dkappe schrieb:
Da war so ein Ding...
Aber wenn du dasselbe oder ein sehr ähnliches Ding meinst wie ich, Dietrich, das spielt nicht wie ein Mensch, wenn du mich fragst, jedenfalls wie keiner, den ich kenne.
Höchstens insofern, als es auch nicht weiß, was es tut, klar Maschinen haben kein Bewusstsein, es weiß vor allem auch überhaupt nicht, warum es was tut ("verstehen" AI- Engines ihre eigenen neuronalen Netze? Und wenn ja, wozu brauchen sie sie dann überhaupt? "Wüssten" sie einfach, warum da aus denen heraus der oder jener Zug per Engine selektiert wird, könnten sie doch gleich aus diesem Wissen heraus spielen und müssten nicht mehr rechnen. "Wissen" ist anders.)
Eine Gemeinsamkeit mit Menschen ist noch, dass Menschen auch nicht wissen, warum sie einen bestimmten Zug wählen, der nicht taktisch klar nachweisbar besser ist als ein anderen (und gerade bei denen wissen sie's ja in der Regel erst recht nicht, sondern vermuten's höchstens) aber das Ausmaß von "etwas nicht wissen", ist bei einer Black Box doch noch einmal eine Nummer mehr "nicht", sozusagen "aber schon sowas von überhaupt und ganz und gar nicht", dass ich auch da nicht wirklich Parallelen ziehen würde.
Thorsten hätte immer gerne Engines, die so wie Menschen planen.
Ich glaube, er sollte sich das nicht wünschen.
Menschliche Pläne scheitern an ihrer Durchführung, wenn sie scheitern, scheitern sie nicht, sind es einerseits gute Pläne (oder niemand hat mit besseren Plänen versucht, sie zu durchkreuzen), andererseits deshalb, weil sie gut durchführbar sind und dann auch gut durchgeführt werden.
Dazu müssen sie kurzfristig genug sein und sie dürfen nicht durch andere Pläne (z.B. eines Gegenspielers) durchkreuzt werden. Beim Schach passiert das immer dann, wenn der eine Plan zu wenig durchführbar war, zu wenig Gegenpläne einberechnet hat, oder einfach eine Voraussetzung für den Plan "übersehen" hat, also schon vor der Planung in der Perception der Brettstellung beim Schach, in ihrer statischen Evaluation, wenn man so will, und im Erkennen der Möglichkeiten, die sie beiden Seiten bietet, gescheitert ist, das war dann möglicher Weise gar nicht der Plan, der schlecht war, er hat nur auf falschen Voraussetzungen aufgebaut.
Vergleichbar mit Plänen im wirklichen Leben, die auch meistens schon an irgendeinem Mangel an Information, an Input oder Wahrnehmung scheitern, wie auch immer man die biologisch-methodischen Voraussetzungen, überhaupt zu einem vernünftigen Plan zu kommen, nennen will.
Aus der Medizin ein Lehrsatz dazu: Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt.
Wären Menschen imstande, Schachstellungen so zu verstehen und zu durchschauen, dass sie "wüssten", was an durchführbaren Plänen für beide Seiten überhaupt sinnvoll zu schmieden wäre, schauten ihre schachlichen Pläne und deren Durchführung anders aus, Thorsten müsste einer Maschine, wenn die das besser oder wenigstens gleich gut wie Menschen machen sollte, beibringen, Schachstellungen zu "verstehen", wenigstens statisch richtig zu evaluieren und spätestens an dieser Stelle hätte er noch vor irgendeiner Zuggenerierung das alte Hauptproblem, der Maschine ein "Verständnis" für Stellungen beizubringen.
Ich bin wirklich neugierig, mal einen ersten Versuch von ihm zu sehen, damit ich endlich weiß, ob er wenigstens weiß, was er plant, und ob er irgendeine Ahnung hat, wie er das umsetzen würde.
Auf irgendeiner alten Brettcomputer- Engine aufzubauen halte ich für hoffnungslos überholt, einfach, weil ich mich aus obgenannten Gründen erst recht weigern würde, deren Spiel als irgendwie menschlich oder planend anzuerkennen.
Die wussten einfach noch viel weniger als die heutigen, was sie rechneten und rechnen sollten und haben erst recht einfach rumprobiert, nur weil sie weniger Stellungen berechnet haben und noch selektiver waren (waren sie relativ zur Zahl der Stellungen, die jetzt in der Zeit berechnet werden, übrigens eh auch überhaupt nicht, hätten die soviel Pruning und Reduction in ihrem Spielbaum gehabt wie SF, wäre noch viel mehr Blödsinn rausgekommen, ansonsten müsste man ja einfach nur die genialen alten Brettcomputer- Engines auf moderne Hardware portieren, und schwupps, hätte man den Schachdeus ex machina) ist zwar das "nur ein bisschen was herumprobieren" vielleicht menschlicher als "viel mehr herumprobieren", aber geplant haben die genau so wenig wie SF, und wie Menschen gespielt haben sie höchstens in ihren Schwächen und in ihrer Performance gegen Menschen und Maschinen.