Auch nach einem Tag verstehe nicht, was eigentlich passiert ist.
Es scheint unwirklich wie ein böser Traum.

Ich gebe mal meine Sicht des Geschehens wieder, denn diese unglaublichen
Anschuldigungen kann ich nicht so stehen lassen.

Angefangen hat alles mit einem in mehrfacher Hinsicht mißglücktem Zitat.

Lothar schrieb:
„Jeder Anfang wohnt ein neuer Zauber inne.“ (Herman Hesse).

Das ist sein erster Fehler, der geringste von allen.
Richtig wäre gewesen:
„(Und) jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ (Hermann Hesse).

Den Grammatikfehler am Anfang kann man noch als Tippfehler durchgehen
lassen. Daß Lothar aber in eine der meist zitierten Verszeilen ein
überflüssiges Wort hineingewichtelt hat, ist mir sofort unangenehm
aufgefallen. Damit wurde auch sämtliche Poesie dieses Satzes zerstört.
Hermann Hesse hätte so etwas nie geschrieben, deshalb habe ich zugegeben
etwas flapsig kurz und bündig geantwortet:
"So ein Stümper war Hesse nicht."

Ich wollte damit nur auf das verhunzte Zitat aufmerksam machen, mehr nicht.
Prompt amtwortete Lothar:
"Du wohl offensichtlich."

Das ist Lothars zweiter Fehler.
Er beleidigt mich als Stümper statt über den Grund meiner Antwort nachzudenken.
Beleidigungen dieser Art stören mich wenig, aber das wollte ich nun auch nicht so
stehen lassen und habe Lothar höflich auf das falsche Zitat hingewiesen.

Plötzlich geht Lothar an die Decke, beleidigt mich als Giftspritzer und
schreit nach den Moderatoren.

Das ist sein dritter Fehler.
Er merkt auch nicht, wie lächerlich er sich macht, indem er schreibt
"Das „Du“ ist eine Beleidigung." Denn 17 Minuten zuvor hat er mich selber
duzenderweise beleidigt.

Heute morgen hat Lothar seine Abschiedsbotschaft verkündet, am Nachmittag
noch ergänzt:
"Hier fehlt es aber eklatant an Respekt und Manieren. Manchmal auch an
Schachwissen und Intelligenz."

Er kommt gar nicht auf die Idee, daß er selber für diese Situation
verantwortlich sein könnte. Schuld sind immer die anderen.

Vor einiger Zeit hatte Lothar hier über seine berufliche Vergangenheit
geschrieben. Das hatte mich beeindruckt. Inzwischen frage ich mich, was
davon eigentlich wahr ist.

Olaf Jenkner