Hallo Herr Professor!
Ingo Althöfer schrieb:
Die menschlichen Go-Spieler und Programmierer müssen erst noch
Wege finden, die Entscheidungsprozesse von AlphaGo nachvollziehbar
zu machen.
Wobei ich noch einmal zu der Frage zurück kommen möchte: nachvollziehbar für wen?
Aus der Psychologie dazu das Windhundbeispiel: Hase darf nicht soo schnell sein, dass er beim Hund aus der Erreichbarkeits- Vorstellung fällt, weil sich kluger Hund dann lieber einen langsameren Hasen sucht.
Bei mir haben z.B. GO- Lehrer, menschlicher oder maschineller Art, schon beim Erklären dessen schwere Aufgaben, was Spieler, die überhaupt irgendwelche Kyu oder Dan- Grade haben, spielen.
Wenn jetzt die besten GO- Spieler von AlphaGo reihenweise weggeputzt werden, verstehen selbst die während des Spiels offenbar auch nicht mehr gut genug, was AlphaGo spielt, man wird also gar nicht versuchen müssen, es mir zu erklären.
Ein Lehr- und Lernwerkzeug bräuchte aber an und für sich nur zweierlei, finde ich: eine sprachliche Darstellung der Regeln und ihrer Anwendung auf bestimmte Stellungen, das sollte für Google kein großes Problem sein, wenn Jeopardy keines mehr ist, und eine graphische Darstellung von Zügen in einem Evalranking zueinander, um bis zu einer bestimmten Suchtiefe zeigen zu können, dass das Programm diesen für besser hält als jenen.
Das Verstehen von derlei dann ist ohnehin wohl auch eine Frage vom subjektiven menschlichen Gefühl "ich habe verstanden", das ja bekanntlich für den jeweiligen Anlassfall und die einzelne Person sehr anlassflexibel gehandhabt wird.

Das Problem wird wohl so wie im Schach die Eval von Stellungen sein, die (zumindest für den menschlichen Horizont) noch nicht forciert gewonnen oder verloren sind.
Was ich nur so ein bisschen vom GO erschnuppert habe bisher, scheint mir dieser Horizont noch viel weiter zu sein als beim Schach, nämlich in der Relation von dem, was planbar wäre zu dem, was berechenbar ist. So gesehen kann ich mir gut vorstellen, dass der Mensch noch früher als beim Schach gegen die Maschine abstinken muss unter Zeitdruck.
Vielleicht stellt sich beim GO einfach auch jetzt erst heraus, dass es ebenso viel weniger das große Strategiespiel ist, das sich der menschliche Verstand immer darunter vorgestellt hat, als viel mehr eine Rechenaufgabe.
Und erst, seit die riesigen Datenmengen für die Maschine beherrschbarer werden, die es dabei zu beherrschein gilt, zeigt sich das in der praktischen Anwendung.
Der Umschlag von Quantität zu Qualität mal wieder, wobei wir vollends bei dem eigentlichen Thema des Interviews wären, wie weit kann und darf versucht werden, die Welt in Zahlen allein abzubilden.
Wenn sich aber schon die Physiker und die Mathematiker darüber ihre Zweifel machen, sind wir ja vielleicht ohnehin auch schon wieder auf einem besseren Weg als noch vor Kurzem.