Hallo Herr Professor!
Danke für Ihre guten Vorschläge und Absichten, jemand wie Sie könnte da sicher was ins Rollen bringen.
Ich persönlich würde mal, wenn man Rybka und Co überhaupt wieder zum Mitspielen bringen wollte, einen neuen Titanenclash zwischen Cluster Rybka und einem Vielkernhoudini organisieren, da fänden sich vielleicht noch am ehesten Sponsoren. (An einem Houdini- Cluster wird ja wohl auch schon da und dort gebastelt.)
Das Problem, das sich mir schwieriger darstellt als Einzelevents der verschiedensten mehr oder weniger freien Bedingungen auf die Beine zu stellen, für die ja wenigstens das Publikumsinteresse vorhanden wäre, glaube ich, schwieriger als das sehe ich die weiteren ICGA- WMs werden.
Wer wird denn unter den Voraussetzungen, die nunmal so sind, wie sie sind, in absehbarer Zeit als kommerzieller Programmierer riskieren, sein Programm sezieren zu lassen, und sei es nur von honorigen Fachleuten, wenn es gewinnen sollte, oder ansonsten jedenfalls gegen Programme anzutreten, die bei genauerer Untersuchung vielleicht unter den Maßstäben, die man an Rybka angelegt hat, vielleicht auch nicht hundertprozentig regelkonform wären?
Wer würde überhaupt als Kommerzieller gegen freeware Programme auch nur wie Stockfish oder Critter antreten wollen, selbst wenn die Programmierer dieser beiden bereit wären, die sourcen von Turnierversionen offenzulegen, sofern sie nicht sogar sowieso offen zugänglich sind?
Das scheint mir das wahre Problem des Turnierschachs, wenn man Maßstäbe an die Codeoriginalität weiter stellen und kontrollieren will, die Einen, die nicht unter den Augen des Publikums programmieren können, wenn sie was verkaufen wollen, und die Anderen, die es sowieso ohne direkte Vermarktung machen, sind zu knapp auf, momentan haben die "Amateure" halt überhaupt die Nase vorn, das ist keine Voraussetzung für eine ICGA WM, so wie es sie einmal gab, zuletzt mit Rybkadominanz.
Ich muss mir natürlich nicht den Kopf für die ICGA zerbrechen, bis zum "Skandal" wusste ich von dem Verein überhaupt nichts.
Vielleicht sollten die kommerziellen Programmierer darüber nachdenken, sich in einem eigenen Schachprogrammzweigverein abzuspalten, interne Qualitätskontrollen der Programme zu organisieren und eigene Turniere unter Profiprogrammierern abzuhalten, da könnten dann diejenigen, die was davon verstehen, sich untereinander ausmachen, was als noch erlaubt angesehen wird und was als Betriebsgeheimnis zu geheim wird, dass man es sich gegenseitig nicht doch hin und weider zeigen muss.
Ob das allerdings das große Publikumsinteresse wiedergewänne, das es ja, unter uns gesagt, wohl ohnehin nie wirklich hatte? (Mal von einer kurzen Rybkaära abgesehen, als es die Leute zu interessieren begann, ob und wie sehr dieses eine Programm wieder alle anderen abhängen würde. Gut, sowas gab's früher auch immer wieder mal, da hatten die Blechis aber die menschlichen Götter am Brett noch nicht hinter sich gelassen und waren deshalb noch nicht so interessant für die Breitensporttauglichkeit
)
Jetzt wären die Schachcomputer schachlich endlich die großen Stars unter publikumswirksamen Bedenkzeiten am Brett, jetzt machen sie sich gegenseitig das bisschen sportlichen Ehrgeiz kaputt, für den der Zuschauer vielleicht zu begeisten wäre, es ist ein echter Jammer, für's Schach vielleicht noch mehr als für die hardware- Produzenten und -Vertreiber, wenn man die auch noch vollends vom Markt vertreibt, dann gute Nacht, Computerschach(t), vom Letzten wird's Licht ausgemacht.
Das war jetzt natürlich nur des Reimes wegen, weil ich mich immer ein bisschen selbst unterhalten muss bei sowas.
In Wirklichkeit ist es uns ja rein schachlich gesehen nie so gut gegangen mit den engines, allein, was das Preis- Leistungsverhältnis angeht, vor Allem aber, was das Schach angeht.
Vielleicht ist es ja sogar auch sehr überwiegend gut, dass die Entwicklungskontrolle mehr und mehr vom Vertrieb und der Verkaufbarkeit abgekoppelt wird, in anderen Bereichen braucht man ja sowas wie eine unabhängige Wissenschaft erst recht.
Gut verkaufbar war Schach noch nie, warum soll es das auf einmal durch Internet und EDV werden?
Ich mache mir nur etwas Sorgen, ob die Fortschritte so schnell so weitergehen werden wie zuletzt, wenn keinerlei direktes kommerzielles Interesse hinter der Programmierung mehr steckt.
Auf der anderen Seite war ja gerade dafür sicher auch schon immer die Umwegrentabilität für andere finanzträchtigere Branchen in Hard- und Software- Entwicklung die weitaus einträglichere Geldquelle als das bisschen Direktverkauf von Spielzeug.