Magnus The GOAT
Wie gut es im Moment für Magnus Carlsen läuft, dafür kann man eine lange Liste erstellen:
Weltmeisterbürde los, Bekanntheit, Popularität und Einfluß eher gestiegen, Weltranglistenerster in Standard, Rapid und Blitz, leidige Sache mit Hans Niemann befriedet, den Fotos und Videos zufolge in glücklicher Partnerschaft lebend.
Und jetzt dieses Freestyle G.O.A.T Challenge Turnier im herrschaftlichen Ambiente des „WEISSENHAUS Private Nature Luxury Resort“ . Magnus, der Gößte a l l e r Zeiten, wer will ihm diesen Titel d e r z e i t streitig machen.
Sein Auftreten und seine Personalität muss nicht jedermanns Sache sein, ich mag andere lieber, doch für den Schachsport ist der 33-jährige Exweltmeister in der Tat Gold wert. Der Norweger bringt das Mäzenatentum in Schwung, auf das der Schachsport so sehr angewiesen ist. Wie im Fall des erfolgreichen und erfolgsgewohnten Unternehmers und Schachenthusiasten J.H. Büttner, den Carlsen zu diesem Turnier inspirierte. Büttner will sein geliebtes Hobby Schach attraktiver, populärer und lukrativer gestalten und orientiert sich dabei am Formel-1 Zirkus, bei dem sich "95% der Berichte mit dem Drumherum beschäftigen und nur 5% mit dem eigentlichen Rennen. Warum nicht auch im Schach", meint er.
Für die Veranstalter und Teilnehmer war die Freestyle Chess G.O.A.T Challenge auf alle Fälle ein gelungenes Projekt, und für die Sch(F)achwelt auch, wie der ChessBase-Artikel nahe legt. Die viel gelobte positive Stimmung während des gesamten Turniers kam auch recht überzeugend in der Abschlussfeier zur Geltung.
https://www.youtube.com/watch?v=HlC2q23YZR8 Weitere Termine im 960er Turnierschach sind geplant, die fünf Erstplatzierten sind bereits für das nächste Jahr qualifiziert. Dazu noch einige andere Projekte, wie im Artikel nachzulesen ist.
Die Veranstaltung hätte auch ruhig den Titel „Magnus Carlsen Freestyle Series“ tragen können. Der Norweger fixierte den Turniertyp, die Bedenkzeit und die Teilnehmerliste.
Legt man die Weltrangliste im Standardschach zugrunde, dann fehlten im Kreise der Erlauchten Nakamura, Giri, Nepomniachtchi und Wesley So. Dafür aber eine starke junge Phalanx mit Abdusattorov, Firouzja, Gukesh und Keymer. Von den älteren Haudegen holte sich Carlsen sich nur den Aronian.
Mag sich so mancher denken, kein Wunder, dass Carlsen das Turnier gewonnen hat, er hat es eben so gebacken, wie es ihm am besten schmeckt. Das wäre aber dann doch zu kurz gedacht, wie schon mehrfach erwähnt, er ist einfach Numero Uno. Anfangs lief es auch gar nicht so gut für ihn, doch wie schon so oft, rollte er dann das Feld von hinten auf. Wenn er muß, gewinnt er. Wie ich es sehe, ist er auch seinem Naturell nach viel zu sehr Gamer, Hasardeur, Duellant, Wettkampfsportler, um sich in dieser unfairen Weise selbst zu bedienen. Er will keine Siege geschenkt.
Auch Caruana, dem Weltranglistenzweiten, macht im Schach960 mit langer Bedenkzeit niemand was vor, im Turnier belegte er den nämlichen Platz. Ein ausgesprochenes Freestyle-Genie war nicht auszumachen, dann schon eher ein Schlusslicht. Mit den ungewohnten Grundstellungen und dem freien Spiel in der Eröffnungsphase kam ausgerechnet Ding Liren, der Weltmeister, am wenigsten zurecht. Ich schätze, er wird alles daran setzen, dieses Manko wegzutrainieren.
Ob nun und welche bemerkenswerten Unterschiede zwischen Normalschach und Schach960 ausmachen waren, wird wohl jenen geläufig sein, die das Turnier und die Kommentare im einzelnen verfolgten. Was ich am Rande so mitbekam, es werden doch wesentlich mehr Fehler gemacht, wenn sich die Partien nicht aus den bekannten, studierten und auswendig gelernten Eröffnungen heraus entwickeln. Irgendwie selbsterklärend, andererseits macht das eben genau den Reiz des Freestyle Chess aus.
Der Schachsport bringt es seinem Wesen nach mit sich, dass er in überwiegend sitzender Tätigkeit ausgeführt wird. Umso besser, wenn sich die Besten der Besten auch einmal in ihrer Gangart präsentieren und auf ihrem kurzen Weg vom Appartement zum Turniersaal interessante Ausdrucksstudien ermöglichen. ChessBase India hat das auf YouTube verewigt:
https://www.youtube.com/watch?v=AcS6td98zvs&t=30s.