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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / WM Capablanca-Alekhine (04) remis (PGN) Kommentare
- By Kurt Utzinger Date 2013-08-14 16:07
Liebe Schachfreunde

Wer die WM-Partien 1927 zwischen Capablanca und Alekhine nur
oberflächlich anschaut, dem wird es ob des fast ausschliesslich
und beidseitig zur Anwendung gelangenden Damengambits
fast schlecht. Trotzdem kann bei genauerem Studium der Partien
von Langeweile keine Rede sein. Also Grund genug, sich mit diesem
Wettkampf etwas genauer zu beschäftigen.

In der 4. Partie erlangt Capablanca mit Schwarz eine leichte Initiative,
hat also quasi den Anzugsvorteil auf seiner Seite. Dies natürlich wegen
der harmlosen Eröffnungsanlage seines Gegner Alekhine. Letzterer lässt
jedoch nichts anbrennen und schiebt den halben Punkt souverän nach
Hause. So richtig taktisch wird es nur einmal in der Partie.

Stand nach 4 Partien: 2,0 : 2,0

Die Partie wie üblich unkommentiert zum Nachspielen und separat zusätzlich kommentiert.

Mfg
Kurt

Bisherige Partien:
Game 1:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5902
Game 2:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5904
Game 3:   http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=5909

Stellung nach 20.Sxe4 und bevor 20...Lxd4!


Schluss-Stellung nach 49...Kc6


Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


[Event "Wch-03"]
[Site "Buenos Aires"]
[Date "1927.09.23"]
[Round "4"]
[White "Alekhine, Alexander"]
[Black "Capablanca, Jose"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "D63"]
[EventDate "1927.09.24"]
[PlyCount "98"]
[Annotator "Utzinger,K"]

1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 d5 4. Bg5 Be7 5. e3 O-O 6. Nf3 Nbd7 7. Rc1 c6
    {Vorbereitung zu Capablanca's Entlastungsmanoever dxc4/Sd5 usw.,
    sofern Weiss mit 8.Ld3 fortsetzt. }
8. a3
    {Auftakt zur so genannten "Tempokampf-Variante", deren Idee darin
    besteht, dass Schwarz mittels abwartender Zuege gezwungen werden soll,
    dxc4 zu spielen, wonach der weisse Koenigslaeufer in einem Zug nach c4
    gelangt. Schwarz tut deshalb am besten, ebenfalls nuetzliche Zuege
    auszufuehren, bevor er dxc4 spielt. Dieses Verhalten ergibt einen
    interessanten Tempokampf. }
    ( 8. Bd3 dxc4 9. Bxc4 Nd5 10. Bxe7 Qxe7 11. O-O Nxc3 12. Rxc3 e5 {
    waere das genannte Manoever zur Entlastung und Entwicklung der
    schwarzen Stellung.} )
8. ... a6
    {Dieser gute Abwartezug eroeffnet bald einmal die Moeglichkeit, vom
    ueblichen Entwicklungsschema dxc4/Sd5/e5 abzuweichen und allenfalls
    das orthodoxe Flankenfianchetto dxc4/b5/c5 zu waehlen.}
9. Qc2
    {Fortsetzung des Tempokampfes. In seinen Anmerkungen zu dieser WM
    meint A.Alekhine "Eine leicht verstaendliche Partie, welche, wie so
    viele andere, beweist, dass die Bluetezeit des Rubinsteinschen Zuges
    Dc2 (nach Tac1) laengst vorbei ist. }
9. ... Re8
    {Als etwas genauer gilt hier vorerst 9...h6}
10. Bd3
    {Mit 10.h3 haette Weiss den Tempokampf fortsetzen koennen.}
10. ... h6 11. Bf4
    {Als nachhaltiger gilt 11.Lh4 wie auch A.Alekhine angibt.}
11. ... dxc4 12. Bxc4 b5 13. Ba2 Bb7
    {Nun hat Capablanca zum orthodoxen Fianchetto gegriffen und kann
    dadurch eine absolut gleichwertige Stellung erreichen. Aber auch
    sofort 13...c5 ist spielbar.}
14. O-O
    {Denn 14.b4 wird stark mit 14...a5! beantwortet.}
14. ... c5
    {Und =, weil Schwarz seine Eroeffnungsprobleme geloest hat.}
15. dxc5 Nxc5
    {Die symmetrische Bauernstruktur und die beidseits vorhanden offenen
    Linien und gut platzierten Figuren lassen das Remis schon erahnen.
    Allerdings sind solche Stellung recht tricky und verlangen von den
    Kontrahenten exaktes Spiel, um das Gleichgewicht nicht zu stoeren.}
16. Rfd1 Qb6 17. Be5
    {Wer die Wahl hat, hat die Qual. Ich haette Muehe, mich klar fuer
    einen Zug zu entscheiden, standen hier doch auch die Alternativen mit
    17.Se5 und 17.Sd4 oder uach 17.Lb1 zur Verfuegung.}
17. ... Rac8
    {Die Wahl der Qual gilt auch fuer Schwarz, der sich zwischen
    17...Ted8, 17...Tad8 und dem Textzug 17...Tac8 entscheiden musste.}
18. Qe2
    {Wegzug aus der c-Linie kann nicht falsch sein.}
18. ... Nce4 19. Bd4 Bc5 20. Nxe4
    {Nun wird es ploetzlich taktisch.}
20. ... Bxd4
    {Unter Angabe von Varianten weist Alekhine auf den moeglichen Fehler
    20...Sxe4? 21.Txc5! mit entscheidendem Vorteil fuer Weiss hin. Aber
    stimmt das wirklich? Ueberall dort, wo Alekhine mit seinen Varianten
    und angeblich entscheidendem Vorteil fuer Weiss aufhoert, habe ich die
    Programme weiterrechnen lassen und bislang keine klare Bestaetigung
    dieser Einschaetzung bei den kritischen Varianten erhalten.
    Andererseits ist zuzugeben, dass mit dem durch Alekhine gespielten
    Textzug 20...Lxd4 wirklich alle Gefahren fuer Schwarz gebannt werden.
    In diesem Sinne scheint Schwarz eben intuitiv doch die richtige Wahl
    getroffen zu haben.}
    ( 20. ... Nxe4 {?} 21. Rxc5 Rxc5
        ( 21. ... Nxc5 {?} 22. b4 {+- Diese Bewertung stimmt} )
    22. b4 Nc3 23. Qe1 Bxf3
        ( 23. ... Nxa2 24. bxc5 {+/- Diese Bewertung ist bereits
        zweifelhaft, denn viel besser 24.Lxc5 +-}
            ( 24. Bxc5 Qc7 25. Ra1 Bxf3 26. gxf3 Qc6 27. Rxa2 Qxf3 28. Qe2
            {und Weiss hat eine Figur gegen einen Bauer mit klarer
            Gewinnstellung.} )
        )
        ( 23. ... Nxd1 24. bxc5 Qd8 25. Ne5 {+-} )
    24. bxc5 Ne2+ {Zu beachten ist das unklare 24...Dc6} 25. Qxe2 Bxe2 26.
     cxb6 Bxd1 27. Be5 {+- Alekhine: richtige Bewertung, denn nach}
    27. ... f6 28. Bc7 Kf7 29. b7 Ke7 30. b8=Q Rxb8 31. Bxb8 {hat Weiss
    eine Figur gegen einen Bauern gewonnen.} )
21. Nxd4 Bxe4 22. Bb1
    {Der gegnerische, weissfeldrige Laeufer ist ebenso stark wie sein
    weisser Gegenpart, weshalb ein Abtausch angebracht ist.}
22. ... Rxc1 23. Rxc1 Bxb1 24. Rxb1 Rc8
    {Schwarz hat einen gerinfguegigen Vorteil, der jedoch nicht ins
    Gewicht faellt, sofern sich Weiss praezis verteidigt.}
25. Qe1
    {Mit der offensichtlichen Absicht, Tc1 zu spielen und damit die
    c-Linie zu neutralisieren.}
25. ... Qc7 26. h3
    {Gegen ...Sg4 gefolgt von Se5 und Sc4 gerichtet.}
26. ... Ne4 27. Ne2
    {! Ein wichtiger Zug, der endlich den Turmtausch mit Tc1 ermoeglicht
    und damit das Remis sicherstellt.}
27. ... Qe5 28. Rc1 Rxc1 29. Qxc1
    {Die restlichen Zuege bis zum Partieende haetten sich die Gegner
    sparen koennen.}
29. ... Qc5 30. Qxc5 Nxc5 31. Nd4
    {Als allgemeine Regel gilt, dass Springerendspiele Remis sind, wenn
    das reine Bauernendspiel Remis waere. Diese Voraussetzungen treffen
    auch auf dieses Endspiel zu.}
31. ... Kf8 32. b4 Na4 33. Kf1 Nb6 34. Nb3 Nc4 35. Nc5 Nxa3 36. Nxa6 Ke7
37. Ke2 Kd6 38. Kd3 Nc4 39. Nc5 f5 40. Kc3 Kd5 41. Na6 Kd6 42. Nc5 Nb6 43.
Nd3 e5 44. Kb3 Nc4
    {Mit 44...Sd5 haette Capa seinen Gegner noch lange plagen koennen. Ob
    es zum Sieg gereicht haette, ist allerdings fraglich.}
45. Kc3 Kd5 46. Nc5 Nd6 47. Kd3 g5 48. Na6 e4+ 49. Kc3 Kc6 1/2-1/2
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