Hallo Thorsten,
ich hole etwas aus. Die Betriebswirte in der DDR hatten Ende der
1970er Jahre die Entscheidung getroffen, welchen westlichen
Microship sie klonen wollten. Die Wahl fiel auf den Z80, der Clone
bekam den Namen U880 (D).
Die Ron Nelson-Programme für SC-1 und SC-2 ließen sich leicht "aufspielen",
da sie für den Z80 geschrieben waren. (Originalton eines Robotron-Managers
in Erfurt lange nach der Wende: "Die Software für die SC haben wir eingekauft.")
Dann kam der Wechsel zu Spracklens Sargon. Das war aber ein Programm
für den 6502, der im Unterschied zum Z80 eine dynamische Speicherverwaltung
hatte. Ein Entwickler in Erfurt musste in einer immensen Fleißarbeit das 6502-
Programm für den U880D anpassen. Dabei sah er zwischendurch vor lauter
Bäumen den Wald nicht mehr (als ich das mal mit Chrilly D diskutierte, nahm
er den Entwickler in Schutz: solch eine Portierung sein eine schrecklich undank-
bare Aufgabe). Es passierten auch Fehler, z.B., dass beim iterative deepening
die Zugkandidaten in der falschen Reihenfolge abgearbeitet wurden: zuerst die
schlechten ...
Zitat:
Beim chessmaster heisst es, das wäre die kopie eines Spracklen Programms
das auf einem interpreter oder emulator läuft auf dem chessmaster
.
Ja, der "manuelle" Emulator R.W., in Erfurt lebend.
Ein Herr Matthias Hollerbaum aus Ostberlin bekam damals mit, dass man die Befehls-
folge des ChessMaster über Kabel auf den Fernsehbildschirm portieren konnte.
Seine Frau las die einzelnen Befehle vor, die er dann notierte. Zwei Durchläufe, um
Fehler auszuschließen. Hier ist eine Hollerbaum-Beispielseite von damals, teilweise
kommentiert.
Zitat:
Der diamond hat doch z.B. Modultechnik...
Dipl. -Ing. Rüdiger Worbs.
Ja, der war der arme Willi, der portieren musste.
Zitat:
Eher wie ein sehr selektives Programm ähnlich dem Mephisto III
aber mit ca.30 NPS.
Diese 15-30 Knoten pro Sekunde kamen zum einen von den nur 4 MHz
des U880D, und zum anderen von der umständlichen Speicherverwaltung.
Für Eigen-Entwicklungen gab es damals keine Kapazitäten.
Wolfgang Pähtz hat das Spracklen-Programm auf den DDR-PC KC-85/3
portiert und dabei etwas erweitert, auch im Bereich Problemschach.
Meine Quellen sind vor allem Wolfgang Pähtz, Matthias Hollerbaum, Rüdiger
Worbs. Außerdem habe ich etliche Stunden in der Nationalbibliothek in
Leipzig recherchiert.
Ingo Althöfer.