.
     


Heute trifft sich die Schachelite in Bukarest, im zentral gelegenen Luxus-Hotel gleichen Namens, genau genommen im Grand Hotel Bucharest mit  *****  Sternen
Nach dem Rapid/Blitz-Turnier in Warschau im Mai, steht nun das zweite Turnier im Rahmen der GRAND CHESS TOUR an, das Superbet Chess Classic Romania, vom 26. Juni bis 5.Juli.
Das erste Turnier der GCT 2024 in Polen war ja zweigeteilt in  Rapid + Blitz, dieses Mal nur ein einziges klassisches Doppelrunden-Turnier mit der Bedenkzeit 40/90', Rest/30', +30" ab Zug 1

Spielbeginn in Bukarest OEST(Osteuropäische Sommerzeit)=UTC+3=GMT+3=15:00, in Deutschland UTC+2=GMT+2=14:00

Kamen in Polen Carlsen, Keymer und ein polnischer Lokalmatador in den Genuss einer Wild Card, so wird in diesem Turnier nur eine vergeben, und da bekommt natürlich ein Rumäne den Zuschlag. Die Wahl fiel auf den 22-jährigen GM Bogdan-Daniel Deac (Fide Rang 50), derzeit der drittstärkste rumänische GM hinter Veselin Topalov (22) und Richard Rapport (27). November 23 durfte er sich mit Elo 2700 sogar vorübergehend Super GM nennen. Bleiben 9 Turnierplätze für die Stammspieler der Grand Chess Tour. 

Die 10 Teilnehmer nach Fide-Rating/-Ranking, Nation und Alter
(Juni 2024)

#     Name, Fed                                   Elo     Rank   Alter
____________________________________________
1    Fabiano Caruana, USA                2805     2       31    
2    Ian Nepomniachtchi, FIDE           2770     4       33
3    Nodirbek Abdusattorov, UZB       2766      5       19
4    Dommaraju Gukesh, IND            2763      6       18    
5    Wesley So, USA                          2757      9       30
6    R Praggnanandhaa, IND             2747      13     18
7    Anish Giri, NED                           2745      14     29
8    Alireza Firouzja, FRA                   2737     15     21
9    Maxime Vachier-Lagrave, FRA    2732     19     33
10  Bogdan-Daniel Deac, ROU         2680     50     22

Dem Alter nach unterteilen sich die Teilnehmer in die junge Generation mit 5 Teilnehmern von 18-22 Jahre und in die ältere Generation mit 5 Teilnehmern von 29 bis 33 Jahre. Mal sehen wie sich dieser Generationsunterschied in diesem Turnier leistungsmäßig niederschlägt. Der Tabelle nach ein leichter Vorteil für die Älteren, wenn man die Rankings grob überschlägt.

Bemerkungen zu Turnier und Teilnehmern

- GOAT Carlsen muss ja nicht überall dabei sein, was der Spannung keinen Abbruch tun sollte und auf den einen oder anderen vielleicht sogar befreiend wirkt

- Gäbe es auch in diesem Turnier eine Confession Box, dann wäre die Abwesenheit von Hikaru Nakamura sehr zu bedauern

- Ding Lirens Form- und Lebenskrise muss man ja nicht bei jedem Turnier von neuem bestätigt bekommen

- Fabiano Caruana ist nach seinem vorletzten Platz beim Norway Chess in der Pflicht, sonst geht's bald unter die 2800 Elo.

- Sehr spannend wäre die Teilnahme des Chinesen Yi Wei gewesen, der in so sensationeller Manier das GCT Rapid in Warschau gewinnen konnte. Er gewann 5 Partien hintereinander, da konnte sogar Carlsen nicht gegen halten

- Im Fokus steht die Form des erst 18-jährigen Überraschungssiegers des Kandidatenturniers und Herausforderers des Weltmeisters, Dommaraju Gukesh aus Indien. Eng damit verbunden die Frage, ob es denn Ding Liren bis dahin schafft, weltmeisterliches Schach zu präsentieren

- Vachier-Legrave, als scharfer Angriffsspieler bekannt, beschert Gegner, Publikum und Kommentator so manch spannende und unterhaltsame Partie. Da er auch recht erfolgreich an Pokerturnieren teilnimmt, stellt sich die Frage, kann man im Schach bluffen?

- Nodirbek  Abdusattorov aus Usbekistan spielt in diesen jungen Jahren ein erstaunlich reifes und nachhaltiges Schach. Er arbeitet geduldig an seinen Gegnern, bis sie nachgeben (müssen). 1. e4 mag er wohl nicht so gern und mal sehen wie oft er zu  Nimzo-Indisch oder Königsindisch greift

- Bekanntlich hätte Magnus Carlsen seinen Weltmeistertitel ja noch einmal verteidigt, wenn Alireza Firouzja sein Herausforderer geworden wäre. Der Spielstil des iranisch-französischen Top-Ten-Spielers gilt als aggressiv und kreativ. Carlsen sah in ihm einen starken Gegner, der das Potenzial hatte, ihn herauszufordern und Firouzja konnte Carlsen mehrmals in wichtigen Turnieren wie das Chessable Masters und das Chess.com Classic besiegen. Also neben MVL ein weiterer Spannungsträger in diesem Turnier

- Für interessante Partien ist auch Youngster Rameshbabu Praggnanandhaa gut, erst vor kurzem zusammen mit seiner Schwester Teilnehmer beim Norway Chess. Er greift gerne früh an und scheint taktische Verwicklungen eher zu suchen als dass er ihnen aus dem Wege geht. Spezielles Computertraining !?
Warum hat Indien auf einmal so viel gute Schachspieler und warum gibt es auf der Insel Jamaika so schnelle Sprinterinnen und Sprinter? Eine befriedigende Antwort habe ich bisher nicht gefunden. 

- Ian Nepomniachtch und Ding Liren sind für mich derzeit die zwei tragischen Figuren im Schach, deren Schicksal kurios miteinander verbunden ist. Der Russe ist im WM-Titelkampf 2023 durch seinem fatalen Black Out in der 12. Partie auf die Verliererstraße abgebogen und dafür ist der frisch gekürte Weltmeister dann unter der Bürde des Titels zusammengebrochen. So gesehen hat Nepo fast das bessere Los erwischt.

- Über Giri und So und den Rumänen weiß ich nicht viel zu sagen. Giri sehe ich recht oft auf YouTube als Zaungast, wenn sich Schachpromis beim Straßenschach amüsieren. 

Da Carlsen nicht mit von der Partie ist, kann ich mich auf keinen Favoriten festlegen. Deac, Lagrave, Giri, So, würde ich nicht zum engeren Favoritenkreis zählen. Abusattorov als Sieger würde mich wohl am wenigsten überraschen.
.