Hallo Amin,
>Michael, Du bist zu vorschnell mit Deiner Meinung über GMs. Die Schacherfahrung der GMs bezieht sich in erster Linie auf Strategien und Endspielen. Bei taktischen Manövern müssen auch sie rechnen!
Sie rechnen aber viel schneller und präziser als ein Durchschnitts-2000er.
>Wenn alle GMs so perfekt wären, dürften sie alle niemals verlieren, noch nicht einmal gegeneinander!
Von perfekt war nicht die Rede, soweit ich mich erinnern kann.
Zitat:
Großmeister (aber auch schon IMs) haben so unendlich viel mehr Schacherfahrung ...
>Das Wort "unendlich" ist absoluter Blödsinn! Die Schacherfahrung nützt ihnen auch nichts gegen heutige Computer. Sie werden auch fast alle in Grund und Boden gespielt, trotz ihrer Schacherfahrung!
Das Wort unendlich war sicher nur eine bewusst gewählte Übertreibung für "sehr sehr sehr sehr viel mehr".
Und soweit ich mich erinnere, wurden die "in Grund und Boden gespielten" GMs selten positionell überspielt.
Zitat:
kennen so viele Muster mehr als irgend jemand der nicht tagtäglich professionell am Schach arbeitet, daß es egal ist ob ein Amateur zwei Sekunden oder zwei Stunden an einem Zug rechnen darf.
>So ist das nicht richtig! Ich weiß nicht, in welcher Schachklasse oder Liga Du je gespielt hast ... falls überhaupt. Du darfst nicht Dein Wissen zugrunde legen, nur weil Du nicht schachlich abschätzen kannst, um wieviel manche Vereinsspieler bereits besser sind als ihre Kollegen.
Woher willst du wissen, wie stark Michael Scheidl ist?
>In meinem damaligen Verein waren Spieler von DWZ 1.000 bis über 2.500 vertreten. Ich habe schon reichlich mit Leuten zwischen 2.000 bis 2.400 gespielt und kann einschätzen, wie stark sich das staffelt. Die kochen alle nur mit Wasser. Und der Zeitfaktor spielt auf jeden Fall eine große Rolle beim menschlichen Schach!
In meinem Verein spielt auch ein 2350er, der sich schon bei diversen Turnieren mit IMs und GMs gemessen hat. Ich habe einige der Partien und nachträglichen Analysen der Spieler verfolgt. Das ist einfach nur beeindruckend für mich 2000er. DIE kochen zwar auch nur mit Wasser, aber mit viel besserer Flamme und viel besserem Kochtopf.
Zitat:
Der hat einfach keine Chance, das sieht man ja auch in diversen Simultanvorstellungen wo die GMs quasi mit Nullzeit die Amateure reihenweise wegblitzen können.
>Auch hier liegst Du nicht richtig. Zwar kann der GM seine vielen Muster bei Simultanveranstaltungen sehr gut nutzen, allerdings muss der Amateur sofort ziehen, wenn der GM am Brett erscheint! Das ist für den Amateur ein enormes Handicap, weil er keine Variante richtig zuende rechnen kann. Der GM hat zwar viele Gegner, aber kann aber seine Varianten zuende rechnen, auch wenn er nur kurz am Brett erscheint. Ich habe ihn auch schon einmal bis zu einer Minute grübeln sehen.
Man nehme 30 Simultanspieler. Pro Partie benötigt der GM eine Minute. Dann ist er nach 30 Minuten erst wieder an meinem Brett. Stimmt, da kann ich unmöglich meine Varianten zu Ende rechnen. Auch wenn er nur eine halbe Minute pro Partie benötigt und ich nur unmenschliche 15 Minuten zur Verfügung habe.
>Nun habe ich auch schon bei diversen Simultanveranstaltungen gegen 2500er GMs gesessen. Vielleicht wird es Dich jetzt verwundern, aber ich war immer einer der letzten drei Kandidaten, die zum Schluss allein gegen den GM spielen mussten, weil alle anderen bereits weggeputzt waren.
>Unter solchen Bedingungen konnte ich die bis dahin stabil gehaltene Stellung nicht mehr korrekt verteidigen, weil der GM einfach nach wenigen Sekunden wieder am Brett stand.
Bis dahin müsste die Stellung aber schon weit fortgeschritten sein.
Zitat:
Wer keinen Titel hat und glaubt, daß er nur genug Zeit braucht um gegen einen Großmeister bestehen zu können, hat von der Bandbreite des Schachs absolut nichts verstanden, und überschätzt sich selbst.
>Unsinn, Titel besagen noch nicht viel.
Ich denke, Michael spricht hierbei nicht von erkauften oder erfudelten Titeln. Korrekt erzielte Titel sagen schon eine Menge.
>Was denkst Du denn, wie ein GM mit 5 Min./Zug gegen Deep Junior 10 abscheiden würde, wenn beide diese 5 Minuten/Zug bekommen würden.
Nicht sonderlich gut, das dürfte inzwischen klar sein.
>Wenn ich es schaffen kann, mit meinen zeitlich verlängerten Brettanalysen, 1,5:0,5 die Oberhand zu behalten, müsste ja Dein ach so großer GM mit 2:0 gegen Deep Junior gewinnen können! Und das glaubst Du doch nicht wirklich?
Unter Deinen Bedingungen mit 2 Stunden pro Zug gegen Juniors 5 Minuten pro Zug? Alles andere als ein 2:0 wäre eine Überraschung.
>PS: Gib bitte einmal Deine DWZ-Zahl an. Ich möchte einschätzen können, warum Du GMs so hoch bewertest?
Auch wenn ein 1500er den Unterschied zwischen einem 2300er und einem 2500er kaum merken können wird - als 1800-1900er ist das genau so schwierig.
Was Du massiv unterschätzt ist die spielerische Qualität der GMs. Verfolge mal eine nachträgliche Partieanalyse zwischen IMs/GMs und GMs. Du wirst sehen, dass sogar vermeintlich einfache, offensichtliche, auf der Hand liegende Züge erst durch tiefgründige Überlegungen wirklich ausgespielt wurden. Was sie gesehen haben, weshalb der 2000er-Patzer-Zugvorschlag nicht ging und so weiter. So lange Du diese Erfahrung nicht gemacht hast, wirst du nie verstehen, weshalb viele Schachspieler einen solchen Respekt vor Titelträgern haben und weshalb viele Computerschach-Fans eine absurd schlechte Meinung von Titelträgern haben. Wenn Du hingegen doch diese Erfahrung gemacht haben solltest und trotzdem die oben geäusserte Meinung weiterhin so ignorant vertrittst, hast Du das entweder nicht wirklich verstanden oder leidest an einer immensen Selbstüberschätzung, was bei 1900 DWZ (auch wenn Deine "wahre Spielstärke höher liegt" - eine lustige Aussage) ziemlich lächerlich wäre.
MfG,
Ralf