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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Remis-Regel "50 Züge" künftig auf "75 Züge" geändert?
- - By Michael Bechmann Date 2014-05-12 04:05 Edited 2014-05-12 04:11
In einem Entwurf der Schachregeln 2014 (http://www.schachschiri.de/fide_14ger.pdf) findet man widersprüchliche Regeln.
in 9.3. bleibt es bei 50 Zügen, in 9.6. b) mit gleichen Voraussetzungen 75 Züge.

In 9.6. a) Heißt es (nach meiner Interpretation), dass es innerhalb von 5 Zügen eine einfache Zugwiederholung zum Remis führt.

Unter der Berücksichtigung, dass man Schachprogramme und auch historische Partien (vor 2014) analysiert, sind Probleme programmiert:
Was als Sieg in den Datenbanken steht, kann nun - wenn die künftigen Versionen diese Regeln berücksichtigen würden - als Remis erkannt werden (einfache Zugwiederholung innerhalb 5 Zügen),
Das beträfe auch ggf. frühere Partien die man mit den neuen Regeln analysiert. 
Parent - - By Michael Bechmann Date 2014-05-12 04:34
Ergänzung: Die Erweiterung der 50-Züge-Regel auf 75-Züge-Regel kann für Computerprogramme Sinn haben (aber kaum für menschliche Gegner).

Nach Analysieren mit Endspieldatenbanken kann man feststellen, dass es durchaus erst nach dem dem 50. Zug ein Initiativ-Zug (Bauer-/Schlag-Zug) gibt und zu Unrecht die Partie nach dem 50. Zug als Remis gewertet wird.
Manchmal kommt der Initiativzug aber auch erst nach 75 Zügen.

Wenn ich mich richtig erinnere, gab es schon in den 80er Jahren schon für bestimmte Konstellationen eine erweiterte Remis-Regel (auf 100 Züge statt 50), denn die ersten Endspieldatenbanken auf Großrechnern ergaben,
dass man bei korrekter Zugfolge mit der 50-Züge-Regel nicht ausreicht. Die Regel hatte man nach wenigen Jahren wieder zurückgenommen, weil sie als unübersichtlich galt und im praktischen Spiel völlig unbedeutend war, Engines damals noch nicht
so verbreitet waren und Endspieldatenbanken für alle auch nicht.
Parent - - By Thomas Mahling Date 2014-05-12 10:04
Hallo Michael,

wie man sieht, bereiten Regeländerungen immer wieder Irritationen. In den Auslegungshinweisen des DSB findet sich dazu nichts.
FIDE-Regel 9.6 ist im Hinblick auf die Bedenkzeitregelungen mit Zeitbonus pro Zug nur als Ergänzung zu FIDE-Regel 9.2/9.3 zu verstehen, um ein unendliches einvernehmliches Weiterspielen zu unterbinden. Erfolgt kein Antrag eines Spielers nach 9.3, dann ist die Partie auch ohne Antrag nach 75 Zügen ohne Bauern- oder Schlagzug nach 9.6 b) remis und somit beendet.

Viel schlimmer finde ich die Formulierung in 9.6 a) zu einem Remis wegen mindestens dreifacher Stellungswiederholung ohne Antrag. Offenbar ist wohl gemeint, wenn innerhalb von 5 (beidseitigen) Zügen - also 10 x hintereinander - jeweils eine Stellung auf dem Brett ist, bei der der am Zug befindliche Spieler ein Remis nach 9.2 b reklamieren könnte (dies aber nicht tut), die Partie dann auch remis ist.

Ein automatisches Remis ohne Antrag nach 5-maliger Stellungswiederholung ist wohl nicht gemeint.

Auslegungshinweise zu dieser wichtigen Regeländerung gibt es leider nicht.

Da Engines keine Anträge auf ein Remis nach 9.2 bzw. 9.3 beim Schiedsrichter stellen, wäre 9.6 dann die korrekte Regel für ein Remis ohne Antrag.
Dies würde ähnlich auch für Online-Partien auf Schachservern gelten. Bisher wurden Stellungen nach 9.2/ 9.3 praktisch vom Server automatisch mit remis abgebrochen. Dies war zwar nicht ganz regelkonform, wurde aber allgemein akzeptiert. Evtl. auch im Hinblick auf den FIDE-Onlineserver mit seinen offiziellen Ratingzahlen hat man jetzt mit 9.6 eine Regel, nach der die Partien automatisch undregelkonform mit Remis beendet werden können.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2014-05-12 11:54

> Viel schlimmer finde ich die Formulierung in 9.6 a) zu einem Remis wegen mindestens dreifacher Stellungswiederholung ohne Antrag. Offenbar ist wohl gemeint, wenn innerhalb von 5 (beidseitigen) Zügen - also 10 x hintereinander - jeweils eine Stellung auf dem Brett ist, bei der der am Zug befindliche Spieler ein Remis nach 9.2 b reklamieren könnte (dies aber nicht tut), die Partie dann auch remis ist.


Die Passage
"Falls eine oder beide der folgenden Situationen auftreten, ist die Partie remis:
a) sobald eine gleiche Stellung, entsprechend Artikel 9.2 b, in wenigstens fünf aufeinanderfolgenden Zügen beider Spieler entstanden ist,..."

ist wirklich sehr interessant
Da ist also erstens kein Antrag mehr nötig,
und dieses Remis tritt bereits bei der der ersten Stellungswiederholung auf, sofern nur höchstens 5 Züge dazwischen lagen.

Benno
Parent - - By Michael Bechmann Date 2014-05-12 14:31 Edited 2014-05-12 14:35
In diesem Sinne von Benno H. habe ich das auch so interpretiert. Es geht hier nicht um eine fünffache Wiederholung (statt der geltenden doppelten Zugwiederholung) sondern um eine einzige Zugwiederholung zwischen x. Zug bis (x+5). Zug

Z.B. war in der letzten WM Anand:Carlsen in der 1. Partie nach der ersten Zugwiederholung sofort Remis gegeben, wobei die neue Regel noch gar nicht galt. Vielleicht haben Sie sich auch entsprechend auf Remis geeinigt.

Die Erweiterung auf 75 Zügen ist sicher richtig (statt willkürlicher Abbruch nach dem 50. Zug). Jedoch das Remis nach dem ersten Zugwiederholung einzuführen ist überflüssig und führt zu Chaos und Verwirrung, besonders mit Nachrechnen historischer Turniere.

Ich befürchte, dass es in der Auswertung von Datenbanken Chaos geben wird, weil die Auswertung mit historisch festgelegten Regeln nicht mehr mit Auswertungen nach neuen Programmen, welche die neue Regel benutzen passen. Nach der neuen Auslegung der Remisregel ergibt sich eine andere Rangliste von Turnieren, als sie seinerzeit nach den traditionellen Regeln war.
Parent - - By Tom Paul Date 2014-05-12 15:40
Ab wann gilt die neue 75 Züge Regel?
Parent - By Michael Bechmann Date 2014-05-13 14:07
ab 01.07.2014
Parent - - By Thomas Mahling Date 2014-05-12 17:18
Hallo Michael und Benno,

vielleicht ist es tatsächlich so gemeint ist, wie Ihr das lest. Nur welchen Sinn würde eine solche Regelung machen?
Ich könnte mir nur vorstellen, dass eine Stellungswiederholung innerhalb von 5 Zügen noch relativ leicht erkennbar und im Streitfall rekonstruierbar wäre, denn die Regel müsste auch bei Schnell- und  Blitzschach zur Anwendung kommen.

Weshalb bei Stellungswiederholungen nach mehr als 5 Zügen ein Remis noch nicht einmal von einem Spieler beantragt werden kann, sondern nach 9.2 erst wenn die Stellung dreimal gleich (9.2 b) ist bzw. der Spieler dies im nächsten Zug erreichen kann (9.2 a), erscheint dann etwas unlogisch.
Parent - - By Thomas Mahling Date 2014-05-13 19:31
Beim Schachbund findet sich ein Dokument zum FIDE-Kongress 2013 in Tallinn: http://srk.schachbund.de/files/dsb/srk/downloads/Bericht_KongressTallinn.pdf

"Um der Gefahr überlanger Partien zu begegnen, gibt es künftig in Art. 9.6 einen weiteren Beendigungstatbestand für Partien. Der Schiedsrichter kann eingreifen und die Partie für unentschieden erklären, wenn folgende Situation eintritt: Stellungswiederholung zum fünften Mal und/oder 75 Züge kein Bauernzug bzw. Schlagvorgang."

Die Regelauslegung der unklaren Formulierung in Art. 9.6, dass bei einer erstmaligen Stellungswiederholung innerhalb von 5 beidseitigen Zügen die Partie sofort mit einem Remis endet, ist auf jeden Fall nicht damit gemeint.
Parent - By Werner Mueller Date 2014-05-15 09:32
Thomas Mahling schrieb:

Beim Schachbund findet sich ein Dokument zum FIDE-Kongress 2013 in Tallinn: <a class='ura' href='http://srk.schachbund.de/files/dsb/srk/downloads/Bericht_KongressTallinn.pdf'>http://srk.schachbund.de/files/dsb/srk/downloads/Bericht_KongressTallinn.pdf</a>

"Um der Gefahr überlanger Partien zu begegnen, gibt es künftig in Art. 9.6 einen weiteren Beendigungstatbestand für Partien. Der Schiedsrichter kann eingreifen und die Partie für unentschieden erklären, wenn folgende Situation eintritt: Stellungswiederholung zum fünften Mal und/oder 75 Züge kein Bauernzug bzw. Schlagvorgang."

Die Regelauslegung der unklaren Formulierung in Art. 9.6, dass bei einer erstmaligen Stellungswiederholung innerhalb von 5 beidseitigen Zügen die Partie sofort mit einem Remis endet, ist auf jeden Fall nicht damit gemeint.

Es ist gemeint, dass, wenn innerhalb einer Folge von 10 Halbzügen, jeder dieser Halbzüge eine (im Sinne von jeweils irgendeine) Stellung auf's Brett bringt, welche bereits vorher (ob innerhalb oder außerhalb dieser Folge) mindestens einmal auf dem Brett war, die Partie remis ist.

War eine schwere Geburt auf schachfeld.de und ich befürchte fast, die meisten Schachspieler und auch nicht wenige Schiedsrichter werden 9.6 auf Jahre hinaus nicht wirklich verstehen.
Parent - By Sebastian B. Date 2014-05-16 14:16
"Der Schiedsrichter kann eingreifen und die Partie für unentschieden erklären, wenn..."

Empfinde ich als unglückliche Formulierung, besser wäre dann wohl "Der Schiedsrichter muss eingreifen..."

Wenn der Schiri demnach nicht zufällig auf ein bestimmtes Brett schielt, wo die Remis-Bedingungen gegeben sind, und die Partie dann bis zu einem Matt weitergespielt wird, kann dann noch nachträglich reklamiert werden, daß die Partie doch zwischenzeitlich als Remis hätte beendet werden können? Mithin hängt der Ausgang einer Partie nun von besagtem optionalen Eingriff des Schiedsrichters und damit von seiner Tagesform ab.

Anders wäre es natürlich, wenn die Partien nicht mehr auf dem gewöhnlichen Brett gespielt werden, sondern das Brett so mit irgendeiner Schach-GUI verbunden wäre, daß ein "elektronischer Schiedsrichter" auf jeden Fall stets die Situation erkennt und zu 100% mit einer Remisentscheidung eingreift.
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