Hier ein Auszug aus chess-international.de:
Zitat:
War da noch was? Ja, eine Partie dauerte genau 60 Züge, und das war kein Zufall. Carlsen-Topalov – noch verrate ich das Ergebnis nicht, mitdenkende Leser wissen, dass Carlsen nicht gewann. Nach der Eröffnungsphase sagte Carlsen in der „confession box“ sinngemäss „ich bin mit meiner Stellung zufrieden, da Topalov nicht gerne verteidigt.“ Die confession box ist eine neue Idee: Spieler können laufende Partien kommentieren, ohne dass der Gegner mithört. Neu jedenfalls laut Norway Chess Eigenwerbung – Anand erwähnte später, dass es das ähnlich u.a. beim Botvinnik Memorial in Moskau gab. Was Carlsen vielleicht meinte: „die Stellung ist trocken-ausgeglichen, ich warte auf gegnerische Fehler“. Die kamen dann auch: Laut Livekommentator Gustafsson hätten „98% aller Grossmeister“ 22.h4 mit 22.-h5 abgefedert, Topalov spielte 22.-Sa4!? – geht wohl noch, wenn man konsequent fortsetzt (Gegenspiel am Damenflügel mit 23.-Sc3). Aber nein, Topalov machte das nicht, und nun stand Carlsen besser. Später entstand ein Endspiel mit Damen, ungleichfarbigen Läufern und weissem Mehrbauer – womöglich immer noch remislich bis Topalov 44.-Kh7? spielte (44.-Kg7). War es bis dahin und auch danach eine Carlsen-Modellpartie oder ein „Kaninchen vor der Schlange“ Auftritt von Topalov? Vielleicht beides …. . Mit 59.-Dxf2 spielte Topalov „alles oder nichts“ – entweder ist es danach Remis, oder Weiss kann forciert gewinnen, letzteres ist die objektive Wahrheit. Carlsen spielte schnell 60.Dg5+ Kf7 und überlegte dann seelenruhig, schliesslich war die Zeitkontrolle nach 60 Zügen erreicht? Bis ein Schiedsrichter eingriff – Zeitüberschreitung von Carlsen, es gibt nämlich nach dem 60. Zug keine extra Bedenkzeit, nur 30 Sekunden Inkrement pro Zug. Das war die Mitteilung des Schiedsrichters vor der Runde!
Später haben sich die Organisatoren bei Carlsen offiziell entschuldigt – wie sich herausstellte, hatten sie vergessen, die Zeitkontrolle im Spielervertrag zu erwähnen. Ja, die Chess Tour setzt neue Masstäbe im Schach … . Konsequent Carlsen-freundlich wäre, das Ergebnis zu streichen und die Partie nach dem 60. Zug mit einer Minute Bedenkzeit für ihn wieder aufzunehmen – ging allerdings nicht, da der forcierte weisse Gewinn zwischenzeitlich mehrfach im Internet erwähnt wurde. Carlsen selbst machte allerdings ca. drei Fehler: Er konnte pünktlich zur Runde erscheinen, er konnte nach dem 60. Zug einen Blick auf die Uhr werfen (und feststellen, dass es keine extra Minuten gibt), er konnte auch rechtzeitig einen Schiedsrichter fragen. Das tat z.B. Giri: „wenn ich gegen Grischuk spiele will ich immer wissen, mit welcher Zeitkontrolle“.