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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Man vs Machine, Alte Zeiten (07)
- By Kurt Utzinger Date 2016-08-03 18:40
Liebe Schachfreunde

Gerne beschäftige ich mich mit den alten Zeiten des Computerschachs.
Und für Interessierte lasse ich das hier etwas aufleben. Gut in Erinnerung
geblieben sind mir die Einsätze von Schachcomputern an unseren internen
Klub-Turnieren. Machen wir also eine Reise zu diesen alten Partien, die ich
alle kommentiert habe.

Hier die 7. Partie von Mephisto Amsterdam 16bit im Klub-Turnier 1986
1. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=102282#pid102282
2. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?tid=9051
3. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=102377#pid102377
4. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=102405#pid102405
5. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=102437#pid102437
6. Partie http://forum.computerschach.de/cgi-bin/mwf/topic_show.pl?pid=102479#pid102479

Stellung vor dem Verlustzug 22...g5??
Erik Seiler – Mephisto Amsterdam 16bit


Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


    [Event "VM 120'/40"]
    [Site "Pfaeffikon"]
    [Date "1986.??.??"]
    [Round "7"]
    [White "Seiler, Erik"]
    [Black "Mephisto Amsterdam 16bit"]
    [Result "1-0"]
    [WhiteElo "1916"]
    [BlackElo "2000"]
    [ECO "C42"]
    [Annotator "Utzinger,K"]
   
    1.e4
        {Eine Prognose für diese letzte Partie war schwierig. Infolge des unkonventionellen Stils des Weiss-Spielers (ELO 1916), der am liebsten unklare Verwicklungen, wenn möglich mit ungleichem Materialverhältnis, liebt, konnte alles passieren.}
    1...e5 2.Nf3 Nf6 3.Nc3
        {Aha, Erik Seiler will nichts von der Russischen Verteidigung wissen. Schade für den Bediener, der wusste, dass Mephisto Amsterdam ein gutes Repertoire über die Russische Verteidigung enthält.}
    3...Bb4
        {Schwarz letzter Buchzug, eigentlich sträflich, das Computerprogramm in dieser Stellung schon auf sich allein zu stellen.}
    4.Nd5
        {Und schon weicht Weiss von den gängisten Varianten ab. Diese Fortsetzung wird auf höchstem Niveau sehr selten gespielt. Gemäss meiner grossen Datenbank hat Weiss damit eine geringe Erfolgsquote von 46 %.}
        ( 4.Nxe5 O-O 5.Be2 Re8 6.Nd3 Bxc3 7.dxc3 Nxe4 {ist eine übliche Variante.} )
    4...Nxd5 5.exd5 e4
        {Gut ist auch die sofortige kurze Rochade.}
    6.Nd4 O-O 7.Be2
        {Sprach etwas gegen 7.Lc4 womit der d5-Bauer sofort gedeckt bleibt.}
    7...Qg5
        {Gewinnt einen Bauern, vernachlässigt aber sträflich die eigene Entwicklung. Diese dogmatische Einstellung ist falsch, denn Schwarz wird den wichtigen Zentralbauer auf d5 erobern und es scheint wirklich fraglich, ob und wo Weiss für den Bauern irgend welche Kompensation erhält. Jedenfalls habe ich in meiner grossen Datenbank praktisch nur Schwarzsiege gefunden.}
    8.O-O Qxd5 9.Nb3
        {?! Ein seltsam anmutender Rückzug anstelle der stellungsgemässen Möglichkeiten von 9.c3 oder 9.Sb5.}
    9...Qe5
        {Ein erneuter Damenzug anstelle der Entwicklung von Figuren. Hofft das Computerprogramm, d7-d5 spielen und anschliessend mit Ld6 wegen Mattdrohung auf h2 ein Tempo gewinnen zu können?}
    10.d4
        {Die richtige Reaktion mit Angriff auf die Dame. Entweder muss die verschwinden, also schon wieder Zeit verlieren, oder findet der weissfeldrige Läufer nach dem En-Passant-Schlagen einen guten Platz auf d3, während sich gleichzeitig die e-Linie öffnet.}
    10...exd3 11.Bxd3 Re8 12.Qg4
        {Ein forscher Damenzug auf der Suche nach schnellem Gegenspiel am Königsflügel.}
    12...Nc6
        {Der Computer bewertet sich mit 0.96 und Vorteil}
    13.Qh4
        {Zwingt den Gegner zu einer Schwächung seiner Bauernstruktur am Königsflügel.}
    13...h6 14.f4
        {Unkonventionell getaltet Weiss die Partie. Man hätte eher den ein Tempo gewinnenden Entwicklungszug 14.Lf4 Dxb2 mit unklarer Stellung erwartet.}
    14...Bc5+
        {Den Vorzug verdiente 14...Le7 mit Angriff auf die weisse Dame. Das Läuferschach zwingt den gegnerischen König in die Ecke, wo er so oder so hin wollte.}
    15.Kh1 Qe7
        {Kein Fehler, aber noch immer war 15...Le7 die bessere Option.}
    16.Qg3 Nb4
        {Geht auf Abtausch aus, verliert aber erneut wertvolle Zeit, die man besser in die Entwicklung mit beispielsweise 16...d5 investiert hätte.}
    17.Bd2 Nxd3 18.cxd3
        {Aufgrund der klar besseren Entwicklung und der grösseren Aktivität seiner Figuren steht nun Weiss bereits besser.}
    18...Bd6
        {Nicht so schlecht, wie man auf den ersten Blick annehmen sollte. Schwarz hat einfach keine guten Alternativen. So scheitert 18...d5 an 19.Tae1 und nach dem Tausch der Türme auf e8 hängt der Lc5. Vielleicht war es noch am besten, sich auf die nach 18...d6 oder 18...b6 entstehenden Stellungen einzulassen.}
    19.Bc3
        {Zug um Zug bringt Weiss seine Figuren in bessere Stellungen. So droht Matt mit Dxg7. Als Bediener hatte ich schon ein schlechtes Gefühl.}
    19...Qf8
        {Verständlich, dass Schwarz nicht 19...f6 zieht, weil er dann diesen Bauern sofort wieder verlieren würde mit immer noch schlechterer Stellung.}
        ( 19...f6 20.Rae1 Qf7 21.Rxe8+ Qxe8 22.Bxf6 )
    20.Nd4
        {Auf dem Weg zum Königsflügel, sprich nach f5.}
    20...f6
        {Das ist früher oder später unausweichlich.}
    21.Rae1 Rxe1 22.Rxe1 g5
        {?? Das schlägt dem Fass den Boden aus. Natürlich war Entwicklung des Damenflügels mit 22...b6 angesagt. Denn nach dem Textzug ist Schwarz bereits verloren.}
    23.Bd2
        {?! Schade, in wenigen Zügen aus wäre es mit 23.Sf5! gewesen. Der Textzug gewinnt auch, aber einiges langsamer. Die wichtigsten Hauptvariante nach 23.Sf5 findet man unten.}
        ( 23.Nf5 Bxf4 24.Qf3 Be5 25.Qh5 d6 26.Nxh6+ Kg7 27.d4 Bf4 28.g3 Bd7 29.gxf4 Re8 30.Nf5+ Bxf5 31.Rxe8 {+-} )
    23...Qf7
        {Etwas mehr Widerstand leistete 23...b6 24.Sf5 +-}
    24.Nf5
        {Droht Damengewinn mit Sxh6+ obwohl 23.Sb5 die objektiv beste Wahl war.}
    24...Bf8 25.fxg5 fxg5
        {Oder 25...hxg5 26.Dxc7 +-}
    26.Rf1
        {Nach Öffnung der f-Linie hat Weiss endgültig ein gewonnenes Spiel. Schwarz, noch immer unterentwickelt, ist absolut hilflos.}
    26...Qxa2
        {?? Unglaublich, was sich der Computer da erlaubt. Die beste, aber schliesslich ungenügende Verteidigung bestand in 26...De8}
    27.Qxc7
        {Genügt zum Gewinn. Das hübsche Opfer 27.Lxg5 ist jedoch eine zwingende Mattvariante.}
        ( 27.Bxg5 d6 28.Bxh6+ Kf7 29.Nxd6+ Ke6 30.Bxf8 Kd7 31.Qg4+ Kd8 32.Qg5+ Kd7 33.Nc4 Qa3 34.bxa3 b6 35.Qd5+ Ke8 36.Qf7+ Kd8 37.Qe7# )
    27...Kh7 28.Bc3
        {Weiss hat die richtige Aufstellung gefunden und lässt den Gegner hilflos im Netz zappeln.}
    28...Qd5 29.Qd8 Qg8 30.Ng3
        {Ein siebenzügiges Matt war mit 30.Se7 möglich.}
    30...Bc5 31.Qc7 Be3 32.Nh5
        ( { [Komodo 9 64-bit ] 23:M8} 32.Qe5 Bf4 33.Qe7+ Kg6 34.Qf6+ Kh7 35.Nf5 g4 36.Rxf4 Qf8 37.Qxf8 Kg6 38.Qf6+ Kh7 39.Qg7# )
    32...Qe6 33.Qd8 Kg6 34.Rf6+ Kxh5 35.Rxe6 dxe6 36.Qe8+ Kg4
        {Und nach dem folgenden Zug, gab Mephisto Amsterdam kurz vor dem Matt stehend auf. Mit dem Spiel des Computerschach Weltmeisters an dieser Klub-Meisterschaft war ich nicht zufrieden. Mit 3 Pkt aus 7 Partien und einer Gewinnquote von 42,8 % hätte man noch leben können. Doch die Art und Weise, wie das Programm teilweise unterging, war überraschend wie unerwartet.}
    37.Qf7 1-0
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