Sergiy Didukh komponiert unglaublich schnell.
Sein Gefühl für die Möglichkeiten in einer gegebenen Stellung ist sehr ausgeprägt.
In dieser Sache ist dieser Komponist der Konkurrenz heutiger Komponisten meistens überlegen.
Wenn er übrigens Preisrichter ist, weiß er in sehr kurzer Zeit, welche
Studien er bevorzieht und warum. Das geht bei ihm Ruckzuck und im Nachhinein
ändert er seine Meinung auch nicht.
Dass diese Studie schwer ist, stimmt.
Vielleicht auch unlösbar ohne PC. - Vielleicht.
Wenn das so wäre, wäre das ein Minuspunkt dieser Studie.
Die Gratwanderung allerdings ist eng:
- Stücke, die aus heutiger Sicht zuwenig komplex sind, schaffen es vielleicht zu einer
ehrenden Erwähnung, aber selten zu einem Preis.
Der Grund:
- wegen der Allgegenwart des Computers und Gratisengines mit elo über 3000 wird
auch in der Schachkomposition generell hoher (aber nicht unbegreiflich hoher) Schwierigkeits-
grad erwartet.
Die Grenze, ob der Schwierigkeitsgrad noch tolerierbar ist, oder nicht hängt abgesehen
vom Komponist selber auch von zwei Faktoren ab:
- der Preisrichter: Beispielsweise hat Michael Roxlau mehr Toleranz, wenn es um sauschwierige
Studien geht. Ziemlich alle seine Studien werden aus menschlicher Sicht ohne PC Hilfe unlösbar
sein.
Martin Minski hingegen als Preisrichter nimmt zu analytische Studien niemals in den
Preisberichten auf.
Für ihn ist der Inhalt vorallem wichtig - zu schwierige Studien faszinieren ihn wenig.
Das kommt den klassischen Prinzipien der alten Meister auch nahe.
bezügl. extrem schwierige Studien:
Ich persönlich mag sauschwere Studien mit ausführlicher Analyse auch, und habe hinsichtlich
der Endspielkenntnisse gerade deshalb!!! viel profitiert, wenn diese auch vom künstlerischen
Standpunkt nicht so hochgradig sind.
Mittelschwere Stellungen hingegen, die einzige Züge haben und nicht viel interessanten Inhalt bieten
produzieren heutzutage viele Programme von selbst. Meiner Meinung nach berechtigen
solcherart "Studien", keine Auszeichnung mehr.
Glasklare Studien mit netten Kombinationen in partienaher Stellung haben den größten Lehrwert.
Künsterlische Studien, die darüber auch noch glasklar sind und hohen Schwierigkeitsgrad haben,
und auch noch partienahe sind und löserfreundlich kommen beim Preisrichter und bei
der Löserschaft am besten an.
Da aber wie gesagt der Anspruch auf Schwierigkeit in Löseturnieren auch hoch ist,
wird der Komponist in der Regel Kompromisse machen müssen zwischen diesen
Qualitätsmerkmalen.
Bei Didukh und Pervakov, Kasparian sehe ich das Streben nach partienähe,
aber bei vielen Werken mussten diese trotzdem abwägen...
Es gibt auch genügend Ideen beispielsweise, die sich überhaupt nicht, oder nur
schwer partienah darstellen lassen.
Der Preisrichter, der selbst meist viele Jahre erfolgreich komponiert hat, wird wie weiter
oben schon gesagt, diese
(oft in Widerstreit) befindlichen Faktoren abwägen müssen.
Ich glaube, dass es heutzutage gerade wegen des höheren Anspruchs nach Inhalt
und Schwierigkeit für den heutigen Komponisten schwieriger geworden ist, Meisterwerke
zu schaffen, die zugleich partienahe und löserfreundlich sind...
Die heutigen Stücke haben vergleichsweise zu früher längere Lösungen.
So gibt es in der Van der Heijden Datenbank auch alte Studien, die nur einen
Lösezug haben, oder 3-5 Züge haben.
Je länger aber die Lösung ist, um so mehr muss im Durchschnitt auch zusätzliches
Holz dafür aufgewendet werden und mit jedem Stein mehr verliert es die Partienähe.
(Superlange Studien, im Stile von Blathy, mit 100 Königswanderungen, oder 200 Zügen,
genommen von Datenbanken werden heutzutage verständlicherweise generell abgelehnt und
hätte nirgends eine Chance zur Veröffentlichung)
Peter