[quote="Udo Kaiser"]
also - ich habe nirgends gesehen DAS Erdo zurücktreten will. Auch wenn hier diskutiert wird DAS es so ist.
Ich denke nicht das das Computerschach in einer Krise ist.
Was in einer Krise ist,ist die kommerzielle Vermarktung des Computerschachs. Alle die davon abhängig waren,
sind in der Tat in einer Krise. Das schaut für mich ähnlich aus wie andere Branchen die darauf angewiesen sind
eine Ware zu verkaufen.
...
Ich sehe auch nicht das Computerschach durch das Fehlen des Messens gegen Menschen
weniger spannend oder interessant gewesen ist. Was im Menschenschach passiert war doch noch
nie wichtig für Computerschach. Mal abgesehen von der Zeit wo Bobby Fischer genug
Inhaltsstoffe produziert hat, die zur Geburt des Computerschachs geführt haben,
war das Menschenschach doch immer noch peripher am Erfolg des Computerschachs beteiligt.
Ob irgendwo auf der Welt 2 Menschen unter Skandalen und Schummelvorwürfen irgendeine Partie
Schach spielen... das ist unwesentlich.
Wesentlich ist wie die Schachengines untereinander spielen. Was sie für Fortschritte machen. Welche
Entwicklungen im Computerschach und in der Hardware passieren.
Was wir schon lange nicht mehr gehabt haben, und das spüren wir deutlich,
ist ein Schachweltmeister der es schafft das Schach in den Medien und
in der realen Welt der Otto-Normal-Bürger populär wird.
Seien wir doch mal ehrlich. Die letzten Schachweltmeister waren in Hinsicht auf PR und Öffentlichkeitsarbeit
eine einzige Katastrophe.
Früher hatten wir Sendungen über Schach im TV. Ich erinnere an den TV-World Cup, die Pfleger Sendungen
und die Berichterstattung Spasski-Fischer.
Was kam denn danach ?
Es wurde doch immer weniger. Angefangen mit griesgrämigen übelgelaunten Spielverderbern die
sehr wenig in der Lage waren Schach zu verbreiten.
Könnt ihr euch noch an Kasparovs peinlichen Auftritt im aktuellen Sportstudio erinnern.War es nicht
Kürten der sogar so angewidert war, das er Kasparov nichtmals den Preis überreichen wollte nachdem dieser
in der Partie gegen Fritz derartig mies dreingeschaut hatte ?
Irgendwie ist es danach nie besser geworden im Menschenschach.
Interessiert heute kein Schwein mehr was ein Schachweltmeister zu sagen hat.
Das war früher unter Fischer noch ganz anders.
Und an diesem Lack of Character , also mal einen Schachweltmeister zu haben der GUT ist für den Schachnachwuchs,
der nicht nur an Geld interessiert ist, der sein Geld einsetzt für die Nachwuchsförderung und nicht um sich mit
anderen GMs zu streiten um WM -Titel ... an diesem Nichtvorhandensein von positivem Charisma,
hängt auch ein wenig die Wichtigkeit des Computerschachs.
Ich denke mit einem Schachweltmeister wie Lasker einer war, oder Fischer, wäre Computerschach und Schach im TV
heute weitaus häufiger vertreten.
...
Wann hatten wir schon mal soviele Freeware-Schachprogramme, jemals solch gute Hardware
zu erschwinglichen Preisen.
Wir haben flächendeckend Internet und können im Internet Turniere machen und uns austauschen.
Früher gab es nur die Post ! Man mußte Disketten hin- und herschicken. Ihr wißt
wie lange sowas gedauert hat. Und wenn so eine Diskette mal ankam, war sie nach 1 Woche Reise
vielleicht geknickt, magnetisiert oder sonstwie defekt.
Die Hotels sind besser geworden. Wie war das denn noch damals in Paderborn im Krawinkel oder im Südhotel.
Die Zustände in einigen Hotels in Holland...
Leute. Es ist viel besser geworden. Heute erreicht man die Leute im Internet.
Früher war das alles viel schwerer.
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Hallo Udo!
Im großen und ganzen deiner Meinung, dass das Computerschach explodiert ist, wenn du das so auch nicht geschrieben hast.
Sowohl was die software als auch was die hardware und ihre Nutzung anbelangt. Ich finde aber nicht, Mangel an Spannung im Schach käme von den fehlenden charismatischen Erscheinungen im menschlichen Schachsport und dass Kasparov nicht nur als Schachspieler so bekannt geworden ist und immerhin im heutigen Russland überhaupt politisch mitmischen konnte spricht mir schon auch dafür, dass er eine gewisse soziale Kompetenz hat und lack of character, was man idiomatisch schon mit Charakterlosigkeit übersetzen würde, wäre es nicht gerade in diesem Zusammenhang, muss man, glaube ich, weder ihm noch den anderen Schaweltmeistern der jüngeren Vergangenheit nachsagen, du hast es wohl auch mehr im Sinne von Mangel an Charakteristik gemeint, richtig?
Auch das ist eine Frage der Anspruchshaltung

Fischer ist nicht mir irgendjemandem vergleichbar, deshalb mach ich es lieber gar nicht aber was du auch im Hinblick auf die Medien meinst über seine Präsenz, war eigentlich schon auch zu einem guten Teil einfach Sensationsjournalismus dahinter. Es war schick den kalten Krieg am Schachbrett ausgetragen zu sehen und eine Diva zu haben ist auf jeder Bühne gut. Dass er so genial schachgespielt hat, ist dabei in der vielgelesenen Presse nicht wirklich rübergekommen oder kannst du dich an eine großes buntes Blatt oder eine Hauptabendnachrichtensendung erinnern, in der seine Partien schachlich kommentiert worden wären?
Die Schummelvorwürfe sind es auch heute noch, die die Leute, die nicht schachinfiziert sind, mehr interessieren als das Schach selbst, das hat man an der Topalovgeschichte gesehen. Skandale verkaufen sich eben besser als Schachpartien und Schachprogramme zusammen und daran leidet, wenn man es denn als Leiden sehen will und das will ich auch nicht, in den Augen vieler auch die Computerschachszene.
Du hast vollkommen recht, dass nur die kommerzielle Seite des Computerschachs eingebrochen ist nach der soft- und hardware-Explosion.
Dass sich auch gute Programme nicht mehr in so großer einzelner Zahl verkaufen lassen, wenn eine Togaversion die nächste jagt, Cylcone 2.0 und Stockfish am selben Tag in talkchess angekündigt werden und die nächste Brightversion richtig gefordert wird. Sollte Jan Siemelink seine vielen neuen Versionen wirklich auch nicht veröffentlicht haben, weil er überlegt, sie auch zu verkaufen, würde ich ihn dafür wirklich bewundern, das ist aber vorläufig auch nur ein Gerücht.
Auch hast du recht, dass uns als usern das alles eigentlich nur recht sein könnte, es sei denn wir wären nebenbei auch in irgendeiner Weise Händler, besonders recht müsste es uns sein, wir würden hardware herstellen und verkaufen und eigentlich muss es, wenn es jetzt nicht gerade Schachsoftware allein ist, für Programmierer ein Dorado sein, so viele so gute freeware- Schachprogramme mit open source zu lesen zu kriegen. Ich glaube schon, dass Schach nach wie vor nicht nur eine Speerspitze in der hardware- Nutzung ist, sonder auch ein besonders lehrreiches Beispiel für Programmierung im Allgemeinen.
Jetzt aber zu unserem eigentlichen wirklich gemeinsamen Thema hier, dem Computerschach für Spieler

Es ist gerade auch diskutiert worden, ob Schach ein Sport ist, dazu sage ich auch noch einmal ein klares Ja aus meiner Sicht aber selbst wenn man es weniger sportlich (Fairness!

) als spielerisch betrachtet, die Spannung kommt vom Gewinnen und Verlieren, nicht vom Remis. Eine Remispartie kann wunderschön sein, irgendwie bleibt immer die Frage, warum hat da keiner gewonnen?
Ich rede nicht den Schlammschlachten das Wort, die aber wie gesagt in der breiten Öffentlichkeit immer noch mehr zählen als das eigentliche Sportevent aber wenn durch eine Fortschrittsgeschwindigkeit wie im Computerschach der Schritt weg von der Anwendung für den Spieler, der die Partien auch noch verstehen will und außerdem auch noch spannend finden, hin zu einem sterilen Schach der Eröffnungsbücher und der Endspieldatenbanken, auf die schon in der Eröffnung hingerechnet wird, immer schneller gegangen wird, wundert mich nicht, dass das Publikum immer mehr aus Leuten besteht, die einfach nichts anderes im Kopf haben.
Schach als Wissenschaft ist eine trockene Sache, Wissen ist Matt und als wissenschaftliches Werkzeug ist der Schachcomputer heute unersetzlich. Den Programmen beim Spielen zuzusehen (Chrilly Donninger hat es einmal damit verglichen, einer Waschmaschine beim Waschen zuzusehen) interessiert mich weniger und weniger und noch immer viel weniger als eine Partie Kramnik- Anand, die ich übrigens beide für sympatisch bis liebenswürdig halte und schachlich beide sehr bewundere, weil mir Rybka, die dumme Nuss, sagt, wo dieser oder jener ihrer Meinung nach hätte besser spielen können, weiß ich es ja auch nicht besser als die wirklichen Schachspieler und sollte es mir auch nicht einreden, wenn ich selber auch noch besser spielen lernen will.
Ich habe eigentlich vom Computer Schachspielen gelernt und kurzfristig die Illusion gehabt, ich würde es einmal besser können, als der Computer, leider hat er schneller gelernt als ich

.
Wenn sich jemand wie Prof. Ingo Althöfer vom Computerschach weg dem Go zuwendet, gibt mir das sehr zu denken, ob sich Erdo wirklich zurückzieht oder nicht, wird man auch erst einmal von ihm hören müssen und ob ich ihn besser verstehen kann bei der einen oder der anderen Entscheidung, weiß ich nicht, dazu kenne ich ihn auch zu wenig.