Hallo,
ich hatte letzte Woche die Idee, aus meinen SALC-Eröffnungsstellungen (Rochaden immer auf gegenüberliegende Brettseiten, beide Damen auf dem Brett) halb-geschlossenen Stellungen herauszufiltern. Das heißt, zusätzlich müssen in den Endstellungen der Eröffnungslinien folgende drei Kriterien erfüllt sein:
1) Auf einer der beiden Zentrumslinien muß sowohl ein weißer als auch ein schwarzer Bauer vorhanden sein (die d- oder e-Linie ist damit komplett geschlossen)
2) Es darf nicht die Zentrums-Bauerkonstellationen geben, die schnelles Bauern-wegschlagen im Zentrum ermöglichen (also kein weißer Bauer auf e4, wenn ein schwarzer Bauer auf d5 steht und kein weißer Bauer auf d4, wenn ein schwarzer Bauer auf e5 steht).
3) Die d-Linie darf nicht komplett Bauerfrei sein, wenn beide Damen noch auf der d-Linie stehen. Das soll verhindern, daß die Damen schnell abgetauscht werden können.
Das soll die Wahrscheinlichkeit minimieren, daß schnell viel Material abgetauscht wird und Partien schnell ins Endspiel verflachen, was viele Remisen nach sich zieht.
Nun ist mein 1000 Partien Testrun (5'+3'', singlecore) durch. Die Ergebnisse, auch die Verlgeichsergebnisse mit dem Standard 8move Eröffnungsset aus dem Stockfish-Framework und mit dem "normalen" SALC-Set und auch dem FEOBOS v01 Contempt 5 Set kann man auf meiner Website begutachten:
http://www.sp-cc.de/experiments.htmHier nur mal ganz kurz die Remisqouten, denn darum geht es ja beim SALC-Projekt (Remisoquten senken, um das Computerschach vor dem Remistod zu bewahren):
Stockfish Framework 8 move: 63.4%
FEOBOS v10 Contempt 5: 60.0%
SALC "normal": 53.9%
SALC half-closed: 48.8%
Man sieht, daß SALC "normal" die Remisqoute im Vergleich zum Standard Stockfish Eröffnungsset um 9.5% absenkt und SALC half-closed nochmals um 5.1%. Das macht klar, welch großer Schritt vorwärts SALC half-closed ist, bei meinen Bemühungen die Remisqouten im Computerschach zu senken.
Das bedeutet nämlich, daß die Zahl der Remisen (nicht die Remisqoute) von SALC half-closed (488 von 1000 Partien) um 23% niedriger ist, als mit dem Standard Framework Eröffnungsset (634 von 1000), d.h.
die Zahl der Remispartien sinkt um fast ein Viertel ab (!). Und daß, ohne die Elo-Abstände und Erfolgsscores der Engines zusammenzudrücken. Denn es wäre ja nichts leichter, als die Remsiqoute auf 0% zu drücken, wenn man immer mindestens einen Turm vorgibt. Nur wäre dann der Erfolggscore der Engines gegeneinander immer 50%, wenn die Bevorteilung durch die Eröffnungsstellung gleichverteilt wäre. Daher muß man die Remisqoute immer zusammen mit dem Erfolgsccore betrachten. Und hier tritt bei SALC keine Verschlechterung (also näher an 50%) ein, sondern im Gegenteil: Der Ergebnisabstand von asmFish und Komodo im Testrun wird sogar meßbar größer (Score von asmFish steigt von 60.3% (StandardSet) auf 63.1% (SALC half-closed))(!)
Ganz nebenbei sinkt ebenfalls die durchschnittliche Partiedauer weiter ab. Der SALC half-closed Testrun war fast 12 Stunden früher fertig, als der Testrun mit dem StandardSet oder mit FEOBOS. Aber diese Details kann man sich auf meiner Website anschauen.
Aufgrund dieses herausragenden Testergebnisses, habe ich mich nun entschlossen, sofort die Entwicklung von SALC V4 (hc) anzugehen, also neue SALC-Bücher und Stellungssets, die nur noch half-closed Positionen enthalten. Da half-closed SALC Positionen noch seltener sind, als schon SALC "normale", bin ich leider gezwungen, nun 12 Züge (24 plies) tiefe Varianten zu benutzen, anstatt wie bisher 10 Züge. Sonst bekomme ich einfach nicht genügend Material zusammen, um Eröffnungsbücher zu erstellen...Die Entwicklung wird natürlich einige Zeit dauern, da ja alle Stellungen mit Komodo gefiltert werden müssen. Glücklicherweise konnte ich mir einen zusätzlichen Rechner von einem Freund leihen. Bis zum Release empfehle ich nachdrücklich, die 7053 SALC V3 half-closed Positionen zu nutzen, die ich ja dem bisherigen SALC-Downloadpaket beigefügt habe - denn SALC half-closed ist ein großer Fortschritt!
Stefan (SPCC)
PS: Das Tolle an meinen half-closed Kriterien ist, daß sie sich außerdem auf jedes beliebige Eröffnungsset anwenden lassen, nicht nur auf SALC-Sets. Auch in normalen Eröffnungssets sollte die Remisoqute meßbar sinken, wenn nur half-closed Stellungen herausgefiltert werden. Hier muß nur noch das zusätzliche Kriterium angewendet werden, daß beide Damen in den Endstellungen der Eröffnungslinien noch auf dem Brett sind.
Es müssen dann also folgende Kriterien in den Endstellungen (nur dort!) der Eröffnungslinien erfüllt sein:
0) Beide Damen noch auf dem Brett.
1) Auf einer der beiden Zentrumslinien muß sowohl ein weißer als auch ein schwarzer Bauer vorhanden sein (die d- oder e-Linie ist damit komplett geschlossen)
2) Es darf nicht die Zentrums-Bauerkonstellationen geben, die schnelles Bauern-wegschlagen im Zentrum ermöglichen (also kein weißer Bauer auf e4, wenn ein schwarzer Bauer auf d5 steht und kein weißer Bauer auf d4, wenn ein schwarzer Bauer auf e5 steht).
3) Die d-Linie darf nicht komplett Bauerfrei sein, wenn beide Damen noch auf der d-Linie stehen. Das soll verhindern, daß die Damen schnell abgetauscht werden können.
(dazu muß man aber anmerken, daß diese Filterungen recht schwierig werden, wenn die Eröffnungslinien nicht alle gleich lang sind, wie z.B. bei FEOBOS, denn man muß die Kriterien ja immer in den Endstellungen der Eröffnungslinien prüfen. Zumindest mit Fritz/ChessBase geht das nicht. Man müßte dort zu dem Trick greifen, für jede Zuglänge eine eigene Datenbank zu erstellen, und dort die Linien der jeweiligen Länge separat filtern, und später alles wieder zusammensetzen. Das ist recht aufwendig...)