[quote="Stefan Brettschneider"]
Wo bleiben
- Fritz 13
- Shredder 13
- Hiarcs 14 (u.a.)?
Ist es durch die neuen Tables (etwa Shredder für iOS und Android, Hiarcs für iOS) zum Stocken bei der Weiterentwicklung der PC-Klassiker gekommen, liegt es an den Plagiate-Vorwürfen und (vermeintlichen) Beweisen rund um Rybka und Fruit oder ist es einfach sehr viel schwieriger geworden, gute Engines immer weiter zu verbessern?
Vielleicht ist es ja auch die Summe möglicher Ursachen, aber langsam könnten die o.g. (und sicher noch einige weitere) Klassiker mit neuen Versionen erscheinen, zumindest zum Weihnachtsgeschäft!
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Hallo Stefan
Ursprünglich war der Reiz eines Programmierers sicher gross, ein
Schachprogramm zu entwickeln und weiter zu entwickeln, um das
edle - bislang dem Menschen vorbehaltene - Schachspiel auch auf
Computerebene auf ein respektables Niveau zu bringen. Nun ist
vollbracht, was niemand vorausgesehen hat: Hobbyschachspieler
können bereits einige Jahre schon nicht mehr verstehen, was da
ihnen von den Maschinen vorgesetzt wird. Starke Klubspieler können
ihre Partien auf einem Niveau analysieren, wie man es nicht für möglich
gehalten hätte. Aber selbst IM's und GM's werden die gemachten, meist
taktischen Fehler, grösstenteils in Sekundenschnelle brutal vor Augen
geführt. Eröffnungsneuerungen in komplexen Systemen lassen sich
vielfach nur dank Computerhilfe finden und spielen. Die Taktik hat mehr
oder weniger die Strategie verdrängt. Was die (Super-)GM's heute aufs
Brett bringen, sind oftmals Varianten, die der konkreten Analyse stand-
halten, die aber von den besten Spieler in früheren Zeiten nie und nimmer
in Erwägung gezogen worden wären wegen angeblicher Unvereinbarkeit
mit allgemein strategischen Grundsätzen. Selbst die besten Schachspieler
der heutigen Zeit sind ausserstande, einen Wettkampf über X-Partien zu
gewinnen gegen die sehr stark gewordenen Computerprogramme. Nur noch
mit ausgefeilten (Anti-)Computerstrategien und langweilig angelegten
Partien lassen sich wenigstens keine Verlustpartien produzieren. Für die
Schachprogrammierer ist die Domäne "Mensch" eigentlich abgehakt. Die
Ermittlung des stärksten Programms bzw. der stärksten Programme erfolgt
einzig noch durch fleissige Tester, welche mit Tausenden von Partien - mit
derart tiefen Zeitkontrollen, die mit dem eigentlichen Schachspiel nicht
mehr viel zu tun haben. Auf das menschliche Schach bezogen wäre das so,
als ob alle Turniere nur noch im Blitzmodus (z.B. 5m+3 s, max. 10m+5s)
ausgetragen würden. Richtiges Interesse daran können ernsthafte Schach-
spieler bestimmt nicht mehr finden. Und wo soll da die Motivation der
Programmierer beim ganzen "Zirkus" noch liegen??? Hinzu kommt dann
noch der Umstand für die Profiprogrammierer, dass heute selbst diverse
gratis zu habende Schachprogramme zuoberst an der Spitze mitmischen
und wenige "Schachcomputer-Verrückte" mit grossem Murren die "hohen"
Preise der Profi-Schachprogramme beklagen. Wo um alles in der Welt kann
unter solchen Umständen noch irgend jemand Lust und Freude daran haben,
ein Programm jährlich weiter zu entwickeln und sich die Steigerung der
Spielstärke nur noch in wenigen Elos im Kampf der Computer untereinander
messen lässt??? Ist es deshalb nicht verständlich, dass versucht wird, sich
auf Schachprogramme zu konzentrieren, die auf dem Handy, Smartphone,
iPhone, IPad, usw. laufen und auf diese Weise noch etwas Geld zu verdienen?
Nachdenkliche Grüsse
Kurt