Computer kann erstmals alle Poker-Spieler schlagen

By Peter Behringer Date 2015-01-10 13:29

In der Süddeutschen habe ich ähnliches gestern gelesen; den Artikel gibt's auch online:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/kuenstliche-intelligenz-full-house-1.2295216

1. "[...] Die kanadischen Forscher präsentieren Algorithmen, die eine spezielle Pokervariante (Texas Hold'em) im direkten Duell mit einem einzelnen Gegner (heads up) und mit begrenzten Einsatzhöhen (fixed limit) perfekt beherrschen sollen."

2. "[...] wo das berühmte "All in" möglich ist, triumphieren erfahrene Pokerspieler noch immer über jede Software, deren Spielverhalten schnell durchschaubar wird."

Welt...Springerpresse...elende, ungenaue!

By Sebastian B. Date 2015-01-10 23:32

Anscheinend wird in der Uni Alberta derjenige als "guter" Pokerspieler angesehen, der in einer großen (d.h. statistisch relevanten) Zahl von Runden den größeren Anteil aufweist, die er siegreich beendet hat.

Bei Spielen mit vollkommener Information (wie Schach) oder mit einem Risikoanteil (wie Backgammon) liegt es nahe, daß die Stärke des Spielers damit meßbar ist, und Anwendung von Monte-Carlo-Simulation oder UCT-Algorithmus helfen den Programmen, aus statistischer Sicht häufiger zu gewinnen als ihre Gegner.

Dieser Maßstab wird aber einem Spiel wie Poker nicht gerecht.
Ein guter Pokerspieler muß eben keine Riesenanzahl an Runden bzw. Partien gewinnen. Ganz im Gegenteil, er mag im Extremfall Dutzende von Runden kleinere Summen verlieren (oder sogar durchschaubar "bluffen", um sie absichtlich zu verlieren) und dann in einer einzigen Runde den ganz großen Gewinn einfahren, dann sofort aufhören und "nie wieder im Leben Poker spielen".

Gerade diese Singularität läßt sich wohl kaum mit den beschriebenen statistischen Algorithmen errechnen, sondern bleibt die Domäne der psychologischen Fähigkeiten menschlicher Spieler.

By Achim Müller Date 2015-01-11 01:12

Der Artikel in der Springerpresse ist absoluter Blödsinn, also kundengerecht. Hier findet man die Fakten: http://poker-blog.srv.ualberta.ca/2015/01/08/humans-robots-and-the-consequences.html

Außerdem kann Cepheus »nur« Heads up Limit Holdem, wo der Bluff-Faktor bzw. die Stackhöhe keine so große Rolle wie z.B. bei No-Limit Holdem spielt. Und wie die Leute an der Uni selbst schreiben, der Bot gewinnt zwar, versteht sich aber nicht auf individuelle Gewinnmaximierung gegenüber (schwächeren) menschlichen Strategien.

Ciao

Achim

By 2phil4u Date 2015-01-13 19:49

Ja beim limit Spiel kann das Programm einfach GTO (Game theoretical optimal) spielen.
Ich spiele ja selbst online Poker und zu früheren Zeiten war das auch sehr lukrativ, wird aber immer schwieriger.
Es gibt auf nicht so überwachten Seiten schon jetzt zahlreiche Bots, die mit gutem Rakeback die niedrigen limits grinden, Seiten wie Pokerstars (Marktführer) setzen massive Methoden ein, um diese zu entlarven, auch mithilefe von Trojanern.
Es gibt sicherlich auch nichtverkäufliche bots und wenn diese Bots noch viele Hände haben von den Spielern können sie sehr gut sein auch im no limit, sie können halt die Equity superschnell berechnen und dann auch auf die Gegner eingehen ( von manchen Netzwerken kann man auch Hände kaufen).
Die können dann sehr schnell im Vakuum profitable reraises erkennen, sie können schauen, ob ein Spieler mit Overpair auf Turnraises folden und sie können natürlich auch blitzschnell die range des Gegners (alle möglichen Hände, dier er wohl hält) und deren Gewinnwahrscheinlichkeiten ausrechnen.
Derzeit mach ich nicht mehr den grossen Gewinn beim Pokern, waren früher an den Tischen an denen man mit 10 Dollar sitzt noch 70-80% sehr schlechte Spieler sind es bei beliebten Varianten wie zoom Fastpoker auf Pokerstars inzwischen immer mehr regs und man zahlt ja Gebühr, die muss man erstmal schlagen.

By ? Date 2015-01-13 21:17

2phil4u schrieb:

Ich hab kein Wort verstanden...

By Frank Brenner Date 2015-01-13 21:57 Upvotes 1

Es gibt eine alte Regel:

Umso mehr fremdwörter ein Schreiber verwendet die vom Zielpublikum (hier: die Leser von CSS) voraussichtlich nicht verstanden werden umso weniger hat der Schreiber Ahnung von der Materie.

Es gibt noch eine weitere Regel:
Jemand der einen komplizierten Sachverhalt vollständig verstanden hat, kann diesen stets auf eine Art und Weise und Weise erläutern, so dass an ein allgemein gebildetes Publikum den Sachverhalt versteht.