Hallo zusammen,
weiter geht es mit der TCEC
http://tcec.chessdom.com/live.php Partienlese.
1. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=68942. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=68973. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=69004. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=69075. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=69126. Partie
http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=6917Ein im TCEC Chat immer wieder aufflammender Diskussionspunkt sind die Eröffnungen. Schnell fallen dabei Worte wie "langweilig" und "remislich".
Bei der Partie Shredder-Stockfish
http://tcec.chessdom.com/archive.php?se=6&st=1b&ga=42 fielen dann sogar die Worte "zweitklassige Eröffnung" - und das musste als Erklärung dafür herhalten, dass die Partie sehr remislich verlief. Ich widersprach, verwies darauf, dass die Engines nach Entlassen aus dem Buch nicht verstanden hätten, wie die Stellung zu behandeln sei. Ich verwies auch darauf, dass Menschen die in einer Eröffnung beinhalteten Ideen kennen würden (so sie gut vorbereitet sind), wohingegen Engines nur rechnen könnten.
Und das hatten Shredder und Stockfish ab hier (siehe folgendes Diagramm) zu tun.
Ich habe mir die Partie dann mal unter Zuhilfenahme der Shredder Online Eröffnungsdatenbank angeschaut
http://www.shredderchess.de/online-schach/online-datenbanken/eroeffnungs-datenbank.html. Bis zum 21. Zug von Schwarz war das alles schon mal auf dem Brett gewesen. Stockfish ging dann mit 21...b6 eigene Wege. Bis dahin und auch nachher verließen die Evaluationen niemals die Remisbreite - Stockfish demonstrierte sogar das Kunststück, eine weitestgehend wie an einem Lineal ausgerichtete Bewertung abzuliefern. (nur 3 Bewertungen liegen nicht bei 0.00!)
Doch zurück zum Vorwurf der "zweitklassigen" Eröffnung. Nelson Hernandez (aka Cato the Younger) hat ausführlich beschrieben - nachzulesen auf der TCEC Seite unter "Help" und dann "The Season 6 opening book" -, nach welchen Kriterien und unter Nutzung welcher Hilfsmittel er das Eröffnungsbuch zusammen gestellt hat. Ein Kriterium war für ihn, dass die Eröffnung mit einer gewissen Häufigkeit gespielt worden ist. Dass nun Stockfish mit 11...Se5 (siehe folgendes Diagramm)
einen nur selten gespielten Zug wählte, hat wohl nicht nur für mich nichts mit der Wertigkeit der Eröffnung zu tun. Stockfish hat gerechnet und nach 12.f4 sein Spiel in der Folge auf den rückständigen Bauern e2 fokussiert. Und damit bin ich wieder bei menschlichen Schachspielern - bei der Auswahl der Züge in der Eröffnung sind Erfahrungswerte und das Wissen um die Idee einer Eröffnung wichtiger als konkrete Variantenberechnung.
Zur Erinnerung. Die gespielte Eröffnung ist ein Fianchetto. Ein Mensch weiß das und berücksichtigt das bei seiner Zugwahl. Ein Engine kann nur in seine Berechnungen einfließen lassen, dass die Läufer fianchettiert sind, von g2 und g7 aus Richtung Zentrum blicken und darüber hinaus wirken können (so nicht durch Bauern verstellt). Dass die Partie vor sich hindümpelte und in einem schnellen Remis durch 3-malige Stellungswiederholung endete, hat für mich entsprechend nichts mit den Qualitäten der Eröffnung zu tun, sondern damit, dass es Engines Eröffnungen nicht "verstehen" beziehungsweise sie "wissen", wie eine Eröffnungsstellung idealerweise behandelt wird. Es ist also nicht die Eröffnung, die zweitklassig ist, sondern es sind die Engines, die in diesem Fall - und das formuliere ich bewusst scharf - zweitklassig sind. Zwar können sie inzwischen durchaus so gut rechnen, dass sie "Ideen" gewissermaßen selbst entdecken. So starten im Damengambit nicht wenige Programme einen Minoritätenangriff. Da haben die Coder hinsichtlich der Bewertungen und Gewichtungen großartiges geleistet. Aber in der Partie waren Shredder und Stockfish mit der Ausgangsstellung noch überfordert. Das Spiel biss sich schnell an der einen - vermeintlichen - Schwäche (Bauer e2 bzw. e3) fest.
Hätte das auch ein um den Sieg spielender Mensch getan? Ein Mensch, der weiß, dass es in der Regel zweier Schwächen bedarf, um eine Partie zu gewinnen, eben weil eine Schwäche meist gut zu verteidigen ist, wohingegen zwei Schwächen den Verteidiger schnell überfordern können? Und das bereits bei der Wahl der konkreten Eröffnungsvarianten berücksichtigen ...
Engines "wissen" so etwas nicht, sie können es nicht berücksichten, sie rechnen nur. Und lassen entsprechend eine gehaltvolle Eröffnungsstellung im Remis versanden.
Hier die Partie
Event:
Ort:
Datum:
Weiss:
Schwarz:
Ergebnis
Board
Viele Grüße
Tobias