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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Immer noch der Horizonteffekt nach all den Jahren
- - By Thomas Hall Date 2009-03-14 20:35
Hallo Schachfreunde,

Pater Martan und ich haben in letzter Zeit
einige Varianten des Cunningham-Gambits
untersucht.

Dieses Gambit ist eine selten gespielte
Verteidigung des Königsgambits und beginnt
mit den Zügen:

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Sf3 Le7

Der Läuferzug ist gefährlich, denn
auf so unverdächtige Züge wie 4. Lc4
oder 4. d4 kann Schwarz schon mit 4... Sf6
die Initiative ergreifen. Weniger gut gefällt
mir hier 4... Lh4+, was allerdings zu
den Hauptvarianten des Cunningham-Gambits
gehört, wie man z.B. auch in einem
Wikipedia-Artikel nachlesen kann.

Also hatte ich mir überlegt, warum soll man
nicht mit 5... g5 den Gambit-Bauern verteidigen?

Beispielsweise erreicht man dann nach den Zügen:

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6
7. g3 c6 8. O-O Bh3 9. Rf2

folgende Stellung:


Schwarz am Zuge.

7. g3 fällt in dieser Variante auf, aber wenn Weiß nicht
möglichst früh die starke Bauernphalanx f4,g5,h6
angreift, wird er nach meinen Analysen von Schwarz
positionell überspielt.

Meine Frage ist nun, welche Engines in der obigen
Stellung 9... b5 ziehen, z.B. mit folgender
Variante:

9... b5 10. Bb3 Nf6 11. gxf4 gxf4 12. Bxf4 Rg8+ 13. Bg3 b4
14. e5.

An diesem Beispiel kann man eine Schwäche auch
der modernen Engines entdecken, die sich immer
noch, nach all den Jahren, ohne Eröffnungsbuch
oder mit fehlenden Varianten im Eröffnungsbuch
leicht "verlaufen" können.

Das liegt sowohl am Horizonteffekt als auch an
der Notwendigkeit, in der Bewertungsfunktion
statische und dynamische Stellungseigenschaften auf
eine Zahl abbilden zu müssen. Denn so werden Äpfel
mit Birnen verglichen. Im obigen Beispiel gewinnt
Schwarz durch den doppelten Tritt gegen weiße
Figuren zwar Tempi, reißt sich allerdings auch
seine Bauernstruktur auf und am Ende steht
Weiß besser.

Besser  ist übrigens 9... Sd7.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Peter Martan Date 2009-03-14 23:55
[quote="Thomas Hall"]
Hallo Schachfreunde,

Pater Martan und ich haben in letzter Zeit
einige Varianten des Cunningham-Gambits
untersucht

[/quote]

Hallo Thomas!

Danke, dass du mir die Ehre antust, meine Beiträge eigens zu erwähnen, dass du mich dabei sogar zu kirchlichen Weihen kommen lässt, finde ich allerdings übertrieben. (Pater bin ich ja nun wirklich immer noch keiner, auch wenn manchmal einiges, was ich so schreibe, sich etwas salbungsvoll liest.)


[quote="Thomas Hall"]
Dieses Gambit ist eine selten gespielte
Verteidigung des Königsgambits und beginnt
mit den Zügen:

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Sf3 Le7

Der Läuferzug ist gefährlich, denn
auf so unverdächtige Züge wie 4. Lc4
oder 4. d4 kann Schwarz schon mit 4... Sf6
die Initiative ergreifen. Weniger gut gefällt
mir hier 4... Lh4+, was allerdings zu
den Hauptvarianten des Cunningham-Gambits
gehört, wie man z.B. auch in einem
Wikipedia-Artikel nachlesen kann
[/quote]

Dazu muss ich sagen, dass mir die Hauptabspiele auch nicht schlecht gefallen, die Idee von dir ist ja aber, die Fischer- Verteidigung, die in 3... d6 besteht, mit Cunningham zu verbinden, wenn ich das richtig sehe.

[quote="Thomas Hall"]
Also hatte ich mir überlegt, warum soll man
nicht mit 5... g5 den Gambit-Bauern verteidigen?
[/quote]

Der Idee des angenommenen Gambits trägst du damit natürlich Rechnung, wenn man den Bauern zuerst annimmt, soll man ihn dann nicht gleich wieder hergeben, ich glaube allerdings, dass du mit gleich 5... Lh4+ schneller zu Gegenspiel kommst, dazu müssten wir allerdings diese häufiger gespielten Varianten näher anschauen und das würde erst recht in Arbeit ausarten.

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 d6 4. Nc3 Be7 5. d4 Bh4+ 6. Ke2 Bg4 7. Bxf4 Nc6 8.
Qd3 Nge7 9. Kd2 Ng6 10. Be3 O-O 11. Nxh4 Qxh4 12. g3 Qd8 13. h3 Be6 14. Bg2
was eine der häufigsten Turniervarianten im Cunningham- Gambit nach 3... Le7 und 4... d6 (das allerdings wie gesagt an sich selten) ist, sieht ja auch nicht gerade schlecht für Weiß aus, nach Verbesserungen für Schwarz zu suchen, ist naheliegend.
Wenn man schon auf 1.e4 1... e5 geantwortet hat und sich auf Spanisch freut, muss man als gleich nächst häufigst gespielter Eröffnung mit Königsgambit rechnen, spielt man 1... e5 auf 1.e4, muss es zum Repertoire gehören.

[quote="Thomas Hall"]

Meine Frage ist nun, welche Engines in der obigen
Stellung 9... b5 ziehen, z.B. mit folgender
Variante:

9... b5 10. Bb3 Nf6 11. gxf4 gxf4 12. Bxf4 Rg8+ 13. Bg3 b4
14. e5.
...

Besser  ist übrigens 9... Sd7.
...
[/quote]

Das wäre wieder einer Untersuchung wert, ich nehme an, du wirst mir was mailen?
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-15 12:29
Hallo Peter,

Sorry für den Typo, aber das kann ja
im Eifer des Gefechts mal passieren!



Du hast recht, ich verbinde das
Cunningham-Gambit mit der Fischer-
Verteidigung in der Hoffnung, das
Beste aus diesen beiden Welten zu
vereinigen.

5... Lh4+ mag ja ein schnelleres
Gegenspiel erzielen, aber ist das
darauf Folgende auch nachhaltig
genug?

Was nützt es dem Schwarzen,
wenn er am Anfang ein Feuerwerk
abbrennt, dafür aber am Ende
mit leeren Händen da steht.

Ok, mehr per Mail,

Grüße,
Thomas.
Parent - By Peter Martan Date 2009-03-15 13:18
[quote="Thomas Hall"]
5... Lh4+ mag ja ein schnelleres
Gegenspiel erzielen, aber ist das
darauf Folgende auch nachhaltig
genug?

Was nützt es dem Schwarzen,
wenn er am Anfang ein Feuerwerk
abbrennt, dafür aber am Ende
mit leeren Händen da steht.
[/quote]

D'accord Thomas!
Bin neugierig, wer von uns beiden den anderen wieder zuerst per Mail mit Varianten bis ins Endspiel bewirft, meiner Meinung nach schafft dein 9... Sd7 vielleicht noch schneller Ausgleich, mehr aber auch nicht, du wirst mich sicher bald eines besseren belehren.

Darf ich vielleicht um die Disussion etwas anzuheizen für die Anderen anmerken, dass du ja im Großen und Ganzen mit Fisher einer Meinung bist?
("The King's Gambit is busted!")
Bekanntlich hat Fisher aber auch nach diesem berühmten Aufsatz noch selbst als Weißer hin und wieder Köngigsgambit gespielt, besonders gegen schwächere Gegner.
Parent - - By Reinhard Scharnagl Date 2009-03-15 02:07
Nun etwa am Ende ihrer Lebenszeit experimetiert die SMIRF-Engine etwa so:

21:52.0 (16.01=) +0.670 9...b5 (fxg3) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.e5 Qf5 15.Qe2 Nc6 16.exd6 Qg6+ 17.Rg2
11:30.3 (15.01=) +0.826 9...b5 (fxg3) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.e5 Qf5 15.Qd3 Qxd3 16.cxd3 dxe5 17.dxe5
08:13.3 (14.06=) +0.707 9...b5 (fxg3) 10.Bb3 b4 11.Na4 Nf6 12.Qe1 Qd7 13.gxf4 Qg4+ 14.Kh1 gxf4 15.e5 dxe5 16.Bxf7+
04:39.0 (14.01=) +0.707 9...b5 (=/=) 10.Bb3 b4 11.Na4 Nf6 12.Qe1 Qd7 13.gxf4 Qg4+ 14.Kh1 gxf4 15.e5 dxe5 16.Bxf7+ Kf8 17.Nxe5
01:12.1 (13.01=) +0.840 9...b5 (=/=) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.Bxf4 Qg4+ 15.Bg3 Qxe4 16.Qd3 Qxd3 17.cxd3
00:34.7 (12.01=) +0.908 9...b5 (Qd7) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.Bxf4 Qg4+ 15.Bg3 Qxe4 16.Be5
00:18.2 (11.01=) +0.811 9...b5 (Qd7) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.a4 Qg4+ 15.Rg2 a6
00:12.2 (10.03=) +0.641 9...b5 (Qd7) 10.Nxb5 cxb5 11.Bd5 Nd7 12.gxf4 Rc8 13.Qd3 Ngf6 14.e5
00:10.8 (10.03+) +0.221 9...b5 (Qd7) 10.Nxb5 cxb5 11.Bxb5+ Bd7 12.Bxd7+ Qxd7 13.gxf4 gxf4 14.Bxf4 Qg4+ 15.Kf1 Qxf4 16.c4
00:09.4 (10.01=) +0.219 9...Qd7 (Qc8) 10.gxf4 b5 11.Bxf7+ Kxf7 12.fxg5 Ke8 13.Bd2 Qg4+ 14.Kh1 hxg5 15.Nxg5 Na6
00:04.6 (09.01=) +0.139 9...Qd7 (Qc8) 10.gxf4 Qg4+ 11.Kh1 gxf4 12.Qg1 Nf6 13.Qxg4 Nxg4 14.Be3 fxe3 15.Bxf7+ Kxf7 16.Ng5+ Kg6 17.Nxh3
00:02.6 (08.01=) +0.057 9...Qd7 (Qc8) 10.gxf4 Qg4+ 11.Kh1 gxf4 12.Qg1 Nf6 13.Qxg4 Nxg4 14.Nd5
00:01.4 (07.01=) +0.223 9...Qd7 (Qc8) 10.Bf1 fxg3 11.hxg3 Nf6 12.Bc4 d5 13.exd5 cxd5 14.Nxd5 Nxd5 15.Bxd5
00:01.0 (06.26=) +0.119 9...Qd7 (Qc8) 10.Bf1 fxg3 11.hxg3 Nf6 12.Bc4 d5 13.exd5 cxd5 14.Nxd5 Nxd5 15.Bxd5
00:00.8 (06.15=) +0.119 9...Qd7 (b5) 10.Bf1 fxg3 11.hxg3 Nf6 12.Bc4 d5 13.exd5 cxd5 14.Nxd5 Nxd5 15.Bxd5
00:00.2 (05.04=) +0.213 9...b5 (g4) 10.Bb3 g4 11.Nh4 Bxh4 12.gxh4 Kf8
00:00.1 (05.01=) +0.213 9...b5 (d5) 10.Bb3 g4 11.Nh4 Bxh4 12.gxh4 Kf8
00:00.0 (04.01=) +0.205 9...b5 (d5) 10.Bb3 fxg3 11.hxg3 b4
00:00.0 (03.02+) +0.055 9...b5 (d5) 10.Be6 fxe6 11.gxf4
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-15 12:31
Hallo Reinhard

Danke für die Ausgabe Deiner Engine.

Mal was anderes!

Wie ich sehe, hat sie am Ende doch
10. Bb3 in Erwägung gezogen, allerdings
ist sie dann auf 10. Be6 umgeschwenkt.
*hmmm*
Ob dieses Opfer hier berechtigt ist, wage
ich zu bezweifeln, aber es gibt einen
bestimmten Effekt, der in großen
Suchtiefen das Endergebnis verschlechtern
kann, das kann man auch manchmal bei
Rybka erleben, wenn sie in verschlossenen
Stellungen den Turm hin- und herzieht,
weil nichts Praktisches in Sicht ist.

Nun gut,

Grüße,
Thomas.
Parent - By Reinhard Scharnagl Date 2009-03-17 00:45
Nun, die Chronologie ist anders herum. 
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-03-15 09:58
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2009.03.15"]
[Round "?"]
[White "?"]
[Black "?"]
[Result "*"]

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6
7. g3 c6 8. O-O Bh3 9. Rf2 b5 10. Bb3 Nf6 11. gxf4 gxf4
12. Bxf4 Rg8+ 13. Bg3 b4 14. e5 *

Hallo Thomas
Diesen Beitrag verstehe ich nicht, insbesondere sehe ich keinen
Bezug zum Horizonteffekt. Übrigens habe ich keine Engine gefunden,
die nach 9...b5 die Antwort 10.Lb3 wählt.
Mfg
Kurt




Zitat:
rn1qk1nr/pp2bp2/2pp3p/6p1/2BPPp2/2N2NPb/PPP2R1P/R1BQ2K1 b kq -

Engine: Deep Shredder 11 UCI (256 MB)
von Stefan Meyer-Kahlen

11/34  0:00   -0.62    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Dxf1 Sf6 12.a3 Sg4
                       13.Te2 fxg3 14.hxg3 Sd7 15.Ld2 O-O
                       16.Sh2 h5 17.Sxg4 hxg4 (1.452.045) 2319

12/37  0:02   -0.38    9...b5 10.Lf1 (6.441.161) 2427

13/43  0:05   -0.62    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dd7 13.Kg2 b4 14.Se2 Sf6
                       15.Dd3 a5 16.a3 Sa6 (12.555.723) 2475

14/44  0:07   -0.44    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dd7 13.Kg2 b4 14.Se2 Sf6
                       15.Dd3 c5 16.Sd2 O-O 17.a3 Sc6
                       18.axb4 cxb4 19.c4 (18.734.744) 2533

15/49  0:11   -0.46    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Se2 Sd7 14.a3 a5
                       15.axb4 axb4 16.Ld2 Sgf6 17.Lxb4 Txa1
                       18.Dxa1 (30.314.459) 2554

16/51  0:21   -0.45    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Se2 Sd7 14.a3 a5 15.c4 (56.730.719) 2610

17/52  0:53   -0.45    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Se2 Sd7 14.a3 a5 15.c4 (141.945.798) 2663 SB:1

18/56  2:16   -0.54    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Sd7 13.Dd3 g4 14.Se1 Sgf6
                       15.a4 b4 16.Sd1 c5 17.c3 bxc3
                       18.bxc3 Tb8 19.Sg2 h5 20.Sde3 O-O
                       21.Dc2 Te8 (365.927.661) 2686 SB:4

19/58  3:24   -0.49    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Sd7 13.Dd3 g4 14.Se1 Sgf6
                       15.a4 b4 16.Sd1 c5 17.c3 bxc3
                       18.bxc3 Tb8 19.Sg2 h5 20.Tf5 Db6
                       21.Lg5 (555.485.183) 2722 SB:26

20/60  7:10   -0.49    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Sd7 13.Dd3 g4 14.Se1 Sgf6
                       15.a4 b4 16.Sd1 c5 17.c3 bxc3
                       18.bxc3 d5 (1.186.475.380) 2756 SB:171

                      
                      
                      
Zitat:
rn1qk1nr/pp2bp2/2pp3p/6p1/2BPPp2/2N2NPb/PPP2R1P/R1BQ2K1 b kq -

Engine: HIARCS 11.2 MP (256 MB)
von Mark John Uniacke

12/30  0:01   -0.64    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dc8 13.e5 Dh3 14.Kf2 dxe5
                       15.Th1 Df5 16.dxe5 (1.779.205) 1223

13/34  0:03   -0.71    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dc8 13.Kg2 b4 14.Se2 De6
                       15.Dd3 g4 16.Sd2 Sf6 (3.895.367) 1261

14/36  0:06   -0.78    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dd7 13.Kg2 b4 14.Se2 Sf6
                       15.e5 Sg4 16.Ld2 dxe5 17.dxe5 (8.114.581) 1289

15/36  0:12   -0.54    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Dc8 13.De2 (16.735.201) 1304

16/40  0:38   -0.41    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 b4 12.Se2 g4
                       13.Sd2 (48.985.890) 1283

17/45  1:41   -0.60    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4 12.Se1 b4
                       13.Se2 f3 14.Sf4 Sf6 15.Dd3 Sbd7
                       16.c4 (129.989.217) 1276

18/45  3:22   -0.68    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4 12.Se1 b4
                       13.Dxg4 bxc3 14.Dxf4 Sf6 15.bxc3 Tg8
                       16.Dxh6 (259.015.456) 1279

19/47  6:41   -0.49    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 b4 12.Se2 g4
                       13.Sd2 f3 14.Sf4 h5 15.De1 (516.880.122) 1287
                      
                      
                      
                      
Zitat:
rn1qk1nr/pp2bp2/2pp3p/6p1/2BPPp2/2N2NPb/PPP2R1P/R1BQ2K1 b kq -

Engine: Toga II 1.4.2JD (256 MB)
von Thomas Gaksch and Fabien Letouzey

12/31  0:00   -0.11    9...b5 10.Ld3 g4 11.Se1 Lf6 12.e5 dxe5
                       13.dxe5 fxg3 14.hxg3 Lxe5 15.Lf4 Sd7 (683.174)

13/32  0:02   +0.01    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4 12.Sd2 b4
                       13.Se2 f3 14.Sf4 Sf6 15.a3 d5
                       16.exd5 cxd5 17.axb4 Lxb4 (2.038.019) 1567

13/34  0:02   -0.10    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4 12.Se1 f3
                       13.a3 h5 14.h3 Sf6 15.Kh1 O-O (2.032.338) 1567

14/48  0:04   0.00     9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4
                       12.Lxf4 b4 13.Sa4 gxf3 14.Dxf3 Da5
                       15.Db3 Sd7 16.a3 bxa3 17.Le3 Sgf6
                       18.Sc3 (3.237.402) 1581

14/41  0:04   -0.16    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 g4
                       12.Lxf4 b4 13.Sa4 gxf3 14.Dxf3 Da5
                       15.Db3 Sd7 16.Ld2 d5 17.e5 h5 (3.228.602) 1581

15/48  0:07   -0.02    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sd7 14.a3 bxa3
                       15.Txa3 Sgf6 16.De2 O-O 17.Kg2 Tb8 (5.861.890) 1575

16/41  0:13   -0.14    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 Sf6 13.e5 dxe5 14.Sxe5 b4
                       15.Se2 Ld6 16.Dd3 Lxe5 17.dxe5 Dxd3
                       18.cxd3 Sg4 19.d4 Sd7 (10.788.383) 1602

17/48  0:23   -0.10    9...b5 10.Lf1 fxg3 11.hxg3 Lxf1
                       12.Txf1 Sf6 13.e5 dxe5 14.Sxe5 b4
                       15.Se2 Ld6 16.Dd3 O-O 17.Le3 Kh8
                       18.Tad1 Lxe5 19.dxe5 (19.193.098) 1625

18/48  0:51   -0.04    9...b5 10.Lf1 fxg3 11.hxg3 Lxf1
                       12.Txf1 b4 13.Se2 Sd7 14.Dd3 Sgf6
                       15.a3 bxa3 16.b3 O-O 17.Lxa3 Dc7
                       18.Tf2 Tab8 (42.136.549) 1635

18/41  0:51   -0.13    9...b5 10.Lf1 fxg3 11.hxg3 Lxf1
                       12.Txf1 Sf6 13.e5 dxe5 14.Sxe5 O-O
                       15.Dd3 Ld6 16.Le3 De7 17.Se4 Sxe4
                       18.Dxe4 Sd7 19.Sxd7 Dxd7 20.g4 (39.731.929) 1635

19/47  1:46   -0.17    9...b5 10.Lf1 fxg3 11.hxg3 Lxf1
                       12.Txf1 b4 13.Se2 Sd7 14.Dd3 Sgf6
                       15.a3 bxa3 16.b3 O-O 17.Sd2 Dc7
                       18.Lxa3 Sb6 19.Sc3 (81.929.957) 1639

20/51  3:50   -0.11    9...b5 10.Lf1 fxg3 11.hxg3 Lxf1
                       12.Txf1 b4 13.Se2 Sf6 14.Dd3 O-O
                       15.a3 bxa3 16.b3 Sbd7 17.Sd2 a2
                       18.Txa2 Kh8 19.Sc3 d5 20.e5 Sg4
                       21.La3 (189.137.654) 1642

Parent - - By Peter Martan Date 2009-03-15 11:59
Das war aber auch nicht die Frage, Kurt, sondern ob und warum 9... b5 von den meisten engines bevorzugt wird.
Mit dem Horizonteffekt meint Thomas hier wohl einfach, dass engines in frühen Eröffnungsphasen immer noch über ihren Horizont hinaus überfordert sind, ohne Buch eine optimale Entwicklung und Initiative zu erlangen und belegt das mit dieser Stellung, bei der er 9... b5 für suboptimal hält, die engines sehen das anders, aber auch deshalb, weil sie offenbar 10.Lb3 nicht so gefährlich sehen, wie es auch meiner Meinung nach ist, weil du dir damit die Drohungen auf f7 erhältst, die ein Wesentliches im Königsgambit sind.
Ich bin seiner Meinung, dass die meisten engines diese Stellung für Weiß zu passiv behandeln und für Schwarz die Risiken unterschätzen, will aber hier nicht gleich mit allen möglichen und unmöglichen Varianten kommen, weil es sein thread ist und er dir sicher gern selber zeigen wird, was er genau meint.
Probier's, wenn du magst, übrigens mal mit Fritz 11.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-03-15 12:46
[quote="Peter Martan"]
(...)
Probier's, wenn du magst, übrigens mal mit Fritz 11.
[/quote]

Hallo Peter
Das kann ich nicht, weil ich bekanntlich auf Linux umgestellt
habe und dort die ChessBase-Native-Engines (anders als
die UCI Engines) nicht zum Laufen zu bringen sind.
Mfg
Kurt
Parent - By Peter Martan Date 2009-03-15 13:06
I see, Kurt, nevermind! Wenn du mit einer beliebigen engine die Variante von Thomas an ihrem Ende anschaust, siehst du, dass sie die meinsten engines besser bewerten werden für Weiß als an ihrem Anfang, das kann nicht an schwachen weißen Zügen liegen, richtig?
So einfach hätte ich es auch gleich formulieren können.

P.S. hast du übrigens schon meine Schwärmerei über das Buch von Fabio Stassi gelesen?
Im Nachhinein kommt mir vor, ich hab's vielleicht doch etwas übertrieben aber da stand ich halt auch noch unter dem ganz frischen ersten Eindruck.
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-15 12:33
Hallo Kurt,

Danke für die Auswertungen Deiner Engines.
Wie ich sehe, wollen sie alle 10. Lf1 ziehen.
Dann braucht man sich auch nicht zu wundern,
daß sie Schwarz den Vorzug geben, denn dieser
ist schon zufrieden damit, Figuren abtauschen
zu können, besonders da er sich gerade seine
eigene Bauernstruktur aufgerissen hat und
sowieso schon einen Bauern mehr hat!

Das ist hier wahrscheinlich nicht nur der
Horizonteffekt, sondern auch mangelndes
stragetisches Verständnis, d.h. Mängel in der
Bewertungsfunktion. Hast Du mal Rybka getestet?

Allerdings ist eine Tiefe von 20 Halbzügen
völlig unzureichend, um auch nur andeutungsweise
zu einer Bewertung eines Eröffnungszuges zu
kommen, darauf wollte ich eigentlich hinaus,
wie lange muss man heutige Engines eigentlich
wirklich rechnen lassen, damit sie bei
fehlenden Varianten im Eröffnungsbuch zu einer
einigermassen richtigen Bewertung kommen?

Die Schlussfolgerung kann nur sein, daß
auf normaler Turnierstufe auch heutige
Top-Engines gerade in unbekannten
Eröffnungsvarianten nicht vor Fehlern gefeit
sind. Und das zeigt nur einmal mehr eine
grundlegende Schwäche des Alpha-Beta-Algorithmus,
der irgendwann bei seinen Berechnungen sagen muss:
"Bis hierher und nicht weiter!"

Und das ist dann der Horizont.

Grüße,
Thomas
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-03-15 13:22
[quote="Thomas Hall"]
Hallo Kurt,

Danke für die Auswertungen Deiner Engines.
Wie ich sehe, wollen sie alle 10. Lf1 ziehen.
Dann braucht man sich auch nicht zu wundern,
daß sie Schwarz den Vorzug geben, denn dieser
ist schon zufrieden damit, Figuren abtauschen
zu können, besonders da er sich gerade seine
eigene Bauernstruktur aufgerissen hat und
sowieso schon einen Bauern mehr hat!


Zu beweisen wäre noch, dass 10.Lb3 wirklich besser
ist als 10.Lf1.

Zitat:
Das ist hier wahrscheinlich nicht nur der
Horizonteffekt, sondern auch mangelndes
stragetisches Verständnis, d.h. Mängel in der
Bewertungsfunktion. Hast Du mal Rybka getestet?


Rybka 3 habe ich (erfolglos) getestet.

rn1qk1nr/pp2bp2/2pp3p/6p1/2BPPp2/2N2NPb/PPP2R1P/R1BQ2K1 b kq -

Engine: Rybka 3 32-bit (16 MB)
von Vasik Rajlich, Larry Kaufman

10.00  0:00   -0.59    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 b4 12.Sa4 Da5
                       13.c3 g4 (59.143) 101

11.01  0:02   -0.29    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 b4 12.Sa4 fxg3
                       13.hxg3 Sd7 14.a3 Sgf6 15.De2 (253.374) 87

12.01  0:06   -0.34    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Se2 Sf6 14.Dd3 Sbd7
                       15.a3 a5 (541.647) 88

13.01  0:10   -0.35    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Se2 Sf6 14.Dd3 Sbd7
                       15.a3 a5 16.Ld2 (952.065) 91

14.01  0:19   -0.24    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sd7 14.De1 Sgf6
                       15.e5 dxe5 16.dxe5 Sg4 17.De4 Da5 (1.813.819) 95

15.01  0:53   -0.20    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sd7 14.Dd3 Sgf6
                       15.e5 dxe5 16.dxe5 Db8 17.exf6 Dxg3+
                       18.Kh1 Sxf6 19.De2 Dh3+ 20.Sh2 Sd5 (4.729.533) 91

16.01  2:09   -0.22    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sf6 14.e5 dxe5
                       15.Sxe5 O-O 16.Dd3 Ld6 17.Ld2 Lxe5
                       18.dxe5 (12.139.795) 96

17.01  4:44   -0.23    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sf6 14.e5 dxe5
                       15.Sxe5 Dd6 16.Le3 Sbd7 17.Df3 Tc8
                       18.Tae1 O-O 19.Df5 Tc7 20.c4 bxc3 (27.691.973) 99

18.01  7:37   -0.23    9...b5 10.Lf1 Lxf1 11.Txf1 fxg3
                       12.hxg3 b4 13.Sa4 Sf6 14.e5 dxe5
                       15.Sxe5 Dd6 16.Le3 Sbd7 17.Df3 Tc8
                       18.Tae1 O-O 19.Df5 Tc7 20.c4 bxc3 (46.816.900) 104

Zitat:
Allerdings ist eine Tiefe von 20 Halbzügen
völlig unzureichend, um auch nur andeutungsweise
zu einer Bewertung eines Eröffnungszuges zu
kommen, darauf wollte ich eigentlich hinaus,
wie lange muss man heutige Engines eigentlich
wirklich rechnen lassen, damit sie bei
fehlenden Varianten im Eröffnungsbuch zu einer
einigermassen richtigen Bewertung kommen?

Die Schlussfolgerung kann nur sein, daß
auf normaler Turnierstufe auch heutige
Top-Engines gerade in unbekannten
Eröffnungsvarianten nicht vor Fehlern gefeit
sind. Und das zeigt nur einmal mehr eine
grundlegende Schwäche des Alpha-Beta-Algorithmus,
der irgendwann bei seinen Berechnungen sagen muss:
"Bis hierher und nicht weiter!"

Und das ist dann der Horizont.


Jetzt verstehe ich, wie Du es gemeint hast. Allerdings
glaube ich, dass dieses Problem echt unlösbar ist. Denn
man stelle sich vor, dass gewisse Varianten sich im
menschlichen Schach erst nach Hunderten von Jahren
und X-10'000 Partien fest etabliert haben und oftmals
genug erst, als man z. B. im 22.Zug "die Verbesserung"
gefunden hat. Wie soll den ein Computerprogramm in
der Lage sein, heute soweit vorauszusehen.
Parent - - By Peter Martan Date 2009-03-15 20:04
[quote="Kurt Utzinger"]
Jetzt verstehe ich, wie Du es gemeint hast. Allerdings
glaube ich, dass dieses Problem echt unlösbar ist. Denn
man stelle sich vor, dass gewisse Varianten sich im
menschlichen Schach erst nach Hunderten von Jahren
und X-10'000 Partien fest etabliert haben und oftmals
genug erst, als man z. B. im 22.Zug "die Verbesserung"
gefunden hat. Wie soll den ein Computerprogramm in
der Lage sein, heute soweit vorauszusehen.
[/quote]

Andererseits, so weit voraus müssten sie ja da gar nicht sehen, das Diagramm ist vom 9.Zug und im 14. ist der weiße Stellungsvorteil klar. Nun kann man natürlich vermuten, da muss dazwischen ein schwarzer Fehler passiert sein.
10... Sf6?! wird in der Rückwärtsanalyse natürlich gleich von allen angekreidet.
Zappa Mex II, der übrigens auch 10.Lb3 von sich aus spielen will, macht ebenso wie Fritz 11 den Vorschlag 10... b4 vorzuziehen, aber nach 11.Sa4 ist die Bewertung bei allen schon wieder etwas besser, dann nämlich erst sehend, dass nach 11... Sf6 12.Dd3! ziemlich stark ist.
R3's Vorschlag 10... a5 wird derselben Rübe nach 11.a3 schon wieder selbst so madig, dass sie aus dem Minus in dem sie davor noch war in ein optimistisches +0,33 umschlägt danach, nach nur einem Gegenzug! Danach bleibt sie natürlich nicht mehr bei 10... a5!?, wenn man das noch einmal zurückgeht.
Siehst du, was ich meine, Kurt, warum diese Stellung zum engine- Testen so interessant ist?
Sie ist eine dieser Eröffnungsstellungen, an denen eine Partie in der Bewertung der engines kippt, tatsächlich erhält Weiß ja auch wirklich erst hier Kompensation für den geopferten Bauern.
Du hast recht, dass man von engines derzeit nicht verlangen kann, dass sie einem das Königsgambit von sich aus als eine der besten Möglichkeiten von Zügen nach 1.e4 e5 anbieten (statistisch kommt es in der Meisterpraxis der offenen Spiele an 2.Stelle, was die Häufigkeit gleich nach Spanisch anbelangt, was natürlich nicht heißt, das es objektivierbar das Zweitbeste ist hier, man könnte sich also meinethalben auch zufrieden geben, wenn es eine engine in den 10 besten Zügen rechnete ) und das dann mit den entsprechenden Hauptabspielen, die aus der Literatur bekannt sind, belegen.

(Das ist ein typisches "ich meine das eh nicht ernst" Smilie, ich hoffe, es wird mir nicht wieder als eines zu viel missgönnt, es tippt sich einfach schneller als...)

An der Diagrammstellung hingegen scheiden sich sehr wohl die derzeit machbaren Rechen- und Bewertungsfunktionen, scheint mir.
Hier ein kleiner engine output von R3 auf Dualcore 2x3Ghz mit 1024  Mb hash, nachdem man die eine und die andere Variante ein wenig vor- und zurückgespielt hat, nach ca. 15 Minuten Rechenzeit auf 3 Varianten:



Analysis by Rybka 3 32-bitA1: (eine persistent hash Einstellung)

1. =  (-0.07): 10...b4 11.Sa4 Sf6 12.Dd3
2. =  (0.23): 10...Sf6 11.gxf4 Sg4
3. +/=  (0.26): 10...a5 11.a3 Db6 12.e5

Mit gelöschten hashtables von vorn an der Diagrammstellung angefangen, bringt übrigens nach einer Weile die der ersten von den dreien sehr ähnliche HV.
Wie gesagt, das 10... a5 kommt von der Rückwärtsanalyse nach der Variante von Thomas, die übrigens, soweit ich mich erinnere auch in einer Partie gegen Rybka vorkam, in der fortlaufenden Partie hat R3 damals 10... Sf6 gespielt, wenn ich mich nicht täusche.

Jetzt gehen wir mal entlang dieser HV ein Stück weiter, R3 hat jedesmal ein paar Minuten Zeit, bis mindestens Tiefe 15 (was ja wahrscheinlich mindestens 18 bei andern entspricht) zu rechnen und diesmal dauert es 7 Züge, bis sich die Bewertung wieder deutlich für Weiß verbessert:

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6 7. g3 c6 8. O-O Bh3
9. Rf2 b5 10. Bb3

hier siehe wieder Diagramm oben

10... b4 11. Na4 Nf6 12. Qd3 fxg3 13. hxg3 Ng4 14. Re2 Qc7 15. c3
Nd7 16. cxb4 a5 17. bxa5 *



Analysis by Rybka 3 32-bit:

17...Txa5 18.Ld2 Ta8
  =  (-0.13)   Tiefe: 6   00:00:00  2kN
17...Txa5 18.Ld2 Ta8 19.Sh2
  =  (-0.18)   Tiefe: 7   00:00:00  5kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Kh1 Sdf6
  =  (-0.03)   Tiefe: 8   00:00:00  41kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Lb4 c5 21.dxc5
  =  (0.00)   Tiefe: 9   00:00:00  67kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5
  +/=  (0.29)   Tiefe: 10   00:00:03  211kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.e6 fxe6 24.Txe6 Txe6 25.Lxe6+ Kg7 26.Sxg5 hxg5 27.Lxd7 Tf3 28.Lxg4 Txg3+ 29.Kf2
  =  (0.18)   Tiefe: 11   00:00:05  344kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.e6 fxe6 24.Txe6 Txe6 25.Lxe6+ Kg7 26.Sh2 Sxh2 27.Lxh3 Sf3+ 28.Kg2 Sxd2 29.Lxd7
  =  (0.12)   Tiefe: 12   00:00:07  517kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.e6 fxe6 24.Txe6 Txe6 25.Lxe6+ Kg7 26.Sh2 Sxh2 27.Lxh3 Sf3+ 28.Kg2 Sxd2 29.Lxd7
  =  (0.12)   Tiefe: 13   00:00:10  773kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.Te4 Tg6 24.Tce1 Sb6 25.e6
  =  (0.22)   Tiefe: 14   00:00:18  1429kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.Te4 Tg6 24.Tc3 Kg7 25.Te2 Te8 26.e6
  +/=  (0.40)   Tiefe: 15   00:00:46  3474kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.Te4 Tg6 24.Lc3 Sb6 25.Sxb6 Txb6 26.Td1 Tb7 27.Tee1 Kh7 28.Ld5
  +/=  (0.32)   Tiefe: 16   00:01:38  7587kN
17...Dxa5 18.Ld2 Da6 19.Dxa6 Txa6 20.Tc1 0-0 21.e5 dxe5 22.dxe5 c5 23.Te4 Tg6 24.Lc3 Sb6 25.Sxb6 Txb6 26.Td1 Tb7 27.Tee1 Kh7 28.Ld5
  +/=  (0.32)   Tiefe: 17   00:02:59  14092kN

Damit habe ich nicht bewiesen, dass 10.Lb3 besser ist als z.B. 10.Lf1, wollte ich auch nicht, ich will nur auf die schwankende Stellungsbeurteilung der engines in einer Stellung wie dieser hinweisen, der einen engine mehr, der anderen weniger, Fritz 11 ist einer der wenigen, der hier schon im 10. Zug Weiß vorn sieht.
Parent - By Kurt Utzinger Date 2009-03-15 20:12
Hallo Peter
Danke für diesen Beitrag. Er beweist mir auch, dass heutige Schachprogramme
vielfach noch echte Bewertungsprobleme haben, um einen materiellen Vorteil
gegen einen positionellen Vor-(Nachteil) richtig zu bewerten.
Mfg
Kurt
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-15 17:05
[quote="Thomas Hall"]Allerdings ist eine Tiefe von 20 Halbzügen
völlig unzureichend, um auch nur andeutungsweise
zu einer Bewertung eines Eröffnungszuges zu
kommen,...[/quote]Ich stelle mal eine sehr hypothetische Frage:
Wie erfolgreich könnte eigentlich ein GM sein, der von Mittelspiel, Endspiel und auch (aber auch nur!) den Prinzipien der Stellungsbeurteilung eine Ahnung hat, der aber keinerlei explizites Eröffnungswissen hat, keine erlernten Varianten?
Ich denke der würde auch so einiges an Schlagkraft verlieren. Vielleicht sogar mehr als die Engine?

Wer wollte dann schon ernsthaft mit der Engine hadern.

Benno
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-15 17:29
Hallo Benno,

Es geht hier nicht um das Auswendiglernen von
Varianten, sondern eher um den beschränkten
Horizont. Der ist nämlich auch für die Schwächen
der Engines im Endspiel verantwortlich.
Im Gegensatz zur Maschine hat der Mensch die
"bis-hier-her-und-nicht weiter"-Schranke nicht
im Kopf, sondern er kann sein Wissen auf ganz
andere Weise einsetzen als heutige Engines.

Und gerade ein GM wäre nicht GM geworden,
hätte er das nicht perfektioniert.
Übrigens soll es sogar GM's geben, die sich
nie besonders um Eröffnungstheorie gekümmert
haben, die "wußten" einfach, was zu tun ist.

Menschen denken halt, Maschinen rechnen.
Aber das soll nicht heißen, daß man die
Art und Weise dieser Berechnungen nicht
verbessern könnte. Meines Erachtens
kommt man nur durch neue Algorithmen aus
der (relativen) Stagnation des heutigen
Computerschachs hinaus.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-15 23:07
[quote="Thomas Hall"]Es geht hier nicht um das Auswendiglernen von
Varianten, sondern eher um den beschränkten
Horizont.[/quote]Ich reagierte halt auf deine Bemerkung, die sich direkt auf das Eröffnungsrepertoire bezog.
Und ich denke schon (auch wenn es manchen GM geben soll...), dass ein GM ohne seine erlerntes und reichlich vorgedachtes und voranalysiertes Repertoire ganz erheblich an Spielstärke verlieren würde. Ich vermute: nicht weniger als die Engine.

Das der Horizonteffekt trotz aller plietsch eingebauten sehr tiefen selektiven Spitzen immer noch Realität ist, bestreite ich natürlich nicht.

[quote="Thomas Hall"]Im Gegensatz zur Maschine hat der Mensch die
"bis-hier-her-und-nicht weiter"-Schranke nicht
im Kopf, sondern er kann sein Wissen auf ganz
andere Weise einsetzen als heutige Engines.[/quote]

Natürlich hat er viel mehr Wissen.
Dafür rechnet die Engine schneller.
Und in verschiedenen Stellungstypen hilft mal das eine und mal das andere weiter.

[quote="Thomas Hall"]Meines Erachtens
kommt man nur durch neue Algorithmen aus
der (relativen) Stagnation des heutigen
Computerschachs hinaus.
[/quote]

Relativ zu was 'stagniert' das Computerschach denn?
Was entwickelt sich den auf so hohem Niveau so besonders rasant viel schneller?
Ich finde die Fortschritte in den letzten 10 oder auch 20 Jahren sehr beeindruckend.
Und gerade das Erscheinen der Rybkas und besonders von Rybka3 hat doch, trotz all ihrer reichlich diskutierten Schwächen, dem Computerschach doch sehr erhebliche Impulse verschafft.

Benno
Parent - - By Michael Scheidl Date 2009-03-15 23:55
[quote="Benno Hartwig"]
Und gerade das Erscheinen der Rybkas und besonders von Rybka3 hat doch, trotz all ihrer reichlich diskutierten Schwächen, dem Computerschach doch sehr erhebliche Impulse verschafft.
[/quote]

Das sehe ich genauso... es findet eigentlich das Gegenteil von Stagnation statt. Auch sonst gab es schöne Fortschritte und neue Entwicklungen, z.B. Bitbases bzw. Shredderbases, oder auch eine ungeahnte Anzahl sehr starker Freeware-Engines die auftauchten.

"Neue Algorithmen" gibt es ja schon in Form von Rybkas Randomizer-Feature, bzw. CB. hat das etwas ausgebaut und unter der Bezeichnung Monte Carlo-Analyse mit Rybka 3 vermarktet. Persönlich kann ich wenig darüber sagen, weil mir der Randomizer (verfügbar spätestens seit Rybka 232a) zu umständlich zu benutzen ist und ich Version 3 noch nicht habe. In den Foren werden hin und wieder Monte Carlo-Ergebnisse von R3 gepostet, aber irgend etwas bemerkenswertes ist mir dabei noch nicht aufgefallen; mitunter hatte ich auch den Eindruck daß M.C. in der jeweiligen bestimmten Position zu keinen besseren Erkenntnissen führte.

Möglicherweise ist diese Funkion noch verbesserungsfähig, und/oder es fehlen noch Erfahrungen darüber, wo und wie man sie sinnvoll und effektiv einsetzt.

Auch hardwareseitig tut sich neues; Stichworte Cluster und (möglicherweise) Grafikprozessoren, deren erstaunliche Verarbeitungsleistung immer wieder zu Spekulationen anregt, ob man diese nicht für Computerschach nutzen könnte. Es geht voran.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 07:42 Edited 2009-03-16 07:44
[quote="Michael Scheidl"]"Neue Algorithmen" gibt es ja schon in Form von Rybkas Randomizer-Feature[/quote]Stimmt, soger recht viele neue Ideen bieten sich dem Benutzer direkt in der Oberfläche, oder sie finden ihren Niederschlag bei der nutzbaren Hardware.

Ich denke aber auch, dass die so große und andauernde Dominanz der Rybkas nicht herrühren kann von "weil Vas seine Engine etwas fixer machte" oder "weil die Rybka-Bewertung etwas verlässlicher arbeitet", ich denke schon, dass Vas da die Implementierung von einigen ganz neuen (vielleicht revolutionären?) Ideen gelungen ist, die diesen ja doch sehr deutlichen Schub ermöglichten. R1 hielt ja bereits mit den kommerziellen Spitzenprodukten der langjährigen Platzhirschen mit (OK, da war die starke Fruit wohl schon open source), und R2 und noch viel deutlicher R3 schuf eine echte Distanz zwischen Rybka und 'den anderen allen', die so nach und nach wenigstens wieder etwas verkleinert werden konnte. Die Konkurrenz holt auf, und ich blicke gespannt auf R4.

OK, Vas erzählt noch nicht, wodurch ganz konkret Rybka so sehr stark wurde.
Mich würde nicht wundern, wenn einige Zeit später nicht herauskäme, dass Vas da etwas neues eingefallen ist, was in der Summe an Wirksamkeit allenfalls von der alpha-beta-logik überboten wurde.
'Stagnation'? Welche Erwartungen hatte denn jemand, der Stagnation zu bemerken glaubt? Und wie kam er zu solchen Erwartungen? (Der Wunsch sollte nicht reichen.)

Benno
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 09:57
[quote="Benno Hartwig"]Mich würde nicht wundern, wenn einige Zeit später nicht herauskäme, dass Vas da etwas neues eingefallen ist, was in der Summe an Wirksamkeit allenfalls von der alpha-beta-logik überboten wurde.[/quote]Sorry, da patzte ich bei der Formulierung. Gemeint war:
Mich würde nicht wundern, wenn einige Zeit später herauskäme, dass Vas etwas Neues eingefallen ist, etwas was solch einen Schub brachte, wie er vorher allenfalls von der Einführung des alpha-beta-Festers in die ersten naiven brute-force-Algorithmen überboten wurde.
Aber vorerst wird er seine neuen Ideen wohl, wie andere vor ihm auch, verständlicherweise nicht öffentlich machen wollen.

Benno
Parent - By Michael Scheidl Date 2009-03-16 12:36
Ich glaube eigentlich nicht, daß er etwas fundamental neues erfunden hat, aber daß er vorhandene Ideen besser umgesetzt bzw. verfeinert hat. Um nur zwei Beispiele zu nennen, die mir beim Studium des Rybka 1.0-Stils aufgefallen sind: Rybka liebt (und setzt sehr effektiv ein): Zwingende Züge, auch wenn sie auf den ersten oder zweiten Blick nichts anderes einbringen als die Zugwahl des Gegners zu beschränken, und: Bauernhebel zwecks eines (möglicherweise) günstigen indirekten Abtausches. Das sind zwei ganz klare Stilelemente bei Rybka die ich in dieser Form zuvor bei keiner anderen Engine gesehen habe, und die für mich auch Elemente eines typischen "menschlichen Meisterstils" ausmachen. D.h. vielleicht wirkt sich dabei eben doch aus, daß der Programmierer gleichzeitig ein Schach-IM ist. Das ist sicher nicht das einzige; es dürfte klar sein daß er auch bei der Effektivität der Baumsuche deutliche Verbesserungen erzielt(e), und um das zu verschleiern, sich zu einer "ungewöhnlichen" Darstellung der Knotenleistung, aber auch der Rechentiefe entschloß. Einzelnen Postings zufolge soll die tatsächliche (traditionell gemessene) nominelle Rechentiefe von Rybka 2.x um 2, und die von Rybka 3 um 3 Halbzüge größer sein als die angezeigte. Einen weiteren Erfolgsfaktor machen anscheinend die von Larry Kaufmann detailliert ausgearbeiteten Materialbewertungen für verschiedene Figurenkonstellationen aus.

Der seinerzeitige Saitek-Programmierer (falls er das war?) Julio Kaplan ist auch IM, aber seine Erfolge erreichten nicht diese Dimensionen. Doch das war damals natürlich eine ganz andere Situation in punkto Hard- und Software.
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-16 12:33
[quote="Benno Hartwig"]
...
Relativ zu was 'stagniert' das Computerschach denn?
Was entwickelt sich den auf so hohem Niveau so besonders rasant viel schneller?
...
[/quote]

Hallo Benno,

In anderen Bereichen der Informatik
gibt es ein sehr viel regeres Interesse,
neue Algorithmen zu entwickeln. Wenn man
bedenkt, daß der Basis-Algorithmus heutiger
Engines, nämlich das Minimax-Verfahren,
schon 1950 von Claude Shannon
entdeckt wurde ("Programming a Computer for
Playing Chess") und das Alpha-Beta-Verfahren,
das damit arbeitet, nur ca. 12 Jahre später
auf der Bühne erschien, muss man sich fragen,
was bis zum Erscheinen von Rybka eigentlich
Bahnbrechendes auf dem Gebiet der
Schachcomputerprogrammierung geleistet wurde.

Die Fortschritte, die unbezweifelbar
stattfanden, hat man in erster Linie der
schnelleren Hardware zu verdanken, die es
erlaubt, Millionen und Milliarden leider sehr
oft sinnloser Zugkombinationen in immer
kürzerer Zeit zu durchforsten.
Der Leistungsverlust wird ja ganz deutlich,
wenn man eine Top-Engine nur auf einem
älteren Prozessor-Typ laufen läßt.

Meine Theorie ist, daß die KI-Forscher
gerade wegen des scheinbaren Erfolgs
(immerhin wurde der menschliche Weltmeister
bezwungen) die Lust am Schach verloren.
Das Ergebnis ist, daß man im Computerschach
mit Algorithmen aus der sprichwörtlichen
Computer-Steinzeit arbeitet. Wer glaubt,
der Alpha-Beta sei der Stein der Waisen,
soll nur mal versuchen, diesen auf das
GO-Spiel anzuwenden. Er wird schon sehen,
wie weit er da damit kommt.

Die Zeit ist überreif für etwas Neues.

Grüße,
Thomas.
Parent - By Michael Scheidl Date 2009-03-16 12:51
Zwischen Alpha-Beta und Rybka gab es aber doch eine Menge von Verbesserungen und Verfeinerungen (darunter beispielsweise wesentlich: Nullmove). Also ich glaube, es hat wenig Sinn nur von "Alpha-Beta" einerseits und von einer "rätselhaften" Rybka andererseits zu reden; da gabs ja jede Menge Fortschritt dazwischen.

Ich muß zugeben daß mir Deine Argumentationslinie nicht einleuchtet. Für mich sieht das so aus als ob Du alles, was zwischen Erfindung von Alpha-Beta - wann war das, um 1960 herum? - und (schließlich) Rybka stattfand, ausblendest und ignorierst. Das ist sicher nicht sachgerecht. Es gab eine ständige Kontinuität von vielen kleinen und manchmal weniger kleinen Schritten. Rybka ist weit oben weil sie auf den Schultern von Riesen steht.

Schon der Mephisto Amsterdam von 1985 war sicherlich wesentlich spielstäker als theoretisches Standard-Alpha-Beta (gemeint, auf derselben Hardware natürlich). Das ist ja völlig logisch, sonst hätte es hunderte Richard Langs gegeben deren Programme alle gleich stark gewesen wären... D.h., schon damals existierten Algos welche die Effektivität von Lehrbuch-Alpha-Beta deutlich verbesserten, aber - verständlicherweise - nicht "an die große Glocke" gehängt wurden weil Leute davon zu leben hatten. Ein Aspekt den Hyatt bis heute nicht versteht oder nicht zur Kenntnis nimmt, und Rajlich kritisiert daß dieser Betriebsgeheimnisse bewahrt. Ich denke das muß man unter "weltfremde Akademiker" einsortieren und abhaken.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 13:32
Hallo Thomas,

natürlich sind die grundlegenden Suchideen einschl alpha-beta schon vor langer Zeit gefunden worden.
OK.
Das Rückstoßprinzip ist auch schon vor langer Zeit erkannt worden.
Wollen wir deshalb die Mondlandung oder die Cassini-Mission gering schätzen?

In der Raumfahrt, und auch in der Schachprogrammierung ist sehr viel Schlaues hinzugekommen, denke ich.
Es stagnierte in beiden Bereichen nicht.

[quote="Thomas Hall"]In anderen Bereichen der Informatik
gibt es ein sehr viel regeres Interesse,
neue Algorithmen zu entwickeln. [/quote]Klar.
Andererseits ist Quicksort immer noch ein sehr gute Sortieralgorithmus
Stagniert es hier auch?
Andererseits hast du natürlich darin Recht, das es immer wieder alte schon recht gut gelöste Probleme gab, die dann plötzlich dank einer tollen Algorithmus-Idee noch schneller gelöst werden konnten.

[quote="Thomas Hall"]Die Fortschritte, die unbezweifelbar
stattfanden, hat man in erster Linie der
schnelleren Hardware zu verdanken, die es
erlaubt, Millionen und Milliarden leider sehr
oft sinnloser Zugkombinationen in immer
kürzerer Zeit zu durchforsten.[/quote]
Ich vermute, dass du hier irrst.
Aber eigentlich bietet dies die Chance einer Überprüfung.
Was ist die echte Minimalanforderung für Rybka3?
Bringen wir sie auf einem 486er (oder gar 386er) zum Laufen?
Dann nehmen wir uns eine Top-Engine jener Tage, vielleicht Fritz5.32.
Und dann kommt ein Match über diverse Partien zwischen
- Rybka mit passendem BS und GUI auf dem Museumsstück
- Fritz5.32 auf einem top-schnellen highend-Produkt unserer Tage.

Ich wäre gespannt, was dabei herauskommt.
Und ich traue Rybka den Sieg zu.


Und selbst wenn es Gleichstand gäbe, würde dies nahe legen, dass die Hardwareverbesserung und die Softwareverbesserung gleichermaßen für die Spielstärkesteigerung verantwortlich sind.

[quote="Thomas Hall"]Der Leistungsverlust wird ja ganz deutlich,
wenn man eine Top-Engine nur auf einem
älteren Prozessor-Typ laufen läßt.[/quote]Ich habe es bislang nicht deutlich genug sehen können.
Sind mal derartige Matches, wie ich sie oben beschrieb, gemacht worden?
Ich fänd da Quellen sehr interessant!

[quote="Thomas Hall"]Wer glaubt,
der Alpha-Beta sei der Stein der Waisen,
soll nur mal versuchen, diesen auf das
GO-Spiel anzuwenden. Er wird schon sehen,
wie weit er da damit kommt.[/quote]

Stimmt. Dass die Wirksamkeit vom konkreten Spiel abhängt, ist ja auch kein Geheimnis.
AFAIK zeigte alpha-beta bei Checkers andererseits noch eine weit überzeugendere Leistung als im Schach.

[quote="Thomas Hall"]Die Zeit ist überreif für etwas Neues.[/quote]
Klar. Aber ist sie das nicht immer?
OK, wenn man gerade was neues angefangen hat, was noch nicht richtig verstanden ist, dann ruft man vielleicht leiser nach Neuem.
Und an den Strukturen der ggw. Schachprogramme bastelt man nun schon eine ganze Weile.
Das Wort 'Stagnation' halte ich aber trotzdem für sehr unzutreffend.

Grüße
Benno
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 16:02 Edited 2009-03-16 16:05
[quote="Benno Hartwig"]Aber eigentlich bietet dies die Chance einer Überprüfung.
Was ist die echte Minimalanforderung für Rybka3?
Bringen wir sie auf einem 486er (oder gar 386er) zum Laufen?
Dann nehmen wir uns eine Top-Engine jener Tage, vielleicht Fritz5.32.[/quote]Da mich sowas wirklich interessiert, schieße ich noch was hinterher:

Die Prozessoren kamen laut Wikipedia in folgenden Jahren auf den Markt.
1985   80386DX
1989   80486DX
1993   Pentium I
1997   Pentium II (bin mir unsicher)
1999   Pentium III
2000   Pemtium 4

Auf welchem dieser Rechner würde man noch ein Betriebssystem und GUI installieren können, sodass Rybka3 betrieben werden kann?
Und dann müssen wir uns eine Top-Engine jenes Jahres schnappen und es ausprobieren.

Entscheidet man sich für Fritz, so gilt wohl die Jahres-Tabelle:
1991   Fritz 1
1995   Fritz 3
1996   Fritz 5
1998   Fritz 5.32 (oder kam diese Version doch früher? Bin mir unsicher)
2003   Fritz 8
2006   Fritz 10
(Hier könnten natürlich auch andere Top-Engines gewählt werden)

Und nun können wir an Paarungen denken:

z.B. Fritz 1 oder 2 auf neuester Powerhardware gegen Rybka 3 auf 486er

oder
Fritz 3 oder 4 oder 5 auf Powerhardware gegen Rybka 3 auf Pentium 1
(OK, bis dahin liefen die Oldies 16-bittig. Und ich befürchte, das wird von der heutigen Powerhardware nur stiefmütterlich behandelt. Sie würden von der Powerhardware kaum etwas spüren.)

gerechter wäre wohl:
Fritz 5.32 auf Powerhardware gegen Rybka 3 auf Pentium 2

oder vielleicht
Fritz 8 auf Powerhardware gegen Rybka 3 auf Pentium 4

Eigentlich denke ich, dass keiner dieser tapferen Fritzens eine Chance hätte.
Eher denke ich, dass sie sang und klanglos eingehen (so aus dem Bauch heraus).
Thomas (aber natürlich nicht nur Thomas!), welcher dieser Vergleiche würde nach deiner Meinung wohl für Fritz ausgehen?
Sollte meine Einschätzung stimmen, so wäre eigentlich gezeigt, dass der Fortschritt in der Hauptsache von der verbesserten Software und nur zum kleineren Teil von der Hardwarepower herrührt.

Benno
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-16 17:23
[quote="Benno Hartwig"]
...
Eigentlich denke ich, dass keiner dieser tapferen Fritzens eine Chance hätte.
Eher denke ich, dass sie sang und klanglos eingehen (so aus dem Bauch heraus).
Thomas (aber natürlich nicht nur Thomas!), welcher dieser Vergleiche würde nach deiner Meinung wohl für Fritz ausgehen?
Sollte meine Einschätzung stimmen, so wäre eigentlich gezeigt, dass der Fortschritt in der Hauptsache von der verbesserten Software und nur zum kleineren Teil von der Hardwarepower herrührt.
[/quote]

Hallo Benno,

Bei meiner Fragestellung nach den Softwarefortschritten
hatte ich Rybka ausgeschlosssen, wie du feststellen wirst,
wenn Du mein Posting genau liest.

Denn es ist durchaus möglich, daß Rybka auch auf langsamerer
Hardware einigermassen gut aussieht, in dem Sinne ist hier
natürlich ein Fortschritt zu beobachten.

Trotzdem leidet auch Rybka noch unter dem Horizonteffekt,
und was fand vorher an Softwareverbesserungen statt?

Nun ja, das ist Geschichte.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 19:06 Edited 2009-03-16 19:15
[quote="Thomas Hall"]Bei meiner Fragestellung nach den Softwarefortschritten
hatte ich Rybka ausgeschlosssen, wie du feststellen wirst,
wenn Du mein Posting genau liest.[/quote]Oh, sorry, das hatte ich überlesen.
Und so recht kann ich es auch jetzt nicht in deinen Postings finden, allenfalls ein "bis zum Erscheinen von Rybka".
Übersah ich eine andere Stelle?
Immerhin schreibst recht rigoros und ohne Einschränkung auf bestimmte Engines
"Das Ergebnis ist, daß man im Computerschach mit Algorithmen aus der sprichwörtlichen Computer-Steinzeit arbeitet."
und
"Die Zeit ist überreif für etwas Neues."
und du wirst verstehen, dass ich überzeugt war, dass du Rybka einbezogen hast.

[quote="Thomas Hall"]Denn es ist durchaus möglich, daß Rybka auch auf langsamerer
Hardware einigermassen gut aussieht, in dem Sinne ist hier
natürlich ein Fortschritt zu beobachten.
[/quote]
Darf ich daraus schließen, dass du Rybka in deine recht harrsche Kritik (Steinzeit etc.) nicht einbeziehst?
Was hältst du dann jetzt von deiner forschen These
"Die Fortschritte, die unbezweifelbar stattfanden, hat man in erster Linie der schnelleren Hardware zu verdanken"
Ich halte sie für falsch. Du inzwischen auch?
Vermutest du jetzt mit mir, dass Rybka auf alter Hardware die Top-Engines jenes Jahres auf Powerhardware schlagen würde?
Wenn 'nein': Welchem Fritz aus welchem Jahr traust du den Sieg gegen Rybka3 auf entsprechend alter Hardware zu.

Und falls du hier Rybka ausklammerst:
Es macht halt meiner Meinung nach keinen Sinn zu beklagen, dass die Software ja gar nicht so gut ist,
um im nächsten Satz nachzuschieben, dass du die besten Programme ja auch gar nicht gemeint hast.

[quote="Thomas Hall"]
Trotzdem leidet auch Rybka noch unter dem Horizonteffekt,
und was fand vorher an Softwareverbesserungen statt?
[/quote]In der aus verbesserter Suchbaumbehandlung und Stellungsbewertung resultierenden Spielstärkesteigerung vielleicht?
Natürlich währe ein ganz neuer Ansatz mit immens gesteigerter Spielstärke nett.
Auch ein Berufswechsel mit verdreifachtem Gehalt, oder ein Prozessordesign mit verzwanzigfachter Rechenpower wäre schön.
Aber allein einen Wunsch zu formulieren hilft einfach nicht weiter, besonders wenn man hinsichtlich seiner Realisierbarkeit nur spekulieren oder nicht mal das kann. 

mit der Entwicklung im Computerschach eigentlich recht zufriedene Grüße
Benno
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-16 23:50
Hallo Benno,

Wenn schnellere Hardware für Rybka keine
Rolle spielte, warum läßt das Rybka Team
sein Produkt nur auf einem superschnellen
Cluster als Gegner zu ernsthafter Konkurrenz
antreten?

Sie haben zwar im Vergleich zur Konkurrenz
Fortschritte gemacht, aber den Alpha-Beta
benutzen sie auch noch, und dessen Prinzip
ist eben nicht von gestern oder vorgestern,
sondern aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Aber kein Mensch, der die Entwicklung des
Computerschachs insbesondere VOR dem Erscheinen
Rybka's sehenden Auges verfolgt hat, kann
ernsthaft behaupten, daß die laufende
Steigerung der Prozessorgeschwindigkeit
nicht die Hauptrolle bei dem wachsenden
Erfolg der Schachprogramme insbesondere gegen
menschliche Gegner gespielt hat.

Was Engines neueren Datums auf alter Hardware
gegen alte Engines auf neuerer Hardware angeht,
da bin ich auf die Ergebnisse gespannt.
Wenn Du willst, kannst Du ja da mal ein
paar Experimente starten.

Wenn Du allerdings insgesamt mit der Entwicklung
des Computerschachs zufrieden bist, ist das Deine
Sache.

Es gibt bestimmt Leute, die das anders sehen.

Grüße,
Thomas.
Parent - By Benno Hartwig Date 2009-03-17 12:36
Hallo Thomas,

[quote="Thomas Hall"]Wenn schnellere Hardware für Rybka keine
Rolle spielte, warum läßt das Rybka Team
sein Produkt nur auf einem superschnellen
Cluster als Gegner zu ernsthafter Konkurrenz
antreten?[/quote]Du hast Recht: Diese Bemerkung von dir war so offensichtlich spaßig, dass sie keiner Zwinkersmilys bedurfte.

Trotzdem sage ich es noch mal:
Software und Hardware bringen beide eine Steigerung der Spielstärke.
Und auf WMs versucht man beides auszunutzen.
Wir diskutieren aber die Frage, was einen größeren Einfluss auf die Spielstärkesteigerung der letzten Jahre oder Jahrzehnte hatte: Dis Verbesserung der Software oder die der Hardware.

[quote="Thomas Hall"]Sie haben zwar im Vergleich zur Konkurrenz
Fortschritte gemacht, aber den Alpha-Beta
benutzen sie auch noch, und dessen Prinzip
ist eben nicht von gestern oder vorgestern,
sondern aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.[/quote]Bestreitet ja niemand. Quicksort ist sicher noch älter, und es wird heute mehr genutzt denn je.
So weiß ich nicht, was du mit solch einem Satz begründen willst.
Die Erfolge mit den aus alpha-beta entwickelten Engines finde ich beeindruckend. (musst du ja nicht. OK)

[quote="Thomas Hall"]Aber kein Mensch, der die Entwicklung des
Computerschachs insbesondere VOR dem Erscheinen
Rybka's sehenden Auges verfolgt hat, kann
ernsthaft behaupten, daß die laufende
Steigerung der Prozessorgeschwindigkeit
nicht die Hauptrolle bei dem wachsenden
Erfolg der Schachprogramme insbesondere gegen
menschliche Gegner gespielt hat.[/quote]
Ich denke, für diese gewagte These bist du uns eine Begründung, die nicht nur auf deinem Gefühl beruht, schuldig.
Ich vermute (und ich skizzierte, wie es überprüft werden könnte), dass die Softwareverbesserung einen ebenbürtigen, nein eigentlich einen größeren Einfluss auf die Spielstärkesteigerung hatte. Ich verfolge die Szene seit den 80ern.

[quote="Thomas Hall"]Was Engines neueren Datums auf alter Hardware
gegen alte Engines auf neuerer Hardware angeht,
da bin ich auf die Ergebnisse gespannt.
Wenn Du willst, kannst Du ja da mal ein
paar Experimente starten.[/quote]

Mich würde es auch interessieren.
Ich habe aber keinen Rechnerpark zur Verfügung.

Ich hatte ja einige Prozessoren aufgeführt.
Vielleicht kann man einen ersten Eindruck gewinnen, wenn man den Engines unterschiedliche Denkzeiten gibt, ohne Pondern.
Bei Rybka kann man doch auch den Anteil der genutzten CPU einstellen.
Es gibt doch irgendwo im Netz eine Tabelle der Fritzmark-Werte für verschiedene Prozessoren.
Die geben dann vielleicht einen Anhalt dafür, wenn ich z.B. auf einem Pentium4 oder einen Core Duo solch eine Begegnung auf einem Rechner simulieren möchte.

[quote="Thomas Hall"]Wenn Du allerdings insgesamt mit der Entwicklung
des Computerschachs zufrieden bist, ist das Deine
Sache.
Es gibt bestimmt Leute, die das anders sehen.[/quote]Klar. Sollen sie auch gern.

Benno
Parent - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 19:51
[quote="Thomas Hall"]Bei meiner Fragestellung nach den Softwarefortschritten
hatte ich Rybka ausgeschlosssen, wie du feststellen wirst,
wenn Du mein Posting genau liest.[/quote]
Als Ergänzung nachgefragt:
Würde nicht vielleicht auch Naum, oder auch Fritz11 oder Zappa oder Shredder die 'alten Kollegen' auf Distanz halten können?

Welche Engine auf Pentium 1 benötigen wir, um mit Fritz 5.32 auf Powerhardware gleichzuziehen

Eine Rybka ist vielleicht gar nicht notwendig.

Benno
Parent - By Kay Schoenberger Date 2009-03-16 20:46
Kleine Korrektur der Jahreszahlen:

1991   Fritz 1
1992   Fritz 2
1994   Fritz 3
1995   Fritz 4
1997   Fritz 5
1998   Fritz 5.32
1999   Fritz 6
2000   Deep Fritz
2001   Fritz 7
2002   Deep Fritz 7 & Fritz 8
2003   Deep Fritz 8
2004   Fritz 8 Bilbao
2005   Fritz 9
2006   Fritz 10 & Deep Fritz 10
2007   Fritz 11
2008   Deep Fritz 11
Parent - - By Michael Scheidl Date 2009-03-15 18:15
[quote="Thomas Hall"]
Allerdings ist eine Tiefe von 20 Halbzügen
völlig unzureichend, um auch nur andeutungsweise
zu einer Bewertung eines Eröffnungszuges zu
kommen,[/quote]

Das kann nicht allgemeingültig sein, sondern trifft wohl nur auf besonders schwierige (scharf zugespitze, sehr dynamische, etc.etc.) Positionen bzw. Züge zu. Nicht jeder Eröffnungszug ist dermaßen genial daß er eine solche "mächtige" tiefe Analyse erfordert. Weiters kommen ja zu einer bestimmten Rechentiefe x stets diverse, oft tiefe Extensions hinzu, die bekanntlich heutzutage bei den guten Engines sehr effektiv sind.

Aber vor allem: Welche Bedeutung haben diese Überlegungen für eine praktische Analyse, mit Engines, in einer konkreten Stellung? Wenn es nicht darum geht Engines zu testen - quasi mit der Frage, was würden diese in einer Partie ziehen? - sondern darum tatsächlich die möglichen Fortsetzungen auszuloten und zu ergründen, so wird man ja manuell selber Varianten eingeben, in diese "hineingehen", wieder zurück usw.usf. sodaß durch die Hashtables bzw. Hashlernen eine virtuelle Suchtiefe entsteht:

Damit ist gemeint, zurück in der Anfangsstellung der Analyse verfügt die Engine dann über Bewertungsinformationen zu weit voraus liegenden Stellungen, die sie z.B. während der interaktiven Analyse 15 Halbzüge weiter vorne gewonnen hat, aber dort eventuell auch 15 Halbzüge tief rechnete. D.h. in diesem Beispiel kehrt die Engine mit Rechenergebnissen von zusammen 15+15 = 30(!) Halbzügen effektiver Tiefe, plus Extensions, in die urprüngliche Position zurück.

Somit verschwimmen Grenzen, und 10 Minuten gezielte interaktive Analyse sind u.U. effektiver als 10 Stunden primitives "Vorwärtsrechnen" in der fraglichen Stellung...
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-15 21:17
Hallo Michael,

Ich will ja nicht bestreiten, daß heutige
Engines auch schon mal, und vielleicht ziemlich
oft, brauchbare Eröffnungszüge auch ohne eine
stundenlange Analyse finden, aber man kann
da nicht sicher sein, vor allem wenn man
auf ein perfektes Ergebnis hofft.

Und was die interaktive Analyse angeht,
natürlich ist das genauer, denn der Horizont-
effekt kann durch Ausnutzung der Hashtabellen
abgemildert werden. Aber auch dann ist er nicht
völlig verschwunden.

Wir werden sehen, was die Zukunft bringen wird.
Der Alpha-Beta-Algorithmus wird irgendwann
veraltet sein, da bin ich mir sicher.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Martin Hander Date 2009-03-16 00:19
[quote="Thomas Hall"]
vor allem wenn man auf ein perfektes Ergebnis hofft.
[/quote]

Wie definierst du ein perfektes Ergebnis?

Das perfekte Ergebnis ist schließlich bei jeder Stellung bzw. jedem Zug entweder 0.0 (Remis) oder Matt in n Zügen,
was aber jede Engine bis auf weiteres überfordern dürfte.

Also müßte der Computer ausrechen, welche Züge für bestimmte Spieler (z.b. Großmeister oder Vereinsspieler)
die größten Gewinnchancen eröffnen, wie soll er das machen?

Gruß
Martin
Parent - - By Benno Hartwig Date 2009-03-16 10:08 Edited 2009-03-16 10:15
[quote="Martin Hander"]Wie definierst du ein perfektes Ergebnis?...
Das perfekte Ergebnis ist schließlich bei jeder Stellung bzw. jedem Zug entweder 0.0 (Remis) oder Matt in n Zügen,
was aber jede Engine bis auf weiteres überfordern dürfte.[/quote]Von einer perfekt spielenden Engine möchte ich noch mehr erwarten!
In Stellungen, die sie als remis erkennt, sollte sie unbedingt Stellungen anstreben, bei der sie die Fehlerwahrscheinlichkeit für den Gegner als möglichst hoch einschätzt, sodass sie so doch noch mit seiner freundlichen Mirarbeit einen Gewinn erreichen kann.
Bisweilen hat eine Partei eine bessere Stellung (vielleicht 'deutlich besser', vielleicht 'beinahe schon ein Gewinn').
Und wenn die Engine dann dank der Erkenntnis 'Sieg ist nicht erzwingbar' irgendeinen Zug macht, der eben weiter 'remis' bedeutet, und aber diesen Vorteil verschenkt, finde ich das unbefriedigend.

Ich befürchte, dass bei der Nutzung der Tablebases derartige Probleme heute durchaus vorkommen.
Liege ich da richtig?
Die Engine verzichtet auf quälende, fehlerprovozierende Züge, weil ja doch alles nur remis ist?
Sie gibt vielleicht freiwillig den Mehrbauern her, weil sie den Sieg eh nicht erzwingen kann.
Perfekt finde ich dieses Vorgehen nicht.

Benno

PS:
Auch wenn die perfekte Engine mit einer Verluststellung beginnen soll, wäre zu überlegen, was das perfekte Verhalten wäre.
Angenommen, sie erkennt, dass sie in 100 Zügen mattgesetzt werden kann.
Und sie erkennt auch, dass sie Stellungen erzwingen kann, über die sie sogar in 95 Zügen mattgesetzt werden kann, was dann aber ein äußerst genaues und kompliziertes Spiel des Gegners erfordert. Dass dieser bei kleinen Ungenauigkeiten das Spiel aber leicht zum remis gleiten lassen würde.
Was wäre dann der 'perfekte Zug der Engine? Der 'matt in 100'- oder der 'matt in 95'-Zug?
Parent - By Michael Scheidl Date 2009-03-16 13:45
[quote="Benno Hartwig"]
Liege ich da richtig?
[/quote]

Jawohl, absolut richtig. Was trotz "theoretisch" gleichwertiger Züge für einen Menschen, daß heißt für einen Gegner mit eng begrenzter Rechenkraft bzw. -Tiefe, fehlerträchtig ist, wird von Engines durchwegs nicht verstanden bzw. ignoriert. Es mag seltene, exotische Ausnahmen geben, die aber nicht weithin bekannt oder veraltet sind, möglicherweise zum Beispiel das sehr interessante Prgoramm Chess System Tal. Ich hatte sowohl die DOS- als auch die Windows-Version. Würde dieses Programm als UCI-Engine wiederauferstehen, wäre ihm der Erfolg gewiss. Leider gibt es dafür keinerlei Hoffnung.
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-03-16 17:57
Hallo Martin,

Wenn ich hier von einem "perfekten Ergebnis" sprach,
meinte ich das eher aus der Sicht der Anwender, die
mit ihere Engine analysieren. Sie hoffen natürlich immer
auf "das Beste", aber natürlich ist das heutzutage noch
Utopisch, ansonsten wäre Schach ja schon gelöst.
Eine weitere Schlussfolgerung ist, daß man als Anwender
den Analyseergebnissen der Engines möglichst kritisch
gegenüberstehen sollte, besonders in den Phasen,
in denen diese sowieso Probleme haben, nämlich
unbekannte Eröffnungsvarianten und manche Endspiele.

Engines könnten allerdings das perfekte Spiel
der Endspieldatenbanken besser nützen, da
stimme ich Benno zu. Aber dazu gehört einiges,
denn zuerstmal muss man den Engines "beibringen",
was menschliche Schwächen sind und wie man
diese beim Spielen zum Vorschein bringt.
Keine leichte Aufgabe.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Michael Scheidl Date 2009-03-17 02:10
Engines haben keinen blassen Schimmer davon, was menschliche Schwächen sind, denn konzeptionell spielen sie in ihrer Vorausberechnung immer nur gegen sich selbst! - Und das ist gut so.
Parent - By Benno Hartwig Date 2009-03-17 13:26
[quote="Michael Scheidl"]Engines haben keinen blassen Schimmer davon, was menschliche Schwächen sind, denn konzeptionell spielen sie in ihrer Vorausberechnung immer nur gegen sich selbst! - Und das ist gut so.[/quote]Trotzdem könnten sie sicher so programmiert werden, dass sie erkennen, dass ein Gewinnweg z.B. über eine Phase geht, in der vordergründig (das kann hier 'massiver Materialnachteil über sehr viele Züge' sein) ein scheinbarer Nachteil besteht. Solch eine Weg kann dann als 'für Menschen schwer bewertbar' klassifiziuert werden. Die Engine könnte auch versuchen zu erkennen, ob vielleicht sehr viele Wege zum Sieg führen oder ob in einer Stellung nur ein ruhiger Zug zum Sieg führt, während sehr viele andere Verlust bringen. Und sie könnte den menschlichen Gegner gezielt in solche Stellungen zu bringen versuchen.

Solche Dinge könnten sicher programmiert werden. Dafür benötigen Engines eben keinen 'Schimmer von den menschlichen Schwächen'. Sie würden der Engine ggf. aber doch  zusätzliche Erfolge eben dank 'Ausnutzung der Menschlichen Schwächen' bringen.

Letztlich ist das alte Prinzip der Schachprogrammierer 'vermeide ruhige und suche dynamische Schlagabtauschstellungen' auch schon in dieser Art. Diese Stellungen sind ja nicht wirklich besser. Der Entwickler hofft nur, dass seine Engene sie vglw. gut abwickelt.

Benno
Parent - - By Karl-Heinz Milaster Date 2009-03-17 20:43
[quote="Thomas Hall"]Das liegt sowohl am Horizonteffekt als auch an
der Notwendigkeit, in der Bewertungsfunktion
statische und dynamische Stellungseigenschaften auf
eine Zahl abbilden zu müssen.[/quote]

Wenn es eine Bewertungsfunktion gibt, die den Horizonteffekt verhindert, braucht man keinen Suchbaum.
Nach e2-e4  meldet sie dann entweder gewonnen, verloren oder remis.
Game over.
Allerdings wird es eine solche Bewertungsfunktion - zumindest bis zum nächsten Urknall - nicht geben.

Gruss,
khm
Parent - By Benno Hartwig Date 2009-03-18 14:15
[quote="Karl-Heinz Milaster"]Wenn es eine Bewertungsfunktion gibt, die den Horizonteffekt verhindert, braucht man keinen Suchbaum.
Nach e2-e4  meldet sie dann entweder gewonnen, verloren oder remis.
Game over.
Allerdings wird es eine solche Bewertungsfunktion - zumindest bis zum nächsten Urknall - nicht geben.[/quote]
Bedeutet dies, dass es deiner Meinung nach auch in einigen tausend Jahren (in denen sich die Menschheit bitte nett weiterentwickeln möge!) nicht die sichere Erkenntnis geben wird, ob e2-e4 eine gewonnen, remis- oder verlorene Stellung gibt?
Mutig!

Benno
(Ohne einen Schimmer von der Realisierung des 'Wie'
und ohne den Beweis antreten zu müssen
mutmaße ich dies aber hoffnungsfroh einfach mal doch!)
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