Hallo Ben,
bei den ganzen ELO Berechnungen von Engines darfst Du nicht vergessen ...
3.000 ELO täuscht über Schwächen bei Eröffnungen nicht hinweg. Die GMs kennen Ihre favorisierten Systeme aus dem FF, kennen die Stärken und Schwächen der Positionen. Ein Schachprogramm ist zunächst mal dumm und kann keine eigene intelligenten Rückschlüsse auf Eröffnungspositionen / Eröffnungswissen ziehen. Versteht eine Engine die Eröffnung nicht, kann diese auch 3.500 ELO haben, der der GM ist bei fehlerfreiem weiteren Verlauf dann _auch_ in der Lage das Programm zu bezwingen. Vermutlich haben die TOP-7 die alle über 2.900 ELO liegen im frühen Mittelspiel nicht mehr als 2.700 ELO. Das wird z. B. schön ersichtlich bei Datenbankanalysen der frühen Partiephasen. Engines wie Spark sind gar Houdini beim Spielaufbau überlegen, dass wird schon an der Königssicherheit (wenige schnelle Verustpartien) oder schnelle Gewinnpartien ersichtlich. Den Turbo bekommen die Engines bei immer weniger Figuren auf dem Brett, den imensen Suchtiefen und natürlich auch in der Tatsache, dass Fehler gnadenlos ausgenutzt werden.
Ich vermute folgendes:
Nehmen wir Houdini 1.5 als Beispiel:
Partiephase 1: Bis ca. 25 Züge ... 2.700 ELO
Partiephase 2: Bis ca. 45 Züge ... 2.850 ELO
Partiephase 3: Bis ca. 70 Züge ... 3.000 ELO
Partiephase 4: darüber ... 3.100 ELO
Klingt fantastisch und paradox. Erst Recht wenn wir wissen wie das früher mal war. Je weniger Figuren desto schwächer. Da hat sich Computerschach ganz schön gewandelt. Überhaupt denke ich auch, dass für Menschen eher das späte Mittelspiel und frühe Endspiel auch problematisch ist. Hier steckt zu viel Strategie und Taktik verborgen und die Schwäche des Menschen zeigen dann die Engines genau hier gnadenlos auf.
Da beim Computerschach, sofern ohne Aufgabefaktor gespielt wird, die durchschnittliche Partielänge ca. 85-86 Züge bei Engine höher als Durchschnitt 2.700 ist (bei 2.500er Durchschnitt geht es demnach logischer Weise zurück auf ca. 81-82 Züge) werden also die meisten Partien der TOP-7 Engines im späten Mittelspiel / frühem Endspiel entschieden, oder enden dort sehr oft Remis.
Das Geheimnis beim Fernschach und Einsatz von Engines ist z. B. für die jeweilige Stellung zu wissen, welche Engine sich am Besten eignet. Grundsätzlich immer mit der spielstärksten zu spielen wäre eher dumm, weil viel übersehen wird. Insofern halte ich es für wichtig herauszufinden wo denn die Stärken und Schwächen liegen könnten, was aber auch eine Aufgabe ist die kaum lösbar ist ... maximal in Verbindung mit Statistiken.
Je stärker die Engines werden, desto wichtiger sind Statistik-Ausgaben.
So schrieb ich schon oft, dass wir eine GUI benötigen die automatisch aus Datenbanken eine Vielzahl von Statistik Ideen umsetzt.
Also, die Aussagen von GM Meyer sind realistisch. Georg, kommt z. B. auch aus Trier ... der deutschen Schachhochburg
übertreibt nicht in offiziellen Ausführungen. Er ist nicht nur bescheiden sondern schätzt Dinge sehr gut ein. Seine Trainingsansätze sind z. B. auch erste Sahne. Seine ganzen Äußerungen im Interview waren hieb und stichfest. Ich war wirklich sehr beeindruckt von unserem Star.
Viele Grüße
Frank
Halte das auch nicht für etwas besonders.
Auch ich habe Rybka 3 schon nach 32 Zügen unter Zeugen, gar im Blitz besiegt. Eine aggressive Angriffsvariante mit Opferzüge ... das funktioniert schon ... vielleicht aber für mich 1x bei 100 Partien. Auch Gaviota 0.80 (ca. 600 ELO schwächer als Rybka) konnte Rybka in der SWCR schon bezwingen. Auch die TOP-Programme spielen nicht fehlerfrei ... wird aus den täglichen SWCR Partien auch schon sehr deutlich ersichtlich.