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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Aquarium, Engines und das Fernschach
- - By Achim Müller Date 2011-07-20 07:31 Edited 2011-07-20 07:36
Hallo zusammen,

ich benötige mal das geballte Fachwissen der Engine-, GUI- und Testexperten hier im Forum, muss aber etwas ausholen, damit der Zweck meiner Fragen deutlicher wird.

Hintergrund der Geschichte: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werde ich mich für das Finale der IECG-WM 2011 qualifizieren (ein langer Weg, der 2006 begonnen hat, dreimal klopf auf Holz) welches im November beginnen wird. Ich bereite mich bereits jetzt technisch darauf vor. Für die Analyse meiner »wichtigen« Fernschachpartien verwende ich schon seit längerem ausschließlich Aquarium mit IDeA (Interactive Deep Analysis).

Für diejenigen, die IDeA jetzt nicht kennen, hier eine kurze Beschreibung, die anderen können den Teil überspringen:

bei IDeA übergibt man einer Engine einen Positionsbaum mit X Stellungen. Diese Stellungen generiert man entweder vorher semiautomatisch mit Hilfe einer IA (Infinite Analysis, in anderen GUIs wohl als Daueranalyse bekannt) oder läßt die Engine, beginnend von einer oder mehrerer »Root«-Positionen diesen Positionsbaum automatisch erstellen bzw. verlängern. Tiefe und Breite können dabei gesteuert werden. Jede erzeugte Position wird dann automatisch analysiert. Eine zwischenzeitliche oder abschließende Bewertung einer Root-Position erfolgt durch das Minimaxprinzip.

Diese Form der Analyse hat im Fernschach mehrere Vorteile. Zum einem muss man nicht mühsam händisch Positionen und Varianten generieren und sich dann durch den Baum hangeln. Außerdem wird die Bewertung jeder Position eines Baumes automatisch (geminimaxt) gespeichert. Das führt aber auch dazu, dass man statt weniger, hochwertiger Varianten einen Baum mit zigtausenden Positionen erhält. Je geringer die Analysezeit bzw. -tiefe pro Position eingestellt ist, umso umfangreicher der Baum. Der Rest ist dann Handarbeit bzw. Intuition und das Anwenden des eigenen Schachwissens (hüstel).


Hat man nun nur durchschnittliche Hardware und endliche Zeit zur Verfügung (wie ich), wird es extrem wichtig, einen gesunden Mittelweg zwischen Qualität und Quantität zu finden. Und genau da fang ich jetzt an zu grübeln. Zum einen mache ich mir Gedanken um die möglichst effiziente Verwendung meiner insgesamt 10 Cores (verteilt auf zwei Computer und ein Notebook), dann natürlich auch um die Auswahl der Engines.

Bei der Analysezeit und -tiefe für eine (subjektiv) optimale IDeA-Konfiguration untersuche ich die Zeiten von 5, 15, 60 und 300 Sekunden. Hierzu nehme ich mir gerade verschiedene Stellungstests zur Brust und schaue, wie und ob sich die Ergebnisse bei welcher Engine signifikant ändern. 1. Frage: Ist dieses Vorgehen überhaupt sinnvoll?

Bei den Engines habe ich in der Vergangenheit Houdini, Stockfish und Rybka favorisiert, Critter, Shredder und Junior bei Bedarf und nach Gefühl dazu geholt (manchmal nur, um mit Hilfe von IA Züge für die IDeA zu generieren). Alle sechs Engines dauerhaft zu verwenden ist aus obengenannten Gründen leider nicht möglich. Zur Illustration: In einer wichtigen und hartumkämpften Partie kommen schon mal hohe fünfstellige Positionszahlen vor. Auch hier will ich mit Hilfe der Stellungstests herausfinden, wo bestimmte Engines signifikant unterschiedliche Ergebnisse erzielen und unterteile die Klassiker »Taktik, Königsangriff, Positions- und Endspiel«. Ich habe mir natürlich auch die von Euch im Zwischennetz verewigten eigenen Einschätzungen zu den verschiedenen Engines angelesen. Allerdings differieren diese Beurteilungen manchmal sehr stark, mache sind auch veraltet. 2. Frage: Ich weiß, dass Stellungstests umstritten sind/waren. Aber wie sonst lassen sich zumindest Tendenzen bei den aktuellen Engines herausfinden?

Zu guter Letzt ein - zumindest für mich - merkwürdiges Phänomen: Ich habe vor einigen Tagen mit Tests in der Fritz12-GUI begonnen. Ein Beispiel: GAT154 Test, 1 Core, 512mb Hash, keine TB, 15 Sekunden feste Zeit. Houdini1.5 104/154, Shredder12 34/154. Aufgeschreckt durch diesen extremen Unterschied habe ich diesen Test für Shredder in der Shredder-GUI (48/154) und Arena (32/154) wiederholt. 3. Frage: Wie läßt sich das erklären? Die üblichen Verdächtigen (Hash/Learning, störende andere Anwendungen, etc) schließe ich aus. 4. Frage: Unter der Voraussetzung, dass Stellungstest für meine Belange zumindest in Teilen geeignet sind, welche GUI sollte ich den nun nehmen? ich persönlich tendiere jetzt (nach kurzer Einarbeitungszeit) zu Arena, weil hier am meisten automatisiert werden kann.

Ciao

Achim
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2011-07-20 09:10
Hallo Achim

Wie schon vielfach erwähnt, ist es sehr schwierig, bis wahrscheinlich fast unmöglich,
aufgrund von Stellungstests konkrete Schlüsse auf die (Gesamt-)Stärke/Schwäche
von Schachprogrammen zu ziehen. Niemand wird in der Lage sein, eine genügend
grosse Anzahl von Stellungen (>10'000) zu testen. Und ob Engine A eine Stellung
in 5 Sek. löst, Engine B in 9 Sek. ist schon fast belanglos. Im jeden Fall wirst Du
immer nur sagen können, dass in der konkreten Stellung das Programm X am
besten und Programm Y am schlechtesten ist. Und bei wirklich schwierigen, taktischen
Aufgaben können die Lösungszeiten der Programme teilweise um ein 100- bis gar
1000-faches schwanken.

Ich habe Fernschach momentan auf die Seite gelegt. Es macht keinen rechten Spass
mehr. Zum einen ist nur schon der Aufwand für das Studium der geeigneten Eröffnungs-
variante ganz gewaltig gestiegen - wenn man gewinnen will - und zum anderen habe ich
die Freude daran verloren, wiederum mit grossem Aufwand nur noch in tief verschachtelten,
von Computern generierten Variantenbäumen "herumzustochern" und im Durchschnitt nur
noch alle 10 bis 15 Züge eine denksportlerische Eigenleistung zu vollbringen.

Gruss
Kurt 
Parent - - By Achim Müller Date 2011-07-20 10:46
[quote="Kurt Utzinger"]

Wie schon vielfach erwähnt, ist es sehr schwierig, bis wahrscheinlich fast unmöglich,
aufgrund von Stellungstests konkrete Schlüsse auf die (Gesamt-)Stärke/Schwäche
von Schachprogrammen zu ziehen. Niemand wird in der Lage sein, eine genügend
grosse Anzahl von Stellungen (>10'000) zu testen.

Bis zum Minutenbereich geht das schon, weil man nur je einen Core benötigt. Ich hatte für diese Tests so grob insgesamt zwei Monate veranschlagt.

Zitat:

Und ob Engine A eine Stellungin 5 Sek. löst, Engine B in 9 Sek. ist schon fast belanglos.

Darum ging es mir auch nicht, sondern z.B. darum, ob Engine A in 5/15/60/300 jeweils signifikant mehr löst. Von diesen Resultaten wird dann abhängen, welche Anaylenlänge/Zug und welche Variantenbreite in IDeA sinnvoll ist.

Zitat:

Im jeden Fall wirst Du immer nur sagen können, dass in der konkreten Stellung das Programm X am besten und Programm Y am schlechtesten ist.

Streng wissenschaftlich betrachtet ist das leider wahr.

Zitat:

Ich habe Fernschach momentan auf die Seite gelegt. Es macht keinen rechten Spass
mehr. Zum einen ist nur schon der Aufwand für das Studium der geeigneten Eröffnungs-
variante ganz gewaltig gestiegen - wenn man gewinnen will - und zum anderen habe ich
die Freude daran verloren, wiederum mit grossem Aufwand nur noch in tief verschachtelten,
von Computern generierten Variantenbäumen "herumzustochern" und im Durchschnitt nur
noch alle 10 bis 15 Züge eine denksportlerische Eigenleistung zu vollbringen.

Dem kann ich nicht so ganz zustimmen. Der Auswahl der Eröffnung kommt heute eine ganz andere Bedeutung zu, da gebe ich Dir völlig recht. Im Gewinnsinne muss man entweder in der Lage oder so präperiert sein, dass man Lücken in Eröffnungsbüchern ausnutzen kann. Oder versuchen, gehaltvolle Stellungen und oder Stellungen mit deutlichen Ungleichgewichten (materiell und/oder positionell) zu erreichen. Dort wird sich dann immer ncoh der bessere Spieler/Analyst vor der Engine durchsetzen. Bei dem Stochern in Variantenbäumen ist das manchmal leider wirklich so, andererseits ist es schön und sehr befriedigend, wenn man mal »mutige Abzweigungen« wählt, die sich am Ende auszahlen. Die Eigenleistung findet auf jeden Fall nicht nur alle 10-15 Züge statt.

Hier findest einige Beispiele dafür, dass auch im Fernschach noch - in meinen Augen - sehenswerte Kurzpartien produziert werden können. Das hier ist eine schönes Beispiel, wie man gegen einen typischen Engineableser agiert. Und hier ein Fall von »positionellen Nachteil ausnutzen« (schlechter königsindischer Läufer).

Aber wir schweifen ab  .

Ciao

Achim
Parent - By Kurt Utzinger Date 2011-07-20 11:10
Hallo Achim
Danke für die ausführliche Antwort und die Partien. Werde
die mir mal ansehen.
Gruss
Kurt
Parent - - By Peter Martan Date 2011-07-20 11:55
[quote="Achim Müller"]
Zitat:

Im jeden Fall wirst Du immer nur sagen können, dass in der konkreten Stellung das Programm X am besten und Programm Y am schlechtesten ist.

Streng wissenschaftlich betrachtet ist das leider wahr.


Das ist nicht nur streng wissenschaftlich, sondern ganz schlicht und einfach schachlich betrachtet so.

Was tut's aber? Du musst ja nur wissen, welche engine für welche Stellung, nein?
Natürlich wär's schön, du könntest dir von einer allein sämtliche Probleme, die's im Schach noch gibt, möglichst auch noch in kurzer Zeit lösen lassen, da müsste man dann aber eigentlich wirklich weder noch weiter testen, noch selber spielen.
Parent - By Achim Müller Date 2011-07-20 12:54
[quote="Peter Martan"]
Natürlich wär's schön, du könntest dir von einer allein sämtliche Probleme, die's im Schach noch gibt, möglichst auch noch in kurzer Zeit lösen lassen, da müsste man dann aber eigentlich wirklich weder noch weiter testen, noch selber spielen.

[/quote]
Davon sind die heutigen Engines noch meilenweit entfernt. Schau Dir mal Computerschachpartien mit Königsindisch, verschiedenen Damenbauernabspielen (London- oder Torresystem) Spanisch oder dem geschlossenen Italiener an.

Ciao

Achim
Parent - By Peter Krug Date 2011-07-20 22:08
Hallo Achim,

Computerschachlich kenne ich mich nicht aus, aber die Partien sind wirklich sehr sehenswert.
Gerade die Erste recht lebhafte mit dem Sxe6 Opfer und nachfolgendem Txd6 ist wunderbar!

Thanks Peter
Parent - By Peter Krug Date 2011-07-25 12:27
"Wie schon vielfach erwähnt, ist es sehr schwierig, bis wahrscheinlich fast unmöglich,
aufgrund von Stellungstests konkrete Schlüsse auf die (Gesamt-)Stärke/Schwäche
von Schachprogrammen zu ziehen. Niemand wird in der Lage sein, eine genügend
grosse Anzahl von Stellungen (>10'000) zu testen. Und ob Engine A eine Stellung
in 5 Sek. löst, Engine B in 9 Sek. ist schon fast belanglos. Im jeden Fall wirst Du
immer nur sagen können, dass in der konkreten Stellung das Programm X am
besten und Programm Y am schlechtesten ist. Und bei wirklich schwierigen, taktischen
Aufgaben können die Lösungszeiten der Programme teilweise um ein 100- bis gar
1000-faches schwanken"

Wenn das so 100 Prozent stimmt, wie kannst du dir erklären, dass Walter Eigenmann mit seinen bekannten Stellungstest
damals so nahe an den üblichen Ranglisten lag?
Da wird meiner Meinung ein guter Stellungstest doch unterschätzt in seinen Wert.

Peter
Parent - - By Peter Martan Date 2011-07-20 09:44
[quote="Achim Müller"]
. 2. Frage: Ich weiß, dass Stellungstests umstritten sind/waren. Aber wie sonst lassen sich zumindest Tendenzen bei den aktuellen Engines herausfinden?
[/quote]

Gar nicht!

Hallo Achim!

Wie du vielleicht als alter forums- Leser auch weißt, bin ich einer der letzten Verfechter der Stellungstests. Einfach, weil ich wie die meisten Anderen, die das auch schon länger machen, weiß, dass auch eng-eng-matches mit noch sovielen Partien und Vorgabestellungen nicht mehr aussagen können, als die Stellungen, von denen die ausgehen.
Du testest mit den Kurzbuchstellungen die engines auf ihrer Fähigkeiten mit diesen frühen ausgeglichene Positionen umzugehen, willst du wissen, wie sie mit anderen Positionen umgehen, brauchst du andere Ausgangsstellungen und ob du diese dann mit zig engines und hunderten Stellungen ausspielen lässt oder dir nur die paar Abspiele, die relevant sind, mit einzelnen engines näher anschaust, ist vom Ergebnis her nicht egal, weil ins Ausspielen bis zum bitteren Ende Zeitvorgaben, hardware, Teilnehmerfeld mit eingehen, der Zufall soll ja eine Rolle spielen für die Statistiker, all das verfälscht eigentlich das Ergebnis in Hinblick auf die Frage, die dich eigentlich interessiert: wie geht die engine x im Vergleich zur engine y, vor Allem aber im Vergleich zu der Variante, die du selbst in mühevoller Eignearbeit für die beste erachtest, um.
Dazu brauchst du nicht mehr, als irgendeine Stellung, die dich interessiert, du musst aus der Theorie und der eigenen Analysearbeit wissen, wie die Stellung sinnvoll weiter behandelte werden soll, und schon kannst du in wenigen Minuten die engines, die für dich in Frage kommen, vergleichen.
Natürlich kannst du die üblichen Verdächtigen auch einfach bis zum jeweiligen Ende ausspielen lassen, aber wozu? Damit sie aus der Eröffnungsstellung, die dich interessiert, im Endspiel doch noch einen Blödsinn baut, einfach zufällig oder weil die gerade zum Vergleich herangezogenen Gegnerengine taktisch im Mittelspiel eine Pointe findet, die die übersieht, die du ja für die Eröffnungsstellung testen wolltest?
Nimm die Hvs, die dich interessieren, gib sie den engines einer nach der anderen ein, schau, wie sich im Zurückanalysieren die evals ändern, gib, wenn du's ganz genau wissen willst, noch die Varianten, die die anderen engines gegen sich selbst und oder gegeneinander ausspielen ein oder welche aus der statischen Daueranalyse, je nachdem, was du wie interessant findest, und dann vergleich die Evalveränderungen vor und nach den entsprechenden Varianten am Anfang und am Ende und wieder am Anfgang nach dem Zurückgehen zur Ausgangsstellung.
Diejenige engine, die die beste Ausgangsbewertung mit der besten HV vor und nach dem Zurück der Vergleichsvarianten bietet, ist die für die Ausgangsstellung beste, so einfach ist das.
Womit du leben musst, ist, dass es für jede Stellung eine einzelne beste engine gibt und es ist eigentlich für deine Bedürfnisse völlig egal, ob das in den meisten anderen Stellungen auch so ist oder nicht, du willst ja keine Elo- Rangliste machen, von denen gibt's genug, du willst wisssen, auf welche engine du dich bei was für Stellungen mit welchem Zeitaufwand am ehesten verlassen kannst.

Zum Thema Idea kann ich nicht viel sagen, kenn ich nicht näher, ich nehm für solche Zwecke die meiner Meinung nach genau so, wie das oben berschrieben hast, gute alte "Stellungsanalyse"- feature des Fritz- GUIs, da kannst du auch ziemlich beliebig frei definieren, wieviele Verzweigungen wie lange, wie tief und so weiter, wenn du nicht einfach Varianten händisch oder der Reihe nach automatisiert analysieren (lassen) willst, bringt das an Erkenntnissen der engine meiner Erfahrung nach ähnlich viel wie die händische Kombination von abwechselnd MV- und single variant mode, das alles muss ich dir nicht sagen, das weißt du eh.
Viel Spaß und Erfolg bei der IECG- WM!
Parent - - By Achim Müller Date 2011-07-20 12:11
Hallo Peter,

Der letzte Teil in Deinem ersten (großen) Absatz beschreibt im Prinzip recht gut meine jetzige Vorgehensweise bei IDeA. Aber genau die möchte ich effizienter gestalten. Natürlich habe ich nach knapp 6 Jahren Fernschach mit über 300 Partien auch eine »Ahnung«, wo welche Engine gut sein könnte. Aber das reicht mir bei dem (hoffentlich) kommenden Finalturnier nicht. Zwei profane Beispiele:

1. Nehmen wir an, bei dem von mir erstgenannten Aspekt zur Stellungsanalyse (5/15/60/300) stellt sich heraus, dass eine Engine X folgende Lösungsquoten hat: (40%, 68%, 73%, 75%). Dann könnte die Schlussfolgerung lauten, dass die Standardeinstellung »15 Sekunden« in der IDeA »ideal« sei. Und ich hätte gegenüber 60 Sekunden 75% Analysezeit gespart, gegenüber 300 Sekunden sogar 95%! Diese Zeit könnte ich in Breite und Tiefe »investieren«. Und meine Grundfrage war ja, ob diese Schlussfolgerung aus den Messwerten gezogen werden kann.

2. Nehmen wir an, einer meiner Gegner wählt die Drachenvariante im Sizilianer. Sehr taktisch, endet häufig in der Frage, wer denn seinen Königsangriff als erster durchbringt. Wüsste ich nun, welche Engine(s) eine ausgewogene und gute Einschätzung von eigener Königssicherheit und Angriff hinbekommt, könnte ich auf die ein oder andere IDeA mit einer zweiten, dritten oder vierten Engine guten Gewissens verzichten, was ebenfalls einen enormen Gewinn, nicht nur bei der eigentlichen Rechenzeit, sondern auch bezüglich des Durcharbeitens der Analyseergebnisse bedeuten würde. Auch hier war die Grundfrage, ob Schlussfolgerungen aus Teststellungen zumindest tendenziell in die richtige Richtung gehen.

Das Stellungsanalysefeature der Fritz-GUI halte ich für schwächer als IDeA, weil Du hier weder Backsolving (Minimax) hast, noch auf einfache Art die Ergebnisse von verschiedenen Engines gegenüberstellen kannst. IDeA ist da wesentlich komfortabler, kann auch mit einer Scriptspache umgehen. Man muss sich allerdings reinfuchsen.

Ciao

Achim
Parent - By Peter Martan Date 2011-07-20 15:25
[quote="Achim Müller"]
1. Nehmen wir an, bei dem von mir erstgenannten Aspekt zur Stellungsanalyse (5/15/60/300) stellt sich heraus, dass eine Engine X folgende Lösungsquoten hat: (40%, 68%, 73%, 75%). Dann könnte die Schlussfolgerung lauten, dass die Standardeinstellung »15 Sekunden« in der IDeA »ideal« sei. Und ich hätte gegenüber 60 Sekunden 75% Analysezeit gespart, gegenüber 300 Sekunden sogar 95%! Diese Zeit könnte ich in Breite und Tiefe »investieren«. Und meine Grundfrage war ja, ob diese Schlussfolgerung aus den Messwerten gezogen werden kann.
[/quote]

Mit deinen ureigensten Methoden wirst du selber am besten wissen, wie du sie zu bewerten hast, Achim.

Ich gehe halt weniger von den Zeiten aus, die schwanken vor Allem bei den taktischen Aufgaben enorm, wie Kurt schon richtig gesagt hat.
Mir ist bei solchen Stellungen des unmkämpften Mittelspiels, wie du sie beim Sizilaner meinst, wichtiger zu sehen, welche engine kommt in für allen, die ich befrage, gleicher definierter Zeit für die entsprechende zu erwartende Suchtiefe (darf halt bei brennenden Brettern nur so 5 bis 10 Züge weit sein) zu aussagekräftigeren evals und ich meine wirklich die numerischen Werte.

Beispiel: Houdini fängt mit 0.25 für die weiße Seite zu rechnen an, spielt gegen sich selbst mit sagen wir 1Min./Zug 10 Züge weit aus, hat dann immer noch eine Bewertung von 0.25.
Ich habe eine HV, die ich für besser halte, sagen wir auch noch aus der Theorie oder durch interaktive Analyse und "strategisch" menschliches Planen "bereichert" (), jetzt gebe ich die meinen Testengines ein, lasse sie mit 1 Min./Zug rückwärtsanalysieren, mit dem so vollen hash vergleiche ich den output an der Ausgangsstellung mit dem, der mit leerem hash geboten wurde.
Wird die Bewertung höher für die Seite am Zug, heißt das, meine Variante wird besser bewertet als die der engine, die sie gegen sich selbst ausgespielt hat, heißt der Unterschied in den Bewertungen wurde zunächst "unterschätzt".
Ist meine HV tatsächlich besser, wird das bei allen engines, die die Stellung überhaupt verstehen, so sein, ist sie schwächer, werden alle guten Kandidaten das so herausfinden und jetzt der Knackpunkt:
es kommt nicht darauf an, wie hoch oder wie niedrig ursprünglich die eval zahlenmäßig war, es zählt nur der Unterschied zwischen vollem und leerem hash.
Im Optimalfall habe ich auf diese Art mit mehreren engines schon nicht nur einen zählbaren und meßbaren Bewertungsvergleich, sondern auch noch gleich eine bessere HV, wenn sich eine der Testengines etwas einfallen hat lassen, was die Bewertungen der anderen auch hebt.

Dann wird eben das die beste HV, die die besten relativen eval- Veränderungen zwischen vollen und leeren hashes jeweils ein- und derselben engine erbringt. (Noch einmal, ich vergleiche nicht die Absolutwerte sondern nur die + und - Veränderungen ein und derselben engine, die aber relativ zu den Unterschieden der anderen, so kann ich auch wilde settings von engines heranziehen, die durch veränderte Figurenwerte oder Suchparameter in den Absolutwerten total ausreiten, in ihrer Findigkeit in der Zeit von taktischen Pointen oder auch positionellen solchen aber duchaus nützlich sein können als Ideenlieferanten, auch bei denen stellt sich Versuch und Irrtum durch Auf oder Ab der Bewertungen heraus, so sinnlos hoch oder niedrig sie auch primär sind.)

Wenn ich jetzt von meiner Ausgangsstellung, die auch gleich diejenige sein kann, mit der ich in der Partie am Zug bin, ein einer frühen Eröffnungsstellung gegen verschiedene bekannte Buchvarianten mit einer bestimmten engine ein auch den anderen gefallende Stellung 5 Züge weiter erreiche, gehe ich von dieser wieder mit den in Frage kommenden engines weiter.

Ich erreiche zweierlei auf diese Art: erstens wähle ich aktiv mit aus, welcher engine ich wohin am meisten zutraue und zweitens, wohin die Reise überhaupt meinen eigenen Plänen nach gehen soll.

[quote="Achim Müller"]
Das Stellungsanalysefeature der Fritz-GUI halte ich für schwächer als IDeA, weil Du hier weder Backsolving (Minimax) hast, noch auf einfache Art die Ergebnisse von verschiedenen Engines gegenüberstellen kannst. IDeA ist da wesentlich komfortabler, kann auch mit einer Scriptspache umgehen. Man muss sich allerdings reinfuchsen.
[/quote]

Klar, Achim, wenn du deine Erfahrungen mit Idea gemacht hast, ist das für dich die Methode der Wahl, Backsolving, wie du es nennst, hat für mich Fritz- Stellungsanalyse auch, es bleibt ja bei jeder Variante, die ich in die Breite durch die Variantenanzahl definiert und für die Zeit oder Tiefe habe ausrechnen lassen, der hash erhalten, es funktioniert also meiner Meinung nach auch im Sinn von abwechselnd MV und single variant, welche kommen als HV in Frage, ich glaube, dass dabei auch das Fritz- GUI die eingestellte Zahl der Varianten zum Unterschied von non primary weniger selektiv also primary berechnen lässt.
Tatsächlich halte ich von keinem automatischen feature so viel, wie von der manuellen interaktiven Analyse, wenn sie denn gut und gezielt ist.

Auf MV umzuschalten zeitweise, bringt natürlich auch immer wieder Varianten, die plötzlich von allen engines viel besser bewertet werden, engine- settings (besonders von Zappa, Junior und Fire machen mir immer wieder viel Spaß, ProDeo Q3 tactical engine...
) sind ein zusätzliches Hobby von mir, kannst du alles prima einbauen, wenn du erst mal nur kurz antestest, wie sieht welche engine was zahlenmäßig nach ein paar wilden ersten Zügen, ist das sogar den Gambit- engines nur Unsinn oder geht doch was. Bei positionellen Stellungen ist das mit den Dafürspezialisten genau so, manche Pläne scheinen einem selbst zunächst widersinnig, wenn sowohl Shredder (Lernfunktion!), als auch Fritz das plötzlich anders sehen, ist oft genug was dran, was mit Taktik überhaupt nix zu tun zu haben scheint und trotzdem einfach eine Point ist.
Das ist für mich immer wieder die Hauptüberlegung an einer unbekannten Stellung und die ist einfach heutzutage die Kernfrage an die engines, welche für was, dieselbe Frage, die man sich auch als Spieler ohne maschinelle Unterstützung stellt, was geht?
Soll man's ruhig angehen, sich postionieren, die Pläne des Anderen anschauen, verteidigen oder angreifen.
So gesehen ist der alte Spruch, die Stellungstests testen die Stellungen, meiner Meinung nach nie ein Argument dagegen gewesen sondern immer schon dafür.
Was soll man sonst überhaupt testen, wenn nicht Stellungen? Die engines kann man (wenn man das überhaupt selber will und es nicht nur dem Zufall überlassen ) nur anhand von Stellungen testen, die man ihrerseits getestet hat.
Parent - - By U. Haug Date 2011-07-20 15:51
Hallo Schachfreund Achim,

[quote="Achim Müller"]
Hallo zusammen,
(...)
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werde ich mich für das Finale der IECG-WM 2011 qualifizieren (ein langer Weg, der 2006 begonnen hat, dreimal klopf auf Holz) welches im November beginnen wird. Ich bereite mich bereits jetzt technisch darauf vor. Für die Analyse meiner »wichtigen« Fernschachpartien verwende ich schon seit längerem ausschließlich Aquarium mit IDeA (Interactive Deep Analysis).
(...)
[/quote]

ich freue mich schon auf die Partie, die ich dann gegen dich spielen darf. Wenn du dich bereits jetzt auf diese WM-Finale vorbereitest und diesen Zeitaufwand durchhalten kannst, stehen deine Chancen auf den Turniersieg bestimmt nicht schlecht.

Mit Interesse verfolge ich natürlich die Diskussion über die optimale Art der Vorbereitung.

Beste Grüße, bis November!

Ulrich
Parent - - By Achim Müller Date 2011-07-20 21:48
Hallo Ulrich,

ich freu mich auch  . Die Vorbereitung nehme ich deshalb etwas ernster, weil ich mich nicht durch drei Qualifikationen quälen wollte, um dann alles in den Sand zu setzen. Ich bin zu der WM übrigens eher zufällig gekommen. Vor Jahren habe ich einen Artikel über Andreas Strangmüller (Sieger 2004?!) gelesen und die anschließende Diskussion über Stärke und Schwäche im Vergleich zur ICCF-WM. Da wollte ich es einfach mal selbst wissen. ICCF nehme ich demnächst in Angriff, wir sehen uns dann in etwa 6-8 Jahren dort im Finale .

Der Zeitaufwand soll sich aber in Grenzen halten, deshalb will ich ja die Bot-Arbeit so weit wie möglich automatisieren.

Ciao

Achim
Parent - By U. Haug Date 2011-07-20 22:00
Hallo Achim,

[quote="Achim Müller"]
Hallo Ulrich,

ich freu mich auch  . Die Vorbereitung nehme ich deshalb etwas ernster, weil ich mich nicht durch drei Qualifikationen quälen wollte, um dann alles in den Sand zu setzen.
[/quote]

"Quälen"? Ich persönlich spiele Fernschach aus Spaß. Keinerlei andere Beweggründe...

[quote="Achim Müller"]
Ich bin zu der WM übrigens eher zufällig gekommen. Vor Jahren habe ich einen Artikel über Andreas Strangmüller (Sieger 2004?!) gelesen und die anschließende Diskussion über Stärke und Schwäche im Vergleich zur ICCF-WM. Da wollte ich es einfach mal selbst wissen. ICCF nehme ich demnächst in Angriff, wir sehen uns dann in etwa 6-8 Jahren dort im Finale .
[/quote]

Ja, Andreas Strangmüller war IECG-Weltmeister 2004, und in diesem Jahr war ich erstmals im Finale vertreten, deshalb erinnere ich mich gut. Ein tolles Turnier mit vielen hochwertigen Partien!
Beim ICCF werden wir uns nicht treffen, dort spiele ich nicht.

Nette Grüße,

Ulrich
Parent - By Stefan Brettschneider Date 2011-07-23 11:35
[quote="Achim Müller"]
Hallo zusammen,
...

Bei den Engines habe ich in der Vergangenheit Houdini, Stockfish und Rybka favorisiert, Critter, Shredder und Junior bei Bedarf und nach Gefühl dazu geholt (manchmal nur, um mit Hilfe von IA Züge für die IDeA zu generieren). Alle sechs Engines dauerhaft zu verwenden ist aus obengenannten Gründen leider nicht möglich.
...
Achim
[/quote]
Hallo, das sind alles sehr interessante Ideen, zu denen ich leider nicht viel beitragen kann. Allerdings wundert mich die bisherige Engine-Auswahl: Rechtfertigen sich z.B. Rybka und Houdini "nebeneinander"? Ich würde vermutlich Houdini im Fernschach schon allein deshalb einsetzen, weil ich stark davon ausgehe, dass es jeder (mit-)verwendet. Auf der eher positionell-strategischen Seite ist Shredder sicher ein guter Analyse-Knecht; es scheint eine sehr gute Berücksichtigung der Figurenaktivität aufzuweisen, die höher gewichtet sein dürfte als bei vielen anderen Engines. Ich würde auf jeden Fall in Angriffsstellungen neben Junior auch Hiarcs, evt. sogar die 12er Version zu Rate ziehen. Evt. sollte Komodo noch mit in die Vorauswahl genommen werden.

Gruß, Stefan
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