Thorsten Czub schrieb:
Freitag am späten Abend ist im deutschen Fernsehen Talkshow-Time. Mehrere Sender buhlen gleichzeitig um Einschaltquoten und wer da Sensationen wie Morsezeichen mit Analperlen vorzuweisen hat, ist natürlich klar im Vorteil. Dem NDR mit Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhard gelang hier der schnellste Zugriff und sie schnappten sich als Experten wen wohl? Genau, natürlich Elisabeth Pähtz, mittlerweile Galionsfigur und so etwas wie öffentliche Repräsentantin des königlichen Spiels hier in unserem Lande. Mir persölich fällt sonst auch niemand ein. Oder hat jemand einen Vorschlag?
Mein Lob habe ich Frau Pähtz erst kürzlich hier ausgesprochen. Zusätzlich aufgefallen ist mir jetzt noch ihre beachtliche Unbefangenheit und mediale Anpassungsfähigkeit, denn ein Talkshow-Routinier ist sie jetzt auch wieder nicht. Das erkennt man schon an den unverschalten Zähnen, die dir ansonsten bei Moderatoren und Dauergästen bleachend entgegen strahlen.
Nachdem die üblichen Schachnarrative über Frauenschach, Intelligenz, Geduld, Ausdauer und die mangelnde Attraktivität als Sportevent abgehakt waren und das neue Taschenbuch der gebürtigen Erfurterin ausreichende Erwähnung fand, wurde mit Hape Kerkelings Vereppel-Klassiker als iranischer Schachgroßmeister auf den eigentlichen Höhepunkt vorbereitet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil hier ja die junge Elisabeth schon mit von der Partie war und als Fachfrau und schadenfrohe Konspirantin in das Hörgerät Hapes die mattbringenden Züge einflüstern konnte. Also bitte, wenn das kein OTB-Betrug reinsten Wassers war
Dann war es endlich soweit. Die Schöneberger meinte noch, man solle sich das folgende mit diesen A-Kapseln auf der Zunge zergehen lassen (pfui deibel) und als dann Elisabeth den technischen Aspekt der Schummelei am Beispiel Saugroboter veranschaulichen wollte, da gab es kein Halten mehr, die "illüsterne" Runde platzte aus sämtlichen Fassungen. Die Talkmoderatorin und Comedian Mario Barth endlich voll in ihrem Show-Element, Mary Roos mit Tränen in den Augen.
Die Kamera-Regie, sonst bei Talkschows verzweifelt bemüht jeden Anflug emotionaler Beteiligung der Gäste einzufangen, konnte hier voll auf die vier Gesichter von Elisabeth, Barbara, Mary und Mario halten und sogar beim Gerichtsmediziner zuckten manchmal die Mundwinkel.
Inwieweit Baywatch-, Nightrider- und "I'm looking for freedom"- Ikone David Hasselhoff, die Abrißbirne der Berliner Mauer, das alles mitbekam, war eben auf Grund der fehlenden Einblendungen nicht auszumachen. Ich glaube, wenn er nicht zu optimistisch seine Deutschkenntnisse überschätzt hätte, dann hätten auch die Kameraleute des öfteren seine freigelegten Hollywood-Beisserchen einfangen können. Wird ihm dann nachher schon jemand erklärt haben, was da jetzt genau so lustig war.
Schachpertin Pähtz war, wie gesagt, voll dabei, konnte zum Schluss selbst nur mehr glucksen, so dass man sich dann entspannt einem neuen Gast zuwenden konnte.
Gut oder schlecht für das Schach? Da halte ich es mit den Worten des weisen Salamon: Gebt der Talkschow, was der Talkshow ist und gebt Caissa, was Caissas ist. Ne, Salamon war das nicht, auch nicht Nathan der Weise, genau, das muß jener Schreiner aus Galiläa gewesen, der sagte laufend solche Sachen zum Nachdenken