Im Problemschach mit Ausnahme des Märchenschachs sind nur legale Stellungen erlaubt.
Eine Aufgabe mit dem weißen Läufer auf a1 und dem Bauern auf b2 befindet sich in
illegaler Stellung und wird als inkorrekt betrachtet. Auch wenn die Zahl von umgewandelten
Figuren zusammen mit der Zahl der Bauern auf dem Brett größer als acht ist, ist die Aufgabe
nicht korrekt.
Als Mangel wird es betrachtet, wenn für das Erspielen der Diagrammposition Umwandlungen
notwendig waren. Leicht zu sehen ist das bei zwei weißen Damen auf dem Brett.
Schwerer zu erkennen ist die Konstellation für die weißen Bb2 Bd2 Lh4.
Nun ist es im Problemschach so, daß bestimmte Thematiken so kompliziert darzustellen sind,
daß es nur mit Umwandlungssteinen gelingt. Doch wer will den Autor schelten, der es als
Erster geschafft hat, das betreffende Thema überhaupt zu zeigen?
Studien mit partienahen Stellungen haben natürlich einen besonderen Bonus, nur läßt sich
Vieles nicht so einfach darstellen.
Studien mit fünf Läufern sind sicher mehr als Kuriosität zu sehen. Dann ist das eher ein
künstlerisches Mittel denn ein Konstruktionsschwäche. Auch in der Probemkunst ist alles
erlaubt.
Kommen wir zur Erstdarstellug des Babsons in der Studie zurück.
Warum ist es die Erstdarstellung, wo doch der Vorläufer beim Durchzählen der Schlagfälle
und Umwandlungen gerade noch so legal ist? Peters Link in die YACPDB bringt keinen Hinweis
auf Illegalität: "First complete Babson Task in an endgame study!"
Dagegen steht in Talkchess: "The 130-year-old Babson task was recently solved in a study
by G. Costeff, although the position is not reachable."
Man kann die Stellung nicht aus der Partieanfangssellung erspielen.
Weiß und Schwarz haben zweimal mit dem Bauern geschlagen. Schwarz hat noch 14 Steine,
weiß zwölf. Der dritte weiße Spriger kann nur durch Umwandlung des c- oder e-Bauern
entstanden sein. Der h-Bauer hätte drei weitere Schläge zur Umwandlung benötigt.
Wie kommt der c- oder e-Bauer an den schwarzen Bauern vorbei zur Umwandlung?
Schwarz muß Platz gemacht haben durch zwei weitere Bauernschläge. Damit haben wir alle
schwarzen Schlagmöglichkeiten ausgeschöpft. Das wäre für den Autor beinahe gut gegangen,
wenn nicht der weiße h-Bauern vermißt würde. Der kann nämlich nicht einfach so verschwunden
sein, aber weitere Schlagmöglichkeiten stehen dem Schwarzen nicht zur Verfügung.
Deshalb ist die Stellung illegal und Daniele Gatti ist die Erstdarstellung des Babsons in
einer Studie gelungen. Ohne Costeffs Vorarbeit wäre das nicht möglich gewesen.
Gatti konnte das sogar ohne Umwandlungsfiguren darstellen. Daß die Position alles andere
als schön ist, liegt an der Natur der hochkomplizierten Thematik. Es grenzt an ein Wunder,
daß eine Darstellung überhaupt möglich ist.
Der erste Babson wurde vor ca. 100 Jahren im Selbstmatt dargestellt. Erst ca. sechs
Jahrzehnte später gelang das im orthodoxen Mattproblem. Und nun nach weiteren vier
Jahrzehnten haben wir eine korrekte Studie.
Massenhaft Babsons, sogar ein Matt in zwei Zügen, gibt es im Märchenschach, aber das
würde hier im Forum zu weit führen.