Werner schrieb:
"Wie oft im Leben ist's gerade anders herum. Den Anfänger stört es nicht (so wenig, dass er es noch nicht mal bemerkt
) - dem erfahrenen Spieler dreht es den Magen um."
-
Stimmt absolut.
Schachspieler mit einigermaßen guten Gedächtnis orientieren sich beispielsweise an den
weißen Feldern, schwarzen Feldern, haben die Stellungsbilder samt Farbe im Kopf.
Ähnliches lächerliches habe ich auch schon bei einigen anderen Büchern gesehen...
beispielsweise
Dr. Ulrich Strunz Buch :"Forever young" auf Seite 40.
Die Überschrift des Kapitels heißt:
"Das Gehirn: Unsere Glücksfabrik"
Auf dem Foto sind ein Mann mit Brille (führt die schwarzen Steine) und eine Frau (führt die weißen Steine) dargestellt, die auf einem kleinen
Taschenschachbrett aus Holz spielen. Die Feldern stimmen zwar bei diesem Bild, aber die
Eröffnung verrät, dass diese beiden Leute vom Schach absolut nichts kapieren.
Der weiße König steht bei dieser Stellung auf d1, die weiße Dame auf c4, sonst stehen
noch zwei Bauern auf e4 f4.
Der Schwarz - Spielende (der Mann) hat einen Doppelbauer auf h6,h7.
Außerdem steht ein schwarzer Bauer auf f6.
Alle schwarzen Figuren stehen noch auf der Grundlinie.
Da Weiß noch alle Figuren hat, ist es unmöglich, dass Schwarz schon einen
Doppelbauer hat.
Das tut weh.
Beide "Spieler" haben beste Frisur, weiße Zähne, weißes T-Shirt und lächeln locker und entspannt.
Für Nichtschachspieler scheint das alles geradezu perfekt.
Unter dem Foto der posierenden "Schachspieler" steht dann:
"Täglich sterben 50.000 Gehirnzellen ab. Kein Problem. Wir haben Vorrat für 550 Jahre.
Doch Nervenzellen müssen trainiert werden. Nichtgebrauch und Vitalstoffmangel lassen
den Geist altern."
Angesichts dessen, dass Strunz offenbar keine Ahnung vom Schach hat, fällt ihm
gar nicht auf, wie lächerlich diese Posierung ist.
Für das Schach dürfte das nicht schaden, aber mir tuen solche Possierungen deshalb "weh",
weil diese mir deutlich machen, dass Schach in der Allgemeinheit und Öffentlichkeit
einen so niedrigen Stellungswert haben, dass man davon ausgeht, dass nur ein kleiner
Prozentsatz der Leute die Lächerlichkeit überhaupt entdeckt.
Viele Öffentlichkeitsleute nutzen Schach für Werbezwecke: (Denkleistungen, Strategie und so weiter), ohne Ahnung zu haben...- Hässlich.
Ein anderes Beispiel ist die Schachnovelle von Stefan Zweig.
Der - offenbar auch nur sehr geringe Kenntnisse über die Schachspieler und das
Schach hatte.
Stefan Zweig ging in seiner Partiebeschreibung (Schachnovelle) von einer wirklich
gespielten Partie aus. Wenn man diese kennt und dann die Beschreibung des Spielsverlaufs
liest, weiß man, dass Stefan Zweig nur winzige Ahnung vom Schach hat.
Eigentlich ist es doch sehr peinlich, über etwas zu schreiben, wovon man so wenig bescheid
weiß, aber beim Schach geht das offenbar.
Die Schachnovelle wurde berühmt!
Peter