Hallo Günther,
sehe das genau anders herum, denn über diese Denke bin ich schon ca. 5 Jahre drüber.
Klar wissen wir wie wir gegen schwächere Gegner agieren müssen und natürlich stellen wir diese "Fallen".
Die Computer haben allerdings hier alles andere als Nachholbedarf.
Die nutzen jede noch so kleine Ungenauigkeit gnadenlos aus und in unseren "harmlosen" - Fallen stellen - wimmelt es nur so von Ungenauigkeiten, selbst auf GM Ebene. Und selbst auf 2.200 - 2.400 Elo Ebene die starke Fernschachspieler haben und durch Computer Unterstützung aufrüsten.
Da will ein Amateurverein aus Liga 7 im Spiel gegen die Bayern aus München eine Falle stellen.
Sollen sie das mal versuchen!
Die Bayern denken sich ... OK, die haben sich was einfallen lassen spielen einen Passe in den Raum und vorbei ist es mit dem Fallen stellen.
Es steht 0:1, sehr bald 0:2 und die Moral ist dahin.
OK, die größte Blamage im Wattenscheider Liga 4 Fussball in den letzten 20 Jahren.
Wattenscheid verlor als Pokalsieger (dürften ja im DFB Pokal spielen als Landespokalsieger) in Runde 2 gegen einem 7Ligisten ... hoffe mich erinnern nicht so viele in den nächsten Jahren daran
Das passiert natürlich aber das passiert so selten ... so selten.
So selten gewinnt 2.000 Elo gegen 2.400 Elo.
Und durch Fallen stellen wird die Wahrscheinlichkeit nicht größer, eher im Gegenteil ...
Schlechte Taktik.
Konzentriert bleiben ist die richtige.
Wer in die Partie geht ... ich stelle eine Falle ... hat sich selbst eine gestellt.
Der GM denkt heute eher, ich muss einfach konsequent sicher durchspielen um eine Remis Chance zu haben.
Der GM wird maximal dann eine Falle in der Eröffnung stellen wenn er die Eröffnung wirklich gut kennt.
Die Wahrscheinlichkeit damit dann durchzukommen ist zwar verschwindend gering aber er wird sich denken ... vielleicht gelingt ein Sieg, denn die Wahrscheinlichkeit das ich eh verliere liegt bei 80% oder höher!!
Ganz einfach, weil zwischen dem GM und Programmen wie Stockfish sage und schreibe 400 Elo und mehr liegen.
Da ist nichts mehr mit Fallen stellen.
Wie gigantisch 400 Elo sind, glaube das können sich hier die wenigsten vorstellen und befinden sich noch eher so auf dem Level vor 5-10 Jahren.
Und gerade im Fernschachbereich.
Dort wird riskanter gespielt als im GM Schach, daher muss ich ja auch laufend in meinem Buch Varianten deaktivieren die aus dem Fernschach kommen.
Fernschachspieler denken offenbar ... ich habe genug Zeit und wenn ich hier und da vom Buch abweiche mit einem zweifelhaften Zug ist das von Vorteil.
Im Verlauf der Partie kann ich ausgleichen.
Schöne Denke ... das funktioniert so heute stark überwiegend nicht mehr wirklich.
Auch hier dann max. Remis möglich und ein langer Kampf hierfür steht bevor.
Nochmals!
Wer die aktuelle Theorie hat ... das was der Mensch in sehr viel Arbeit aus analysiert hat ... ist nach wie vor ein wenig im Vorteil.
Weist Du wie die GMs heute eher denken?!
Die trauen sich noch nicht mal schnell mit einer Analyse um die Ecke zu kommen, denn sie wissen das jeder andere nur darauf wartet um die dann wieder in Grund und Boden zu zerschießen. Gerade Hobby Kritiker mit einem guten Rechner und starken Programmen warten nur darauf. Das ist heute eher zum Hobby Nummer 1 gar unter den GMs geworden. Selbst die Besten sagen ... ich muss eine Analyse mehrere Tage gründlich überarbeiten bevor ich diese veröffentlichen kann sonst wird das nichts und andere warten nur darauf schlechtes Material zu finden.
Mit anderen Worten ...
Fallen stellen ist nicht und führt nur in sehr wenigen Fällen zum Erfolg auf solch hoher Ebene.
Der Mensch ist dem Computerprogramm um Längen unterlegen, auch wenn das viele nicht wahrhaben möchten.
Es macht aber auch keinen Sinn uns stärker zu machen als wir sind, nur des EGO Willens.
400 Elo ...
Das ist so gigantisch ...
Das wäre so als wenn ich gegen einen Super GM spiele.
Oder als wenn ein normaler Vereinsspieler mit 1700 Elo gegen mich antreten würde.
Als wenn ich gegen einen Mephisto MM2 spiele.
Da funktioniert das mit Fallen stellen aber nicht auf einem Niveau von 3200 Elo.
Habe sehr gute Bücher über Skandinavisch, eigentlich fast alle die abgreifbar waren nach meinem Wissen.
In den letzten Jahren wieder beliebter geworden, wurde vor 5-10 Jahren eher noch zerrissen nach einer Zeit in dem die Eröffnung für viele als Geheimwaffe gegolten hat (meine Lieblingseröffnung). Kenne hier sehr viele Abspiele. Es gibt auch hier ein paar richtig gute Ideen um langfristig in Vorteil zu kommen bzw. mindestens Remis zu halten. Probiere ich natürlich aus gegen Stockfish oder Komodo und schaffe es auch die ersten 40 Züge zu überleben aber dann spiele ich einfach zu ungenau und werde an die Wand geklatscht. Komme dann in dieser Partiephase trotz 1a Theorie Wissen einfach nicht mehr mit und nicht viel anders wird es GMs ergehen, die gerade in dieser Partiephase noch viel mehr als 400 Elo hinterher sind.
2x konnte ich gegen Komodo 10 bei Eröffnungsvorgabe bis Zug 12 bei verschiedenen vielversprechenden B01 Varianten als schwarzer Remis halten und 1x auch nur weil ich nach ca. 35 Zügen in leicht besserer Stellung die dreifache erreichen konnte. Gespielt habe ich 20 Partien. Und jedes mal das gleiche Bild ... im Übergang Endspiel bzw. im späten Mittelspiel habe ich 0 Chancen bzw. maximal eine 5% Chance wenn bis dahin ausgeglichen noch irgendwie in Remis zu retten. Und ich muss wirklich voll konzentriert spielen und eigentlich brauche ich dafür sehr viel Zeit mehr als ich Komodo gegeben habe.
Und nichts anders erzählen mir bekannte GMs was denen in Testpartien gegen starke Programme wie Stockfish und Komodo widerfährt. Hier und da mal ein Sieg bei favorisierten Lieblingsvarianten neben unzähligen Niederlagen. Einer sagte mir ... wenn ich Eröffnungen anstrebe bei denen das Programm rückständige Bauern hat habe ich Chancen auf Remis. Bei vielen Eröffnungssystemen werden rückständige Bauern provoziert. Wenn ich gegen ein Programm spiele welches aggressiv die Bauern ins Spiel bringt und öffnet ... bin ich chancenlos. Das kommt wie gesagt nicht von mir und ist für mich aber nach dem was ich so allein bei meiner Ratingliste beobachte absolut nachvollziehbar.
400 Elo so gigantisch für uns.
Wir werden in 200 Jahren nicht die Spielstärke erreichen die Schachprogramme heute auf einem Handelsüblichen Rechner mit einem Core im Schnellschach bis hin im Turnierschach erreichen und die Entwicklung bei den Programmen bleibt ja nicht stehen.
Gruß
Frank