[quote="Sascha Warnemünde"]
Nun denn, ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte unserer Meinungen. Natürlich kann man von einem Patzer nichts lernen, das ist klar. Aber man muss schon nachvollziehen können, worauf die Zugauswahl basiert ... sonst macht eine Analyse keinen Sinn. Und in den meisten Fällen kann man zum Beispiel aus Datenbanken nur wenig lernen, auch wenn sie für sich betrachtet perfekt spielen.
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Hallo nochmal!
Dass ich mit dem Patzer als Antwort auf die Behting- Studie das Programm von Roland Pfister gemeint hatte, hast du aber eh verstanden, gell?
Die Wahrheit liegt deshalb hier ziemlich genau in der Mitte, weil dieses Programm hier, eine Heuristik hat, die genau für diesen Fall passt und dann kann man natürlich von einem Patzer in diesem Fall sehr viel lernenn, nämlich nicht nur die Lösung der Studie, sondern auch noch, wie man das dem Computer beibringt.
Ich glaube sehr wohl auch an die Suchstrategien der modernen Topprogramme, sie sind nur immer noch von den einzelnen Anwendungsfällen der jahrhundertelang angesammelten Eröffnungstheorie zu weit entfernt, um von ihnen diese erklärt bekommen zu können, dazu dienen aber andererseits die mit EDV (+Internet) natürlich mittlerweile auch viel kompletter nachschlagbaren Bücher auf der einen Seite und die Endspieldatenbanken (+ sie gut anspielenden engines) auf der anderen.
Was den guten dedicateds an "Wissen" mitgegeben wurde, teilweise ja auch gut geschützt auf ROM, ist von sinnvollen pruning Techniken mit ausgefeilter eval kombiniert, heute tatsächlich auch "überholt", man hat damit Hilfsmittel zur Zugsortierung, die man früher rein rechnerisch nicht hatte.
Jetzt die Datenbanken am einen und am anderen Ende des Spieles als menschlicher Spieler mit Rechnerhilfe zusammen zu bringen, dazu sind Programme wie Rybka, Shredder, Hiarcs und Stockfish schon gute Lehrmeister auch, find ich, wenn man sich, wie du ganz richtig sagst, auch Gedanken macht, wie sie "denken" und ihnen andererseits manuell Varianten, die sie aus den Büchern nicht selbst auswählen würden, vorgibt, damit sie an deren Enden "Erkenntnisse" gewinnen.
Das mit zurück Nehmen von Buchvarianten ist nach wie vor eine der mächtigsten Leistungen der engines, Lerndateien helfen hier auch, Rybkas persistent hash ist von der Idee her, um Analysen nicht immer wieder von vorn beginnen zu müssen, genial, leider kommt es dabei halt wieder einfach furchtbar darauf an, was man "hinein tut", die Varianten, die man anaylisert, müssen die relevanten sein und das muss wieder manuell selektiert werden.
Als Hilfsmittel zum Eröffnungsstudium, insbesonders zum Verstehen von verwickelten Mittelspielen und mithilfe von tablebases und bitbases den Übergang ins und das Endspiel selbst zu lernen und zu üben, hab ich von Programmen, selbst wenn sie für sich durchaus auch noch immer irgendwie lauter "Patzer" sind, wahrscheinlich mehr gelernt, als von menschlichen Trainern und Büchern allein.
Leute, die einem sagen, wie's am besten weitergeht, sind natürlich nach wie vor unverzichtbar, aber wieviel schwieriger war mit guten solchen doch die Kommunikation vor dem dem Internet- Zeitalter als heute? Man musste sich, um wirklich miteinander eine Frage am Brett durchzuspielen, praktisch kaum verzichtbar, zusammensetzen, kannst du dich daran noch erinnern?
Dass man das daher heutzutage halt leider auch seltener macht, ist einerseits schade, sich auf das Wesentliche, das Spiel, zu konzentrieren, geht aber am PC online eigentlich schon auch noch besser, man kann die Kiebitze, wenn schon welche dabei sein müssen, ausblenden, wenn es gute Kiebitze sind, helfen sie manchmal auch enorm, ein Brainestorming online zu einer Meisterpartie mit hochklassigen Leuten und ebensolcher hard- und software, macht ein Event heutzutage schon auch zu etwas, was es früher so einfach nicht gab.
Dass im "Wissen", implementiert im Programm, auch wieder da und dort gespart wird, wenn z.B. Rybka einfach davon ausgeht, dass sie zumindest komplette 5Steiner sowieso zur Verfügung haben wird, muss man auch verstehen, ist halt das modernere Hilfsmittel, gerade im Endspiel, das halt überhaupt das letzte Refugium für den Menschen ist, gegen den Rechner auch am Brett Chancen zu haben, könnte man, wie du an den Studien siehst, noch und noch eigenes Wissen einprogrammieren, für die nächste Studie nützt es dir wahrscheinlich wieder nur wenig, da bringen außer den Banken, die Optionen guter Programme, in ihre Suche, z.B. durch Nullzug Abdrehen, einzugreifen, vielleicht auch oft mehr, vor Allem aber die Möglichkeit durch Erfahrung herauszufinden, welches Programm für welche Stellung, so gesehen müssen wir besonders dankbar sein für die Vielfalt, die es gibt am Markt. Spezialprogramme für spezielle Aufgaben halte ich ohnedies für die Zukunft, die dann in einen cluster mit einer raffinierten Delegierung der threads, darauf bin ich echt gespannt.