Hallo Olaf,
die Mathematik steht mitten in einer Zeitenwende.Olaf Jenkner schrieb:
Das paßt nicht zusammen.
In Ingos Link lobt Tao die KI ... hat er wohl als hübsche Anekdote der Welt mitgeteilt.
Es ist viel mehr.
Durch Taos aktuelle Aussagen werden viele Mathematiker jetzt
begreifen, wie hilfreich KI auch beim Theorem-Beweisen sein kann,
und sich selbst mit auf diesen Zug setzen.
Vielleicht (und das hoffe ich), wird OpenAI die Chance nutzen,
ChatGPT für die "Mathe-Szene" noch attraktiver zu machen.
Thomas Z und ich sitzen schon seit zwei Jahren an Varianten des
Collatz-Problems. Mitte und Ende August (2025) haben wir für
eine Variante vom 3n+1-Problem erstmals einen Beweis mit
KI-Hilfe hinbekommen. Die Ingredienzien hatten wir zusammen,
und dann hat GPT-5 unter meiner Anleitung den formalen Beweis
erbracht. Von der Preprint-Plattform ArXiv wurde das Paper Anfang
September leider abgelehnt, mit einer Begründung, die ich nicht
verstehe, wo aber Nachfragen nicht erlaubt ist.
Hier ist unser Ergebnis:
Für eine ungerade natürliche Zahl n bilde
n * Wurzel(2) + 4 und runde ab.
Teile den neuen Wert so oft durch 2 wie möglich.
Das Ergebnis ist das neue n.Wende auf dieses neue n die gleiche Regel an, usw.
Theorem (Althöfer & Zipproth & ChatGPT, August 2025):
Für jeden Startwert n ergibt sich eine Folge
natürlicher Zahlen, die nach unendlich divergiert.***********************
Eine Anekdote: Bis vor kurzem hatten wir in Jena
für Bewerber zum Masterstudiengang Mathematik
relative schwere Testaufgaben, die gelöst werden mussten,
wenn Kandidaten in die engere Wahl kommen wollten.
Diese Testaufgaben haben wir abgeschafft, weil sie jetzt
"jeder" mit KI-Hilfe lösen kann. Wir testen jetzt direkt mit
Skype-Interviews.
Noch eine Anekdote:
Der Bundeswettbewerb Mathematik ist tot, zumindest die
ersten beiden Runden. Für die zugehörigen Aufgaben aus 2025
hatte ich Lösungen, die ich mit Hilfe von ChatGPT gefunden
hatte, Mitte September an die zentralen Organisatoren geschickt.
Keine Antwort. Also "Kopf in den Sand und fertig".
Die Mathematik ist in einer Zeitenwende. Im Vergleich zum
Engine-Einsatz bei Schach-Analysen, wo es von Anfang der
1990er Jahre an etwa zehn Jahre dauerte, bis die Zeit gewendet
war, geht es in der Mathematik jetzt viel schneller.Aktuell diskutiere ich das Thema intensiv mit GM Dr. Karsten Müller,
der seinen Dr. in Mathe gemacht hat und eben auch Schach-Groß-
meister und anerkannte Endspiel-Autorität ist.
Viele Grüße, Ingo.