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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Lesetipps für Schachfreunde
- - By Micha Wehrmann Date 2018-05-19 13:12 Upvotes 1
Im Februar 2018 nannte Frank Quisinsky Schachbücher, die im gefielen.
Seine Idee greife ich gern auf. 

Für alle Schachfreunde, die gern in gedruckten Büchern schmökern - 
hier meine Empfehlungen:

WER ENDLICH DIE 1500 (1700?) HINTER SICH LASSEN WILL
sollte unbedingt durcharbeiten:

1) Dan Heisman:
A Guide to Chess Improvement

Der Amerikaner Heisman mag nur ein 'National Master' sein. Er lebt aber davon,
Amateure schachlich voran zu bringen; andernfalls bleiben die Kunden weg.
Daher kennt er ihre Schwächen und Marotten genau - und er weiß Abhilfe!
Das Buch kann ich auch Trainern sehr empfehlen. Leider nur auf Englisch erhältlich.

2) Wer den "Guide to Improvement" verinnerlicht und die 1500 geknackt hat,
aber immer noch reichlich Punkte verschenkt, weil er zu viel übersieht, den drillt Heisman gezielt:
Dan Heisman:
Is Your Move Safe?

2016 erschienen; über 150 Aufgaben, sehr praxisnah.
Die Lösungen werden ausführlich erläutert; natürlich PC-geprüft, wie bei Heisman üblich.

ERÖFFNUNG

Wer schnellen wie kompakten Überblick über alle(!) Eröffnungen sucht:
Paul van der Sterren:
FCO / Fundamental Chess Openings

Wer ein komplettes Repertoire sucht - mit Weiß wie mit Schwarz:
Larry Kaufman:
The Kaufman Repertoire for Black and White

Das Buch ist klar besser als einige Rezensenten meinen.
Kaufman (Komodo) gibt sich viel Mühe, auch die Pläne hinter seinen Eröffnungsideen zu skizzieren.

Gerade von mir halbwegs durchgearbeitet, weil mich (mit Schwarz) das London-System zunehmend nervt:
Kiril Georgiev:
Fighting the London System (Juli 2017)

Georgiev rüstet die schwarze Seite kernig auf gegen Holmes & De Prado [The Agile London System], gegen Sedlak [Winning with the Modern London System] und andere.

TAKTIK

Wer wie ich meint, dass die meisten Amateurpartien taktisch entschieden werden -
und nun lernen will, wie eine Stellung systematisch und ruckzuck auf taktische Motive abgeklopft wird:

Emmanuel Neiman:
Tune Your Chess Tactics Antenna

AUFGABEN, QUER BEET

Für Schachfreunde, die sich täglich in Bahn oder Bus langweilen  -  oder vor dem Einschlafen
Ray Cheng:
Practical Chess Exercises

600 Aufgaben aus allen Bereichen, nicht nur Taktik.
Cheng gibt keinerlei Hinweise, mal abgesehen davon, wer zieht. Hier geht es zu wie im richtigen Turnierleben.
Ich fand beim Nachprüfen mit dem PC nicht einen Fehler. Das Taschenbuch ist preiswert und handlich.

Wer sich zu höheren Schachweihen berufen fühlt und ans Limit will,
oder wer Kompaktes sucht für die ersten Monate auf der einsamen Insel,
auch gut für jene, die im Urlaub mit einem dünnen Paperback dicke Bretter bohren wollen:

Artur Yusupov:
Revision & Exam 1

Yusupov / Jussupow setzt dem Leser zu allen 72 Themen, die er in seinen ersten drei "Tigersprung"-Bänden unterrichtet hat,
jeweils 6 Aufgaben vor. Das ist ein Test. 72 x 6 = 432 Aufgaben.
Die deutsche Ausgabe erschien zuerst. Sie ist gebunden, daher dicker und wohl auch teurer als die englische.

Bleiben wir bei guter URLAUBSLEKTÜRE

Wem die Russische Schachschule im Stile Jussupows zu hart ist,
wer im Urlaub auch gut unterhalten werden will, von der Eröffnung bis zum Endspiel,
vom großmeisterlichen Blackout bis zur filigranen Studie -
und alles in nur einem Buch mitnehmen will nach Rügen oder Rio:

Viktor Moskalenko:
Training with Moska - Practical Chess Exercises: Tactics, Strategy, Endgames.

Das Paperback ist inhaltlich wie grafisch eine originelle Mischung aus Moskalenkos Trainer-Nähkästchen.
Anfangs störte mich, dass er alle paar Seiten auf eines seiner anderen Bücher hinweist.
Die eingestreuten Fotos einiger Spieler lockern die "Exercises" auf. Die pfiffigen Symbole neben der Notation [u. a. Trick, Puzzle, Weapon, Keep in Mind] finde ich sehr motivierend.

So viel für heute.

Wenn Ihr interessiert seid, setze ich den Artikel gern fort.
Zum Beispiel mit Lesetipps zur Schach- und WM-Geschichte, zur Psychologie im Schach
und allgemein zu Neuerscheinungen aus 2017-18, die mir gefielen - oder nicht.

Fragen zu den Büchern sind natürlich willkommen.

Micha Wehrmann
Parent - - By Michael Scheidl Date 2018-05-19 18:29
Meine Sammlung war: http://members.aon.at/computerschach/museum/litlist.htm

Besonders empfohlen: Die in rot geschriebenen - vermutlich vorwiegend vergriffen...

(Die Lektüre all dessen hat mich aber zu keinem besonders guten Schachspieler gemacht, also da dürften andere Faktoren wichtiger sein.)
Parent - By Frank Quisinsky Date 2018-05-19 19:12
Hallo Ihr Beiden,

toller Beitrag von Micha und in der Sammlung von Michael gehe ich die Tage in Ruhe spionieren.

Habe mich von vielen Schachbüchern getrennt und sehr viele neu erworben bzw. ältere beliebte noch über ebay erhalten.
3 Monate Optimierung meiner Bibi und nun geht es ans lesen.

Vorher werde ich mich mit den Tipps befassen.

Viele Grüße
Frank

PS: Das Buch von Larry Kaufmann habe ich mehrfach gelesen und teils auch analysiert.
Konnte 12 Stellungen die ich sonst nirgends gefunden habe für FEOBOS einsetzen.
Finde das Buch von Larry sehr gut bzw. das enthaltene Material ist meines Erachtens überlegt zusammen gestellt.

Andere Tipps von Micha fand ich auch gut, ein paar andere Bücher kenne ich nicht.
Wie gesagt, vielen DANK und Euch ein schönes Wochenende.
Parent - By Frank Quisinsky Date 2018-05-20 07:29 Edited 2018-05-20 07:44
Hi Micha,

was ich gut finde sich Übersichten, lesbare oder auch nachschlagbare.

- lesbare z. B. "Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften

Nachschlagbare z. B. die beiden neuen Bücher:
- Chess Handbook "Book for Arbiters"
- Chess International Titleholders 1950 - 2016

Ältere z. B.:
- Meyers Schachlexikon
- Schach Kalender von Edition Marco (mir fehlt leider noch der erste von 1984)

Die 15 Testbücher zu verschiedenen Themen wie Schachtaktik sind einfach nur geil.
Hier fehlen mir noch 5 ... so nach und nach!

Persönlich interessieen mich Eröffnungsübersichten.
Denke meine Sammlung zu diesem Themenkomplex ist gigantisch.
Auch Keene schrieb gute Bücher bzw. sind auch ältere Theorienachschlagewerke sehr aufschlussreich.
Vieles kommt immer wieder in Mode und oftmals begeistern die "vergessenen Varianten".

Seltene Bücher die wichtiges erklären sind spannend.

- Lauterbach, Alles über das Schachturnier
- Glenz, Das ELO System und DWZ-Verfahren
- Schubart Nöttger, Turnierleiterhandbuch
- Schachlehre und Schachtraining von Ernst und Uwe Bönsch

Wie gesagt die Geschichte des Schachs immer wieder ...
Die ganzen Bände von Wieteck, Humbold Verlag bietet viel an.

Pfleger hat einen schönen Stil anschaulich zu erklären und schreibt ganz tolle Bücher.

Wichtig für meine Schachbibi sind also solche Dinge.
Kombiniert mit sonstigen Schachgeschichten, Romanen, Erzählungen, Tatsachenberichten und persönliches von GMs und natürlich den reinen Lern-Büchern über Strategie, Taktik. Die Bücher von Dworetsky, Jussopow und auch Karsten Müller sind super.

Wo meine Sammlung schwach ist:
- Sammlung von Stellungen, ein paar hast Du erwähnt.

Eine Schachbibi sollte alles beinhalten um schnell mal etwas nachschlagen zu können.

- Schachspychologie
- Schachcomputer (gab ein paar gute)
- sonstiges wie Expedition in die Schachwelt von Hesse oder vom Rhein nach Sao Paulo. Der Falken Verlag hat ein paar schöne wie die zu den Karpow - Kasparow Matches, den Fernsehturnieren. Dann natürlich zu den Altmeistern Nimzowitsch, Alejchin, Capablanca etc. Daniel King hat sehr schöne Sachen geschrieben oder ganz ausgeflipptes ... der Elo Schädling, Tatwaffe Springer, Remis bitte.

Mein Lieblingsbuch:
Der KGB setzt Matt.

Nicht fehlen dürfen meine bestimmt mittlerweile 25 Bücher zu Skandinavisch, ist klar.

So baute ich meine Sammlung auf und erfreue mich daran.

Gruß
Frank

Hat noch jemand alte kostenlose Computerschach Kataloge?
Im Moment sammle ich die, viele helfen mir dabei die mal komplett zu bekommen.
Denke so 80% sollte ich schon haben, will die mal zu Büchern binden lassen.
Oftmals haben die Verkäufer vom Kaufhof, Horten die dummen Preise reingekritzelt, Mensch Leute ... male doch zu Hause auch nicht auf den Wänden rum. Obwohl, so vergesse ich nichts mehr, wäre eine Idee!
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2018-05-20 12:25
Dunnington, Jacob: Can you be a Positional Chess Genius

Kennst Du dieses Buch?
Haben schon drei mir zuverlässige Quellen als Geheimtipp dargestellt?

Gerade wieder in ebay gesehen.
Überlege dann immer ob ich das kaufen sollte oder nicht.
Meine sonst würde ich das nie erfahren!
Parent - - By Micha Wehrmann Date 2018-05-20 16:14
Hallo Frank,

ich kenne Angus Dunningtons "Can You be a Positional Chess Genius?" (2002).

STÄRKEN
- Für jede Aufgabe gibt es Punkte, max. 15.
- Wer nicht weiter weiß, bekommt Tipps ("Ask a Grandmaster"), das kostet aber Punkte.
- Die Texte zu den Aufgaben sind in ungewöhnlich großer Schrift gesetzt, daher für Leser mit Sehschwäche besonders geeignet

SCHWÄCHEN
- Es gibt kein Register der erwähnten Partien, Spieler, Eröffnungen
- Lehrreich wäre gewesen, wenigstens im Partiekopf die Eröffnung zu nennen, aus der die Teststellung enstand
- Dunnington hat mutmaßlich viele Kommentare, Analysen und Zugbewertungen von anderen übernommen (Informator usw.) -
  wie das bei so vielen Autoren üblich ist.

Ich beschäftigte mich mit dem dünnen Paperback (144 Seiten) während eines Urlaub.
Hier eine 5-Punkte-Aufgabe, die mir aufstieß:
Test 10, Puzzle 3: Kotov-Botvinnik, USSR Ch 1941, Schwarz zieht

r3r1k1/pp1q1pp1/2nbbn1p/3p4/1P1P1P2/PQNB3P/3BN1P1/R4RK1 b - - 0 1
[vielleicht kann jemand das Diagramm einfügen]

Botwinnik setzte mit 1..Lf5 fort und gewann später die Partie.
Prompt gibt Dunnington ein '!'. Er will und kommentiert nur diesen Zug.

Meine Lösung war der Opfereinschlag 1..Lxh3! Ich halte ihn für besser als den Textzug.
Nach 2.gh3?
(das scharfe 2.Sxd5! hilft auch nicht nach 2..Sxd5 3.Dxd5 Le6 4.De4 g6 -+)
Dxh3 3.Sd1 Dg4+ 4.Kf2 Txe2!! 5.Le2 Se4+ 6.Ke1 Dxe2! 7.KxD Sxd4+  -+

Die Partie ging nach 1..Lf5 weiter mit
2.Dc2 Le4 3.b5 Lxd3 4.Dxd3 Sa5 5.Sg3 Sc4 6.Lc1 Tac8 ...  (0-1)

Du magst sicher selber analysieren, wo allein in diesen sechs Zügen Kotov ungenau spielte.
Dunnington kommentierte diese Ungenauigkeiten nicht.

Ein anderes Beispiel ist Oll-Hodgson, Groningen 1993 (Test 1, Puzzle 13).
Schwarz zieht, der Leser kann die vollen 15 Punkte gewinnen:

3r2k1/5pp1/2QBp3/pp1nP3/8/3q2P1/PP5P/K1R5 b - - 0 34

Diese Partie wurde unter anderem kommentiert von
1)  Hodgson im Informator 59/234
2)  Dunnington im hier diskutierten Buch
3)  Gallagher 2006, 33 („101 Angriffsideen im Schach“)

Alle drei feiern Hodgsons Fortsetzung 34..Kh7 mit zwei Ausrufezeichen.
Dunnington kommentiert den Königszug als „the magic move“.
Wenn der Leser auch das folgende Turmmanöver ..Th8-h5-f5 spielt, kriegt er die maximalen 15 Punkte.

Nach meiner Analyse ist das ruhige 34..b4 stärker, aber auch hier sehe ich Schwarz nicht auf Gewinn.

Hodgson gewann die Partie schließlich, weil Oll ihm mit ein paar schwachen Zügen half.
Solche Züge als „schwach“, „ungenau“ oder  „fehlerhaft“ zu kommentieren "vergessen" die meisten siegreichen Kommentatoren.
John Nunn nennt das „Kommentieren auf Ergebnis“.

FAZIT
Sicher kannst du aus Dunningtons „Puzzles“ viel lernen.
Sei dir dabei stets bewusst, dass seine Lösungen tiefer Analyse am Brett wie mit dem PC nicht immer standhalten.

AUSBLICK
Wenn du nun fragst, ob ich eine Aufgabensammlung zu Strategie und Positionsspiel kenne,
die (mutmaßlich) weniger solche Schwächen hat:
Emmanuel Bricard (2018): Strategic Chess Exercises

Das Buch ist erst vor kurzem erschienen, bei den günstigen englischen Buchversendern BookDepository und Wordery noch nicht lieferbar.
Daher kenne ich nur die rund 20 Seiten Leseprobe, siehe New In Chess.

"Der Bricard“ wird mein nächstes Übungsbuch zur Strategie.

Micha
Parent - By Frank Quisinsky Date 2018-05-20 17:26
Hallo Micha,

wow, was soll ich sagen.
Super Informationen!!

Emmanuel Bricard (2018): Strategic Chess Exercises
Habe ich jetzt auf dem Schirm.

Schaue mir gleich die EPDs an.

Vielen, vielen DANK
Sehr guter Beitrag!!

Frank
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