Not logged inCSS-Forum
Forum CSS-Online Help Search Login
CSS-Shop Impressum Datenschutz
Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Schachspielen im Internet - Fluch oder Segen für das Schach?
- - By Tobias Lagemann Date 2009-02-06 23:28
Hallo zusammen,

auf Schach International (einer m.E. sehr guten Schachnachrichtenseite!) findet sich aktuell -> http://www.chess-international.de/?p=399#more-399

Die mit dem Artikel angestoßene Diskussion passt ja ein klein wenig zu den Fragestellungen, die hier im Forum in den letzten Tagen aufgeworfen wurden.

Viele Grüße
Tobias
Parent - By Dietmar Klinger Date 2009-02-07 00:17
Hallo Tobias !

Ich finde die Möglichkeit im Internet Schach zu spielen große Klasse.
Bei mir ist es der ICC und ich möchte Diesen nicht missen.
Gerade durch das Internet kann ich meinen Plan selbst festlegen wann ich spiele.
Habe keinen Anreiseweg und keine Fahrtkosten. Ich erspare dadurch viel Zeit.
Schließlich habe ich auch noch eine Famile und andere Hobbys.
Ob das Menschliche dabei auf der Stecke  bleibt, weil der unmittelbare Kontakt
zum  Gegenüber und die Turnier-Atmosphäre fehlt glaube ich nicht.
Also ich habe damit kein Problem. Es gibt genügend andere Möglichkeiten für
eine menschliche Kommunikation.
Das ist allerdings alles Ansichtssache und ich betrachte es eben aus meiner Sicht.

MFG Dietmar
Parent - By Peter Martan Date 2009-02-07 09:06 Edited 2009-02-07 09:09
Hallo Tobias!

Ich glaube auch, dass es das Internet zu einem guten Teil ist, das eine schachliche Werteinflation wenn schon nicht herbeigeführt, so doch enorm beschleunigt hat.
Die threads der letzten Zeit haben mir eigentlich weniger vom konkreten Inhalt als einem gemeinsamen Tenor der Verunsicherung gezeugt, was im Schach noch zählt und wovon man noch beindruckbar ist.
Dass man auch mit Unterstützung modernster hard- und software als Mensch nicht einmal den Geheimnissen der 6Steiner wirklich auch nur auf der Spur ist, dass man vom Computer diesbezüglich sogar im Endspiel weniger durch die Rechnerleistung als die gespeicherten Daten überfordert ist und dass man schon gar nicht mehr glauben kann, dass man selbst Fernschach gegen den Schnellschach spielenden Computer gewinnen kann, wenn der entsprechend klug eröffnet, macht mich erst recht immer wieder sehr grüblerisch, wohin das Spiel eigentlich geht.
Meine langjährige Sammlertätigkeit, Eröffnungsvarianten zu einem Buch zusammenzustellen, obwohl ich sie schon seit Jahren auf ein möglichst enges, spezialisiertes Repertoire beschränke und darauf, nur Gewinnvarianten und keine Remis zu speichern, schreitet immer schleppender voran.
Spätestens seit R3 finde ich mit Unterstützung der verschiedenen Programme weniger und weniger Varianten, die noch eine echte Bereicherung an Spannung und Verwicklung darstellen, einfach weil die groben Schnitzer in der Eröffnungsphase schon weiter und weiter ins Mittlespiel ausgemerzt sind und die kleinen Fehler, die auch gute engines in der Eröffnung immer wieder machen, weniger und weniger über die Remisbreite hinausführen.
Natürlich liegt das weniger an meinen eigenen Bemühungen und mehr an der Datenbankgröße, die natürlich nicht nur im Internet gewachsen ist sondern schon viel früher mit der langen Tradition des Spiels und dann den Computerbüchern, die es zu kaufen gab und gibt.
Dass aber immer mehr gespielt wird und der statistische Erfolg und Mißerfolg von Varianten sich immer schneller zeigt und niederschreibt, hat das Spiel schon ganz wesentlich verändert.
Hat Bobby Fischer noch persönlich darunter zu leiden gehabt, sich immer mehr Eröffungsvarianten  als einzelner Sportler merken zu müssen, stehen wir alle als Hobby- und als Turnierspieler mittlerweile vor einem sehr viel größeren Problem der Datenbanken in denen das alles, was damals für ihn relevant war und ein vielfaches davon gespeichert ist, jederzeit im Internet abrufbar und omnipresent.
Macht ja nix, ist ja suppi, kann man auch sagen, wird es halt so wie mit Sukoku, der Computer spuckt eins aus und man versucht nur noch, die Lösung, die der ja gespeichert hat, möglichst schnell zu finden.
Schach auf diese Art nur noch gegen einen Riesendatenspeicher zu spielen, der gar keinen Rechner mehr braucht, mag auch seine Reize haben, es ist nicht mehr der Forscher und nicht mehr der Sportler gegen den Sportler gefordert.
Ich glaube nicht, dass die 32Steiner 2035 fertig sein werden, aber dass es kaum noch was wirklich Neues am Brett zu entdecken gibt, habe ich manchmal schon jetzt etwas das Gefühl.
Es wird nicht erst mit dem Internet und seiner Verbreitung des Schachs darin aber dadurch explosionsartig schnell mehr und mehr und nur mehr ein Wissensquiz.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-02-07 10:10
Hallo Tobias

Für mich (als  praktisch Nicht-Server-Nutzer) weder Fluch noch Segen.
Natürlich fehlt der menschliche Kontakt. Wenn ich schon belanglose
Blitz-Partien spiele, dann macht mir das nur Spass, wenn ich einer
Person in Fleisch und Blut gegenübersitze, wo beide ab und zu "dumme"
Sprüche loslassen und wo man zwischendurch auch etwas Lachen kann.
Findet man (ausnahmsweise) Gegner auf dem Server, die bereit sind,
Partien mit langen Bedenkzeiten (60m+20s, 90m+30s) auszutragen, dann
macht es wiederum wenig Spass, weil man nicht weiss, ob des Gegners Züge
eigenem Hirnschmalz entsprungen sind ... oder ob eben doch (man will ja
gewinnen) im Hintergrund die seelenlose Maschine agiert. Von daher kann
ich Server-Partien zwischen Mensch-Mensch nichts abgewinnen.

Eher als Fluch zu sehen ist die Tatsache, dass es so starke Computerprogramme
auf schneller Hardware gibt, die man (auch in meinem ansonsten geliebten) Fernschach
einsetzt und ich am Ende einer Partie - trotz enormem Arbeitseinsatz - nicht mehr so
recht stolz auf meine eigene Leistung sein kann. Man stelle sich einen Van Gogh vor,
bei dem in den wichtigsten Momenten ein Computer den Pinsel schwingt ...

Aus den genannten Gründen macht mir Schach je länger je mehr nur noch richtig
Freude (und manchmal natürlich auch Leid), wenn ich am Brett einem menschlichen
Gegner gegenübersitze. Es gilt die bessere Vorbereitung und wer heute besser
drauf ist, es zählt nur die Eigenleistung.

Mfg
Kurt

Mfg
Kurt
Parent - By Peter Martan Date 2009-02-07 11:20
Ganz deiner Meinung, Kurt!
Die banale fehlerhafte Auseinandersetzung mit den eigenen Entscheidungen unter Zeitdruck und denen des (möglichst menschlichen, damit sich der wenigstens auch ärgern kann ) Gegenübers wobei der vorletzte Fehler gewinnt, das ist es nach wie vor.
Der Zeitdruck gehört irgendwie auch dazu, weil man sonst keinen Grund hat, sich zwischen 2 oder mehreren gleichguten Zügen zu entscheiden, dann kann man ja genau so gut bei der Endlosanalyse der Grundstellung bleiben .
Auch wenn ich eine Fernpartie spiele und weiß, der Gegner lästert schon, dass ich auf so eine Stellung Wochen verwende, plagt mich der Stress, wenn ich mich zum hundersten Mal mit derselben Alternativvariante beschäftigte und ich will endlich wissen, wie es weitergeht.
Nun braucht man eigentlich nicht unbedingt einen Zweiten auf der anderen Seite des Brettes und kann sich auch mit sich allein, auch ganz ohne Computer, furchtbar ärgern, dass man auf die Lösung eines Endspiels nicht und nicht drauf kommt aber der Genuss ist halt ein anderer, wenn ein paar Obergescheite um das Brett herumstehen und man genau weiß, die wissen auch nicht mehr als man selbst.

Das alles kann einem kein Internet wegnehmen, das geht ja auch online nicht sooo viel schlechter, wenn man neben dem Spielen (oder spielen lassen, ist ja zeitweise, wenn man sich mit dem Blechtrottel einig ist, auch ganz lustig ) noch Zeit zum Tippen oder telefonieren hat.
Was wirklich anders geworden ist, ist der Bekanntheitsgrad von allem, was man in der Eröffnung noch Sinnvolles probieren kann.
Da freut es einen einfach nicht mehr, eine Variante auswendig zu lernen und sich Fallen zu überlegen, in die keiner mehr tappt, wenn er die Datenbank daneben offen hat und dauernd lästert, wo und wie das zuletzt gecheitert ist.
Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Schachspielen im Internet - Fluch oder Segen für das Schach?

Powered by mwForum 2.29.3 © 1999-2014 Markus Wichitill