[quote="Jörg Oster"]
Wieso denn das? Nur weil es nicht die diversen Computerschach-Ranglisten nicht anführt?
Fritz ist für mich nebst Shredder und Hiarcs eine der ausgeglichensten Engines überhaupt.
(Verbesserungsfähig ist ja jede Engine, oder?)
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Das hat in meinem Fall nichts mir irgendeiner Rangliste zutun. Für mich war Fritz 8 die letzte Fritzversion, die den Kaufpreis wert war. Alles was danach kam war einfach nichts Neues. Ich meine hiermit natürlich ausschließlich die GUI. Version 9, 10 und 11 lass ich von den Verbesserungen her gesehen, höchstens als Fritz-8 Updates durchgehen. Aber was soll Chessbase auch machen ?
Man kann nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden und ein Schachprogramm mit zig neuen Funktionen auf den Markt schmeißen. Irgendwann läuft die Kiste und dann ist es gut. Die Kaufgründe für einen Fritz 8 Besitzer sich Fritz 11 zuzulegen ist sehr sehr dünn. Von Fritz 8 auf Fritz 9 meinte die Firma in Hamburg, auf schöne neue 3D-Bretter setzen zu müssen, die niemand braucht ! Von Fritz 9 auf 10 gabs dann etwas aufgemozte 2D Figuren (schön glatt, ohne Kanten) und ein paar wirklich nutzlose Trainingsspielereien. Beim Schritt 10 auf 11 wurde dann auf Rechentraining per Blindspiel gesetzt. Anfangs fand ich die Idee ja nicht schlecht, aber die Umsetzung läßt schwer zu wünschen übrig. Soweit mir bekannt, wird dieses "Feature" auch nur selten benutzt, obwohl fast ständig bei Liveübertragungen angepriesen. Wirklich Schwung kam in Fritz 11 erst durch das Monte-Carlo Update. Aber wer von den "normalen" Schachusern kann damit was anfangen ?
Die ELO-Steigerungen der einzelnen Versionen interessieren mich nicht wirklich. Für mich als Endkunde zählt da etwas anderes. Aber schauen wir uns doch mal an, womit Chessbase die ganzen Jahre über wirbt. Da wird vom "Weltmeisterbezwinger" gesprochen und vom "Stärksten Schachprogramm" und so weiter. Was war das noch für eine schöne Zeit für Chessbase, als es keine Konkurrenz gab. Als Rybka auf dem Markt kam, wurde die Werbestrategie nicht gewechselt und die eindeutig stärkste Engine einfach totgeschwiegen. Und die, die darüber auf Playchess erzählten, gleich mit. Weiterhin galt Fritz als das Aushängeschild ! Meistverkauft und unerreicht ! Aber irgendwann musste auch Chessbase einsehen, dass sich Qualität schneller durchsetzt, als irgendwelche markigen Werbesprüche. Aus dem Geheimtipp Rybka wurde eine Schachengine, die bei jedem Schachspieler zu finden war. Als dann noch eine eigene GUI entwickelt wurde, sah man in Hamburg schon einige Felle davonschwimmen. Wenn schon nicht mit innovativen Ideen geglänzt wird, dann mit marketingtechnischer Höchstleistung ! Gestern noch angeprangert, Rybka zu verschweigen und morgen im Chessbaseshop mit hauseigener GUI angeboten ! RESPEKT ! Soviel Wandel trauen sich die wenigsten Firmen zu ! Gleichzeitig wurde auch noch das Image aufpoliert. Was wurde in der Vergangenheit über Chessbase gelästert und geflucht. Genügend Gründe gibt es ja und als Marktführer muss man sich schon viel gefallen lassen. Inzwischen gibt es im Bereich Schach genügend andere Baustellen außerhalb der Schachbasis, über die der diskussionsfreudige Schachspieler herziehen kann. In den Chessbase-News finden sich ja genug Stoff, sodass das Thema "Chessbase" schön aus den Augen verloren wird. Auch hier hat sich die Firma Respekt verdient.
Aber was hat das alles mit Fritz zutun ?
Die Software Fritz und die Software Chessbase werden alle paar Jahre aufs Neue aufgewärmt und leicht nachgewürzt. Sowas funktioniert nur, wenn man sich sicher sein kann, den Markt zu beherrschen. Wenn es in Deutschland nur BMW-Autos geben würde und nur die Firma BMW Autos verkaufen würde, dann reicht es, bei den neuen Versionen mal hier ein Schräubchen dazuzupacken, oder hier mal ein andere Lenkrad einzubauen. Der Kunde wirds kaufen.
Die momentane Marktsituation zeigt aber, dass auch bei Chessbase ein umdenken stattgefunden hat. Auch wenn man gelegntlich noch versucht, an alte Monopolwerte festzuhalten (!! Bespielsweise der gescheiterte Versuch von Chessbase, die Weltmeisterschaft zwischen Anand/Kramnik alleinig ohne Zugverzögerung zu übertragen !!), bin ich bereit, dieser Firma irgendwann wieder mein Vertrauen zu schenken. Dazu erwarte ich allerdings folgende Dinge:
1. Bei der nächsten Fritzversion eine günstigere Updatemöglichkeit für Kunden die bereits Fritz 11 gekauft haben
2. Mehr Integration des Kunden in zukünftige Fritz Versionen (Kundenwünsche ERNST nehmen)
3. Den Endkunden nicht als Betatester mißbrauchen, sondern BetaVersionen an einen Kreis von erfahrenen Usern verteilen (davon gibt es hier in diesem Forum mehr als genug)
4. Etwas weniger Eigenlob und Selbstdarstellung (Das funktioniert bei Apple in Amerika, aber nicht bei Chessbase in Hamburg)
5. Den ELO-Wahn endlich aufgeben und Fritz ein anderes Image verpassen ! Die Chessmaster-Serie zeigt, dass man auch fernab von allen Ranglisten eine Schachsoftware sehr gut verkaufen kann ! Der wirkliche Fritz-Boom begann mit Fritz 5-6 ! Da wurde Fritz durch Deutschmann "vermenschlicht" ! Genau HIER sollte Chessbase weitermachen ! Genug Ideen hierfür habe ich,- aber die gibts nicht kostenlos
Sobald Chessbase diese Selbstverständlichkeiten umgesetzt hat, hab ich die Hamburger wieder lieb !