in einer ähnlichen Stellung gut ist, muß in der anderen nicht besser sein, aber wer bin ich, daß ich Stocki und Aronian.... ]
Also ist 9 ... d5 verfrüht?
"olle Kamellen" die Krogius und Mazukewitsch könnte man denken, aber 9. ... d5 ist eine Neuerung der jungen Garde weil sie zu Hause mit Engines arbeiten. Dann findet man eventuell nach 9. ... d5 auch Dd7. Aber wo liegt der Hund nun begraben? Fragen über Fragen, die Zeit in Varianten investiert, die man am Spieltag 3 von Anand-Carlsen gar nicht hat.
Ich glaube, es fällt leichter mit Engines als Sekundanten ( oder Ersatzfrauen für uns ) unvorhergesehene Züge zu präsentieren. Man möchte keine verständlichen, schlanken Partien gewinnen sondern in allen Bereichen brillant sein. Eine unerhörte Eröffnungsneuerung, ein kluges Bauernopfer auf Position, ein starkes Qualitätsopfer für den Angriff, ein wunderschönes Damenopfer für die Sicherstellung des Sieges im darauf folgenden technisch meisterhaft geführten Endspiel. Man will sich abheben, nicht so trivial sein, etwas Großes schaffen was alles in den Schatten stellt und nicht einfach sagen:
dann opfere ich eben auf e7 meinen Turm und spiele mit 2 Leichtfiguren weiter.
Nein, Schächer aller Stärken wollen heute geniales in Partie und Bewertung aufzeigen. Und wenn es nur das Talsche Nilpferd ist.
Heute kann das auch jeder und das einst mein Leserbrief auf der Internet-Seite von Alexander Bangiev zur Partie Anderssen-Kieseritzky veröffentlicht wurde, macht mich zwar stolz, aber beschämt auch. Am zweiten Halbsatz erkennt man den Menschen der Gefühle hat
Daher mag ich übrigens Anand auch mehr, der ab und an uns an seinen Gedanken teilhaben läßt, während Carlsen doch eher schweigend in den PK sitzt ( voriges Jahr zumindest )
Christian