Benno Hartwig schrieb:
Na, ich denke aber, dass in der lernenden Software auch eine ganze Menge(!!!) schützenswertes und begehrtes Knoffhoff steckt.
Deutlicher schützenswert als das Gelernte selbst! :-o
Du hast natürlich völlig recht, Benno, ich habe wieder mal mehr launig als respektvoll formuliert, aber es gab ja zur Kenntlichmachung dessen auch das obligate Smiley danach.
Für mich ist der Grenzgang immer der zwischen geistigem Eigentum und dem Recht auf Zugang zu Wissen, ich meine nicht genau das, was im Artikel 26 der Menschenrechte als Recht auf Bildung definiert ist, aber es geht in die Richtung.
Das alte "Halt du sie dumm, ich halt sie arm", hier nicht primär als Kirchenkritik gemeint, ist eigentlich aktueller denn je, es geht nur nicht mehr um König und Bischof, es geht um den Krieg arm gegen reich an und für sich. Wissen ist ein höherwertiges Wirtschaftsgut, als es je war, obwohl man bei manchem "Allgemeinwissen" hierzulande auch der Meinung sein könnte, so leicht zugänglich, wie so viel Wissen für "uns" ist, hat es eine enorme Inflation erfahren, ja, stimmt schon auch, aber eben nur für "uns", für "die", die Zugang haben, der sie praktisch nichts kostet. Die Ressource Wissen wird hierzulande so niedrig im Wert gehandelt wie andere Ressourcen, bei denen es schön langsam bekannter wird, wieviel teurer sie die zu stehen kommt, die sie abbauen, aufbereiten und um jeden Preis hergeben müssen, um überhaupt überleben zu können, für die "Rohstofflieferanten".
Man könnte meinen, dass das für "Wissen" nicht so gilt wie für Brennstoffe und andere Bodenschätze, Nahrungsmittel und Arbeit, es gilt aber auch für Wissen.
Wissenschaft, die "hier" gemacht wird, steht ebenso auf einer Basis an Billiglohnarbeit, Billigerdöl und Billigstrom, die (die Basis) anderswo so viel kostet, dass sie "dort" praktisch unerschwinglich ist und nur nach dem Prinzip Ausbeutung gehandelt wird.
Das klingt weit hergeholt, ja, mag sein, aber genau das meine ich, was "hier" so alles verschleudert wird, ist eben zu einem sehr großen Teil von weit her geholt, von "dort", wo es für unsere Währung, die einfach im Wesentlich immer noch in Waffen gerechnet wird, noch einmal so viel billiger ist, dass es für die "Anbieter" zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist, bei uns kann man's dann ruhig verschwenden, kost ja nix.
So mag's hierzulande mit allen möglichen "Konsumgütern" sein, auch mit Zugang zu Wissen, wenn es nicht dadurch teuer wird, dass es von denen, die es zu besitzen behaupten, geheim gehalten und "geschützt" wird.
Unbedingt muss geistiges Eigentum geschützt werden, der Beruf Wissenschaftler und der Beruf Lehrer, das Schaffen und Weitergeben von Wissen muss belohnt werden, arbeits- und leistungsgerecht, es muss geschützt, geschätzt und respektiert werden, aber das Wissen, das Verbreitung gefunden hat, sollte frei sein und frei bleiben und der Zugang dazu nicht in Geiselhaft genommen werden von denen, die es selbst geklaut, geklont, geborgt oder geschenkt bekommen haben, aber bessere Wissenstransportmittel und Wirtschaftsgüter haben, die es ihnen erlauben, Flaschenhälse der Informationsweitergabe zu schaffen und Zugänge zu dem, was sie von Dritten wissen, einfach einzuschränken, die an sich mit dem Schaffen von Wissen überhaupt nichts zu tun haben, sondern heutzutage oft genug auch einfach nur Maschinen sind, wie es früher die Webstühle waren, oder auch nur "Kapital" haben.
Es steckt mir mehr und mehr völlig zu Unrecht und unproduktiv Kapital in Maschinen, Datenleitungen und Datenspeichern, das allein seiner Quantität wegen mehr zählt, als seine Beschaffung und sein purer Besitz wert ist, und ganze Andere das kostet, was die eigentliche Gewinnung vorrangig ausmacht oder ausmachen sollte.
Sorry, bin etwas ausgeritten, es ist ein heißes Eisen, wieder muss ich den Kalauer anbringen, dass es so heiß ist, dass man es kaum mehr kühlen kann, so wie die HighTech- Rechner und das Weltklima.
Schachzüge und -Partien sind nicht schützbar, aus dem, was Viele herausgefunden haben, kann man eine Datenbank bauen, dafür kann man Geld verlangen, was einem wer dafür zahlt, darf der freie Markt regeln.
Was aus den Datenbanken (netter Ausdruck ökonomisch betrachtet auch das übrigens) weiter an artifizieller, humanoider und humaner (
) Intelligenzleistung abgeleitet wird, muss als Sekundärleistung schützbar sein, dann sollte es aber für mein soziologisches Rechtsempfinden nicht von Mengen an einzelnen Usern, die Hardware borgen, und nicht primär von Maschinen erarbeitet worden sein, sondern auf einzelne Leistungen Einzelner rückführbar.
Big data, die primär nur big ist und nicht eigens von bestimmten Fachleuten durch nachweisbare Eigenleistung selektiert, sehe ich nicht als schützenswertes geistiges Eigentum an, sonst müsste Google noch mehr Geld, als sie mit Big Data verdienen, an diejenigen zurückzahlen, von denen sie die Daten gratis oder sogar heimlich einsammeln.
So weit wären wir uns also einig, Benno, dass das Knoffhoff, wie du es nennst, mehr wert sein sollte als "das daraus Gelernte", wenn du damit nämlich das Ergebnis Schach-AI meinst, das gibt ja an allgemeiner Nützlichkeit jedenfalls weniger her als der Aufwand, den man heutzutage treibt, um es noch zu vermehren. Gerne lasse ich gelten, dass die Umwegrentabiltät für andere AI- Anwendungen nicht zu verachten ist, aber das wäre eben auch wieder Knoffhoff für sich.
Und nun geht's aber eben meiner Beobachtung nach im AI- Schach mittlerweile bereits mehr um die Netzwerke als um die Engines, die sie nutzen und weiter lernen lassen.
Dietrich Kappe und ein paar Andere sind hier für mich Fachleute auf dem Gebiet, von denen, die hier schreiben.
Wenn mir so jemand sagt, dieses Netz ist wesentlich anders als jenes, dann probiere ich seinem Rat folgend zuerst dieses und dann jenes, je nachdem, was dieses kostet und was jenes.
dkappe hat z.B. zu Allie geschreiben,
Zitat:
Ich habe eine nn Engine geschrieben (und auch eine ab Engine), also kenne mich mit der code aus. Ich habe die code von Allie und lc0 genauestens angeschaut. Den Teil den sie gemeinsam haben hat nichts mitt Schach zu tun sondern könnte genauso gut einem medizinischen program entzogen worden sein.
Also, wer sagt das lc0 == allie ist redet Unsinn.
Und da ging's um die Engine, wohl auch ums Netz, aber primär um die Engine. Wenn Allie eigenständig genug ist für dkappe, ist er sie es es auch für mich.
Wenn Fat Fritz mit oder ohne Source Code daherkommt, chessbase aber veröffentlicht, dieses dicke Ding basiert auf AlphaZero Technik und auf DeusX von Albert Silver, (mag's jetzt nicht suchen, wo genau das stand), dann reicht mir das, um anzunehmen, es werde reichlich LC0- Code (seinerseits von Veröffentlichungen von Deep Mind abgeleitet) drin stecken, dass da beim Veröffentlichen und beim Verkauf (so groß ist der Unterschied zwischen diesen beiden Dingen für mich nicht, höchstens ein quantitativer, je nach Preis und Wert) dann außer Deep Mind -Masterminds, somit z.B. auch Matthew Lai, auf jeden Fall Gian-Carlo Pascutto zitiert werden sollte. Das ist für mich eine Frage von good scientific practice, keine Rechtsfrage.
Und um das auch wieder einmal in Erinnerung zu rufen: wenn jemand ein Programm davor schützen will, gratis verbreitet zu werden, soll er sie es nicht unter GPL stellen, das ist ein Copyleft, das genaue Gegenteil von einem Copyright.
Das fordert zum Aufgreifen und Weiterbearbeiten auf, es erlaubt es nicht nur, es ist der Sinn der Sache.
Wenn jemand ein GPL- Programm weiterentwickeln kann und will, ist er laut GPL verpflichtet, den Quellcode und dessen Veränderungen unter GPL wieder zu veröffentlichen. Was er dann in der Folge weiter mit den schon einmal von ihm selbst veröffentlichten Sourcen macht, ob er sie wieder schließt, im stillen Kämmerlein wegsperrt und niemandem mehr zeigt, sie ohne Quellcode gratis herunterladbar als Programm weitergibt, oder als public domain ins Netz stellt, wird sich jedenfalls sehr schwer einklagen lassen.
Und rein praktisch und pragmatisch gesehen, hört sich hier die Diskussion in ihrer Sinnhaftigkeit ohnehin vollends auf, wo kein Kläger ist, da ist kein Richter, und es wird da kein Kläger sein, wo einem jeder Anwalt sagt, selbst wenn er daran nicht so gut verdiente wie an der Klage, da schaut einfach kein Rechtsmittel raus.
Just my two cents, sorry, dass die two cents wieder etwas viel Text gebraucht haben, ich sollte mal wieder Schreibpause machen.