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Magnus Carlsen gewann zum wiederholten Male dieses hochrangige Schachturnier im eigenen Land, Verfolger Hikaru Nakamura konnte auch am letzten Turniertag dessen Punktevorsprung nicht mehr ausgleichen. Im Gegenteil, er verlor seine Armageddon gegen Praggnanandhaa, aber Carlsen gewann die seine gegen Caruana.
Endstand Männer Elo Pts1 Carlsen, Magnus NOR 2830 17.5
2 Nakamura, Hikaru USA 2794 15.5
3 Praggnanandhaa R IND 2747 14.5
4 Firouzja, Alireza FRA 2737 13.5
5 Caruana, Fabiano USA 2805 11.5
6 Ding, Liren CHN 2762 7
Magnus Carlsens Turnierverläufe beginnen häufig recht remislich, auch Niederlagen sind in der Anfangsphase nicht selten, bis dann der nordische Thor in ihm erwacht und seinen vernichtenden Hammer schwingt. Muss er sich erst „einleben“, die Gegner und ihre derzeitige Verfassung studieren, oder braucht er, bei seiner doch recht variablen Motivation, irgendwen oder irgendwas, um sich zu pushen? So wie z.B. in diesem Turnier, die Niederlage in der 3. Runde gegen den Inder Praggnanandhaa. Es folgten darauf hin in Runde 4-6 drei Siege hintereinander, und das mit klassischer Bedenkzeit !
Dass
Ding Liren trotz der Krise seine Lebens das Schachspiel noch nicht ganz verlernt hat, bewies er durch seinen Armageddon-Sieg über Nakamura in der vorletzten Runde.
Praggnanadhaa und Firouza, noch nicht in den Top-Ten, aber ein Gewinn für jedes Turnier, brandgefährlich und jederzeit in der Lage, jeden zu schlagen. Der 18-jährige Inder beeindruckte, indem er sowohl Magnus Carlsen als auch Fabiano Caruana besiegen konnte.
Caruana, die Nummer 2 in der Weltrangliste und neben Goat Magnus als einziger über der 2800-Schallgrenze, konnte in Stavanger keinen standesgemäßen Rangplatz erreichen. Es reichte nur zu einem Sieg in einer „Klassischen“, gegen den Tabellenletzten.
Bei den Frauen gewann
Ju Wenjun und sicherte sich diesen historischen Titel in der ersten Ausgabe des Turniers für Frauen. Als Tabellenführerin konnte sie in der letzten Runde mit einem souveränen Sieg über Lei Tingjie den Turniersieg endgültig sicherstellen.
Endstand Frauen Elo Pts1 Ju, Wenjun GM CHN 2559 19
2 Muzychuk, Anna GM UKR 2505 16
3 Lei, Tingjie GM CHN 2548 14.5
4 Vaishali, Rameshbabu GM IND 2489 12.5
5 Koneru, Humpy GM IND 2545 10
6 Cramling, Pia GM SWE 2449 8
Die Statistik beweist, dass die Kombi Klassisch/Armageddon ein Volltreffer ist.
6 Teilnehmer, 10 Runden, 3 Partien/Runde = 30 klassische Partien, davon wurden 9 gewonnen und 21 waren Remis.
Den Turnierregeln entsprechend gab es deshalb 21 Armageddon-Partien, davon wurden 18 gewonnen und nur 3 gingen Remis aus. Muss man eigentlich nicht weiter kommentieren, die Zahlen sprechen für sich. Klassisch, 70% Remisen, Armageddon, nur 14% .
Dieses Ergebnis hat nichts damit zu tun, dass in diesem Turnier, wegen der geringeren Bedenkzeit ein Armageddon-Remis für Schwarz (7', Weiß 10')) als gewonnen gewertet wurde. Wertung und Partieausgang sind in diesem Fall nicht identisch.
Demgegenüber erscheint die Hypothese eher plausibel, dass die klassischen Partien des öfteren auf Remis gespielt wurden, weil sich einzelne Teilnehmer grundsätzlich oder je nach Partie, bei der Blitzpartie höhere Chancen einräumten.
So oder so, Klassisch+Armageddon bewährt sich als ein sehr selektiver Turniermodus, wobei auch die qualitätsbewussten Befürworter längerer Bedenkzeiten zu ihrem Recht kommen.
Ein diesbezüglicher Vergleich zwischen Männer- und Frauenturnier wäre nicht uninteressant…
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