[quote="Peter Unger"]
Einen interessanten Diskussionsbeitrag gibt es dazu von Larry Kaufman: [url][/url]
http://rybkaforum.net/cgi-bin/rybkaforum/topic_show.pl?tid=7176Ich zitiere:
"The problem is not that chess will be solved, it's that it is becoming a memory and preparation contest, and the preparation will soon no longer need human input. For example Topalov's win today, while a very nice game, was probably mostly prepared at home with Rybka, and is therefore really a computer game. So what will be the point of having top players play each other, we might as well just have freestyle games. That's why change is needed, I think."
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Ich finde wirklich, dass die in der letzten Zeit ja nur noch mit sehr viel Gewalt herbeigeredete Konkurrenz zwischen Computerschach- und Schachspielern beendet werden sollte, sofern es je eine ernsthafte war, als die Programmierer noch keine Ahnung vom Schach hatten oder davon, wie man menschliches Schachwissen dem Programm beibringen sollte, diese Zeiten sind vorbei.
Profischachspieler haben andrerseits noch nie ein Hehl daraus gemacht, dass die Vorbereitung auf einen bestimmten Gegner und ein bestimmtes Turnier eine Gedächtnisübung in erster Linie seit grauer Vorzeit war und ist und Bobby Fischer war vielleicht das schönste und das schlimmste Beispiel, wie ein genialer Schachspieler daran zerbrechen kann und eigentlich muss, wenn er gegen eine entsprechend große und hochkarätige auf genau ihn vorbereitete Gegnerschaft bestehen wollte, nicht umsomst hat er sich deshalb Fischer- Schach ausgedacht.
Dass da die EDV die Haupthoffnung im Datenspeichern noch viel mehr als im Rechnen trägt, ist auch allen klar und nun noch länger vom Menschen zu verlangen, er sollte unter Turnierbedingungen mit EDV gestützten Gegnern mithalten an Rechen- und Gedächtnisleistung ist ein von Leuten künstlich am Leben erhaltenes Szenario, die nur darauf aus sind, mehr und mehr nur noch angeblich wesentlich unterschiedliche Computerprogramme zu verkaufen unter dem Werbetitel nur ihr Programm könnte wirklich gute Schachspieler schlagen.
Wir wissen alle längst, dass mit der entsprechenden Eröffnungsbibliothek und vielleicht noch mit den entsprechenden Lernfiles und vorberechneten Hashtables, von den 6 Steinern ganz zu schweigen, ausgestattetes Programm, ich würde sagen fast gleichgültig, an welcher Stelle von 1 bis 50 der aktuellen Computerranglisten es rangiert, gegen fast jeden Großmeister unter Turnierbedingungen gewinnen würde, wen interessiert es also eigentlich noch ernsthaft, ob ausgerechnet Rybka gegen ausgerechnet Anand und nicht z.B. Hydra gegen Michael Adams mit welcher Eröffnung wieviele Punkte holt und vor allem wer wird das Sponsorgeld für derartig einseitige Veranstaltungen noch aufbringen, das sich dann niemals einspielt, auch nicht mit Werbekosten.
Rechner gegen Meister + Rechner, das wäre für mich am ehesten noch interessant, weil das wenigstens auch die Fähigkeit mit dem Computer als Tool umzugehen, erfordert.
Natürlich kann es auch lustig sein zuzusehen, wie Pablo Ignazio Restrepo am Server R3 nach Zeit schlägt oder Anand Fritz ein paar Remispartien und den einen oder anderen Sieg abringt, nach den bisherigen Regeln und Ansprüchen an Turnierpartien, die eben auf Fehlern des Gegners beruhen, je schöner und hochkarätiger die Gegner und die Fehler, umso spannender, hat das halt nichts zu tun.
Diese Art von Turniersport ist tot, bevor sie noch so richtig zur Welt gekommen ist, auch wenn Larry Kaufmann und Vasik Rajlich das vielleicht nicht so gerne hören werden, wie dass Anand gegen Kramnik weiterhin gutes Geld einbringen wird, dass Auseinandersetzungen solcher Spieler gegeneinander sicher weiter interessant und fürs Publikum verkaufbar bleiben werden, völlig gleichgültig, mit welchem Programm sie ihre Vorbereitung machen, am Brett kommt es ja dann, wenn sie allein sind, wie vor erdenklichen Zeiten nur darauf an, wer den anderen besser bei der Vorbereitung eingeschätzt hat und wer sich mehr gemerkt hat und wer besser am Brett schachspielt.
Dass die Computer in absehbarer Zeit das Schachspiel so weit ausgerechnet haben werden, dass die Meister keine Eröffnungen mehr gegeneinander finden, in denen sie das Remis vermeiden können, das glaube ich nicht, dazu wären erste Anzeichen, wie z.B. dass Sizilianisch nicht mehr so oft aufs Brett käme und seltener gespielte Eröffnungen häufiger würden, vorläufig nicht wahrzunehmen.
Wer also mehr vom anderen profitiert mitllerweile, der Mensch vom Computer oder dieser von jenem ist als Überlegung so müßig, wie die Sache mit Ei und Henne, warum nicht einfach beides genießen, Eierspeise und Hühnerfilet, wenn man kein Vegetarier ist und darauf achtet, dass die Hühner möglichst glücklich waren, warum sind wir es nicht auch alle gemeinsam und freuen uns, dass sich Anand jetzt auch noch mit Rykba analysierte Varianten merken muss und dass R4 endlich imstande sein wird, elementare Endspiele allein richtig zu berechnen?
Den Tod kann Rybka höchstens sich selbst geben, wenn er durch ein anderes Programm überholt wird oder ihm ein x-beliebiger Hobbyspieler nachweist, was er alles nicht kann und ein anderes Programm eventuell schon, große Meister des Schachspiels werden als Namen von Menschen weiterleben, auch wenn sie von Computern oder anderen großen Spielern geschlagen werden, das ist nämlich der wirkliche Unterschied zwischen Menschen und Maschinen, Schach hingegen ist und bleibt Schach, wurscht, wer es spielt.
Grüße,
Peter.