Guenter Stertenbrink schrieb:
Hash - das ist m.E. Erinnern und nicht Lernen.
So wie Eroeffnungsbuch und Endspieldatenbank.
Lernen -im AI-Sinne- ist es erst, wenn allgemeine Muster
erkannt und zugeordnet werden.
Das Tolle am Mustererkennen ist, dass es so klingt, als wüsste man erstens, worin das Muster besteht, wüsste zweitens, wie und ob überhaupt die Engine es erkennt und drittens, als wüsste man als Mensch an und für sich und erst recht als Enginebediener im Sonderfall Schach, wüsste man also wenigstens, wie man selbst so ein "Muster" erkennt.
Tatsächlich wusste ja bekanntlich schon seinerzeit nicht einmal Botwinnik, wie Botwinnik denkt.
Tatsächlich hat man von alledem keine Ahnung, will's (weil's ja jetzt "künstlich" ist, hurra!) auch gar nicht mehr wissen und verstehen (wenn man's je wollte im Schach und nicht ohnehin schon immer lieber die Engine allein hat spielen lassen, um zum Schluss nur die ganzen und die halben Punkte zu zählen und Statistiken und Elo daraus zu machen), man hat ja einen Stempel, noch besser gleich mehrere:
"Intelligenz"
"künstlich"
"Muster"
"erkennen"
und
"Lernfähigkeit".
Deine Unterscheidung zwischen Lernen und Erinnern finde ich ausgesprochen sophisticated, wenn die Stempel, die man "allgemein gültig" Kritikern und anderen Unwissenden aufs Aug drücken kann, nicht mehr ausreichen, erfindet man selbst noch ein paar dazu.
Für mich ist Erinnern, wenn man denn überhaupt bei menschlich so stark emotional besetzten Begriffen bleiben will, unbedingte Voraussetzung für irgendetwas wie Lernen, wo das eine anfängt und das andere aufhört, würde ich mir, gerade bei Maschinen und gerade bei solchen wie denen, die sich alles selber beibringen, zu definieren echt schwer tun.
Und wer sagt, dass schachliche Erkenntnisse, die sich bewährt haben (im Spiel nämlich, um das es geht), in Datenbanken abgespeichert und von dort jederzeit auf Knopfdruck wieder abrufbar, kein Lernerfolg sind?
Ob die Engine eine gute Eröffnung spielt, weil sie ein Muster erkannt hat oder das vielleicht auch nur irrtümlich angenommen hat, oder ob sie es aus einem Buch ausspielt, macht für den Erfolg einfach keinerlei Unterschied, wenn es sich um denselben guten oder schlechten Zug handelt.
Die tbs sind erst recht ein Extrembeispiel für die Sinnlosigkeit von komplizierten Lern- und Rechenprozessen, ich weiß aus der 7Steiner- Datenbank, dass eine Stellung bei optimaler Abwicklung noch genau 50 Züge bis zum Matt hat, und wieviel mehr oder weniger es werden, wenn ich diesen oder jenen suboptimalen Zug für die eine oder andere Seite mache.
So what, ist das Einzige, was mir da noch zu der Frage einfällt, ob AB- Engines mit oder ohne Hashlernen oder NN- Engines mit oder ohne Mustererkennung zufällig oder weil sie's wirklich berechnen können, in welcher Zeit auch immer ähnlich exakte Auskünfte über die jeweilige Stellung geben?
Es ist einfach wurscht, Wissen ist Matt, egal woher's kommt.
Darf ich mal wieder versuchen bei der Gelegenheit, wenn es um ganz allgemeine hehre Erkenntnisse, Intelligenz und andere moderne Wunderdinge geht von unheimlichem Gesamtnutzen für das Fortbestehen des Planeten und seinen eventuell darauf doch auch noch ein Weile erhaltbaren Lebensformen, in Erinnerung zu rufen, dass es sich um ein Spiel handelt, nicht mehr und nicht weniger, wenn auch und wahrscheinlich gerade deshalb zeitweise so übertrieben hochstilisiert zu allgemeiner "Intelligenzleistung", weil es eine jahrhundertealte Tradition hat.
Dieses Spiel entwickelt sich, insbesondere in seiner Speerspitze der wissenschaftlichen und sportlichen Anwendung davon, dem Fernschach, schon ein paar Jahre lang ziemlich hartnäckig zum Remistod hin weiter und vermutlich bald zu einem mehr oder weniger endgültigen Ende, wenn man nichts an den Regeln ändert, was die Frage angeht, soll Weiß noch auf den ganzen Punkt spielen, wenn man weiß, Schwarz kann sicher Remis halten, wenn das alles ist, was Schwarz will?
Wen wird es dann noch kratzen, ob man das Remis aus dem neuronalen Netz, dem gut gefüllten Hash einer AB- Engine oder aus den Datenbanken bereits bald nach den ersten Zügen kennt?
Die AI der Zukunft, WOPR, hat das alles ja in der Utopie, um die es in der ganzen AI- Debatte nach wie vor hauptsächlich geht, (was wäre, wenn die Maschinen wirklich mal...) längst ausgerechnet und endgültig evaluiert:
„A strange game. The only winning move is not to play."