Hallo!
Das ist alles ganz richtig, was du schreibst, auch dem von Willi schließ ich mich an.
Das Dilemma ist nicht das Drohen der 32Steiner, es ist, dass wir schon die 6Steiner nicht mehr ganz verstehen.
Ich hab gerade wieder einmal mit einem Fernschachfreund 2 Endspiele, die als Studien gedacht sind, wieder und wieder auf beweisende Varianten abgeklopft, nur um in beiden Fällen zu dem Schluss zu kommen, am Ende muss man es doch den engines einfach glauben, die möglichst viel Endspielwissen und möglichst große tablebase- Datenbanken anspielen, dass die Dame mit dem Springer gegen den Turm, 2 Läufer und einen Springer Remis halten kann oder auch nicht.
Wenn wir uns schon in solchen Dingen mehr und mehr auf die engines verlassen, weil die "Beweise", die uns Meister vorspielen, halt auch nicht immer halten, was können wir dann noch vom Heiligen Geist in Eröffnung und Mittelspiel erwarten?
Empirisch ist in der Eröffnungstheorie soviel bekannt, dass auch von dieser Seite sicher viel früher als das komplette Durchrechnen von zwingenden Varianten solche drohen, die einfach das Spielen nicht mehr lohnen, wenn Schwarz sich von vornherein auf Remis als Ziel festlegt, kann er heute schon sein darauf ausgelegtes Repertoire soweit im Computerbuch speichern, dass die Wahrscheinlichkeit für Weiß, noch Lücken darin zu finden, bedenklich schrumpft.
Und was von alledem kann man da noch als Mensch verstehen oder sich auch nur merken?
Wir sind mehr und mehr dazu verurteilt als Schachspieler, zuzusehen, was die engines spielen, mit guten Büchern am einen und den tbs am anderen Ende.
Wenn wir das aber auch schon nicht mehr wirklich verstehen, was da von ihnen gespielt wird, was haben wir dann noch davon und wie wollen wir überhaupt noch beurteilen, welche engine besser spielt als die andere?
Nur noch anhand der Ergebnisse, statistisch, das hängt aber wieder andererseits, wie wir es auch drehen und wenden, davon ab, was wir vorgeben, an Zeit, Büchern, Ausgangsstellungen und hardware, vor Allem aber an software. Die wird von Menschen gemacht (vorläufig noch), allerdings ab einem gewissen Zeitpunkt halt auch nicht mehr für Menschen (eh klar, die können's ja nicht mehr schachlich beurteilen) sondern auch nur mehr als Selbstzweck, um Statistiken zu erstellen.
Modern Times im Computerschach.
Das ist das Dilemma und nicht, dass die "Ideen" geklaut werden und die Rezepte und die quantitativen Parameter. Wenn es nur noch um solche geht, ist auch klar, dass sie nicht mehr schützbar sind.
Schönen Sommer trotzdem Euch Allen.