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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Sonderbare Regel - wie muss richtig entschieden werden?
- - By Michael Bechmann Date 2015-03-27 19:17 Edited 2015-03-27 19:40
Heute hat der Gegner im Schachclub plötzlich einen seiner Turm vom Brett gestellt. Das fand ich seltsam, aber ich hatte das Regelwerk nicht im Kopf und es gibt doch immer wieder neue Merkwürdigkeiten. Die kann man alle gar nicht mit den Regeln erfassen.
Ich habe dann pragmatisch angenommen, dass der Gegner dann eben mit einem Turm weniger spielen will und wohl auch dann muss.
2 Züge später fiel ihm auf, dass ihm ein Turm fehlt und fragte mich(!), wo der Turm stehen muss.
Ich meinte, jedenfalls in dieser Partie nicht mehr auf dem Schachbrett, außer er schafft eine Unterverwandlung.
Ich wollte dann mal nett sein und ließ den Turm wieder hinein.

Im 54. Zug ließ er einen Turm auf Th4 fallen und rief "Schach" - Mein König stand auf b5.
Ich fand das "Schach" natürlich nicht und hatte auch noch hingenommen, dass er nachträglich den Tum auf h5 schob.
"Das ist doch klar, dass ich auf h5 wollte...".
Den Rest der Partie hatte ich allerdings nicht mehr ernst genommen.
---
In der zweiten Partie hatte ein anderer Gegner im 5. Zug aufgegeben.
Seine Begründung warum er seinen merkwürdigen Zug ausführte: "Ich hatte gerade darüber nachgedacht, was ich in die nächste Email schreiben soll..."

Nach der Partie erklärte er mir wortreich, warum er die Partie merkwürdig war. Es ist allgemein wohl üblich, dass man eine schlechte Partie fast unbegrenzt begründen muss mit der grundsätzlichen Aussage,
dass die Ausfälle doch alle begründet seien und die müsse man dann doch tolerieren. Und so wäre die Partie dann doch eigentlich gewonnen, wenn man es doch genau nähme...
---
Ich finde allerdings, dass man sich nicht immer unbedingt förmlich und wortreich entschuldigen muss, wenn man verloren hat und auch nicht darüber nachdenken, dass man die Partie doch gewonnen hätte.
Parent - - By Michael Bechmann Date 2015-03-27 23:55
Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


Als Schwarz realisiert hatte, was er gemacht hatte gab er sofort auf. Ich musste diesmal im
Gegensatz zur Vorpartie nicht erklären, wann ein Zug gemäß 4.7. ausgeführt
ist. 
Was man so denkt bei einer Schachpartie ist schon manchmal merkwürdig:
Seine Begründung war, dass er eben darüber nachgedacht hatte, was er
in der nächsten Email schreiben würde. 

besseres Beispiel: Der Weltmeister M. Tal hatte 1964 in Kiew bei der UdSSR-Meisterschaft in einer
Partie auch darüber nachgedacht, wie man ein Nilpferd aus einem Teich ziehen
könnte und wieviele Personen man dafür bräuchte. Er fand die Lösung nicht
und beschloss "Dann soll es eben untergehen!". Aber die Partie hat er gewonnen.
Parent - - By Klaus Meier Date 2015-03-28 04:35 Edited 2015-03-28 04:42
Michael Bechmann schrieb:


Als Schwarz realisiert hatte, was er gemacht hatte gab er sofort auf. Ich musste diesmal im
Gegensatz zur Vorpartie nicht erklären, wann ein Zug gemäß 4.7. ausgeführt
ist. 
Was man so denkt bei einer Schachpartie ist schon manchmal merkwürdig:
Seine Begründung war, dass er eben darüber nachgedacht hatte, was er
in der nächsten Email schreiben würde. 

besseres Beispiel: Der Weltmeister M. Tal hatte 1964 in Kiew bei der UdSSR-Meisterschaft in einer
Partie auch darüber nachgedacht, wie man ein Nilpferd aus einem Teich ziehen
könnte und wieviele Personen man dafür bräuchte. Er fand die Lösung nicht
und beschloss "Dann soll es eben untergehen!". Aber die Partie hat er gewonnen.



Bechmann, Oberlaender ??

Unmöglche Züge werden beim Standardschach korrigiert.
Im Falle des Turms, der vom Brett genommen wurde,
Wird ohne Turm weiter gespielt, wenn keiner der Spieler reklamiert.
Wird erst dann reklamiert nachdem 6 Züge ohne Turm ausgeführt wurden,
wird der Schiedsrichter vermutlich entscheiden, das nun ohne Turm weiter gespielt wird.
Parent - - By Michael Bechmann Date 2015-03-28 15:25
Danke - ich wollte mal wissen, was ein Schiedsrichter dazu sagen müsste, wenn es keine Regeln in der Schachordnung dazu gibt.
Parent - - By Klaus Meier Date 2015-03-28 19:45 Edited 2015-03-28 20:31
Michael Bechmann schrieb:

Danke - ich wollte mal wissen, was ein Schiedsrichter dazu sagen müsste, wenn es keine Regeln in der Schachordnung dazu gibt.


Doch, es gibt Artikel 7 der FIDE-Schachregeln. Der Artikel behandelt Regelverstöße.
Zu deiner Frage passt wohl am besten folgender Artikel 7.6 der FIDE-Schachregeln:

7.6 Wenn während der Partie festgestellt wird, das eine Figur von Ihrem Feld verschoben worden ist, wird die Stellung vor dem Regelverstoß wiederhergestellt. Falls die Stellung unmittelbar vor dem Regelverstoß nicht festgestellt werden kann, wird die Partie aus der letzten bekannten Stellung vor dem Regelverstoß weitergespielt.

Allerdings war der Turmzug nach h4 kein Regelverstoß. Der Zug war ja offenbar möglich. Bei Spielen zwischen Anfängern darf man das alles nicht so ernst und genau nehmen.
Parent - - By Michael Bechmann Date 2015-03-28 23:33 Edited 2015-03-28 23:36
Danke.

2k5/1p6/1PP5/pK6/P6r/8/2P5/8 w - - 0 55
In der PC-Analyse stellte sich dann heraus, dass der Zug auf h4 nur ganz wenig schlechter gewesen war. Ich stand auf Verlust.
Th4 #-21 und mit Th5 # -16.

Schwarz rief "Schach" - ich sah kein Schach. Dann griff er wieder zum Turm um den Zug zu korrigieren.
Das reklamierte ich nun nach Regel 4.7, Satz 1 ("Wenn als regelgemäßer Zug oder Teil eines regelgemäßen Zuges eine Figur auf einem Feld losgelassen worden ist, kann sie in diesem Zug nicht mehr auf ein anderes Feld
gezogen werde").
Zum einen hatte ich bereits im 14. Zug zugelassen, dass Schwarz seinen Turm aus dem Spiel nahm und ihn 2 Züge wieder aufs Brett setzte.
Zum anderen sah ich den Zug 54..Th4 nicht so entscheidend schlechter als 55..Th5+ wie auch die PC-Analyse zeigte.
Schwarz brach ab und schimpfte, dass ich auf so "billige Weise in aussichtsloser Situation zum Sieg kommen will". Dies war formell eine Aufgabe.
Nötig war es nicht, denn auch mit 54..Th4 mit Matt in 21 war die Situation für mich auch aussichtslos wie PC-Analyse zeigt:   54..Th4 #-21 bzw. 55..Th5+ #-16.

Wir hatten das inoffiziell auch mit Th5 weitergespielt, bis es dann im 96. Zug besiegelt war.
Parent - - By Klaus Meier Date 2015-03-29 05:16
Na Ja, in einem Schachclub habe ich so was stümperhaftes, wie du es hier beschreibst, noch nie erlebt . Nicht in den vergangenen 40 Jahren.
Vermutlich war dein Gegner ordentlich betrunken. Kommt auch mal vor
Parent - - By Chess Player Date 2015-03-29 16:27
Klaus Meier schrieb:

...
Vermutlich war dein Gegner ordentlich betrunken. Kommt auch mal vor

Nur der Gegner?
Parent - - By Klaus Meier Date 2015-03-30 08:22
Chess Player schrieb:

Nur der Gegner?


Hab's halt extra höflich formuliert

Hier fühlen die Leuts sich ja sonst so schnell beleidigt.
Vermutlich waren beide Spieler Oberkante-Unterlippe sturz-besoffen.
Parent - - By Michael Bechmann Date 2015-03-30 20:02 Edited 2015-03-30 20:08
Nein, ich bin nicht beleidigt.

Nein, der Gegner war nicht betrunken und ich auch nicht. Das wäre auch nachmittags schon bedenklich. Wir sind doch nicht in einer düsteren Spelunke in einem Verein wo reichlich Bier und andere prozentigen Getränke geleert wird
sondern in einer Kultur-und-Begegnungsstätte.

Da gibts bei mir gewissen vernünftige Regeln: Alkohol passt nicht zum Fahren, zum Schach usw. Warum muss man seine eigene ohnehin begrenzte Leistung mutwillig herabsetzen?
Und kann man wenigstens für mehrere Stunden das Saufen mal unterbrechen? Man darf doch auch in jedem anderen Sport nicht besoffen auftreten.

Stattdessen erklärte er mir einer kleinen Rede, warum er die beschriebenen mentalen Ausfälle hatte und dass er doch eigentlich gewonnen hätte.
Er hätte auch gewonnen, wenn er nicht selber aufgegeben hätte.

Ich finde es jedenfalls putzig, dass die Gegner oft lange begründen, warum sie gerade in dieser betreffenden Partie verloren hat und das stets in irgendwelchen Unregelmäßigkeiten zu finden ist und das man doch eigentlich
gewonnen hätte, wenn alles das so nicht passiert wäre.
Ich sage dann sinngemäß, dass man sich doch entschuldigen muss, wenn man verliert.
Ich entschuldige mich doch auch nicht, dass ich beim Schach meinen Job mache, nämlich zu gewinnen (und mich dabei zu konzentrieren). 
Parent - By Michael Bechmann Date 2015-03-30 21:42
Korrektur: Ich sage dann sinngemäß, dass man sich doch nicht entschuldigen muss, wenn man verliert.
Parent - By Benno Hartwig Date 2015-03-31 09:20
Sportkameraden, die in der Wettkampfauseinandersetzung ihre Nerven einfach nicht unter Kontralle haben, findet man auch in allen Sportarten.
Es ist dann schon manchmal grotesk, wie sie sich daneben benehmen.
Etwas später können sie dann durchaus auch wieder ganz lieb sein.

Benno
Parent - By Chess Player Date 2015-03-29 16:32
Der Schiedsrichter kann und darf nur Regelkonform entscheiden, sonst rein gar nichts!
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