[quote="Achim Müller"]
Ich stehe grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass Software nicht patentierbar ist, auch wenn manche Firmen und Patentämter das (gegen geltendes Recht) oft anders sehen. Software sollte immer durch das Urheberrecht geschützt sein. Hier fängt aber die Schwierigkeit an.
Wann ist eine Codezeile trivial, wann hört ein Algorithmus auf, fängt eine selbstentwickelte Funktion an? Wann muss ich die GPL beachten, wann greift die LGPL? Viele - auch Programmierer - kennen noch nicht einmal den Unterschied in diesen beiden Lizenzen. Ist Reverse Engineering moralisch verwerflich, rechtlich verboten oder zeugt es von Kreativität und Genialität, wenn man aus einem Binary die grundsätzliche Struktur einer Anwendung ableiten kann?
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Wohltuend, dass das in dem Ganzen Hickhack auch mal Beachtung findet, auch ich hab mir schon mal was patentieren lassen, der Aufwand ist für das, was wirklich geschützt werden kann, enorm, und wer würde es heutzutage bei Schachprogrammen, nämlich dem reinen spielenden Code selbst überhaupt probieren?
[quote="Achim Müller"]
Microsoft hat über Jahre hinweg die Ideen anderer übernommen, manche sagen: geklaut. Kommandozeile (Unix), Grafisches Betriebssystem + Maussteuerung (Apple).
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Und ich glaube sogar, noch vor Apple hatte Atari ein erstes graphisches Betriebssystem, das, soweit ich mich erinnere, schon recht bedienerfreundlich war, relativ zu DOS.
[quote="Achim Müller"]
Google läßt sich in den USA das farbige Hervorheben von Suchergebnissen patentieren, Microsoft das spaltenweise Darstellen in Tabellen, Adobe den Karteikartenreiter, Apple das Übertragen eines Useraccounts auf einen anderen Rechner. Unabhängig davon, dass all dies eigentlich nicht patentierbar war (Software, Prior Art, Triviale Entwicklung/Stand der Technik) ... verstoßen andere Softwareentwickler nun gegen Patent- oder Urheberrecht, wenn sie die Ideen übernehmen?
VR hat selbst gesagt, dass er die Sourcen von Crafty und Fruit vorwärts und rückwärts studiert hat. Oft ist es beim Studium einer (quasi-)wissenschaftlichen Arbeit so, dass man unbewusst Dinge aus dem Gelesenen übernimmt. Auch mir ist das beim Erstellen von Seminarskripten für Linux schon so ergangen. Man ist in einem Thema nicht so drin, besorgt sich Fachliteratur, liest man pages oder rfcs, findet eine bestimmte Struktur in einer Erklärung, ein Schaubild oder Diagramm toll oder plausibel ... und hat auf einmal etwas ähnliches produziert ohne direkt per Copy und Paste abgeschrieben zu haben. Bei Skripten habe ich mir meist damit geholfen, dass ich meine Sekundärliteratur am Ende aufgelistet habe, allerdings nicht so formal, wie es z.B. bei Diplom- oder Doktorarbeiten erforderlich ist.
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Und ich sitz gerade deshalb dauernd vor dem PC, weil ich eine PP- Präsentation für einen Vortrag machen muss, und um mich vor dieser Arbeit zu drücken, tippe ich als Übersprungshandlung statt dessen dauernd im Forum rum. (Da gibt's übrigens auch lustige Studien, was alles von Sachen wie facebook und twitter in erster Linie deshalb gemacht wird, weil man gerade weder das noch dies, was man eigentlich "sinnvolles" am Rechner machen sollte, machen will.)
Was man unter Leuten gleichen Wissensstandes wie genau zitiert und hinterfragt, woher hab ich das eigentlich, ist das Eine, kaum stellt man sich irgendwie vor ein Publikum, bei dem man nicht mehr jeden Einzelnen kennt, wird's peinlich, wie organisiere ich die Zitate, was reicht als Fußnote zu einer Literaturliste, die ohnehin keiner liest, was muss mit Autorennamen, Titel und Erscheinungsdatum angegeben werden...
Ich kann mir z.B. auch durchaus vorstellen, dass Rajlich zunächst mal noch ziemlich weit davon entfernt war, anzunehmen, wenn er mal probiert, das und jenes einfach auch Fruit und Crafty einzubauen, dass das dann gleich der große Durchbruch in Elo werden würde, dann hat die Testerei die wesentliche Aufgabe eigendynamisch übernommen, die Sache ist im Netz gewesen und der Rest ist Geschichte...
[quote="Achim Müller"]
Ich habe selbst zweimal mit GNU Backgammon an der parallel stattfindenden Computerolympiade teilgenommen (Maastricht und Graz) und fand die Wochenenden ziemlich interessant und spannend. Den Endanwendern war es allerdings schei...egal, ob nun BGBlitz, Jellyfish, Snowie oder Gnubg Weltmeister wurde. Nun ist das beim Backgammon allerdings auch etwas anders gelagert, weil es dort noch einen Glücksfaktor gibt.
Ich würde solche Weltmeisterschaften etwas anders aufziehen, eine Art Zehnkampf des Schachs und mehr Show draus machen. Zum Beispiel klassische Partien mit drei unterschiedlichen Bedenkzeiten (Blitz, Schnellschach, Turnierpartie, alles mit vorgebenem kleinen Eröffnungsbuch) + Lösung von vorher nicht bekannten Studien + Ausspielen (je einmal mit Weiß/Schwarz) von vorher nicht bekannten Stellungstypen. Das alles auf definierter und bereitgestellter Hardware, dann gingen manche der Einzeldisziplinen parallel. Ist aber nur so eine unausgegorene Idee.
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Dafür gefallen mir alle diese Ideen aber geradezu begeisternd gut...
Hatte ich in der letzten Zeit mal erwähnt, dass für mich der Hauptfluch an dem ganzen schachlichen Sittenverfall (übrigens nicht einmal nur im Computer- Schach) der Rausch ist, in den Leute in dem Business verfallen, wenn sie den Ausdruck Elo auch nur irgendwo zu hören glauben?
Des Menschen Hörigkeit kennt viele Götzen, Geld ist bei Weitem nicht Alles, was herhalten muss, wenn man nicht weiß, wie man etwas anders bewerten soll.
[quote="Achim Müller"]
Das ist ein gesellschaftliches Problem, welches nun auch beim Computerschach angekommen ist. Eine Lösung dafür habe ich auch nicht.
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Vorstellungen, wie man derartige gesellschaftlichen Probleme betrachten kann, habe ich schon, will aber nicht wieder zu politisieren anfangen, das wäre sicher wieder nur, um nicht weiter arbeiten zu müssen, nur noch einmal, was ich dazu auch schon breittrat:
Wenn man die finanziellen und rechtlichen Seiten klären will, muss man klagen, weder Letouzey noch Rajlich werden sich das antun, immer noch frage ich mich aber, wer die besseren Aussichten auf Erfolg hätte, die Beweislast wäre jedenfalls in beiden Fällen bei denen, die sagen, es sei bestehendes Copyright oder Copyleft verletzt worden, weil sich die Beweislast bei der Klage wegen kreditschädigender übler Nachrede sozusagen umkehrt. Rajlich müsste immer noch keinen Code offenlegen, die ICGA oder eine andere Rechtsperson, die dann unter Anklage stünde, müsste aus dem, was sie hat, Beweise für eine Rechtsverletzung vorlegen.
Zum thread- Thema Schweigen noch, was ich ja doch auch schon vor einer Weile wollte, das Schweigen der Lämmer ist doch hier auch ein ausgesprochen beredtes.
Wenn jetzt alle warten, dass Rajlich endlich was sagt, oder chessbase oder Convekta, an deren Stelle wäre ich auch ganz schön lang ganz schön still, vermutlich, eh klar, wenn man nicht weiß, was man sagen soll.
Sagt er, was regt ihr euch auf, für mich war das eben alles nix im Vergleich zu meiner Eigenleistung, wird erst recht Jachwei geschrien werden, sagt er sorry, ich hab das alles nicht so gemeint und geb auch gern meine Pokale und das bisschen Geld, das ich mit Rybka verdient hab, zurück an die ICGA zwecks gleichmäßiger Verteilung an die community, wenn ich dafür die Werbeeinnahmen bekomme, die durch meine Teilnahme an Meisterschaften und in Ranglisten eingespielt wurden, wird man ihm auch nicht Alles nachsehen...