Hi Peter,
interessanter als die Rybka / Fruit Geschichte ist für mich eine ganze andere in dieser Zeit!
Der Siegeszug auf dem Weg zum perfekten Endspiel. Das ist heute Geschichte, Computerschachgeschichte!!
Shredder war in der Zeit vor Rybka die Engine, die sich als Nummer 1 _erstmals_ deutlich absetzen konnte. Seinerzeit hielt es keiner für möglich Shredder auf absehbarer Zeit vom Thron zu bringen. Die Stärke die Shredder hatte war das Endspiel. Shredder setze komplett neue Maßstäbe in dieser Partiephase. Aufgrunddessen das die Gesamtspielstärke so hoch war ist dabei nicht aufgefallen, dass Shredder taktisch anfällig war. Shredder 12 wurde sehr lange in den Ratinglisten getestet und erspielte als "Vergleichsengine" fast überall um die 10.000 Partien. Ob CEGT, CCRL, SWCR etc.. Schauen wir auf die Statistiken zu Shredder, fällt auf, das die Engine im Königsangriff gar anfällig war. Später, in einem Interview hatte ich Stefan darauf angesprochen und es kam ein entsprechender Kommentar hierzu (war ihm bewusst).
Halten wir fest:
1. Shredder war im Endspiel sehr stark
2. Shredder war taktisch anfällig
Dann kam Rybka. In Rybka floss die Arbeit von Larry Kaufmann ein. Die Endspielstärke von Rybka war unglaublich. Schauen wir aber wieder auf die Statistiken ... Rybka hatte die gleiche Schwäche wie Shredder, war taktisch anfällig verlor sehr viele Partien sehr schnell.
1. Rybka war im Endspiel sehr stark
2. Rybka war taktisch anfällig
Mal so rein aus Datenbankauswertungen entnommen!!
Die Stats waren insofern fast gleich bis auf den Unterschied das Rybka im Endspiel stärker war als Shredder!
Schauen wir auf Fruit, sind die Statistiken bei dieser Engine sehr klar und eindeutig!
1. Fruit war im Endspiel eher Durchschnitt
2. Fruit war taktisch anfällig, wie auch Senpai ... bei Senpai 2 wurde es besser!
Kamen die IPPs ...
Die vorhandene Code Fragmente schrieb bekanntlich Normann dann leserlich um. Robbolite, Robbolito und dann x-Versionen unter x-Namen wie Ivanhoe und wie die alle hießen. Spielten die gegeneinander waren Remisquoten um 80% normal. Normann schrieb, dass beim Schreiben vom Code bzw. den vorhandenen Fragmente das meiste was zum Endspiel gehört nicht wirklich leserlich war. Schauen wir uns die Game Stats an stellen wir fest ...
1. IPPs waren im Endspiel nicht auf Rybka Niveau
2. IPPs waren zwar taktisch anfällig aber nicht so stark wie Rybka und Shredder (deutlich weniger Verlustpartien unter 50 Züge).
Definitiv eine kleine Verbesserung zu Shredder / Rybka Stärken. Wobei auszuschließen ist diese Programme irgend etwas miteinander zu tun haben. Clone Vergleiche legen das offen, gab das sehr schöne Arbeiten!!
Dann kam Houdini ...
Die Houdini 1 Stats waren die gleichen wie von Robbolite 0.9. Nun, war eine 99% Kopie lt. dem Thinker Programmierer und einigen anderen die das schnell feststellten
Aber jetzt wird es interessant, die Houdini Folge Versionen ...
1. Houdini war im Endspiel deutlich stärker als Rybka
2. Houdini erspielte plötzlich viele schnelle Gewinnpartien, produzierte kaum schnelle Verlustpartien.
Diese Stats wurden von Version 2 zu 3, von 3 zu 4 immer deutlicher!
Und als Houdini 4 kam waren die Stats zu schnellen taktischen Siegen gar leicht besser als die von Stockfish und deutlich besser als die von Komodo.
Nur, die Endspielstärke und die Stärke im Übergang zum Endspiel waren ...
gleich, zwischen Komodo, Houdini und Stockfish. Wobei Komodo sich hier und da beim Übergang zum Endspiel zu Stockfish und Houdini etwas absetzte, besser war. Taktisch aber anfälliger. Das war eh das Doch / Komodo Problem in frühen Versionen, die waren taktisch deutlich schwächer als die anderer TOP Engines. Das Endspiel aber nicht!! Und wer arbeitete bei Komodo beim Endspiel ... Larry Kaufmann.
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Bringen wir Fritz ins Spiel!
Die Spielstärkesteigerungen bei Fritz waren von Jahr zu Jahr beständig bei ca. +35 Elo. Es gab Jahre da war es an Elo-Zuwachs weniger. Nachdem die Fruit Sourcen veröffentlicht wurden hatte Fritz ein Jahr mit +90 Elo. Die Stärke von Fritz war nie das Endspiel, Fritz galt als taktisch stark. Aufgrund der außergewönlichen Elo-Steigerung kam dann natürlich direkt der Verdacht auf ... von den freien Fruit Sourcen profitiert. Ich glaube das nicht so wirklich. Frans Morsch war und ist selbst ein Herzblutprogrammierer. Er ging von seinem Weg selten ab aber war selbst stets neugierig. Das der Eindruck von James Robertson der sich lange mit Frans in Leiden unterhalten hat. Beide waren voneinander offenbar sehr begeistert.
Was stellten wir fest bei den Fritz Datenbankauswertungen:
- die letzen Morschen Fritz Versionen erspielte die höchsten Remisquoten der TOP-Engines. Die letzten Fritz Versionen waren im Endspiel stark und vor allem "Positionell stark", taktisch eher stehen geblieben bzw. immer weniger aufgefallen durch neuere Versionen. In meinen Ratinglisten hatte Fritz die höchsten Remisquoten. Das Gesicht der Engine Fritz wandelte sich mit dem Jahren. Vom puren Taktiker zur positionellen Hochburg und im Endspiel nicht mehr so einfach zu bewzingen wie in frühen Versionen. Dieser Weg dorthin allerdings von Version zu Version beständig. Kann nichts mit Fruit zu tun haben, weil der Weg ein beständiger bei der Fritz Entwicklung war. Seinerzeit glaube ich das auch ... von Fruit profitiert ... aber blicken wir auf das was Frans wichtig war und an seine beständigen Verbesserungen zur Engine ist es vermessen Frans z. B. zu beschuldigen. Persönlich fand ich die älteren taktischen Fritz Versionen besser
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Wie bekommen wir so rein aus Datenbankauswertungen der TOP-Engines Aussagen getroffen!
Mich interessierte das immer mehr als die Diskussioen um Sourcen, für mich war das Endresultat der Engine, der Spielstil interessant.
Ich versuchte das also immer irgendwie in Schubladen zu drücken!
Stefan Meyer-Kahlen leutete grundsätzlich eine neue Ära mit den herausragenden Fähgikeiten bei der Endspielstärke ein. In Winboard Zeiten kamen fast täglich neue Amateure die kompatibel wurden hinzu. Ich beobachte zum Beispiel gerne die Diskussionen der franz. Gruppe der Programmierer die Winboard rege unterstütze und die ja von Jahr zu Jahr ihr Turnier in Massy spielten. Glaube es war der BBChess Programmierer der sagte (so mehr oder weniger mit der Faust auf dem Tisch) wir müssen das Endspiel verbessern!! Es brachen in dem internen franz. Forum interessante Diskussionen aus (die Übersetzungsprogramme waren früher nicht gut, vieles habe ich leider nicht verstanden, spreche kein französisch). Chess Wizard war die franz. Nummer 1 und lt. den vorhanden Chess Wizard Partien die vorlagen ... das Endspiel war besser als bei den anderen franz. Programmen!! Chess Wizard erreichte bei einem GM Turnier die höchste Performance, die ein Schachprogramm jemals in damaligen Zeiten erreicht hat. Der Tenor überhaupt war, dass die Profis im Endspiel voraus waren. Allgemein wurde auch angenommen das Chess Wizard auf einem höheren Niveau stand als Chess Tiger. Chess Tiger stellte sich auch den Meisterschaften in Massy in dieser Zeit nicht mehr.
Das viel zitierte Geheimnis von Profis zu den Amateuren war:
DAS ENDSPIEL und die Spielphase davor!!
Erinnere ich mich an Talkchess Diskussionen war auch Bruce Morland (Ferret) dieser Meinung.
Sein Ferret galt als stärkstes nicht freies oder kommerziell verfügbares Programm.
Wage das zu bezweifeln, gab noch ein spanisches Programme und es gab Chess Wizard.
Ferret oder Chess Wizard oder Shredder oder Zeus ...
Die haben nichts voneinander. Diese Programmierer erkannten und setzen an den richtigen Stellen an.
Wie auch Perola bei Ruffian. Die Stärke von Ruffian war der Übergang zum Endspiel, hier machte Ruffian die Punkte (spielte sonst sicher aber unauffällig).
Es gab Spektrum für Verbesserungen die viele erkannt hatten und unabhängig voneiander umsetzen.
Auf den Weg zum Ziel war der Punkt erreicht wo viele an den richtigen Schrauben drehten die meist aus ihrer Erfahrung heraus vielleicht weiter waren als andere.
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Was also zumindest mal gegeben war, das gute Endspiel konnte seinerzeit anhand der fragwürdigen Sourcen erst so nach und nach und auch nur teilweise reproduziert werden. Eigentlich war der Verlierer durch die IPP Sourcen Larry Kaufmann, der sowohl für Vas als auch für Don Daily (in den Jahren vor Vas schon für Don Daily ... Socrates etc..) die entsprechende Beiträge leistete.
Weder Stockfish noch Komodo erreichten dann lange Zeit die Stärke von Houdini, weil Houdini taktisch beiden Programmen überlegen war und im Endspiel vergleichbar stark war. Kann man zu stehen wie man will zum Houdini Programmierer?! Er machte einiges falsch aber er machte auch einiges richtiger als die anderen. Und hier weil plötzlich etwas neues zu erkennen war (die taktische Stärke bei vorhandener Endspielstärke). Das hatten die anderen TOPs nicht, weder Rybka, noch Shredder und lange Zeit auch kein Stockfish wobei Stockfish immer sehr Nahe dran war. Komodo sowieso nicht, war der Schwachpunkt vom Doch und der ersten Komodo Versionen.
Mal weg davon wie die Programme Rybka und Houdini überhaupt entstanden sind.
Heute spielt das eh eine immer kleinere Rolle, weil schon lange der Deckmantel Open Source drüber gestülpt wurde. Damit sind alle Beteiligten aus dem Schneider und treten selbstsicher in diesen Fragen auf. Woher das Basis Wissen was wir haben kommt wird durch Open Source ein wenig verschleiert, richtiger ausgedrückt wäre eher: Geht unter!
Nur dafür haben wir WIKI und die enorme Arbeit die dort gemacht wurde.
Bester Beitrag im Computerschach den wir überhaupt haben!!
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Was ich schade finde ist folgender Umstand:
Wir sollten stolz auf unsere Helden der Vergangenheit sein. Sollten nicht wegen Fangelüsten hingehen und sämtliche anerkannte Personen anzweifeln, dabei gar mit Namen die erwähnt werden (im Brass) über die Dörfer ziehen. Nehmen wir das komplette Wissen was wir heute haben sehen wir recht einfach folgendes:
Schachpartie beginnt mit 2 Könige auf dem Brett und steigert sich von Figur zu Figur ... 3 Figuren, 4 Figuren!
Wir betrachten das Spiel von hinten nach vorn!!
Die besten Schachprogramme spielen heute den Übergang zum Endspiel an der Perfektion und die enormen Stärken gehen schon bis ins späte Mittelspiel hinein. Ganz unabhängig von irgendwelchen Namen irgendwelcher Schachprogramme. Die Eröffnungstheorie hat einen sehr hohen Stand erreicht.
Potential vorhanden bei: Ende der Theorie bis zum letzten Drittel des späten Mittelspiels.
Genau die Partiephase, die die meisten Menschen am meisten interessiert.
Taktisch starke Programme sind im Vorteil, beeindrucken teils noch nachvollziehbar in dieser Partiephase!!
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Das Endspiel bzw. der Übergang zum Endspiel ...
Diese Ära, die wahrscheinlich augenscheinlich von Stefan Meyer-Kahlen eingeleutet wurde und an dem sich zahlreiche Programmierer den Hörner abgestossen haben bildet aus heuiger Sichtweise eher das untergeordnete Thema.
Wir haben heute Schachprogramme, die bei einem Core auf 4GHz Hardware 3.300 Elo erreichen. Durch die Optimierungen in der Vergangenheit sind wir heute jenseits von Gut und Böse. Das Mittelspiel zu knacken geht wahscheinlich nur noch mit Stellungsmustern. Wit Braswlaski hatte bislang die besten Ansätze und Ideen vor ca. 20-25 Jahren mit seiner Schachakademie entwickelt. Seinerzeit belächelt aber Wit hat z. B. immer gesagt, dass wir an dem Mittelspiel in der Schachprogrammierung irgend wann hängen bleiben. Und er hatte viele und gute Visionen aber es gelang ihm nicht diese komplexen Themen noch besser umzusetzen, auch nicht unter zu Hilfenahme vieler GMs die er im Kader bei seinen Entwicklungen hatte. Er schrieb mal das er ein halbes Leben an diesen Visionen arbeitete. Nun ja, er war ein Mann von Wort und setzte um was für ihn umsetzbar war. Er investierte sehr viel Geld in diese Geschichten. Das machen Personen die dem Virus Computerschach verfallen sind.
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Kommen wir zu den Personen:
Grundsätzlich war leicht zu erkennen, das Programmierer natürlich alle die Spielstärke voran treiben wollten. Es gab vielseitig interessierte Programmierer wie Chrilly Donninger (Schnittstellen - Autoplayer, GUI-Programmierung inklusive Programmiersprache für Anwender, Blindenschach, Mehrprozessortechniken, Interesse an Protokollen wie Winboard etc..) oder Stefan Meyer-Kahlen ... wartete mit dem gleichen Spektrum auf inklusive frühe Entwicklungen auf Pocket Computern, Mac Systemen, Lernsoftware für Kinder, Enwicklung vom UCI Protokoll zusammen mit Rudolf Huber und Dieter Bürßner etc. ... sehr breites Spektrum) und es gab Programmierer die nur Spielstärke im Sinn hatten und nichts dergleichen machten (nicht negativ gemeint). Nenne mal Vasik Rajlich, Christopher Theron oder Amir Ban bei den Profis.
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Wir sollten also nicht über die Dörfer ziehen und sämtliche Helden aus der Vergangenheit immer und immer wieder wegen Fangelüsten angreifen. Fabien wollte einen Beitrag leisten weil er Schachprogrammierung grundsätzlich vereinfache wollte. Er wollte keine unschönen Diskussionen damit auslösen. Stefan Meyer-Kahlen wollte Computerschach allgemein in alle möglichen Richtungen streuen und war bemüht das was er machte technisch zu perfektioieren (das erkennt man schon an seine perfekt laufende GUI, weniger ist mehr). Bei Arena war immer viel mehr
Fabien ist nicht von mir verteidigt!
Er gilt grundsätzlich unter den mir bekannten Programmieren als "Supertalent".
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Soll also jeder seine Vorbilder aus der Vergangenheit haben.
Für den einen ist Elo das Maß aller Dinge, für den anderen die grundsätzlichen Entwicklungs Stepps die unser Hobby genommen hat.
Es gab viele schöne Sachen im Computerschach und viele herausragende Arbeiten.
Genug Platz für alle sich etwas herauszupicken und den ganzen lieben langen Tag zu befeiern.
Ich für meinen Teil feier derzeit den CXG Sphinx Dominator (Programmierer Frans Morsch).
Geiles Teil, läuft auf 4 MHz ...Nur zieht dabei nicht über die Dörfer und greift Persönlichkeiten von früher an.
Das Niveau muss nicht so weit in den Keller runter gehen.
Das hat niemand verdient der wirklich versuchte einen Beitrag zu leisten.
Sich Personen herauszupicken und dann gleichzeitig viele andere zu verurteilen macht keinen Sinn!
Damit sinkt das Niveau von diesem Forum auf dem max. denkbaren Tiefpunkt.
Und bedenkt, jeder Aufstieg is schwierig!!
Gruß
Frank