[quote="Benno Hartwig"]
Ist es denn so, dass Engines innerhalb der Vollsuche, die ja normalerweise auch schon im Blitzen vielleicht Tiefen von 15 erreicht, irgendwas wegselektieren?
Echte Selektion (bzw. Vertiefung) setzt doch erst danach ein, oder liege ich da falsch?
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Du magst schon recht haben, dass das "sharpening" der HV erst nach den Blitzbedenkzeiten so richtig greift aber dass bis dahin nix wegselektiert wird, glaub ich nicht. Schau dir mal die vielen Zugzwangbeispiele an, bei denen man erst so richtig sieht, mit wieviel nullmove schon in den ersten Zügen gearbeitet wird heutzutage.
Und dann: um die Suchtiefen gerade nach den kurzen Bedenkzeiten, geht es natürlich erst recht. Das Dilemma ist ja, dass du zwar (selbst das, was R3 angibt +gute 3HZ bei den anderen) 15 gleich hast, über 21 aber (im Mittelspiel) dann auch mit sehr viel mehr Zeit kaum noch kommst. Was da noch gefunden wird oder nicht, das ist schon früher gefunden oder abgeworfen worden oder wird erst bei den viel späteren Suchtiefen gefunden, obwohl es viel näher liegt aber bis dahin immer wieder verworfen wurde. Das Ganze ist da deshalb so kompliziert, weil es eine reine Frage der Suchreihenfolge ist, dass die erste Zahl in der angegebenen Suchtiefe wirklich brute force war, ist lang vorbei, spätestens seit Fritz 10 auch bei Fritz.
[quote="Benno Hartwig"]
Rybka hat meiner Meinung nach vor allem eine bessere Positionsbewertung.
Und Rybka spielt nicht risikoreich, sie wartet eher darauf, dass ihr Gegner, wegen seiner schlechteren Positionsbewertung, etwas zulässt, was sie dann erkennt und ausnutzen kann.
Es mag sein, dass dieses risikoarme Warten gegen eine nur zeit-gehandicapte Rybka3 weniger zum Erfolg führt, dass die Remis häufig bleiben.
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Genau deiner Meinung, ich halte Rybka, genauer R3 auch längst nicht mehr für die selektivste unter den selektiven engines, im Gegenteil, man soll nur sehen, wie die Suchtiefe (-angaben) langsamer werden, wenn es irgendwie taktisch verwickelt wird, diese Maschine rechnet nicht nur erstens wahrscheinlich sehr viel mehr Stellungen in der Zeit als andere, sondern sehr wohl auch sehr viel mehr reine Taktik dabei, nicht umsonst ist sie eine der besten, wenn nicht die beste Problemlöserin, wenn's nicht gerade um Zugzwang- und Endspielstudien geht.
Risikoarm spielt sie aber sehr wohl auch. Ich glaube, sie kann sogar das am besten von den vielen Dingen, die sie auch gut kann: das Spiel auf Varianten einschränken, die berechenbar bleiben, statische von dynamischen Stellungen unterscheiden, wie auch immer sie das macht und da wo kein Fortschritt zu erzielen ist, wenig rechnen, dafür die kritischen sehr schnell sehr tief.
Natürlich ist dabei die Bewertung der Witz aber nach Lipnitzky ist nur die Bewertung einer statischen Stellung ohne weitere Variantenberechnung sinnvoll, alles an Dynamik muss bis zu einer statischen Position am Ende der jeweiligen Variante berechnet werden, so irgendwie muss sie das wohl verstanden haben.
Durch diese Ökonomie des Rechnens schafft sie das einmalige Zeitmanagement, dafür schaut über einer gewissen Bedenkzeit weniger und weniger neues bei ihr raus, meinem Gefühl nach. Während andere engines in wenig dynamischen Stellungen noch nach Stunden den best move immer wieder ändern, passiert das bei R3 kaum.
Was nicht ins Schema passt, wird nicht berechnet, außergewöhnliche Stellungen lässt sie möglichst nicht aufs Brett kommen, setzt man sie ihr (eine andere engine, die dafür natürlich erst recht lang braucht) vor, ist sie selten aber doch zu überraschen.
[quote="Benno Hartwig"]
Aber solche Handicap-Fragen finde ich auch interessant:
Fritz11 20sec/Zug - Fritz11 60sec/Zug
Rybka3 20sec/Zug - Rybka3 60sec/Zug
"Sind die Vorteile vergleichbar groß"oder auch:
Wieviel Verbesserung erhält man im Spiel gegen Rybka3 bei 20 Sec/Zug
beim Übergang von Fritz11 20sec/Zug auf 60sec/Zug
und
Wieviel Verbesserung erhält man im Spiel gegen Fritz11 bei 60 Sec/Zug
beim Übergang von Rybka3 20sec/Zug auf 60sec/Zug
"
Steigern sich Fritz11 und Rybka3 in ähnlichem Maße?"
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Ja Benno, interessante Fragen, ich meinte allerdings mehr wirklich relevante Zeitunterschiede: lass mal R3 mit 15 Hz (was du als schon noch irgendwie Blitz- oder Rapid auch meiner Meinung nach einschätzt, bei R3 muss man schon eher 14 nehmen, bei 15 (in Wirklichkeit ja wahrscheinlich mindestens 18) lässt sie sich manchmal schon ganz schön Zeit, gegen R3 mit 19 Hz einige Mittelspiele ausspielen, je nachdem wie schnell sich die Figuren halt aufbrauchen, mit 30 Zügen limitiert und dann wundere dich mit mir darüber, wie selten dabei die Stellung schon aus dem Gleichgewicht kommt, je nachdem, was für ein Buch du halt verwendest.
Und dann probier das mit anderen engines, natürlich kann man auch Fritz 10 19 HZ machen lassen und R3 14, erfolgreicher wird R3 gegen sich selbst sein, mehr action hast du mit Letzterem.