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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / WM Capablanca-Alekhine (06) remis (PGN) Kommentare
- By Kurt Utzinger Date 2013-08-16 20:10
Liebe Schachfreunde

Wer die WM-Partien 1927 zwischen Capablanca und Alekhine nur
oberflächlich anschaut, dem wird es ob des fast ausschliesslich
und beidseitig zur Anwendung gelangenden Damengambits
fast schlecht. Trotzdem kann bei genauerem Studium der Partien
von Langeweile keine Rede sein. Also Grund genug, sich mit diesem
Wettkampf etwas genauer zu beschäftigen.

Auch die 6. Partie endet Remis. In einem heute nicht mehr üblichen
Abspiel des Orthodoxen Damengambit sieht Alexander Alekhine an allen
Ecken und Ende für sich Vorteile, die sich dann aber nicht einstellen.
Selten habe ich von Alekhine derart oberflächliche Kommentare gelesen.
Man erhält bei vertieftem Studium der Partie den Eindruck, dass er
an vielen Zügen seines Gegners kein gutes Haar finden konnte, bzw.
bei der nachträglichen Kommentierung nur die für ihn guten Varianten
zeigen wollte bei unkorrekter Verteidigung seines Gegners.

Stand nach 6 Partien: 3,0 : 3,0

Die Partie wie üblich unkommentiert zum Nachspielen und separat zusätzlich kommentiert.

Mfg
Kurt

Bisherige Partien:
Game 1:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5902
Game 2:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5904
Game 3:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5909
Game 4:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5915
Game 5:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5919

Schluss-Stellung (Remis) nach 40.h4


Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


[Event "Wch-03"]
[Site "Buenos Aires"]
[Date "1927.09.29"]
[Round "6"]
[White "Alekhine, Alexander"]
[Black "Capablanca, Jose"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "D67"]
[EventDate "1927.09.29"]
[PlyCount "79"]
[Annotator "Utzinger,K"]

1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.Nc3 d5 4.Bg5 Nbd7 5.e3 Be7 6.Nf3 O-O 7.Rc1 c6 8.Bd3
dxc4 9.Bxc4 Nd5 10.Bxe7 Qxe7 11.Ne4
    {Diese Variante, die Alekhine zukommt, basiert auf dem Gedanken, dass
    Weiss sich am besten eine dauernde Initiative durch Vermeidung des
    Abtausches der schwaecheren Figuren sichern kann; aber es hat sich
    herausgestellt, dass die Alekhine-Variante ohne ernste Gefahr fuer
    Schwarz ist (Euwe,M).}
11...Qb4+
    {In den spaeteren Partien waehlte Capablanca die genauere Zugfolge
    11...S5f6 nebst Db4+, welche den Vorteil hat, dass Schwarz die den
    Befreiungszuege e6-e5 und c6-c5 unterstuetzenden Springer auf d7
    behaelt (Alekhine,A). Eine selten gespielte aber solide Variante
    besteht in 11...b6, 12.0-0 Lb7, 13.De2 Tad8, 14.a3 S5f6 14.Sg3 c5 = .
    Ein unklare Variante stellt 11...e6!? dar (Utzinger,K).}
12.Qd2 Qxd2+ 13.Kxd2 Rd8 14.Rhd1 N5f6 15.Nxf6+
    {! Besser, als mit dem angegriffenen Springer zu weichen, worauf
    Schwarz sofort c6-c5 usw. antworten koennte (Alekhine,A).}
15...Nxf6 16.Bb3
    {! Verhindert sowohl b7-b6 als auch c6-c5, auf welch letzteren Zug
    nunmehr 17.Ke1! cxd4 18.Txd4 Txd4 19.Sxd4 zum Vorteil von Weiss folgen
    koennte (Alekhine,A).}
16...Kf8
    {Bringt den Koenig ins Zentrum. Es ist interessant, dass
    Computerprogramme mit solch natuerlichen Zuegen meist ueberfordert
    sind (Utzinger,K).}
17.Ke2 Ke7 18.Ne5 Bd7 19.f3 Be8 20.e4
    {Damit wird der Durchbruch d4-d5 vorbereitet, wobei Weiss jedenfalls
    einen kleinen Vorteil behallten sollte. Es ist jedoch die Frage, ob
    der Plan des Anziehenden nicht zunaechst durch das Manoever a2-a4-a5
    nachhaltiger gestaltet werden konnte (Alekhine,A).}
20...Nd7
    {Die Vertreibung des auf e5 stark stehenden Springers ist logisch
    (Utzinger,K).}
21.Nc4
    {Und hier kam der Springerrueckzug nach d3 nebst a2-a4 in Betracht.
    Der zwar geringe Mangel des Textmanoevers besteht in seiner in der
    Stellung nicht genuegend motivierten Schaerfe (Alekhine,A) Waehrend
    der erste Satz fuer mich klar ist, verstehe ich die zweite Anmerkung
    nicht (Utzinger,K).}
21...Nb6 22.Ne3 Rd7 23.a4
    {Gemaess Houdini 3 war hier schon d4-d5 moeglich. Es ist jedoch
    begreiflich, dass Alekhine das gegnerische Ross deplatzieren will
    (Utzinger,K).}
23...Rad8 24.a5 Na8
    {! Dies sollte in Verbindung mit Sa8-c7 die schwarze Stellung halten,
    waehrend 24...Sc8 nach 25.d5 cxd5 26.exd5 exd5 27.La4 zum
    Qualitaetsverlust fuehren wuerde (Alekhine,A). Die letztere Bemerkung
    von wegen Qualitaetsverlust trifft nur zu, wenn Schwarz falsch
    abwickelt. Schwarz muesste naemlich nur 25...exd5 spielen und nach
    26.exd5 g6, wonach nichts los ist (Utzinger,K).}
25.d5 cxd5
    {?! Damit waehlt Schwarz eine recht gefaehrliche Marschroute.
    Capablanca gab an, sein urspruenglicher Plan sei 25...Sc7 gewesen, und
    dieser Zug haette die Stellung auch tatsaechlich ohne groessere
    Schwierigkeiten gehalten. Falls dann Weiss 26.dxe6 zieht, so kann
    26...Sxe6 27.Sf5+ Kf6 28.Lxe6 fxe6 29.Txd7 Txd7 30.Se3 Td4 mit
    ungefaehrem Ausgleich folgen. Versucht dagegen Weiss die Aufloesung
    des Spannung hinausschieben und einen Vorbereitungszug, etwa Kf2
    einzuschalten, so kann sich Schwarz dieselbe Taktik leisten, indem er
    Kf8 zieht (Alekhine,A). Keine Frage, dass 25...Sc7 die einfachste
    Antwort fuer Schwarz war, doch ist der Textzug von Capablanca bei
    weitem nicht schlecht, wie er durch den kuenftigen Weltmeister
    dargestellt wird (Utzinger,K).}
26.exd5 Rc7
    {Den Umstaenden angemessen der beste Zug. Nach 26...exd5 wuerde Weiss
    mit dem einfachen 27.Lxd5 (Drohung Lxb7 Txb7, Sf5+ usw.) eine starke
    Drohstellung einnehmen, z. B. 27...g6 28.Tc4! f5 29.Tb4 usw.
    (Alekhine,A). Leider erweist sich auch dieser grossmeisterliche
    Kommentar als oberflaechlich, denn statt 28...f5? haette Schwarz die
    ausgleichende Riposte 28...Sc7! zur Verfuegung, was mit den heutigen
    Computerprogrammen leicht nachzuvollziehen ist (Utzinger,K).}
27.dxe6
    {! Weshab Alekhine diesem Abtausch ein Ausrufezeichen gibt, bleibt mir
    schleierhaft.}
27...Rxd1
    {Aber dieser Tausch ist entschieden verfehlt und bringt den
    Nachziehenden in klaren Nachteil (Alekhine,A). Erneut eine stark
    uebetriebene Bemerkung, wie nachfolgend gezeigt werden wird 
    (Utzinger,K).}
    ( 27...fxe6 {nach Alekhine das weitaus kleinere Uebel nach} 28.Rxd8
    Kxd8 29.Rd1+ Ke7 30.Bxe6 Kxe6 31.Rd8 Bb5+ 32.Kf2 Nb6 33.axb6 axb6 {+=
    und Schwarz wird dieses Endspiel wohl noch vorsichtig behandeln
    muessen, sollte aber letzten Endes doch nicht verlieren,
    hauptsaechlich wegen der starken Verteidigungswirkung, die sein
    Laeufer auf c6 ausueben kann (Alekhine,A).} )
28.Nf5+
    {Durch dieses Zwischenschach, welches mit einigen Scheinopferwendungen
    verbunden ist, gewinnt Weiss fuer seinen Springer das hochwichtige
    Feld d6 (Alekhine,A). Glaubt man den heutigen Computerprogrammen, ist
    das Springerfeld d6 gar nicht so wichtig, denn alle von mir getesteten
    Programme bevorzugen 28.Sg3 und bewerten die Stellung mit Vorteil fuer
    Weiss (Utzinger,K).}
28...Kf6 29.Rxd1 fxe6
    ( 29...Kxf5 30.Rd8 Bb5+ 31.Kd2 $1 fxe6 32.Rxa8 Rd7+ 33.Kc3 Rc7+ 34.Kd4
    {+/- mit klarem Endspielvorteil fuer Weiss (Alekhine,A).} )
30.Nd6
    {! Alekhine,A}
    ( 30.Rd8 {Darauf koennte Schwarz auf folgende Art ausgleichen
    (Alekhine,A)} 30...Bb5+ 31.Ke3 exf5 32.Rxa8 Re7+ {=} )
30...Bg6 31.Rd4
    {?! Mit diesem Zug gibt Weiss seinen muehsam errungenen Vorteil aus
    der Hand. Die richtige Fortsetzung bestand in 31.Lb3, z. B. a)
    31...Ke7 (b6, a6!) 32.b3 a6 33.Td2!  b) 31...Tc5 32.b4 Tc7 33.Ke3!
    oder Kf4. In beiden Faellen bleibt Schwarz sehr stark eingeengt und es
    ist nicht ersichtlich, wie der Springer ins Spiel kommen soll
    (Alekhine,A). In der unter erstem zitierten Variante uebersieht
    Alekhine, den nach 31.Lb3 b6 32.a6 ausgleichenden Zug 32...Tc5
    (Utzinger,K).}
31...Rc5
    {! Damit schwimmen dem Anziehenden die Felle davon, aber wie bereits
    gezeigt, war eine Gewinn bringende Variante in diesem Endspiel nicht
    vorhanden und kommt der a8-Springer auf jeden Fall wieder gut ins
    Spiel (Utzinger,K).}
32.Rb4
    {Wie ersichtlich, scheitert 32.Sxb7? an Tb5 (Alekhine,A).}
32...b6
    {Eine gelungene Befreiungsaktion (Uzinger,K).}
33.axb6 Nxb6 34.Kd2
    {Nicht 34.Sb5? wegen 34...a5 usw. Damit ist der Fall erledigt, denn
    Weiss kann weitere Vereinfachung nicht vermeiden (Alekhine,A).}
34...Ke7 35.Ne4 Bxe4 36.Rxe4 Nd5 37.Bxd5 Rxd5+ 38.Kc3 a5 39.Rc4 h5 40.h4
    {Capablanca hat sich gut verteidigt und offenbar weit tiefer in die
    Geheimnisse dieser Partie gesehen als Alekhine, der mit seinen
    kommentierten Wunschtraeumen einige Male daneben lag (Utzinger,K).}
1/2-1/2
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