Andreas Mader schrieb:
Mir war nie ganz klar, warum Torch eigentlich entwickelt wurde.
Das "Warum" gibt mir keine Rätsel auf, aber mit dem "Wie" habe ich so meine Schwierigkeiten. ChessCom ist der größte kommerzielle Schachserver, das verpflichtet, da muss was eigenes her, eine Non-Profit-Engine passt da nicht so recht ins Konzept. Prestige oblige, und die Promotion fordert ihren Tribut. Vergleichbar mit Mercedes und BMW , die in der Formel 1 auch mit eigenen Engines mitmischen woll(t)en. BTW, wie leicht das ins Auge gehen kann und wie schnell das eine Nummer zu groß wird, hat sich ja dann bei BMW und auch bei Toyota gezeigt.
Andreas Mader schrieb:
Möchte man eine Engine, die bärenstark ist und Stellungen analysieren kann, hätte man auch Stockfish nehmen können.
Stockfish 16 steht doch auf Chess.com jedem Nutzer als Analyse-Engine zur Verfügung bzw. ist sogar in die einzelnen Tasks integriert. Aber dass ChessCom quasi die Weiterentwicklung von Stockfish finanziert, wäre dann doch zu paradox und auch kaum im Sinne der Computerschachgemeinde. Nichts braucht die Computerschachszene dringender, als eine möglichst originäre Stockfishkonkurrenz, die ihre Sourcen für sich behalten darf. Aber da kann ich mir den Mund fransig reden, wer hört schon den Rufer in der Wüste bzw. in diesem Forum. Und dann hätten sie mit Stockfish immer die Open Source-Verpflichtung im Nacken. Ändern, bitte gerne, aber dann für alle, bitte danke. Und das passt nun überhaupt nicht in ein kommerzielles Unternehmen, siehe ChessBase und Fritz.
Und da dachten sich die maßgeblichen Damen und Herren im kalifornischen Palo Alto, machen wir mit dem spielerisch starken und finanziell schwächelnden Komodo ein Schnäppchen und setzen ein kompetentes Entwicklungsteam darauf an. Etwas blauäugig wurde da aber scheinbar die Katze im Sack gekauft, die Source erwies sich als Entwicklungsbasis unbrauchbar, wie Torch-Mitarbeiter Kappe hier verlauten ließ.
https://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=169740 Ein Schelm der da vermutet, dass das jetzt für die Programmautoren Larry Kaufmann und Mark Lefler vielleicht nicht die ganz große Überraschung war, dass ein Methusalem-Code nicht so leicht zu modernisieren ist. Aber bitte, niemand von uns war dabei, alles nur Rumors, was denn sonst
Andreas Mader schrieb:
Möchte man eine Engine, mit der man Geld einnehmen kann, müsste man sie auch zum Kauf anbieten.
Ein Verkauf stand meines Wissens nie zur Debatte, bzw. man sah da keine größere Klientel und Einnahmequelle. Das Geld soll über Nutzungsgebühren bzw. Mitgliedsbeiträge fließen.
Andreas Mader schrieb:
Möchte man eine Engine, die um den Platz an der Spitze kämpfen kann, dürfte man nicht restriktiv mit den Ressourcen sein.
Das dachten und hofften anfangs einige in der Gemeinde, einschließlich meiner Wenigkeit und wurden dann aber über die Pohl/Grant-Connection eines besseren belehrt, leider. Es rechnet sich nicht.
Der aufklärende Thread zu diesem Thema wurde schon zitiert:
https://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=169715#pid169715. Siehe auch https://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=169721;hl=torch Siehe auch
https://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=169721;hl=torchIch zitiere Stefan Pohl: „Laut A.Grant würde es chesscom ca. 250.000$ pro Jahr kosten, 5000 Cores bei einem Cloudanbieter zu mieten. Und 5000 Cores wären das absolute Minimum, wenn man bedenkt, daß es bei Fishtest eben 2000-4000 sind, wenn man Stockfish wirklich ernsthaft angreifen wollte.
.… die Torch Entwicklung dürfte chesscom jetzt so 150.000$ bis 200.000$ pro Jahr kosten. Und das ist sehr konservativ geschätzt. Zahlungen an D.Kappe für seine Arbeit an den nnue-Netzen etc. sind da z.B. noch gar nicht berücksichtigt. Mit 5x mehr Kernen und 5x mehr Mitarbeitern wären sie dann bei 750.000$ bis 1 Million pro Jahr…. Man darf nicht vergessen, daß es noch nicht so lange her ist, daß chesscom die PlayMagnus Group (die Firma von Magnus Carlsen) für über 80 Millionen Dollar aufgekauft hat“
Fazit:
'Warum Torch?'... ist von ChessCom her gesehen nachvollziehbar, aber bei der Entwicklung scheint eine gehörige Portion planloser Aktionismus mit von der Partie zu sein. Kein roter Faden, kein durchgehendes Konzept, keine klaren Zielvorstellungen, Paradigmenwechsel von Verwendung und Einsatzbereich, so nach dem Motto, 'schau ma mal, was draus wird', in einem Wort "unprofessionell".
Schau ma mal...
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