Liebe Schachfreunde
Das beste je in einem Turnier erzielte Rating (Elo 2899) erzielte
GM Anatoly Karpov in Linares 1994 mit 11 Pkt. aus 13 Partien !!
http://www.chessbase.com/newsdetail.asp?newsid=2354Ich habe mir die Mühe gemacht, die Partien zu studieren und auch
zu kommentieren. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige der
Gegner von Karpov wirklich ganz schlimme Fehler begangen haben:
z. B. Bauern-/Figureneinsteller/Matt in 1 in simpler Remisstellung
Von dieser Warte aus betrachtet, hätten eigentlich statt 11/13
"nur" 8.5/13 resultieren sollen. Bei Gelegenheit werde ich die
Partien auswerten desjenigen Spielers (wahrscheinlich Kasparov)
mit der zweitbesten je erzielten Wertung an einem Turnier. Unten
findet man die kommentierten Partien. Für Verbesserungsvorschläge
wäre ich dankbar.
Freundliche Grüsse
Kurt
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "1"]
[White "Lautier, Joel"]
[Black "Karpov, Anatoly"]
[Result "0-1"]
[ECO "A29"]
[WhiteElo "2625"]
[BlackElo "2740"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "98"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Es gelingt Weiss nicht, entscheidende Vorteile herauszuspielen. Anatoly
Karpov agiert wie ueblich souveraen. Der gleichwertige Kampf muesste deshalb
erwartungsgemaess mit Remis enden. Daran haette wohl auch die kleine
Ungenauigkeit 40.Dxc6 nichts aendern koennen. Doch sieben Zuege spaeter
begeht GM Joel Lautier einen schlimmen Fehler. Ein gluecklicher Sieg fuer
Anatoly Karpov.} 1. c4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Nf3 Nc6 4. g3 Bb4 5. Nd5 Bc5 6. Bg2 d6
7. O-O O-O 8. e3 Bg4 9. h3 Bh5 10. d3 a5 11. a3 Ba7 12. Nc3 Re8 13. Qc2 Nd7 14.
Rb1 Ne7 15. b4 axb4 16. axb4 c6 17. Qb3 Bg6 18. Rd1 h6 19. Nh4 Bh7 20. Ne4 Bb8
21. Ba3 Nf8 22. b5 Ne6 23. Ra1 Qd7 24. Nc3 Bc7 25. d4 exd4 26. exd4 Ng5 27. Kh2
Ba5 28. Bb2 Bxc3 29. Bxc3 Be4 30. f3 Bh7 31. Rxa8 Rxa8 32. Re1 d5 33. bxc6 bxc6
34. Bb4 dxc4 35. Qxc4 Nd5 36. f4 Ne6 37. Bd2 Re8 38. Nf3 f6 39. Rc1 Be4 40.
Qxc6 {?! Falsch und einiges schlechter als die starke Riposte 40.Se5 mit
leichtem Plus fuer Weiss. Nun steht ploetzlich Schwarz etwas besser.} Qxc6 41.
Rxc6 Ndxf4 42. Rd6 Nxg2 43. Kxg2 Nc7 44. Kf2 Ra8 45. Be3 Nb5 46. Rb6 Nc3 47.
Rb3 {?? Ein dummer Fehler, der rasch verliert. Nach 47.Ld2 oder 47.Sd2 war die
Stellung noch immer zu halten.} Nd1+ 48. Ke2 Bd5 49. Rd3 Bc4 0-1
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "2"]
[White "Karpov, Anatoly"]
[Black "Bareev, Evgeny"]
[Result "1-0"]
[ECO "C08"]
[WhiteElo "2740"]
[BlackElo "2685"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "71"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Anatoly Karpov findet kein Rezept in der Tarrasch-Variante gegen die
Franzoesische Verteidigung des Gegners. In einem Moment, als jedermann das
Interesse an der Partie verloren hat und man das Remis haette vereinbaren
koennen, laesst Evgeny Bareev voellig ueberraschend seinen Turm ungedeckt, was
gar ein einzuegiges Matt zur Folge hat. Zwei Punkte aus zwei Partien fuer
Karpov, statt zweimal Remis und nur ein Punkt. Wohl das Glueck des Staerkeren.
} 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Ngf3 Nf6 6. Bb5+ Bd7 7. Bxd7+
Nbxd7 8. O-O Be7 9. dxc5 Nxc5 10. Nd4 Qd7 11. N2f3 O-O 12. Bf4 Rfe8 13. Re1 Bf8
14. Ne5 Qa4 15. c3 Qa6 16. Qe2 Qxe2 17. Rxe2 Bd6 18. Nd7 Bxf4 19. Rxe8+ Rxe8
20. Nxc5 Bc7 21. Nd3 Bb6 22. Nb3 Kf8 23. Rd1 a5 24. Kf1 Rc8 25. Nd2 a4 26. a3
g5 27. Nf3 g4 28. Nh4 d4 29. cxd4 Bxd4 30. Nf5 Bb6 31. Nb4 Ne4 32. f3 gxf3 33.
gxf3 Nc5 34. h4 Rd8 35. Rd5 Ba7 {?? Ein unglaublicher, seltener Fall von
Schachblindheit mit dem Schwarz einfach einen ganzen Turm einstellt und sich
einzuegig Matt setzen laesst.} 36. Rxd8# 1-0
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "3"]
[White "Illescas Cordoba, Miguel"]
[Black "Karpov, Anatoly"]
[Result "0-1"]
[ECO "A17"]
[WhiteElo "2590"]
[BlackElo "2740"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "126"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Auch in der dritten Rund vermag Anatoly Karpov bis ins tiefe Mittelspiel
hinein keine nennenwerten Vorteil erspielen. Die gegnerische Ungenauigkeit 26.
Lb4? wendet das Blatt und von da an zeigt Anatoly Karpov filigrane Technik,
die nach einer weiteren Ungenauigkeit des Gegner kurz vor der Zeitkontrolle
mit einem schoenen Sieg endet.} 1. Nf3 Nf6 2. c4 b6 3. g3 Bb7 4. Bg2 e6 5. Nc3
Bb4 6. O-O O-O 7. Qc2 Re8 8. d4 Bxc3 9. Qxc3 d6 10. b3 Nbd7 11. Bb2 Be4 12.
Rac1 Rc8 13. Rfd1 c6 14. Qb4 Qc7 15. Qd2 Qb7 16. Qf4 d5 17. Bf1 b5 18. cxb5
cxb5 19. Ne1 Qa6 20. a3 h6 21. Rxc8 Rxc8 22. Rc1 Nb8 23. e3 Rxc1 24. Bxc1 Qb6
25. Bd2 Nbd7 {Der klar schlechter klassierte Weiss-Spieler hat bislang
hervorragend agiert und kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen
unentschiedenen Ausgang der Partie machen. Die einzig unguenstig stehende
Figur ist die weisse Dame auf f4, die wegen g7-g5 in hoechster Gefahr schwebt,
weil sie keine Rueckzugsfelder mehr haette. Gegen die schwarze Drohung gab es
zwei Rezepte: 26.g4 oder 26.h4, doch Weiss entschliesst sich zum
ungluecklichen 26.Lb4?? in der Meinung, fuer die Dame das Feld d6 zur
Verfuegung zu haben. Dabei muss Weiss aber schlicht und einfach zwei Zuege zu
wenig berechnet und insbesondere den schwarzen Zwischenzug 27...e5 uebersehen
haben.} 26. Bb4 {??} a5 27. Be7 {Erzwungen, um das Feld d6 der weissen Dame
offen zu halten.} e5 {! Das ist es, was Schwarz nicht haette haben duerfen,
denn es droht toedlich g7-g5, weshalb Weiss mit seiner Dame nach h4 ausweichen
und so den Bauern d4 hergeben muss. Allerdings ist die Sache so einfach nicht,
wie die Folge zeigt, so dass man dem Weiss-Spieler trotz allem keinen grossen
Vorwurf machen kann.} 28. Qh4 exd4 29. Qf4 dxe3 30. Qxe3 d4 31. Qf4 Qc6 {
!! Meine Tendenz geht dahin, diesen Damenzug als riesenstarke Antwort zu
deklarieren - und falls Anatoly Karpov dies bereits bei 27...e5! geplant hat,
dann kann man nur den Hut ziehen, denn Weiss gewinnt nun seinen Bauern zurück,
bleibt jedoch unter gewaltigem Druck. Die auf den ersten Blick staerkeren
Fortsetzungen 31...g5 oder gar 31...Lc6 sind naemlich alles andere als klar.}
32. Bxf6 Nxf6 33. Qb8+ Kh7 34. Qxb5 Qc1 35. Nd3 {?! Meines Erachtens haette
hier 35.f3 Dxe1 36.fxe4 De3 37.Kg2 Dxe4+ usw. mehr Chancen auf Rettung geboten.
} Qd1 {Damit will Karpov die Fesslung auf der Grundlinie beibehalten, was ihm
anscheinend mehr Wert ist, als der Bauerngewinn nach 35...Dxa3 36.Sc5 mit
unklarem Spiel. Objektiv betrachtet ist aber der Textzug wohl kaum staerker,
haette Weiss in der Folge nur immer die besten Zuege gefunden.} 36. Nc5 Bg6 37.
Kg2 {?! Schade und falsch, denn nach dem besseren 37.b4 faellt es mir schwer,
fuer Schwarz einen Gewinn nachzuweisen; nun wird der schwarze Freibauer auf
der d-Linie zu einer toedlichen Macht.} Ne4 {! Riesenstark, es droht
Springertausch gefolgt von Le4 mit Gewinn und das Schlagen des Springers
verbietet sich ebenfalls.} 38. Be2 {Nicht besser ist 38.Dd3 Sd2 39.Le2 De1 usw.
} Qe1 39. Nxe4 Bxe4+ 40. f3 Bg6 {Die Stellung sieht einfach aus, aber
tatsaechlich steht Weiss unter gewaltigem Druck; so droht einfach ...Dd2
gefolgt von d4-d3} 41. h4 {Nach 41.Kh3 Db1! kippt die Partie rasch zugunsten
von Schwarz.} h5 {! Sehr stark und den Gegner in eine Art Zugwang bringend.}
42. f4 {Eine Alternative sehe ich hier nicht.} Be4+ {Erzwingt die folgende
Antwort.} 43. Bf3 g6 {Als gar noch staerker geben die Schachcomputerprogramme
43...a4! an} 44. Bxe4 Qxe4+ 45. Kf2 Qe3+ 46. Kg2 d3 47. Qc4 Qe2+ 48. Kg1 Qd1+
49. Kf2 Qd2+ 50. Kf1 Qd1+ 51. Kf2 Qe2+ 52. Kg1 Kg8 {Mit der fuerchterlichen
Drohung De1+ gefolgt von d2} 53. Qc8+ Kg7 54. Qc3+ Kf8 {! Der schwarze Koenig
kann nun den Schachgeboten entweichen und in die gegnerische Stellung
eindringen.} 55. Qc5+ Ke8 56. Qc6+ Ke7 57. Qc5+ Ke6 {Gar staerker war hier 57..
.Kf6} 58. Qf2 Qd1+ 59. Kg2 Qxb3 {Endlich hat Schwarz einen wichtigen Bauern
erobert bei unveraendert riesenstarker Stellung. Das Ende der Partie ist nah.}
60. Qe1+ Kd7 61. Qxa5 Qc2+ 62. Kh3 d2 63. Qd5+ Kc8 0-1
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "4"]
[White "Karpov, Anatoly"]
[Black "Topalov, Veselin"]
[Result "1-0"]
[ECO "A33"]
[WhiteElo "2740"]
[BlackElo "2640"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "77"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Das erste Mal in diesem Turnier kommt Anatoly Karpov mit Vorteil aus der
Eroeffnung. Ein scheinbar dynamischer Bauernzug am Damenfluegel von Topalov
bewirkt das Gegenteil. Und nach einer weiteren Ungenauigkeit hat Weiss schon
im 19.Zug eine gewinnträchtige Stellung, die er sich nicht mehr nehmen laesst.
} 1. d4 Nf6 2. c4 c5 3. Nf3 cxd4 {Ueblicher ist 3...e6} 4. Nxd4 e6 5. g3 Nc6 6.
Bg2 Bc5 7. Nb3 Be7 8. Nc3 O-O 9. O-O d6 10. Bf4 Nh5 {Ebenso beliebt wie 10...a6
} 11. e3 {Heute wird eher 11.Le3 bevorzugt.} Nxf4 12. exf4 Bd7 13. Qd2 Qb8 14.
Rfe1 g6 {Andere Versuche sind 14...a5 oder 14...Tfd8} 15. h4 a6 16. h5 b5 {
?! Dieser Befreiungsschlag geht gruendlich daneben, aber offenbar wollte der
ungeduldige Topalov sich mit dem einfachen 16...Dc7 17.Tad1 Tfd8 nicht
begnuegen.} 17. hxg6 hxg6 18. Nc5 dxc5 {?! Die zweite Ungenauigkeit, wonach
die Partie bereits zugunsten von Weiss kippt. Angezeigt war muehsame
Verteidigung mit 18...Da7} 19. Qxd7 Rc8 {Nun kann 20.Lxc6 ohne Schaden mit 20..
.Ta7 beantwortet werden, aber ...} 20. Rxe6 {! Hat Schwarz diesen Schlag
uebersehen?} Ra7 21. Rxg6+ {Oder war es dieses Scheinopfer, das Topalov in
seinen Berechnungen nicht erwogen hatte? Anzumerken bleibt, dass eine ebenso
gute Alternative in 21.Dd5 bestanden haette.} fxg6 22. Qe6+ Kg7 23. Bxc6 Rd8
24. cxb5 Bf6 25. Ne4 Bd4 26. bxa6 Qb6 {Weder 26...Txa6 noch 26...Dxb2 sind
spuerbar besser.} 27. Rd1 {! Plant das Qualitaetsopfer Txd4 und dagegen ist
Schwarz machtlos.} Qxa6 {Denn 27...Lxb2 28.Txd8 Dxd8 29.Lb7 und Weiss hat
Gewinnstellung; etwas besser war aber noch 27...Tf8 28.Td2 +-} 28. Rxd4 {
! Mit diesem Opfer macht sich Weiss die Schwaechen der schwarzen Felderzunutze.
} Rxd4 29. Qf6+ {Dass V.Topalov die Partie noch weiterzieht, mag rein
statistische Gruende haben, denn unter 30 Zuegen verliert man als GM nicht
gerne.} Kg8 30. Qxg6+ Kf8 31. Qe8+ Kg7 32. Qe5+ Kg8 33. Nf6+ Kf7 34. Be8+ Kf8
35. Qxc5+ Qd6 36. Qxa7 Qxf6 37. Bh5 Rd2 38. b3 Rb2 39. Kg2 1-0
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "5"]
[White "Ivanchuk, Vassily"]
[Black "Karpov, Anatoly"]
[Result "0-1"]
[ECO "E15"]
[WhiteElo "2710"]
[BlackElo "2740"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "60"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Unglaublich, aber auch in diesem Spiel macht ein Super-GM es seinem Gegner A.
Karpov sehr einfach. In einem Moment, wo es in der Partie bald einmal haette
spannend werden koennen, stellt V.Ivanchuk einfach einen Bauern ein.} 1. d4 Nf6
2. c4 e6 3. Nf3 b6 4. g3 Ba6 5. Nbd2 Bb7 6. Bg2 c5 7. e4 cxd4 8. O-O d6 9. Nxd4
Qd7 10. Re1 Be7 11. Nb1 Nc6 12. Nc3 Nxd4 13. Qxd4 O-O 14. b3 Rfd8 15. Bb2 Rab8
16. h3 Ba8 17. g4 h6 18. a4 a6 19. Ba3 Qc8 20. Bb2 Qc5 21. Qd2 Nd7 22. Red1 Ne5
23. Ne2 Bg5 24. Qc3 Bf6 25. Ba3 Qc7 26. Qd2 Ng6 27. Rac1 Be7 28. Qe3 {
?? Beendet eine möglicherweise spannende Partie auf unerwartete Weise durch
einen lapidaren taktischen Fehler, der Bauernverlust zur Folge hat.} Bg5 29. f4
Nxf4 {Das war nun wirklich leicht zu sehen und ueblicherweise passieren
Vassily Ivanchuk solche Sachen nicht mal im Blitzspiel.} 30. Nxf4 e5 {
V.Ivanchuk ist die Partie gruendlich leid und gibt unerwartet frueh auf.} 0-1
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "6"]
[White "Karpov, Anatoly"]
[Black "Polgar, Judit"]
[Result "1-0"]
[ECO "B22"]
[WhiteElo "2740"]
[BlackElo "2630"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "65"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{A.Karpov erzielt einen spuerbaren Vorteil aus der Eroeffnung. Die ungarische
Grossmeisterin fluechtet sich in ein schlechter stehendes Endspiel und vermag
dem staendigen Druck des Gegners nicht standzuhalten.} 1. e4 c5 2. c3 e6 3. d4
d5 4. exd5 exd5 5. Nf3 Nc6 6. Bb5 c4 {Diese seltene Variante hat wohl zu Recht
keinen besonders guten Ruf; ueblich ist 6...Ld6.} 7. Ne5 Qb6 8. Bxc6+ bxc6 9.
O-O Bd6 10. b3 cxb3 11. axb3 Ne7 12. Ba3 Bxe5 {?! Eine fuer mich
unverstaendlicher Entscheid, den starken gegnerischen La3 leben zu lassen;
weshalb denn nicht einfach 12...Lxa3 und m.E. hat Schwarz ein leichteres Leben.
} 13. dxe5 Be6 {Naeher zu pruefen ist hier 13...c5} 14. Qd4 {! Typisch Karpov,
der den Damentausch sucht, wonach die gegnerischen Bauernschwaechen mehr ins
Gewicht fallen, als die eigenen Schwaechen.} Nf5 15. Qc5 h5 {Damit moechte
Schwarz die Stellung seines aktiv stehenden Springers sicherstellen.} 16. Nd2
f6 {Ein guter, der Lage der Dinge entsprechender Zug. Die Alternative 16...Kd7
kann man nachtraeglich leicht zu empfehlen, aber wenn man nicht selbst am
Brett sitzt, ist immer alles einfacher.} 17. exf6 gxf6 18. Bb4 {Einfach und
simpel bereitet Weiss die Verdoppelung seiner Tuerme auf der a-Linie vor.} Kf7
19. Ra4 Qxc5 {Gegen den filigranen Endspieltechniker A.Karpov war es
wahrscheinlicher zweckmaessiger, die Damen auf dem Brett zu lassen mit 19...
Db7 20.Tfa1 a6} 20. Bxc5 a6 21. f3 {Oeffnet dem Koenig ein Loch und ermoegicht
einmal den Vorstoss g2-g4} h4 22. Rfa1 Bc8 23. Kf2 {Es eilt nicht, da Schwarz
absolut nichts Aktives unternehmen und nur abwarten kann, wie Weiss seine
Stellung verstaerken will.} Rb8 24. b4 {Legt die Felder a5/c5 endgueltig fest
und erlaubt kuenftige Manoever wie Sd2-b3-a5/c5/d4. Schwarz befindet sich
andauernd in der Defensive und hat es schwer, sich gegen den fortwaehrenden
Druck von Weiss erfolgreich zu wehren.} Re8 25. Nb3 Bb7 {?! Hier verdiente das
Manoever 25...Sg7! mit der Idee Se6 den Vorzug.} 26. Na5 Ba8 {Nun bleibt der
schwarze Laeufer auf a8 traurig "eingemauert".} 27. R4a2 Re6 {Etwas mehr
Widerstand haette 27...Te5 geleistet, doch dies am Brett zu sehen, ist ein
fast unmoegliches Unterfangen.} 28. Ba7 Rb5 {? Dem dauernden Pressing von
Weiss zeigt sich die verteidigenden Partie nicht gewachsen. Der Textzug ist
falsch und fuehrt zwingend zum Verlust. Nur mit 28...Tbe8 oder 28...Tg8 war
noch Widerstand moeglich.} 29. Nb3 {Gewinnt mindestens den a6-Bauer.} Bb7 {
? Mauert auch noch den eigenen Tb5 ein.} 30. g4 hxg3+ 31. hxg3 {Angesichts der
Drohung, mit g3-g4 das gegnerische Ross zu vertreiben und nach dessen Wegzug
die Gabel Sb3-d4 auf die gegnerischen Tuerme b5 und e6 zu spielen, geht nun
Material und Partie sofort verloren.} Re8 32. g4 Nd6 33. Nd4 1-0
[Event "Linares 12th"]
[Site "Linares"]
[Date "1994.??.??"]
[Round "7"]
[White "Kasparov, Garry"]
[Black "Karpov, Anatoly"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "B17"]
[WhiteElo "2800"]
[BlackElo "2740"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "81"]
[EventDate "1994.02.??"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "13"]
[EventCountry "ESP"]
[EventCategory "18"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1994.06.01"]
{Gegen die solide Caro-Kann-Verteidigung von A.Karpov vermag G.Kasparov
weniger als gar nichts auszurichten. Im Gegenteil ist es Schwarz, der mit
leichter Hand das Ruder uebernimmt. Am Ende steht A.Karpov mit einem Bauern im
Endspiel mehr da, aber das gegnerische Laeuferpaar bietet genuegend
Kompensation, so dass diese Partie mit einem wohl verdienten Unentschieden
endet.} 1. e4 c6 2. d4 d5 3. Nd2 dxe4 4. Nxe4 Nd7 5. Bc4 Ngf6 6. Ng5 e6 7. Qe2
Nb6 8. Bb3 {Die Alternative besteht in 8.Ld3} h6 9. N5f3 a5 {Noch etwas
beliebter ist hier die Fortsetzung 9...c5} 10. c3 c5 11. a3 Qc7 12. Ne5 {
Weshalb heutzutage 12.Sh3 ueblicher ist, bleibt mir ein Raetsel.} cxd4 13. cxd4
a4 {Gegen einen Angriffsspieler wie G.Kasparov ist die Variante 13...Lxa3 14.
Lxh6 Lxb2 25.Dxb2 Txh6 16.Sgf3 mit schwarzem Bauernplus gegen aktives
Figurenspiel von Weiss vielleicht doch etwas zu gefaehrlich.} 14. Bc2 {
Noch heute ist (mir) unklar, welchem der beiden Zuege, 14.Lc2 oder 12.La2 der
Vorzug zu geben ist.} Bd7 15. Nxd7 {Eigentlich ist es schade, fuer diesen
Tausch wichtige Tempi zu verschenken. Die Berechtigung fuer dieses Manoever
liegt wohl darin, dass Schwarz nun dauernd auf seinen a4-Bauern achtgeben muss.
In Frage kam natuerlich auch ein normaler Entwicklungszug wie 15.Le3} Nbxd7 16.
Qd1 Bd6 {Normale Entwicklung, denn der schwarze a4-Bauer ist fuer Weiss tabu,
wegen 17.Lxa4?? Da5+ und Schwarz gewinnt eine Figur.} 17. Ne2 Nd5 {Nicht
ratsam ist 17...Lxh2?! wegen 18.g3 Sg4 19.Lxa4 mit spuerbarem Vorteil fuer
Weiss.} 18. Bd2 b5 19. Nc3 Nxc3 20. Bxc3 Nf6 21. Qd3 Nd5 22. Bd2 {Der
Bauerngewinn 22.Dxb5+ Ke7 waere nur voruebergehend und gaebe dem Schwarzen
gutes Spiel} Ke7 {Wenn man mit Schwarz gegen G.Kasparov ungestraft solch einen
Zug machen und den Koenig im Zentrum stehen lassen kann, dann steht man gut.}
23. Rc1 {Droht den Abzug Lxa4} Qc4 24. Ke2 Rhb8 25. g3 Qxd3+ 26. Bxd3 b4 {
Schwarz hat leichten Vorteil, der aber nicht entscheidend ist.} 27. Ra1 {
Ueberraschend passiv, aber offenbar gerade noch spielbar, obwohl Schwarz in
der Folge einen Bauern erobern kann. Mir haette aber 27.axb4 Lxb4 28.Thd1
besser gefallen.} bxa3 28. bxa3 Rb3 {Fuehrt zum Tausch der Bauern am
Damenfluegel, wonach das Remis schon absehbar wird.} 29. Bc2 Rxa3 30. Rxa3 Bxa3
31. Ra1 Bb2 32. Rxa4 Rxa4 33. Bxa4 Bxd4 {Das weisse Laeuferpaar bietet in
diesem Endspiel genuegend Kompensation fuer den Bauernverlust.} 34. f4 Kd6 35.
Kf3 f5 36. h4 Bb2 37. g4 fxg4+ 38. Kxg4 Nf6+ 39. Kf3 Nd5 40. Bc2 Bf6 41. h5
1/2-1/2