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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Rollenspiel beim Schach? oder wie krude meine Gedanken sein können-Skandinavisch
- - By Christian Bartsch Date 2025-09-05 11:14
Ich glaube viele im Forum spielen auch auf Servern ab und an Online-Partien. Nicht exzessiv, aber doch mit Begeisterung. Es kommt vor, das man in einer trockenen Partie vielleicht länger ( ich spiele meist 15+5 ) auf den gegnerischen Zug warten muss. Dann mag der eine im Internet Nachrichten lesen oder seinen e-Mail Account besuchen, eventuell sogar hier im Forum eine Antwort schreiben.

Bei mir ist es anders. Na ja, nicht immer, aber manchmal. Ich schau aus dem Fenster und stelle mir vor, mein unbekannter N.N.-Online-Gegner wäre ein gelangweilter, reicher Scheich, der mich nach der Partie kontaktiert.

"Unsere Partie hat mir großen Spaß gemacht. Ich möchte dir vorschlagen, das du mit einem Gegner deiner Wahl bei mir zu Hause zu meinen Kosten nebst zusätzlichen Salär für eure Zeit ein Minimatch bestreitest. Was hältst du davon?"

Und ich überlege dann wen ich einlade: Immer wieder tragen meine Gedanken mich zu Viswanathan Anand und Wassilij Ivanchuk. Ich denke, sie sind wohl von den Großen am sympathischsten und bodenständigsten.
Trotzdem scheitert es möglicherweise daran, das beide zwar Deutsch verstehen, aber vielleicht nicht so gut wie ich es gern hätte. Also muss ein "Ersatzspieler" gefunden werden.
Nicht ausgeschlossen, das ich mich für ein Forummitglied entscheide. Egal gegen wen ich verliere, aber ein aktives Mitglied der Community gibt dann bereits mehr Nähe. Man kennt sich zwar nur aus den Beiträgen, ist sich aber nicht völlig fremd.

Doch der Scheich drängt, er will endlich wissen welche Eröffnungsvariante ich spielen/vorschlagen werde.
Jetzt wird es etwas albern oder kindisch, nennt es wie ihr wollt. Ich denke also heute an Kurt und glaube mich zu erinnern, das er ein Faible für halboffene Eröffnungen hat. Einen theoretischer Disput in Sizilianisch, Aljechin, Caro-Kann oder Französisch weiche ich im ersten Vergleich aus.

Der Scheich akzeptiert das Thema und wir legten die Idee Kurt vor. Er stimmt zu und es folgt nun unsere erste Partie.

[Event "Einladung des imaginären Scheichs"]
[Site "?"]
[Date "2025.09.05"]
[Round "?"]
[White "Naitsirhc"]
[Black "Truk"]
[Result "1/2"]
[ECO "B01"]

1. e4 d5 2. exd5 Qxd5 3. Nc3 Qa5 4. d4 (4. b4 Qxb4 5. Rb1 Qd6 {Das Mieses-Gambit spiele ich ab und an sehr gern, es erinnert mich aber im Moment zu sehr an BDG.}) 4... Nf6 5. Nf3 Bg4 6. h3 Bh5 (6... Bxf3 {der richtige Zug in der Hauptvariante} 7. Qxf3 c6) 7. g4 Bg6 8. Ne5 Nbd7 9. Nc4 Qa6 {Was für ein Tanz auf dem Hochseil für die schwarze Dame} 10. d5 {verhindert das Damenschach auf e6} Ne4 11. Nb5 {Erinnert ein wenig an die Idee im Mieses-Gambit Druck auf c7 aufzubauen} (11. Nxe4 Bxe4 12. f3 Bg6 {so spielen die Programme weiter, aber die Dame bekommt das Feld f6 und Schwarz hat berechtigte Hoffnung auf Ausgleich}) 11... Qxb5 {alternativ gibt es meiner Meinung nur 11. ...O-O-O zu beachten.} 12. Nd6+ Nxd6 13. Bxb5 Nxb5 14. O-O h5 15. g5 {Die Öffnung der h-Linie erleichtert dem Nachziehenden die Entwicklung. Die Programme bevorzugen nun 15. ... e5 oder 15. ... e6 aber Truk erklärt nach der Partie, er wollte nicht mit dem isolierten Zentrumsbauer auf e6 spielen.} O-O-O 16. Be3 {Schaut man sich die Position an, ist sie schwer einzuschätzen. Die Dame gegen drei Leichtfiguren sollte, besonders wenn es zwei Springer und ein Läufer sind, ein klein wenig im Vorteil sein. Gut das sagt ein Dameliebhaber. Stockfish jedoch sieht Schwarz mit einem halben Bauern vorn} Nb6 17. Qe2 Rxd5 {und jetzt hat die Eroberung des Bauern zu einem noch größeren Materialvorteil des Führers der schwarzen Steine geführt. - "Nö" mein Stockfish, durch dieses Manöver den Bauern zu gewinnen hat Weiß ausgeglichen.} 18. Rad1 Rxd1 19. Rxd1 Nd6 20. Bxb6 axb6 21. Rxd6 cxd6 22. Qc4+ Kb8 23. Qb5 e6 24. Qd7 Bxc2 25. Qxf7 e5 26. b3 Ka7 27. Qe8 d5 28. Qa4+ Kb8 29. Qe8+ {Hier einigten sich die "Rollenspieler" auf Remis und diskutierten noch sehr lange über diese erste Partie des Zweikampfes.} 1/2-1/2



Erstaunlich das Kurt mit Schwarz diese Variante wählte, sie zeigt aber auch, dass der ganze Beitrag ein Märchen ist und meine Phantasie mit mir durchgegangen ist. Kurt erfährt erst jetzt von seiner angeblichen Reise in die Wüste und seinen Partiezügen. Die Notation habe ich vorsichtshalber etwas gespiegelt entfremdet.

Bei ausreichend Interesse schaue ich ob in meinen Tagebuchaufzeichnungen die zweite Runde vorhanden ist.
Parent - - By Peter Martan Date 2025-09-05 11:45 Edited 2025-09-05 12:41
Aha, Märchenschach

Bevor ich anderen Fragen nachgehe, (vor allem denen der Eröffnung selbst ) schlage ich vor, du spielst das vielleicht statt gegen dein imaginäres zweites Ich gegen Stockfish aus und lässt ihn, wie  er's an der Diagrammstellung machen würde, 10.Lf4 spielen (was ja übrigens auch noch ein bekannter Buch- Zug ist). Ob du's dann mit Schwarz wohl noch so schön hättest?



Wohl gemerkt, dass es bis dahin schon ein wahrscheinlich spielentscheidender Vorteil für Weiß ist, liegt natürlich an den teilweise schon auch verbesserungsfähigen Zügen davor,(z.B. gibst du ohnehin auch selbst in den Kommentaren das 6...Lxf3 statt dem ...Lh5!? an) aber an der Stelle würde ich mir in deiner .pgn wengistens eine Erwähnung des besseren Zuges erwarten und ein ? beim Textzug 10.d5. Immerhin ist nach diesem Fehler Schwarz wahrscheinlich oder jedenfalls vielleicht wieder in der Remisbreite (leicht hat er's immer noch nicht), nach 10.Lf4! hingegen glaub' ich das nicht mehr so recht. Da würde ich eine Partie Stockfish-Truk sehen wollen, um das zu glauben

Hier übrigens eine kleine Statistik zu der Stellung vom Diagramm von der 2025- Sammlung von Herbert Bellmann:



Leider ist keine Partie aus den letzten 10 Jahren dabei, wenn man auf 2300 Elo begrenzt, daher wohl kein wirklich relevantes Fernschachbeispiel, außerdem wollen wir ja nicht wissen, wie das irgendjemand mit Weiß (oder Schwarz) weiter gespielt hätte, sondern Stockfish (Weiß) gegen Truk (Schwarz).
Parent - By Peter Martan Date 2025-09-05 13:17 Edited 2025-09-05 13:22
So lange Truk noch nicht selbst gegen Stockfish angeteten ist, habe ich seine (die schwarze) Seite auch von Stockfish übernehmen lassen und die Engine einfach gegen sich selbst (ich habe sie für Schwarz spielend Stockfish, Truk genannt, also sozusagen Nachname Stockfish, Vorname Truk) von 10.Lf4 (statt 10.d5? in der Originalpartie), siehe Diagramme oben, ausspielen lassen. TC 25'+5", 30 threads der 16x3.5GHz CPU, 8G Hash.

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board

Die Evals und Rechenzeiten sind in der .pgn enthalten (Zitieren oder C8 am Reader- Board).

Truk müsste also nur die schwarze Seite an beliebiger Stelle verbessern, um nicht vom 10. Zug an allein spielen zu müssen, sondern nur dahingehend zu überprüfen, was Engines heutzutage alles noch so alles am Schach nicht verstehen und nicht richtig spielen. Das, was ja in der letzten Zeit wieder öfter das Thema war, sollte man auf diese Art (die Partie mit Schwarz zum Remis auszubessern, ein schwarzer Sieg wäre natürlich noch schöner) am besten zeigen können.
Parent - By Lars B. Date 2025-09-08 14:29
Moin,

Christian Bartsch schrieb:

Erstaunlich das Kurt mit Schwarz diese Variante wählte, sie zeigt aber auch, dass der ganze Beitrag ein Märchen ist und meine Phantasie mit mir durchgegangen ist.

Na, immerhin hast Du noch welche, während andere die ihre längst an ChatGPT ausgelagert haben und die Welt mit steter Reproduktion von KI-Gefasel langweilen. Aber das nur am Rande.

Die gespielte Variante ist vollkommen gesund, jedenfalls zwischen Menschen unterhalb meisterlicher Spielstärke. Ich weiß das, weil ich diese Form von Skandinavisch seit Jahren mit viel Erfolg spiele und auch gegen die Lasker-Variante einen akzeptablen Score aufweisen kann. Die spiele ich übrigens tatsächlich auch meist mit 8...Sd7 statt 8...c6 oder 8...e6. Natürlich kriege ich auch manchmal auf die Mütze. Aber ob das unter GMs, Computern oder Göttern für Weiß gewonnen ist oder nicht, kümmert mich kein bißchen. Unter Menschen ist das ebenso spielbar wie das BDG, das ich auch regelmäßig spiele und auch in Turnierpartien gegen stärkere Gegner mit Weiß und Schwarz auf dem Brett hatte.

Natürlich ist 10.Lf4 in der Lasker-Variante ein kritischer Zug, und darüber hinaus ist es der nächstliegende, den auch fast jeder in dieser Stellung spielt; es droht schließlich sofortiger Damenfang. Aber man kann das als Schwarzer durchaus spielen, mindestens im Blitz. Es gibt eben Unterschiede zwischen Menschen- und Computerschach!

LG
Lars
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