[quote="Achim Müller"]
1. Nehmen wir an, bei dem von mir erstgenannten Aspekt zur Stellungsanalyse (5/15/60/300) stellt sich heraus, dass eine Engine X folgende Lösungsquoten hat: (40%, 68%, 73%, 75%). Dann könnte die Schlussfolgerung lauten, dass die Standardeinstellung »15 Sekunden« in der IDeA »ideal« sei. Und ich hätte gegenüber 60 Sekunden 75% Analysezeit gespart, gegenüber 300 Sekunden sogar 95%! Diese Zeit könnte ich in Breite und Tiefe »investieren«. Und meine Grundfrage war ja, ob diese Schlussfolgerung aus den Messwerten gezogen werden kann.
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Mit deinen ureigensten Methoden wirst du selber am besten wissen, wie du sie zu bewerten hast, Achim.
Ich gehe halt weniger von den Zeiten aus, die schwanken vor Allem bei den taktischen Aufgaben enorm, wie Kurt schon richtig gesagt hat.
Mir ist bei solchen Stellungen des unmkämpften Mittelspiels, wie du sie beim Sizilaner meinst, wichtiger zu sehen, welche engine kommt in für allen, die ich befrage, gleicher definierter Zeit für die entsprechende zu erwartende Suchtiefe (darf halt bei brennenden Brettern nur so 5 bis 10 Züge weit sein) zu aussagekräftigeren evals und ich meine wirklich die numerischen Werte.
Beispiel: Houdini fängt mit 0.25 für die weiße Seite zu rechnen an, spielt gegen sich selbst mit sagen wir 1Min./Zug 10 Züge weit aus, hat dann immer noch eine Bewertung von 0.25.
Ich habe eine HV, die ich für besser halte, sagen wir auch noch aus der Theorie oder durch interaktive Analyse und "strategisch" menschliches Planen "bereichert" (
), jetzt gebe ich die meinen Testengines ein, lasse sie mit 1 Min./Zug rückwärtsanalysieren, mit dem so vollen hash vergleiche ich den output an der Ausgangsstellung mit dem, der mit leerem hash geboten wurde.
Wird die Bewertung höher für die Seite am Zug, heißt das, meine Variante wird besser bewertet als die der engine, die sie gegen sich selbst ausgespielt hat, heißt der Unterschied in den Bewertungen wurde zunächst "unterschätzt".
Ist meine HV tatsächlich besser, wird das bei allen engines, die die Stellung überhaupt verstehen, so sein, ist sie schwächer, werden alle guten Kandidaten das so herausfinden und jetzt der Knackpunkt:
es kommt nicht darauf an, wie hoch oder wie niedrig ursprünglich die eval zahlenmäßig war, es zählt nur der Unterschied zwischen vollem und leerem hash.
Im Optimalfall habe ich auf diese Art mit mehreren engines schon nicht nur einen zählbaren und meßbaren Bewertungsvergleich, sondern auch noch gleich eine bessere HV, wenn sich eine der Testengines etwas einfallen hat lassen, was die Bewertungen der anderen auch hebt.
Dann wird eben das die beste HV, die die besten relativen eval- Veränderungen zwischen vollen und leeren hashes jeweils ein- und derselben engine erbringt. (Noch einmal, ich vergleiche nicht die Absolutwerte sondern nur die + und - Veränderungen ein und derselben engine, die aber relativ zu den Unterschieden der anderen, so kann ich auch wilde settings von engines heranziehen, die durch veränderte Figurenwerte oder Suchparameter in den Absolutwerten total ausreiten, in ihrer Findigkeit in der Zeit von taktischen Pointen oder auch positionellen solchen aber duchaus nützlich sein können als Ideenlieferanten, auch bei denen stellt sich Versuch und Irrtum durch Auf oder Ab der Bewertungen heraus, so sinnlos hoch oder niedrig sie auch primär sind.)
Wenn ich jetzt von meiner Ausgangsstellung, die auch gleich diejenige sein kann, mit der ich in der Partie am Zug bin, ein einer frühen Eröffnungsstellung gegen verschiedene bekannte Buchvarianten mit einer bestimmten engine ein auch den anderen gefallende Stellung 5 Züge weiter erreiche, gehe ich von dieser wieder mit den in Frage kommenden engines weiter.
Ich erreiche zweierlei auf diese Art: erstens wähle ich aktiv mit aus, welcher engine ich wohin am meisten zutraue und zweitens, wohin die Reise überhaupt meinen eigenen Plänen nach gehen soll.
[quote="Achim Müller"]
Das Stellungsanalysefeature der Fritz-GUI halte ich für schwächer als IDeA, weil Du hier weder Backsolving (Minimax) hast, noch auf einfache Art die Ergebnisse von verschiedenen Engines gegenüberstellen kannst. IDeA ist da wesentlich komfortabler, kann auch mit einer Scriptspache umgehen. Man muss sich allerdings reinfuchsen.
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Klar, Achim, wenn du deine Erfahrungen mit Idea gemacht hast, ist das für dich die Methode der Wahl, Backsolving, wie du es nennst, hat für mich Fritz- Stellungsanalyse auch, es bleibt ja bei jeder Variante, die ich in die Breite durch die Variantenanzahl definiert und für die Zeit oder Tiefe habe ausrechnen lassen, der hash erhalten, es funktioniert also meiner Meinung nach auch im Sinn von abwechselnd MV und single variant, welche kommen als HV in Frage, ich glaube, dass dabei auch das Fritz- GUI die eingestellte Zahl der Varianten zum Unterschied von non primary weniger selektiv also primary berechnen lässt.
Tatsächlich halte ich von keinem automatischen feature so viel, wie von der manuellen interaktiven Analyse, wenn sie denn gut und gezielt ist.
Auf MV umzuschalten zeitweise, bringt natürlich auch immer wieder Varianten, die plötzlich von allen engines viel besser bewertet werden, engine- settings (besonders von Zappa, Junior und Fire machen mir immer wieder viel Spaß, ProDeo Q3 tactical engine...
) sind ein zusätzliches Hobby von mir, kannst du alles prima einbauen, wenn du erst mal nur kurz antestest, wie sieht welche engine was zahlenmäßig nach ein paar wilden ersten Zügen, ist das sogar den Gambit- engines nur Unsinn oder geht doch was. Bei positionellen Stellungen ist das mit den Dafürspezialisten genau so, manche Pläne scheinen einem selbst zunächst widersinnig, wenn sowohl Shredder (Lernfunktion!), als auch Fritz das plötzlich anders sehen, ist oft genug was dran, was mit Taktik überhaupt nix zu tun zu haben scheint und trotzdem einfach eine Point ist.
Das ist für mich immer wieder die Hauptüberlegung an einer unbekannten Stellung und die ist einfach heutzutage die Kernfrage an die engines, welche für was, dieselbe Frage, die man sich auch als Spieler ohne maschinelle Unterstützung stellt, was geht?
Soll man's ruhig angehen, sich postionieren, die Pläne des Anderen anschauen, verteidigen oder angreifen.
So gesehen ist der alte Spruch, die Stellungstests testen die Stellungen, meiner Meinung nach nie ein Argument dagegen gewesen sondern immer schon dafür.
Was soll man sonst überhaupt testen, wenn nicht Stellungen? Die engines kann man (wenn man das überhaupt selber will und es nicht nur dem Zufall überlassen
) nur anhand von Stellungen testen, die man ihrerseits getestet hat.