[quote="Michael Scheidl"]
Stockfish ist wahnsinnig stark, aber trotzdem keine Herausforderung für Houdini. Ich glaube, Critter ist schon ein etwas härteres Kaliber, schied aber mit viel Pech zu früh aus. Jetzt haben wir wochenlang den langwierigen, mehrstufigen TCEC-Bewerb mitverfolgt nur um ein Finale zu erleben, daß im Prinzip jetzt schon von Stockfish ehrenvoll aufgegeben werden könnte: Völlig hoffnungslos.
[/quote]
Naja, Robert Houdart hat immer gesagt, daß die neueren Critterversionen ein Houdini 1.5-Clon sind. Die similarity-Tests scheinen das auch zu untermauern, ebenso das praktisch identische Abschneiden von Critter und Strelka in meiner LS-Rangliste, was Erfolgsscore und auch Remisquote angeht. Daher glaube ich schon, daß es eigentlich ganz gut ist, wenn das Finale nicht Neu-Houdini gegen Alt-Houdini ist, sondern mit Stockfish eine diesbzgl. unverdächtige Engine gegen den Über-Houdini spielt.
Daß Stockfish das wohl nicht gewinnen wird, ist natürlich auch rel. klar (auch wenn bei 48 Partien alles möglich ist), wenn man sich die Abstände von Stockfish und Houdini in den div. Ranglisten anschaut. Bei mir in der LS-Rangliste sind es über 140 Elo von Houdini 3 bis zur (fast) aktuellen Stockfish-Entwicklungsversion 130414. Selbst wenn man annimmt (was ich durchaus tue), daß Stockfish aufgrund seiner extrem hohen Selektivität mit mehr Bedenkzeit+Hardwarepower stärker zulegt als andere Engines (weil sich die Suche in höheren Bedenkzeitregionen nicht so im Suchbaum festfrißt), kann das nach menschlichem Ermessen nicht ausreichen, um so eine große Kluft in der Spielstärke zu überbrücken.
Leider ist bisher das eingetreten, was ich bei so langen Bedenkzeiten+so schneller Hardware befürchtet hatte, nämlich, daß es eine extrem hohe Remisquote in diesem Finale gibt. Und das obwohl beide Engines bei kurzen Bedenkzeiten nicht übermäßig remisanfällig sind. In meiner LS-Rangliste liegen ihre Remisquoten bei nur 40% bzw. 44%, was im Vergleich zu vielen Ippo-Derivaten eigentlich sehr, sehr wenig ist. Das läßt für die (Hardware)-Zukunft des Computerschachs nichts Gutes erwarten...
Stefan
Lieber Herr Scheidl,
[quote="Michael Scheidl"]
Es ist noch in vollem Gang: Zwischenstand nach 14 von 48 Partien Houdini 8,5 - Stockfish 5,5 (+3 =11 -0).
http://tcec-chess.net/superfinal.phpDeshalb würde ich auch lieber von Zwischenfazit schreiben.
Es kann noch viel passieren.
Zitat:
In der 14. Partie SF.-H3 kam es nach 27...Lxc3 zu folgender Stellung:
...
Weiß verfügt über
zwei Mehrbauern und drei verbundene Freibauern. Wie kann man das
nicht gewinnen?
Indem der Gegner Houdini heißt...
Für mich ist die Partie auch ein Musterbeispiel zum Phänomen
Läuferpeitsche.
Vielleicht wird die Partie deshalb auch in die Annalen eingehen.
Vielleicht kann man nach dem Wettkampf auch Houdini 3 die Stellung mal gegen sich
selbst ausspielen lassen, um noch mehr darüber zu lernen.
Zitat:
...
Jetzt haben wir wochenlang den langwierigen, mehrstufigen TCEC-Bewerb mitverfolgt ...
... schon von Stockfish ehrenvoll aufgegeben werden könnte: Völlig hoffnungslos.
Abwarten. Es gab 1984/85 mal einen ersten WM-Kampf zwischen Karpov und Kasparov.
Der dauerte auch 48 Partien (und nicht nur ca 14 Tage, sondern mehrere Monate).
Zwischendurch lag Karpov bei vielen Remis mal mit 5-0 in Führung, ehe sich am
Ende ein dazulernender Kasparov auf 3-5 heranrobbte.
Ich weiss, dass Schachprogramme nicht so wie Menschen dazulernen können.
Trotzdem halte ich dieses Duell für enorm spannend, auch vor der Frage,
ob Weiss im Schach auf diesem Niveau wirklich einen merkenswerten Anzugsvorteil hat.
Was ist, wenn es am Ende 38 Remispartien und 10 Weisssiege sein sollten??
Mein grosser Dank an den Ausrichter, auch für seine so informative Live-Seite.
Ingo Althöfer.