By Michael Waesch
Date 2010-02-17 14:02
Vielen Dank für deine netten Worte. Das Fähnlein der Aufrechten scheint doch noch nicht vollständig abgetreten zu sein, wie ich es schon befürchtet habe. Dennoch weiß ich nicht, ob es für mich sinnvoll ist, hier weiter zu schreiben - und wenn du ein Stammposter wärst, hätte ich dir nur privat geantwortet, so wie all den anderen, die mich mittlerweile angeschrieben haben. Mag sein, daß sich nicht jeder so gut ausdrücken kann, wie ich, aber ich kenne viele Leute, die einst genauso freigiebig und großzügig waren und immer versucht haben, zu Geben, zu Teilen und der Allgemeinheit etwas Gutes tun wollten. Es erging ihnen nicht besser als mir. Es hat schon seinen Grund, warum man heute von diesen Leuten keine Webseite, keine Beträge oder kostenlose Downloads mehr findet. Niemand hat den Leuten Einhalt geboten, die diese freigiebigen Leute dazu brachten zu verschwinden und ich habe mir nicht eingebildet, daß es bei mir anders sein würde. Es ist schwierig für die Einzelnen, die sich noch für Substantielles interessieren etwas zu machen, da diese zwar die Methoden der Rabulisten verurteilen, aber sich nicht getrauen einzuschreiten - oder überhaupt etwas zu sagen, weil sie dann zurecht fürchten müssen, selbst zum Ziel dieser Leute zu werden. Für den der Geben will sieht es dann so aus, als interessiere sich niemand für seine Beiträge und stellt spätestens dann seine Arbeit ein.
Es ist aber, wie es ist. Wenn es schon so weit ist, daß man zu mir sagt, ich solle gefälligst nicht auf jemanden rumhacken, den ich wegen einer absolut falschen Aussage zurechtwies und nun so tut, als sei ich der unverschämte "Aggressor", der ohne provoziert worden zu sein auf jemanden losging, während man zu dem, der im Unrecht war, nichts zu sagen hatte - ist es Zeit für mich Abzutreten. Dann habe ich hier nichts verloren.
Aber für die kleine, mutige Schar derer, die sich hier zu Wort gemeldet haben, gebe ich gerne noch ein paar nicht geäußerte Gedanken über Laskers "Kampf" zum Besten:
Laskers Kampf im Schach hat mitnichten etwas mit Philosophie, Mathematik oder damit zu tun, daß er "ein großer Mann" gewesen sei, wie einige euch hier vielleicht sogar glauben machen wollten. Hütet euch vor Leuten, die euch glauben machen wollen, sie seien im Besitz von absoluten und unantastbaren Wahrheiten. Lasker mag ein ein kleiner Philosoph gewesen sein, vielleicht sogar auch ein Hobby-Psychologe, aber sein schachlicher Erfolg beruht einzig und allein auf Ehrgeiz und Fleiß. Der Mann hat derart lange Eröffnungen ohne Unterlaß studiert, bis er in der Lage war auch andere Großmeister wie Anfänger "an die Wand" zu spielen. Große Worte sind schnell gedrechselt, wie Lasker in dem umstrittenen Büchlein selbst beweist, aber wahrer und echter Erfolg kann nur dem entstehen, der für seinen Erfolg Schweiß und Tränen opfert.
Man eifert heutzutage auch gerne den ganz "großen" nach, im Schach also den "Großmeistern". Was macht diese Leute überhaupt so groß? Daß sie in einem Spiel, daß die meisten Kinder spätestens in der Jugendzeit wieder aufgeben, besser sind als die meisten? Sollen das unsere Vorbilder sein, statt der echten Helden, die jedes Jahr für überragende wissenschaftlichen Leistungen Nobelpreise verliehen bekommen? Kasparov, Karpov, Kramnik, Topalov ... ja, die "Spielemeister" kennen wir alle, aber kennen wir auch die Namen derer, die sich wirklich um die Gesellschaft verdient gemacht haben? Nein, wir streben den "Spielemeistern" nach, wollen so "gut" sein wie sie und opfern dafür alles, aber wirklich fast alles. Wir erlauben uns keine eigene Meinung mehr, wir erlauben uns keinen eigenen Stil mehr und Spaß am Schach kommt sowieso nicht in die Tüte, den Spaß hieße auch mal fragwürdige Varianten zu spielen und eine geringe Wertungszahl, die vielen alles bedeutet. Wir spielen nicht mehr mit einem "Partner" Schach, sondern gegen einen "Gegner", einen Feind, der gnadelos gebrochen und seine Einzelteile auf den Müll geworfen gehören - und Millionen jubelten als Robert James Fischer genau solche Sätze prägte - und Millionen und Abermillionen jubeln ihm heute auch posthum noch zu für seine menschenverachtenden Äußerungen [und da gibt es mannigfaltige]. Schach ist Krieg geworden und es zählt einzig und allein, daß der Gegner vernichtet wird, egal wie.
Ja, dem Fußballstar werfen wir gerne Millionen in den "Rachen", damit er 90 Minuten lang hinter einem Ball herrennt und oft noch nicht einmal das überzeugend hinkriegt. Mit dem Bier auf dem Sofa schauen wir ihnen zu, wie sie etwas machen, das wir schon längst nicht mehr können - aber der Bauer auf dem Feld, der unsere Nahrung unter enormen Anstrengungen heranzieht [4 Uhr aufstehen, Kühe melken, mit dem Traktor auf´s Feld usw], ja, den strafen wir mit Mißachtung, gestehen im nur einen niederen gesellschaftlichen Rang zu - und die Politiker geben ihm dann noch den Rest, indem sie dafür sorgen, daß er nicht nur keinen gerechten Lohn dafür bekommt, sondern noch nicht einmal mal mehr von dem Leben kann, was er erwirtschaftet.
Das fällt mir abschließend nur noch ein Wahlslogan, der damals noch nicht angepaßten, nicht etablierten, noch nicht wohlgenährten Grünen ein: "Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Wald gerodet ist, erst dann werdet ihr merken, daß ihr Geld nicht essen könnt!".
Mike
Mike