Hi Marcus,
es gibt keine 20 Züge Brute Force!
Würde es die geben könnte ich Deiner Meinung etwas abgewinnen.
Denke eher ein generelles Problem über das wir reden.
Da niemand, wirklich niemand auch nur erahnt wie stark 3.300 Elo ist denken wir sehr großzügig über unsere Engines.
Die lösen das schon, können bessere Sachen erkennen als Menschen.
Menschen spielen nach Stellungsbildern.
Die wissen aus Erfahrung heraus wo die Figuren bei vielen Figuren auf dem Brett hingehören.
GMs sehen eine Stellung und fokusieren direkt die Schlüsselzüge an.
Das kann ein Schachprogramm natürlich nicht. Auch langfristige Pläne können Schachprogramme maximal dann sehen wenn am Horizont etwas positives zu erkennen ist und die Zugabschneidung bis dahin perfekt funktionierte.
1998 oder 1999 schrieb der Nightmare Programmierer über neuronale Netze ein schönes Buch.
Verteilte es in Leiden beim Schachcomputerturnier.
Die beschriebenenen Ideen ware nett, seinerzeit aber nicht durchführbar.
Wir hatten die Hardware nicht um die ersehnten Spielstärkesteigerungen zu erzielen.
Die Ideen wurden zwar mehr belächelt als ernst genommen aber seinerzeit diskutierte die besten Schachprogrammierer über die Möglichkeiten die vielleicht mal kommen werden. Der Tenor war, dass Grenzen nicht überschritten werden weil Schach in der Tiefe zu komplex ist. Deutlich absetzen wird sich ein solches Programm auch zukünftig nicht, weil das produzierte Schach nicht nur unlogisch aus menschlicher Sicht ist, sondern von uns auch nicht in der Tiefe verstanden wird.
Für Wunschdenken haben schon viele Jahrzehnte ihres Lebens geopfert ... der Mensch!
Wir sind wie wir sind, konnten in der Zeitgeschichte noch nie den Hals voll bekommen und wollten immer mehr!
Beispiel:
Computerschach WM in Köln (glaube 1984).
Ein schweizer Forschungsinstitut setze GMs Brillen auf, die die Augenbewegung verfolgen konnten.
Dann eine komplexe Stellung und ein GM wurde darauf angesetzt. Sofort hatte der das Stellungsbild erfasst und analysierte an den richtigen Zügen.
Ein Amateur sah das nicht und schaute wild über das Brett ohne die Schlüsselzüge wirklich zu analysieren.
Nun unlogisch oder logisch:
Eine Stellung wird aufgebaut, 15 Sekunden Zeit sich die Stellung anzusehen und zu merken.
Dann die Aufgabe ... die Stellung reproduzieren!
Der GM löste das schnell bei einem Fehler.
Der Amateur schaffte 4-5 Figuren aufzubauen von den vielen die auf dem Brett standen.
Im weiteren Verlauf.
Zufällig Ansammlung von vielen Figuren auf dem Brett, wild zusammengestellt.
Der GM schaute sich das an und schüttelte mit dem Kopf.
Das ist eine unlogische Kombiantion an Figurenpostionen und er schaffte selbst nach 15 Sekunden Stellung betrachten gerade mal 3 Figuren dahin zu stellen wo sie wirklich standen. Kein logisches Stellungsbild mehr vorhanden und der GM ist nicht besser als der Amateur bei einer normalen Stellung.
Das ist der Punkt ...
Unlogisches Schach aus menschlicher Sicht führt zu unlogischen Spielstärkesteigerungen mit denen wir nichts mehr anfangen können.
Letztendlich bleiben Schachprogramme dem menschlichen Denken weit unterlegen weil kein Plan wirklich entwickelt werden kann.
Der Mensch kann das aber ist selbst auf höchsten Level zu fehlerbefaftet in der Ausführung.
Je weniger Fehler, desto höher die Spielstärke.
Kleine Fehler entscheiden Partien und hier liegt der Vorteil vom Schachprogramm.
Bzw. heute natürlich auch in dem fast perfekten Endspiel.
Im Mittelspiel selbst schaut die Sache anders aus.
Der Mensch ist durchaus in der Lage deutlich interessantere Zugfolgen zu entwickeln als ein Schachprogramm, weil die Weitsicht durch Erfahrungswerte bei Stellungsmustern höher zu bewerten ist als viele Halbzüge selektiver Suchtiefe bei dem ganzen Müll den das Schachprogramm auf dem Weg zum für das Schachprogramm besten möglichen Zug.
Daher ...
Es gibt irgendwann ein Punkt, da machen Dinge aus meiner Sicht keinen Sinn mehr.
Ich brauche keine Grafikkarte von mir aus auf 1.000.000.000.000 GHz laufend (wie langweilig) sondern ich brauche maximal 20Mhz und ein interessant spielendes Schachprogramm. Das reicht auch aus um 99% aller menschlichen Schachspieler zu schlagen.
Was dann auf 1.000.000.000.000 analysiert wird werde ich eh nicht verstehen.
Also, warum um Gottes Willen sollte ich mich für etwas interessieren was ich nicht mehr verstehen kann?
Das entzieht sich jeglicher menschlicher Logik.
Eng-Eng wird zum Selbstzweck.
Der Mensch wird zum Sklaven des Computers?
Der Computer ist der Skalve des Menschen!
Ich denke wir sollten nicht mit Gewalt versuchen genau das zu ändern!
Dir noch einen schönen Tag!
Viele Grüße
Frank