Einen Haufen Geld für total fehlerbelastete Produkte zu verlangen ist ja nun wirklich nicht neu - und ich denke, beileibe keine Erfindung von Chessbase. Böse Zungen behaupten sogar, daß Bugs mittlerweile in kommerziellen Produkten absichtlich eingebaut werden, um dann noch mindestens 5 mal mit verbesserten Versionen verdienen zu können - und was Chessbase betrifft, so scheint man schon vergessen zu haben, daß diese Beträge einst einmal DM-Preise waren und eine Verdoppelung schon für rein gar nix einst stattgefunden hat. Ich stimme - und nicht nur deswegen - all jenen zu, die sagen, daß man für 100 Euro deutlich mehr erwarten kann.
Ich stimme auch vollkommen dem Statement zu, das ich im Rybka-Forum (glaub ich) gelesen habe, daß man für diese "Abzocke" dann mit dererlei Nichtigkeiten wie "Pleite-O-Meter" und neuen, schicken, selbst den schnellsten Rechner in die Knie zwingenden Grafiken "belohnt" wird, die kein Mensch nutzt. Bei Umfragen in Foren gaben selbst die Nutzer von Fritz und Co zu, daß sie fast zu 100% die 2D-Darstellung benutzen - und somit für den Großteil dessen, was sich in der "neuen" Version verändert hat, überhaupt keinen Bedarf haben.
Aber das ist ja so oder so völlig uninteressant, den es geht um die Fans, die wenn sie sich erst einmal für ein Programm erwärmt haben, nicht mehr davon abgehen - und ich vermute, daß ihnen solch differenzierte Gedanken ohnehin fremd sind. Dann gibt es noch doch die, die alles haben müssen, was der Markt hergibt - und die kaufen dann den Fritz nicht, weil er der Fritz ist, sondern, weil sie alles andere auch kaufen.
Ach was solls. Ich will´s mal einfacher Formulieren: Der kühle und abwägende Geist, der sich fragt, ob er jetzt schon wieder 100 Euro für ein um 20 Elo "stärkeres" Programm rauswerfen soll, wo ein um 1000 Elo "schwächeres" Programm ihn schon mühelos besiegen kann - und er mit der neuen Version auch keine besseren Analysetools bekommt ... Nun, der gehört sicher nicht zur "Zielgruppe" von Chessbase.
Warum sieht der Fritz den so aus wie der Fritz? Wieso bauen die all diesen Unsinn wie o.g. in ein Schachprogramm ein? Na? Also ich kann mit einem "Schärfemesser" in Zusammenhang mit Schach überhaupt nichts anfangen. Bei Pizza und "nackten Tatsachen", ok, aber bei Schach??? Und solange sich genug Leute bereit finden, denen Geld für so etwas in die Taschen zu spülen, werden die nicht einmal daran denken, etwas zu ändern. Im Gegenteil! Das Konzept geht ja offenbar auf! Also werden wir in Zukunft noch mehr so Gimmicks zu sehen bekommen, denn die sind schnell implementiert, für gute Analyse-Tools muß man aber jede Menge "hirnen" und was für Chessbase wohl noch schlimmer ist: Sich mit dem Kunden auseinandersetzen und seine Wünsche diesbezüglich auch verdammt ernst nehmen! Das kostet aber und bringt erst mittel bis langfristig etwas, denn der kühle Rechner will erst von Qualität überzeugt werden und schaut sich dann nach einem Gratwandel das ganze erst einmal genau an, bevor er kauft. Aber diese ganzen "Hupi-Fluppies" sind schnell kodiert und bringen sofort Kohle bei der doch eher breiten, "trägen" Masse. Das Auge ist eben leicht zu beeindrucken, der Verstand nicht.
Ich hab mal folgende Einschätzung der "Fritz/Chessbase-Manie" irgendwo im weltweiten Netz gelesen (nein, Quelle hab ich nich mehr), also wieder sinngemäß: "Die meisten kaufen Fritz, weil es die bequemste Art ist, sich ein Schachpaket auf den Rechner zu holen. CD/DVD rein, installieren, fertig. Sie verfügen nicht über das Know-How, um sich Freeware-Programme aufzuspielen und für ihre Bedürfnisse einzurichten - und die meisten haben von diesen Programmen, die manchmal sogar stärker sind als Fritz, noch nie in ihrem Leben etwas gehört. Dann starten sie Fritz ein oder zwei mal, gucken sich kurz die netten 3D-Darstellungen an, werden in 10 Zügen vom Brett geschoben - und dann liegt der Fritz fortan unbeachtet ein Jahr auf der Platte, bis die nächste, angeblich so verbesserte Version mit neuen grafischen Gimmicks aufwartet und dann beginnt das Spiel von Neuem.".
All diesen Ausführungen ... bitte jetzt mitsingen: Aaaaallle Jaahhre wieeeeeder .... ist nichts mehr hinzuzufügen.
Und bevor jetzt vielleicht gleich jemand "lösbrüllt": Ja, mir ist bekannt, daß wir in einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft leben, wo jeder sein Geld für was auch immer ausgeben kann. Hab ich kein Problem damit - ist nur meine Meinung, die man teilen, oder nicht teilen kann.
Da soll es in ferner, ferner Vergangenheit - in einer Zeit, wo noch niemand etwas mit dem Wort "Computer" anfangen konnte, Meister gegeben haben, die, bewaffnet mit Brett, Figuren, Bleistift und Papier die genialsten Kombinationen gefunden haben sollen ...
Mike